Erneut Luft-Blockade eines Uran-Transportes

Eichhörnchen 05.06.2008 03:15 Themen: Atom
Urantransport von Gronau nach Russland stand 77 Minuten still.Französische Aktivistin seilte sich erneut vor dem Zug ab.
Am 4. Juni 2008 wurden erneut 1000 Tonnen gefährlichen abgereicherten Uranmüll in Form von UF6 aus Gronau von der Firma Urenco transportiert. Die heiße Fracht soll noch in den Kommenden Tagen nach Russland verschifft werden. Zahlreiche AtomkraftgegnerInnen hatten wieder Protest angekündigt. So fand eine Demonstration in Münster statt. Der Zug traf aber mit erheblicher Verspätung in Münster ein. Grund dafür war die Abseilaktion einer französischen Aktivistin bei Steinfurt-Borghorst.

Die Bilder vom 16. Januar 2008 sind haften geblieben. Damals wurde der Uranzug bei Metelen durch die Kletteraktion einer Französischen Aktivistin , Cécile Lecomte, für beinahe 7 Stunden gestoppt. Am gestrigen Mittwoch hing sie wieder oberhlab von der Schiene, um Ihren Protest gegen die Atomkraft kund zu tun. Der Hubschrauber hatte sie entdeckt, als sie an einer in etwa 15 Meter Höhe angeschlagenen Traverse (quer gespanntes Seil) hing. Der Zug kam etwa 70 Meter vor Ihr zum stehen, als sie sich in etwa 6 Meter Höhe abseilte.

" So lange Atommüllanlagen in Betrieb sind, werde ich meinem Widerstand kreativ Ausdruck verleihen". So Lecomte. Und sie fährt fort : " Urenco hat angekündigt, die Urantransporte nach Russland ab 2009 einzustellen. Die heiße Fracht soll aber dafür in die Zukunft nach Pierrelatte in Frankreich gebracht werden. Aus der Sicht, aus dem Sinn... Die Gefahr wird dadurch aber nicht geringer! "

Die Polizei reagierte zunächst sehr nervös auf die Aktion, ein Polizist versuchte die Aktivistin mit Pfefferspray zu attakieren. Er vergifftete sich aber selbst. Die Presse wurde an ihrer Arbeit erheblich behindert und kam kaum ran. Die Bundespolizei rückte recht schnell mit einer Spezialeinheit nach. Anders als in Januar, wurde sie nicht per Hubschrauber aus Sankt Augustin eingeflogen. Die Spezial Einheit wird seit Januar nämlich "für alle Fälle" nach Müster verlegt, wenn ein Atom-Transport stattfindet. Die Räumung verlief ansonsten Störungsfrei.

"Fantasie ist eine Waffe", kommentiert die Lüneburger Aktivistin. "Ich kann sehr gut Klettern - ich bin sogar Frankreichmeisterin in Sportklettern gewesen - und setze meine Fähigkeiten entsprechend ein." Die gut gelaunte Aktivistin wurde etwa eine Stunde nach ende der Aktion nach Beschlagnahme ihrer Kletterausrüstung von der Polizei vor Ort entlassen.

Ihr Fazit: " Für mich ist es eine gelungene Aktion. Ich will durch solchen Aktionen deutlich machen, dass die Gefahren der Atomernergie uns alle angehen. Radioaktivität macht keinen Halt an der Grenze. Auf eine eventuelle juristische Auseinandersetzung und Anklage vor Gericht bin ich vorbereitet. Das macht mir keine Angst. Ich weiss wofür ich stehe und ich werde mich entsprechend verteidigen. Kriminell ist die Atomindustrie"

Wir sehen uns beim nächsten Atom-Transport?! Egal ob in der Luft oder auf der Schiene.

Unbeugsames Eichhörnchen



weitere Fotos:

http://www.anti-atom-aktuell.de/fotos/2008-06-04_uranzugstop
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Ergänzungen

Klasse Aktion!

ulf 05.06.2008 - 14:58
Ich finds sehr beeindruckend, so etwas zu machen. Solche Aktionen inspirieren andere Menschen, auch wenn es oft nicht danach aussieht bzw. AktivistInnen davon wenig mitbekommen. Weiter so!

Erklärung der DKP Lüneburg

DKP LG 06.06.2008 - 14:34
Ob Gronau oder Gorleben:
Atommüll verhindern, AKWs abschalten, Energiekonzerne enteignen!
DKP zeigt sich solidarisch mit Cécile Lecomte

Der jungen französischen Umwelt- und Friedensaktivistin Cécile Lecomte, die mit ihren wagemutigen Einsätzen bereits mehrmals auch in Lüneburg für Aufsehen sorgte, ist es am gestrigen Abend gelungen, den Urantransport aus der UAA Gronau via Rotterdam nach Russland vorübergehend zu stoppen. In der Nähe von Steinfurt seilte sie sich über den Gleisen aus einem Baum ab, worauf der Zug mit seiner gefährlichen Fracht für 75 Minuten angehalten werden musste.

Nachdem Cécile vom "Höhenrettungsteam" der Bundespolizei aus den Bäumen geholt wurde, wurde sie vorläufig festgenommen, kam aber nach Feststellung der Personalien wieder frei.

