Widerstand gegen Flughafenausbau spitzt sich

Arthur H. Maul 03.06.2008 10:19 Themen: Ökologie
Die Ereignisse rund um den geplanten Flughafenausbau entwickeln momentan eine besondere Dramatik. Ein Dutzend Umweltaktivisten haben seit Mittwoch Bäume im Kelsterbacher Wald besetzt
Dass Kelsterbachs Erster Stadtrat Manfred Ockel (SPD) die angedrohte Räumung durch die Polizei vorerst gestoppt hat, sehen viele schon als Erfolg im Kampf gegen die Flughafenbetreiberin Fraport. Die will 250 Hektar Wald ( http://www.ig-oekoflughafen.de/down08/Rahmenterminplan_Fraport_bis_Ende_2008.pdf) enteignen lassen und vorher schon mal das Gelände abstecken
Kreis Groß-Gerau Widerstand gegen Flughafenausbau spitzt sich zu / Aktionen laufen parallel



Die Ereignisse rund um den geplanten Flughafenausbau entwickeln momentan eine besondere Dramatik. Ein Dutzend Umweltaktivisten haben seit Mittwoch Bäume im Kelsterbacher Wald besetzt
Dass Kelsterbachs Erster Stadtrat Manfred Ockel (SPD) die angedrohte Räumung durch die Polizei vorerst gestoppt hat, sehen viele schon als Erfolg im Kampf gegen die Flughafenbetreiberin Fraport. Die will 250 Hektar Wald ( http://www.ig-oekoflughafen.de/down08/Rahmenterminplan_Fraport_bis_Ende_2008.pdf) enteignen lassen und vorher schon mal das Gelände abstecken. Klamheimlich baut die Fraport zur zeit eine 20km lange Pipeline in Richtung Neubaugelände. "Wir bleiben, solange es geht", sagt ein Aktivist.

WEGBESCJHREIBUNG: Die besetzten Bäume sind bei der Forsthütte im Kelsterbacher Wald. Fahrt bis Kelsterbach, folgt der B 43( Rüsselsheimer Strasse) und biegt dann links in die K 152 Okrifteler Strasse (Richtung Walldorf) ein. Ab dem ersten Parkplatz( Mönchwaldsee) geht es am See vorbei immer gerade durch den Wald.

Wenn ihr mit Zug kommt, fahrt bis Kelsterbach Bahnhof. Dort geht ihr am Hauptausgang links und folgt der B 43 (Rüsselsheimer Strasse) und biegt dann links in die K 152 Okrifteler Strasse (Richtung Walldorf) ein. Ab dem ersten Parkplatz( Mönchwaldsee) geht es am See vorbei immer gerade durch den Wald. Oder Ihr ruft uns an, und wir holen euch ab.
 http://bbi.unser-forum.de/termine/waldhaeuschen.jpg



Fluglärm
Echter Schutz vor nächtlichem Fluglärm werde durch die aktuellen gesetzlichen Anforderungen nicht erreicht. Konkret beanstandet werde an dem Fluglärmgesetz daher das Nichtbeachten der Gesundheitsgefährdung und somit die Verletzung der Menschenrechte.

Sollte Karlsruhe das Lärmschutzgesetz wirklich kippen, die Fraport müsste nachbessern, etwa beim Nachtflugverbot. Schon jetzt sitzt der Frust über den wachsenden Fluglärm bei den Bürgern in der Region tief. Raunheims Bürgermeister Thomas Jühe (SPD) - er ist Vorsitzender der Fluglärmkommission - prognostiziert, dass der Sommer "eine Rekordbelastung" bringen dürfte.

Jühe zufolge haben die Bürger "eine bislang unvergleichliche Fluglärmbelastung ertragen müssen". Grund für die Beschwerdeflut, die im Mai eingesetzt habe, sei die steigende Zahl der Flieger, die vom Westen her anfliegen und Städte wie Rüsselsheim und Raunheim beschallen.


Sicherlich unvollständige Chronologie der Ereignisse um den Bau der Startbahn West

3.05.80
Errichtung einer Hütte auf dem geplanten Baugelände für die Startbahn-West, im Flörsheimer Wald. Die Stadt Flörsheim (Besitzerin des Grundstücks) duldete den Bau. Die Hütte diente zunächst als Informations- und Treffpunkt für alle interessierten gegen den Ausbau.


