Freiburg: Der 2. Akt von Utopie leben
Zentrale Aktionen der zweiten Woche des Aktionsmonats Utopie leben war die Installation eines Parks im Eingang des Vauban auf dem vorderen Teil des Paula-Moderson-Platzes. Auf der Brachfläche, die zur Zeit inoffiziell als Parkplatz genutzt wird, wurden ungefragt selbstgezimmerte Pflanzenkübel aufgestellt und Beete angelegt. Sonst gab es Workshops zum alternativen Zusammenleben, Film, Konzerte, Tanz und einen gediegenen Abend.
Sonntag 25.Mai
Mit dem Film "Travail Allemangne" wurde in den Räumlichkeiten der KTS eine Filmreihe zum Widerstand im Nationalsozialismus eröffnet. Der Auftaktfilm erzählte die Geschichte von den beiden deutschen Wehrmachtsangehörigen Hälker und Heisel. Sie traten in Frankreich der Widerstandsorganisation "Freies Deutschland" bei. Dort unterstützten sie aktiv die französische Résistance gegen die Nazis, indem sie Waffen für sie stahlen, Informationen weitergaben und Flugblätter gegen die Nazis verteilten. Die Filmemacher begleiteten die beiden Deutschen an die Orte ihrer lebensgefährlichen Aktionen.
Mittwoch 28. Mai
Vom Parkplatz zum PARKplatz: Guerillia Gardening Aktion
Bereits am Sonntag hatten die ersten AktivistInnen mit Vorbereitungen begonnen, um aus einer brachliegenden Parkplatzfläche im Freiburger Vorzeigestadtteil Vauban einen Park entstehen zu lassen.
Am Mittwoch fand der eigentliche Aktionstag statt, mit viel Schweiß und EINIGEN Schubkarren Erde verwandelte sich die Kieswüste am Paula-Moderson-Platz in ein Stück grünen Freiraum. Die Stadt Freiburg, der diese Fläche gehört, will dort im Sommer ein Betonklotz unter "grüner Flagge", das Green Buisness Center, für Büro- und Geschäftsräume erstellen lassen. Dieser soll nach Vorstellungen der Stadtoberen dann den "grünen Eingang" zum Ökoviertel Vauban bilden. Dass die AktivistInnen und zahlreiche BewohnerInnen des Vauban sich diesen Eingang ganz anders vorstellen, wurde durch diese Aktion mehr als deutlich. Statt Autos stehen jetzt selbstgezimmerte Blumenkübel, Pflanzen und Parkbänke. Wo in naher Zukunft ein langweiliger grauer Riese in den Himmel ragen soll, befindet sich jetzt ein besetzter PARKplatz.
Zahlreiche Kinder nutzten die neuen Möglichkeiten zu Spaß und Spiel im "Grünen". Es ist eine seit langem beklagte Tatsache, dass gerade in städtischen Gebieten zu wenig Naturspielflächen zu Verfügung stehen. Um so bedauerlicher sind daher die Pläne der Stadt Freiburg, die letzten freien Flächen für große Bau- und Prestigeprojekte zu nutzen. Ähnlich wie bei der geplanten Umgestaltung des Platzes der alten Synagoge stehen weniger die Bedürfnisse und Interessen der BürgerInnen, als das Renomierbedürfnis der Stadtoberen im Zentrum der Planung. Eine Beteiligung der betroffenen BewohnerInnen an der Entscheidungsfindung scheint nicht vorgesehen.
Noch am selben Abend wurde der neugeschaffene Grünraum ausgiebig genutzt. Zwischen Stauden und Bauzäunen fand das wöchentlich Plenum des Aktionsmonats Utopie leben statt, danach gab es auf einer aufgebauten Leinwand "schwarze Katze, weißer Kater" zu sehen.
Da der Park aber noch lange nicht fertig ist, es gibt noch eine zweite Hälfte zu begrünen, hat sich spontan eine "Gärtnergruppe" zusammengefunden die dieses Projekt weiter vorrantreiben will.
Die Aktion schreien für und gegen alles ließ vom Kanonenplatz aus Zorn, Hass, Wut, Schmerz, Aggressionen, Freude, Hochgefühle, Begeisterung und Zufriedenheit über die Dächer der Stadt schallen. Die 15 Anwesenden ließen ihren Emotionen freien Lauf, was von den Umstehenden meist positiv aufgenommen und teilwise sogar mit dem eigenen Stimmvolumen unterstützt wurde.