In diesem Jahr sollen wieder mit hochradioaktivem Atommüll beladene Castoren, aus La Hague kommend, quer durch die Republik in das Zwischenlager Gorleben rollen. Cécile wird auch wieder dabei sein, wenn sich Hunderte zu den Protestaktionen in Lüneburg und im Wendland versammeln. Auch hier wird sich die Bundespolizei wie in den Vorjahren verstärkt durch Sondereinsatzkommandos aus ganz Deutschland entlang den Gleisen und im Hinterland aufhalten, um den Transport sicher ins weniger sichere Zwischenlager durchzuprügeln.

Hierzu erklärt die DKP Lüneburg:

"Nicht der Wille der Menschen zählt, die mehrheitlich die Atomenergie ablehnt, sondern die Profitinteressen der Energiekonzerne stehen im Mittelpunkt dieser Politik. Die Energiekonzerne machen Riesenprofite, erhöhen ständig die Preise für Energie und erhoffen sich mit der Forcierung der Nutzung der Atomenergie noch höhere Profite. Der Widerstand der Antiatombewegung muss sich also nicht nur mit der Erscheinungsebene auseinander setzen, sondern vor allem mit der Ursache – dem kapitalistischen System. Wer in einem System über die ökonomische Macht verfügt, hat auch die politische Macht und dies unabhängig davon, wer den politisch geschäftsführenden Ausschuss, die Regierung stellen darf. Der Kampf der Antiatombewegung muss ein antikapitalistischer Kampf sein! Die Energiekonzerne gehören enteignet und unter demokratische Kontrolle gestellt."

Die Lüneburger DKP erklärt sich solidarisch mit der jungen Französin und allen, die sich gewaltfrei gegen die Atompolitik der Bundes- und EU-Regierung stellen.

"Mit der Ökologie-Bewegung teilen wir die Sorge um die Erhaltung der natürlichen Umwelt. Kommunistinnen und Kommunisten engagieren sich im Widerstand gegen die ... Beherrschung der Energievorräte durch die Monopole und gegen Atommülltransporte. Die DKP fordert den sofortigen Ausstieg aus der Atomenergie. Sie tritt dafür ein, dass Entscheidungen über Risikotechnologien ... unter demokratischer Beteiligung der Bevölkerung getroffen werden." (aus dem Programm der DKP)

Lüneburg, den 5. Juni 2008

UAG-2 macht Probleme

http://www.taz.de 09.06.2008 - 22:17
Der Ausbau der Urananreicherungsanlage in Gronau kommt nicht voran. Atomkraftgegner demonstrieren derweil weiter.

Der Ausbau der einzigen deutschen Urananreicherungsanlage im münsterländischen Gronau verzögert sich weiter. Hatte die Betreiberfirma Urenco Deutschland GmbH im Sommer 2007 noch verkündet, der Betriebsbeginn der Anlagenerweiterung mit dem Projektnamen "UAG-2" stehe unmittelbar bevor, will Firmensprecher Raimund Weber nun keinerlei Starttermin mehr nennen.

Auch zu der Frage, was genau zu der fast zwölfmonatigen Verzögerung geführt hat, macht Urenco, an der die beiden deutschen Energiekonzerne RWE und Eon beteiligt sind, keine Angaben. Gegenüber der taz räumte Urenco-Sprecher Weber aber indirekt Schwierigkeiten bei der Errichtung der Anlage ein: "Haben Sie schon einmal gebaut? Da gibt es immer wieder Probleme."

Als Betriebsgeheimnis gilt bei Urenco die Höhe der geplanten Produktionssteigerung. Bisher hat die Anlage eine Kapazität von 1.800 Tonnen "Urantrennarbeit". Die Anlage kann so 14 Atomkraftwerke versorgen. Im Februar 2005 hatte Nordrhein-Westfalens damaliger SPD-Energieminister Axel Horstmann, heute Lobbyist für den Atomstromkonzern EnBW, einen Ausbau auf 4.500 Tonnen jährlich durchgesetzt - das entspricht etwa 7.000 Tonnen Natururan.

Unklar bleibt, was künftig mit der abgereicherten Fraktion des Uranhexafluorids geschehen soll. Bis heute exportiert Urenco dieses offiziell als "Wertstoff" deklarierte Abfallprodukt nach Russland - dabei warnen Umweltorganisationen wie Ecodefence und Greenpeace, die Fässer mit dem radioaktiven, hochgiftigen Stoff würden in Sibirien unter freiem Himmel gelagert.

Zwar gaben die Vorstandsvorsitzenden von RWE und Eon, Jürgen Großmann und Wulf Bernotat, erst vor Wochen dem Druck der Umweltschützer nach. Im Jahr 2009 sei Schluss mit den Atommülltransporten nach Russland, hieß es. "Der Vertrag mit unserem russischen Partner Tenex läuft Ende 2009 sowieso aus", wiegelt dagegen Urenco-Sprecher Weber ab. Wo dem Gronauer Uranhexafluorid künftig aber der aggressive Fluoranteil entzogen werden solle, sagt er nicht. Denkbar seien Transporte ins südfranzösische Pierrelatte oder nach Großbritannien: "Vielleicht macht das ein englischer Anbieter noch günstiger." Vorerst könne der Atommüll auch in Gronau bleiben. "Wir haben hier enorme Lagerkapazitäten."

Die Reaktion sind Proteste: Am Mittwochabend blockierten Atomkraftgegner bei Steinfurt einen der Transporte. Rund 100 Umweltschützer protestierten zudem in Münster. "Wir machen weiter", sagt Matthias Eickhoff von der Initiative Sofortiger Atomausstieg, "bis die Urananreicherungsanlage stillgelegt wird".

Keine Angst vorm Atom

Extra3 09.06.2008 - 22:18

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