22.07.80
Der hessische Minister für Wirtschaft und Verkehr Karry ordnet den sogenannten ‚sofortigen Vollzug’ des Baues der Startbahn West an. Geplant ist zunächst ein 7 ha großes Waldstück roden.

25.07.80
Im Zentrum von Mörfelden, dem ‚Dalles’, demonstrieren über 3.000 Menschen gegen den geplanten Ausbau.
Sommer 1980
Es kommen immer mehr Leute in den Wald, immer öfter übernachten auch Leute dort. Es entstehen weitere Hütten.

31.08.80
Dem Aufruf zu einer Großkundgebung auf der Düne südlich des Flughafens, schlossen sich rund 10.000 Menschen an. Die bis dahin größten Demonstration gegen den Flughafenausbau.

10.10.80
An einer nicht genehmigten sonntäglichen Fahrradtour zum Flughafenterminal nehmen etwa von 1.000 Radlerinnen teil und blockierten über eine Stunde den Terminalbetrieb. Die Polizei griff nicht ein.

20.10.80
Holzfäller beginnen auf dem geplanten Baugelände ihr Werk der Zerstörung. Proteste der Hüttenbewohner und alarmierter Bürger führten zur vorläufigen Einstellung der Baumfällarbeiten. Weitere 600 Menschen trafen sich neben den gefällten Stämmen und beratschlagten das weitere Vorgehen.

21.10.80
Mit mehreren hundert Fahrzeugen blockieren Startbahngegnerinnen über zwei Stunden die An- und Abfahrtsstraßen des Terminals der FAG. Es kam zu kleineren Auseinandersetzungen mit der Polizei. In dieser Woche gab es weitere Aktionen. U.a. fuhren 80 Schüler der Gesamtschule Mörfelden-Walldorf an ihrem Wandertag zur BI-Hütte. In Groß-Gerau und Rüsselsheim fanden jeweils große Schülerdemonstrationen mit über 1.000 Teilnehmern gegen den Bau der Startbahn West statt.

28.10.80
Um 5 Uhr morgens sollten die Baumfällarbeiten wieder aufgenommen werden. In der Nacht zuvor trafen sich über 3.000 Menschen im Wald, in der Hütte und an der Straße, an der die Polizeitruppen vermutlich erscheinen würden. Als gegen Morgen immer noch keine Holzfäller erschienen, fuhren viele wieder nach Hause oder direkt zur Arbeit. Knapp hundert Menschen blieben zurück und hielten weiter Wache. Gegen Mittag waren die Hundertschaften ‚auf einmal’ da. Sofort wurde über Funk Alarm gegeben. Da die Okrifteler Straße für den gesamten Verkehr gesperrt wurde, kamen alle, die über Telefon oder durch das anhaltende Glockengeläut der evangelischen Kirchen alarmiert wurden, zu Fuß oder mit dem Rad in den Wald.
Einfache Polizeiketten versuchten zunächst, den Holzfällern ein ungestörtes Arbeiten zu ermöglichen. Als der Druck der heranströmenden Menschen zu groß wurde, errichtete die Polizei Stacheldrahtsperren um das 7 ha große Walstück. Einzelne Demonstranten kletterten auf Bäume oder setzen sich in Gruppen um die Stämme, um dann brutal davon geschleift oder zur Feststellung der Personalien festgenommen zu werden.
Die Auseinandersetzung um diese 7 Hektar Wald dauerten mehrere Tage und Nächte an. Polizei sicherte die gerodete Fläche mit Natostacheldraht, die FAG errichtete anschließend einen leichten Drahtzaun mit Holzpfosten.

2.11.80
Über 15.000 Menschen versammeln sich am Waldrand in Walldorf. Nach kurzer Kundgebung marschieren sie zur Hütte und dem Zaun, auf dessen anderer Seite die Polizei mit Wasserwerfern und vielen hundert Mann stand. Die Polizei reagierte nervös, filmte, schoss mit Tränengas aus wenigen Metern Entfernung wahllos in die Menschenmenge.