Donnerstag 29.Mai
Einer guten Tradition folgend, öffnete auch diesen Donnerstag auf dem Wagenplatz der Schattenparker die WagenheBAR. Die zahlreichen BesucherInnen erwartete Steinofenpizza, Feuer, Konzerte und viel Wasser von Oben. Ein Poi-Workshop mit reger Beteiligung hatte bereits am späten Nachmittag begonnen und wurde zwanglos in die Party am an der Bar des Wagenplatzes übergeleitet. Unter den Rhythmen zweier Bands, bei Pizza und Bier, konnte der Tag gediegen ausklingen. Anschliessend war ein gemeinschaftlicher Spaziergang zum nahegelegenen ehemaliegen Müllberg, zur Filmvorführung, "We feed the world", angedacht. Doch die dunklen Wolken öffneten ihre Schleusen und es stürzten ware Bäche herab, so dass dieser Programmpunkt leider ins Wasser fiel.
Freitag 30.Mai
Wie jeden letzten Freitag im Monat rollte, allerdings diesesmal mit utopischer Beteiligung, die critical mass mit einem Pulk von Fahrrädern über die Strassen der Stadt. Das bekannte Konzept nutzte auch diesesmal die zwangsläufige Aufmerksamkeit der motorisierten StrassenteilnehmerInnen, um auf ökologische Formen der Fortbewegung, die irrsinnigen Fahrpreise der öffentlichen Verkehrsmittel und Freiheit der Mobilität hinzuweisen.
Am Abend waren Laber-Feuer und VoKü auf der Sternwaldwiese geplant, doch auch an diesem Tag wollte das Wetter nicht so recht mitspielen. Statt Laberfeuer auf der Sternwaldwiese gab es Coutchkreise im trockenen Cafe in der KTS. Die VoKü gabs trotzdem und der Laber-Aspekt kam auch nicht zu kurz.
Samstag 31.Mai
Gemeinschaftlich anders leben!? Diese Frage stellten sich am Samstag rund 80 Menschen in den Räumlichkeiten des u-Asta. Dort stellte eine Referentin verschiedene Kommunen und Ökodörfer Deutschlands vor, ein Workshop zur Konsensfindung informierte die TeilnehmerInnen über Stratigienen zur basisdemokratische Entscheidungsfindung. Außerdem stellten sich die Projektgemeinschaften Solidarisch Wirtschaften Arbeiten Leben und die Gründungsgruppe für die Kommunita Lotta, beide aus Freiburg, vor.
Das SCI veranstaltete auf der Kajo eine street action on Utopia. Hier wurden PassantInnen mit unerwarteten Daten und Fakten, a la "wieviele der Einwohner besitzen in Entwicklungsländern ein Auto und wieviele in Deutschland", zum kritischen Denken und Reflektieren angeregt.
Sonntag 1. Juni
Zum zweiten mal fand das Vegi-Brunch am Seepark statt, mit vegetarischen und veaganen Köstlichkeiten ließen es sich die anwesenden Utopisten einmal mehr gut gehen.
Dancing for Utopie, dass hieß wiedereinmal Samba-Tanzworkshop im Freien, die Tanzbeine konnte Mensch diesesmal im Stühlingerpark schwingen. Die Beteiligung war, wie gewohnt, rege und die Aussenwirkung phänomenal.
Die Woche endete dann schlussendlich mit einem Gediegenen Abend. Bei dieser ausnahmsweise weitgehend unpolitischen Veranstaltung ließen es sich die UtopistInnen und ihre Gäste bei einem Candle-light Dinner mit vegetarischen DIY Buffet gut gehen. Dem Anlass angemessen warfen sich die Galagäste in ihren besten Fummel und tanzten ausgelassen zu Livemusik.
Ausblick
Als nächste große Aktion steht die Dreiländerdemonstration am 7.Juni auf dem Programm. Unter dem Thema "Jeder Mensch hat das Recht auf ein gutes Leben..." werden zahlreiche Menschen aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz für Wohnraum und gute Lebensbedingungen für alle sowie Bleiberecht und gegen rassistische Politik auf die Strasse gehen.
Auszug aus dem Aufruf:
"Jeder Mensch hat einfach aufgrund ihrer und seiner Existenz das Recht auf ein gutes Leben: Auf ein Leben, das Teilhabe am gesellschaftlichen Reichtum ermöglicht. Das muss sich niemand verdienen, nicht durch Arbeit, nicht durch Wohlverhalten, durch nichts."
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Ergänzungen
Vorgeschichte M1 (place of new park)
you see Widerstand hat Tradition ..... nicht aufgeben!!!!
Wer mehr darüber wissen will kann hier nachlesen:
http://www.schattenparker.net/spip.php?article36
http://www.schattenparker.net/spip.php?article52
http://de.indymedia.org/2005/12/135022.shtml
Vorgeschichte M1 und Vauban ueberhaupt