Dezember 80
Für über 20 Millionen kauft die FAG den "Flörsheimer Wald". Die CDU Stadtverordneten stimmen dem in einer polizeigeschützten Sitzung zu. Die SPD-Stadtverordneten nahmen nicht an dieser Abstimmung teil.

16.12.80
Am morgen brach ein Feuer aus im "Dorf" aus, welches das Schlafhaus, die Sanitätshütte und das Baumhaus der Jusos zerstörte. Ob bei diesem Feuer Brandstiftung oder Fahrlässigkeit im Spiel war, konnte nicht eindeutig geklärt werden.

März 81
Bei Kommunalwahlen zogen Grüne und Alternative Listen überall dort, wo sie kandidiert hatten, in die örtlichen Parlamente ein. Im Zentrum des Widerstands erhielten Grüne Listen bis zu 25% der Stimmen (Mörfelden-Walldorf und Büttelborn).

11.05.81
Der hessische Wirtschaftsminister und Schatzmeister der FDP, Karry, wird in Frankfurt von einer RZ erschossen.

30.05.81
Zahlreiche Verbände, Parteien und Umweltgruppen gründen in Rüsselsheim die „Arbeitsgemeinschaft Volksbegehren" um einen Volksentscheid zum Startbahnbau durchzusetzen.
Sommer 81
Aus einigen Hütten wurde inzwischen ein kleines Dorf. Auf dem geplanten Baugelände für die Startbahn stehen inzwischen rund 60 Hütten.

5.10.81
Nach Auslösung der Alarmkette wird das bereits im November´80 gerodete 7-Hektar-Gelände von mehreren tausend Leuten besetzt. Ein Bericht.

6.10.81
Der am späten Vormittag aufmarschierte Bullenapparat, der sich noch an die "Spielregeln" (Pflasterstrand) des gewaltfreien Widerstands hält, zieht sich nach mehrstündigen, ergebnislosen Räumungsversuchen unverrichteter Dinge wieder zurück.

7.10.81
Als sich im Lauf der Nacht bis zum Mittag die Reihen der Platzbesetzer auf max. 1.000 gelichtet haben, gelingt den Bullen - immer noch relativ soft - die Räumung. Gegen Abend, als immer mehr Menschen sich an den Absperrungen im Wald versammeln, gibt es die ersten massiven Knüppeleinsätze.

11.10.81
Der "blutige Sonntag": Nach einer Demonstration von über 10.000 zum Mitte der Woche geräumten Gelände mit anschließendem Gottesdienst und Anbuddeln der inzwischen aufgestellten Mauer, bekommen die BGS-Einheiten Knüppel frei. Unterschiedslos wird auf alles geschlagen, was sich bewegt, ob jung oder alt, Mann , Frau oder Kind.

12. - 31.10.81
Mit immensen Arbeitseinsätzen wird das Hüttendorf befestigt und die Zufahrtswege verbarrikadiert. In der letzten Woche beginnt die FAG mit der Untertunnelung. Auf dem Flughafengelände werden große Bullenverbände zusammengezogen.

1.11.81
Auf den Beginn der Untertunnelungsarbeiten und die für einen der nächsten zwei Tage erwartete Hüttendorfräumung reagiert die Bewegung mit den ersten massiven Angriffen auf die Mauer um das 7 ha-Gelände.

2.11.81
Gegen 9 Uhr - zur gleichen Zeit findet in Wiesbaden eine seit langem anberaumte Pressekonferenz der BI zum Volksbegehren statt - überrennen die SEKs aus den verschiedenen Bundesländern das schlafende Hüttendorf; die Rodung vom sogenannten Baulos 1 beginnt.
Trotz aller Hinweise hatte der dafür zuständige KO (Koordinationsausschuß; Spahn, Treber, Martin u.a.) keinen Alarm ausgelöst: die in den vergangenen Wochen errichteten Befestigungen und Barrikaden waren damit für die Katz. Hinter den eingenommenen Wällen verschanzen sich nun die Bullen. Von hier aus starten die SEKs den ganzen Tag über ihre Knüppelorgien gegen die in den Wald strömenden Menschen.

2.-5.11.81
An diesem und in den folgenden Tagen erlebt die Region eine noch nie dagewesene Mobilisierung, deren Zentren der Wald und die Frankfurter City sind. Hinzu kommen Solidaritätsdemos und Aktionen in der ganzen BRD, ja selbst in Rom.
- in Darmstadt demonstrieren bspw. täglich bis zu 5.000 pro Demo, in Frankfurt bis zu 10.000
- in den Wald strömen - über den ganzen Tag verteilt - bis zu 18.000 Menschen
- Schulstreiks und Bahnhofsblockaden in Frankfurt, Rüsselsheim, Groß-Gerau und Darmstadt

2./3.11.81
In dieser Nacht läßt eine RZ eine Funkfeuereinrichtung des Flughafens in Flammen aufgehen (Schaden ca. 400.000 DM); in Frankfurt werden 156 Banken entglast und ein Bagger angesteckt; in Darmstadt fliegt ein Molli auf's Kennedy-Haus.

3.11.81
In Mörfelden demonstrieren abends 8.500 Leute. In der Frankfurter Rohrbachstraße wird gegen Mitternacht eine Demo von ca. 1.500 Leuten von süddeutschen SEKs (sog. Todesschwadrone) überfallen. Als die in Panik geratenen Leute in angrenzende Wohnungen und Häuser flüchten, dringen die Bullen auch dort ein. Kurz darauf brennt im Frankfurter Westend eine Filiale der Deutschen Bank vollständig aus.
Im Wald wird mit dem Bau eines zweiten Hüttendorfes begonnen.

4.11.81
Ruhe gab es auch am Mittwoch (erst recht) nicht. Schon mittags zogen fast 3.000 Leute von der Uni vor den Frankfurter Römer. Aus Sachsenhausen kamen ein paar hundert streikender Schüler dazu. Die Ereignisse der letzten Nacht wurden besprochen, eine kurze Kaffeepause eingelegt, um am Nachmittag dann durch die Innenstadt zum Hessischen Rundfunk zu ziehen. Über 10.000 Demonstranten wollten dort eine Live-Diskussion zwischen Startbahngegnern und der Politikerriege Börner, Gries, Dregger erreichen. Ein paar hundert von ihnen ignorierten die locker verschlossenen Glastüren und hielten das Hauptgebäude des HR für eine halbe Stunde besetzt (Taz vom 6.11.81)

5.11.81
Die BI kündigt für Samstag die Besetzung von Baulos 1 an.

6.11.81
Um 4 Uhr früh beginnen die Bullen das - am 3.11.begonnene - 2. Hüttendorf zu räumen. Noch während die Räumung im Gange ist, detoniert - wegen der Rodung des Waldes durch österreichische Holzfäller - vor dem österreichischen Generalkonsulat in Frankfurt eine Bombe (RZ); im Westend brennt die Filiale der Stadtsparkasse aus. Vormittags demonstrieren "einige tausend Schüler" (FR) sowohl in Rüsselsheim als auch in Frankfurt.
Nachmittags und abends in Frankfurt 15.000 (mit anschließendem ersten Open-Air-Konzert auf der Hauptwache), 3.000 in Offenbach, mehrere Hundert in Heusenstamm, Neu-Isenburg, Langen und Bad Nauheim. In Friedberg wird das Büro des SPD-Unterbezirks Wetterau besetzt, in Kassel besetzen 300 Leute das Redaktionsgebäude der "Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen".
Die Gewerkschaft der Polizei verteilt ein Flugblatt unter dem Titel "Wir haben die Schnauze voll" und kündigt eine eigene Demonstration für den Dezember an.
Der südhessische SPD-Vorsitzende und stellvertretende Landesvorsitzende Görlach schlägt eine "Dialogpause" spätestens für den Zeitpunkt vor, zu dem der Antrag für das Volksbegehren vor dem hessischen Staatsgerichtshof verhandelt werde. Begründung: Damit die gewalttätigen Auseinandersetzungen wieder in friedliche Bahnen gelenkt werden.

7.11.81
Der "Nacktensamstag":
Trotz geringer Mobilisierung (-szeit) ziehen 30-40.000 in den Wald, von denen der Großteil für eine Konfrontation mit den ca. 4.000 Bullen auf Baulos 1 gerüstet ist.
Zugleich laufen in mehreren westdeutschen Städten Solidaritätsdemos, so z.B. 4.000 in Stuttgart, wo der Hauptbahnhof lahmgelegt und der Busbahnhof des Flughafens besetzt wird, in Freiburg sind es ebenfalls 3.000 bis 4.000, in Michelstadt/ Odenwald wird das FDP-Büro besetzt.
Gemäß einem (angeblichen) Beschluß des erweiterten KO vom Vorabend überqueren 50-60 "nackte" BI'ler als Spitze eines "Keils", den die Massen bilden sollen, ungehindert auf Teppichen den Natodraht. Hinter den "Nackten" schließen sich sofort die Ketten von Bullen und BI-Ordnern, die einen jenseits, die anderen diesseits der Absperrung. Der größte Teil der "Nackten" in von diesem Verlauf ebenso überrascht wie die Menschen auf der anderen Seite des Zauns.
Die unruhige Menge wird in Schach gehalten, indem der "Nackte" Jürgen Martin sich und seine "Leidensgenossen" über Bullenlautsprecher (!) zu Geiseln erklärt, deren Leib und Leben in Gefahr sei, wenn die Menge keine Ruhe halte (O-Ton). Die diesseits des Natodrahts postierten Ordner erklären jede/n zum Provokateur, der/die an diesem rumhantieren. Präsentiert wird dann die Forderung nach einem Gespräch mit Innenminister Gries, die auch alsbald erfüllt wird, da Gries offensichtlich in räumlicher Nähe bereits auf diese Forderung wartet.
Derweil wird an den Flanken von Baulos 1 der Mauerbau ungehindert vorangetrieben.
Als es bereits dunkelt, werden die "Verhandlungsergebnisse" der 5-köpfigen "Nackten"-Delegation mit dem Minister bekanntgegeben, als "großer politischer Sieg" verkauft und die "Scheiße" brüllenden, seit Stunden ausharrenden Leute aufgefordert, nach Hause zu gehen. Eine Wasserwerfer-Besatzung bringt die Situation auf den Begriff, indem sie über Lautsprecher die Bundesliga-Ergebnisse verkündet. Niedergeschlagen bis wütend ziehen die Zehntausenden aus dem Wald, der kurz darauf leergefegt wie selten zuvor ist. Auf der Nachhausefahrt wird das "Frankfurter Kreuz" durch an die 100 quergestellte Pkw's blockiert. Auch die Strecke Frankfurt-Darmstadt wird durch mit Warnblinkern fahrende Wagen, die zeitweilig stehen bleiben, total verstopft. Ähnliches ereignet sich auf den Autobahnen Richtung Würzburg und Köln.
Am frühen Abend fliegt in den Vorgarten eines leitenden FAZ-Redakteurs in der Frankfurter Nordweststadt ein Molli.

8.11.81
Mehrere hundert Leute statten in Bickenbach den dort wohnenden Ministern Hoffie und Schneider einen Besuch ab. Der SPD-Unterbezirks-Parteitag in Wiesbaden fordert die Einstellung aller Bauarbeiten bis zur Entscheidung des Staatsgerichtshofs. Der Vorsitzende dieses Unterbezirks und Pro-Startbahn-Landtagsabgeordnete Frank Breucker wird wie folgt zitiert: "Die Startbahn ist politisch nicht mehr durchsetzbar" und "so wie es jetzt aussieht, stehen wir das nicht durch" (FR vom 9.11.81)

9.11.81
Der DGB-Landesvorstand (dessen Vorsitzender Richert in Personalunion auch das Amt des Landesvorsitzenden der SPD auf sich vereinigt) schlägt eine "Atempause" vor. Bis zur Entscheidung des Staatsgerichtshofs sollen alle Bauarbeiten und Demos eingestellt werden.
In den Städten der Region flaut die Bewegung in dieser Woche rapide ab. So sind auf der täglichen Frankfurter 17-Uhr-Demo nur noch etwa 1.500 Leute - im Gegensatz zu den 15.000 vom Freitag.

10.11.81
Die "Sonderkommission Karry" veranstaltet eine bundesweite Razzia mit Schwerpunkt Frankfurt. Offensichtliches Ziel: in die aufgebrochenen Kontroversen um den Samstag mit einer Aktion gegen die Militanten in den Städten einzugreifen, um diese einzuschüchtern und von den aufgebrachten und radikalisierten Bürgern der Region zu isolieren.

11.11.81
Abends findet die erste VV (ca. 800 Teilnehmer) seit Samstag statt. Der KO kommt mit seiner öffentlichen Selbstkritik und dem Verweis auf die Gefahr einer Spaltung der Kritik der Bewegung zum Teil zuvor. Weitgehender Konsens ist, daß die Pleite vom Samstag so nicht stehen bleiben kann. Deshalb beschließt die VV, der Landesregierung für Sonntag, 12.30 Uhr, ein Ultimatum für einen Baustopp zu setzen, andernfalls werde der Platz besetzt.
12.11.81
Die abends tagende Delegiertenversammlung schmeißt den VV-Beschluß dergestalt um, daß bei Beibehaltung des Ultimatums die angedrohte Platzbesetzung durch eine Blockade des Terminals ersetzt wird.

14.11.81
In Wiesbaden findet die - seit Monaten terminierte - Abgabe der Unterschriftenlisten für das Volksbegehren im Rahmen einer Massendemonstration statt, an der zwischen 120.000 und 150.000 Menschen teilnehmen. Diese Demonstration spiegelt das gesamte Protestpotential der Startbahn-Bewegung wieder (Kirche, Gewerkschaften, Naturschutzverbände, Parteijugend etc.)
Auf der Abschlußkundgebung verkündet Alexander Schubart das Ultimatum in Gestalt des Delegiertenversammlung-Beschlusses vom 12.11. (Flughafenblockade); dafür bekommt er im Januar 83 vom hessischen Staatsschutzsenat 2 Jahre auf Bewährung wegen Nötigung eines Verfassungsorgans.
Für den VV-Beschluß (Platzbesetzung) mobilisiert dagegen niemand!
In Berlin (3.000) und Bremen (600) laufen Solidaritätsdemos.

15.11.81
Nach Ablauf des Ultimatums sind zwischen 15.000 und 20.000 "draußen", der Großteil am Flughafen. Da der Flughafen von Bullen und FAG-Werkschutz abgeriegelt ist, verlagern sich die Auseinandersetzungen immer mehr auf die angrenzende Autobahn, die damit ebenfalls im Umkreis von 50 Kilometern dicht ist. Zeitgleich läuft einige Kilometer entfernt, der Sturm von ca. 3-5.000, darunter viele "Bürger" gegen die inzwischen fertiggestellte Mauer von Baulos 1, die dabei zwar erheblich beschädigt, aber nicht überwunden wird.
Abends gibt's am Ortseingang von Walldorf Putz mit 2 Hundertschaften, als Walldorfer und Mörfeldener die zur Sperrung der Okriftler Straße verwendeten Container abräumen.

16./17.11.81
In Bezug auf die Auseinandersetzungen am Flughafen (demgegenüber werden die Auseinandersetzungen an der Mauer kaum erwähnt) überschlagen sich die Berichte und Kommentare in den Medien in ihrem Gegeifere. In diesen Chor reihen sich die BI-Sprecher ein und distanzieren sich im Nachhinein von dem "Kuckucksei", das sie selbst gelegt haben: Leo Spahn distanziert sich von dem Ablauf der Flughafenbockade als Sache irgendwelcher Angereister, klammert aber die Aktionen an der Mauer ausdrücklich aus seiner Distanzierung aus; als Grund mutmaßt die FR wohl nicht zu Unrecht: "An den gewaltsamen Auseinandersetzungen an der Mauer beteiligten sich erstmals auch zahlreiche ältere Bürger vor allem aus dem Raum Mörfelden-Walldorf "(FR v. 16.11.81)
Gegenüber DPA erklärt A. Schubart: Vielleicht sei der Aufruf zur Flughafenblockade das falsche Mittel gewesen. Doch ohne den Aufruf wäre es zu noch größeren Auseinandersetzungen an der Mauer gekommen. So habe der Plan für einen "Totaldurchbruch" bestanden (zitiert nach Frankfurter Rundschau am Abend vom 16.11.81). Und: "Mir ging es darum, den zu erwartenden ganz großen Ramba-Zamba zu kanalisieren." (Spiegel vom 23.11.81)

28.03.83
Trotz angekündigten Verbotes versammeln sich 10.000 StartbahngenerInnen in Walldorf. Etwa 3.000 ziehen zum Bauzaun und es kommt zu Scharmützeln mit der Polizei.
Dezember 83
Das gesammte Gelände auf dem Startbahn-West gebaut werden soll ist gerodet und einezäunt, ummauert?

12.04.84
Die Startbahn-West wird offiziell in Betrieb genommen.




Grenzcamp 2001
Frankfurt/Main: Die inneren Grenzen im Visier
Vom 27. Juli bis zum 5. August 2001 fand das antirassistische "Grenzcamp" dieses Mal in Frankfurt am Main statt. Nach drei Campjahren in Orten direkt an der Grenze zu Polen und Tschechien wurde als Ort für diesen Sommer das Rhein-Main-Gebiet und der Frankfurter Flughafen gewählt. In der Bankenmetropole entledigt sich das neue Deutschland unermüdlich seiner unerwünschten Gäste. Rund 10 000 Menschen werden jährlich vom Frankfurter Flughafen abgeschoben, meist still und leise, oftmals mit aller zur Verfügung stehenden staatlichen Gewalt. Fokussiert wurden damit die »inneren Grenzen« des nationalen Grenzregimes. Der Schwerpunkt der anvisierten Aktionen lag auf dem Flughafenverfahren und dem Internierungslager am Rhein-Main-Airport. Mit einer überregionalen Abschlussdemonstration wurde am Samstag, dem 4. August 2001 den Forderungen nach der sofortigen Auflösung des Internierungslagers und dem Stop aller Abschiebungen Nachdruck verliehen. Eine öffentlichkeitswirksame Blockade des Flughafens fand bereits zu Beginn des Camps am So, den 29. Juli statt.
 http://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/grenzcamp2001.html


Ein unanständiger Vorgang:
Fraport vernichtete Gedenktafel für die Opfer von Abschiebungen und will sich das auch noch bezahlen lassen
Seit Jahren fordert das Aktionsbündnis gegen Abschiebungen die Anbringung einer Gedenktafel am Frankfurter Flughafen, um an die Menschen zu erinnern, die aufgrund gewaltsamer Abschiebungen ums Leben kamen oder sich im Flughafentransit aus Verzweiflung das Leben nahmen.
Namentlich sind das: Kola Bankole, der an Händen und Füßen gefesselt, am 30. August 1994 von Bundesgrenzschutzbeamten mit Knebel und Beruhigungsmitteln „ruhiggestellt“ wurde, bis der Tod eintrat. Aamir Ageeb, der mit übergestülptem Motorradhelm und auch an Händen und Füßen gefesselt, am 28. Mai 1999 unter den Händen dreier Grenzschutzbeamten erstickte und um Naimah Hadjar, die sich am 238. Tag ihrer Internierung im Flughafentransit am 6.Mai 2000 das Leben nahm.
Die Fraport lehnte die Forderung nach dauerhafter Anbringung dieser Gedenktafel stets ab. Im Sommer 2002 wurde deshalb während einer großen Demonstration am Frankfurter Flughafen diese Gedenktafel von Antirassistinnen eigenmächtig angebracht. Die Fraport ließ die Tafel entfernen und stellte Strafanzeige gegen die Veranstalter. Das Ermittlungsverfahren wurde mangels Beweisen eingestellt. Wie dem Aktionsbündnis später bekannt wurde, ließ die Fraport die sichergestellte Gedenktafel dann „der Vernichtung“ zuführen.
Jetzt, kurze Zeit, nachdem der Prozess gegen die drei Grenzschutzbeamten, die den Tod Aamir Ageebs zu verantworten haben, in den Schlagzeilen war und die ungeheuerlichen Vorgänge bei Abschiebungen vom Frankfurter Flughafen ans Licht brachte, besinnt sich die Fraport auf die Kosten, die die Entfernung der Gedenktafel verursacht haben soll und will die Summe von rund 460 Euro beim Bündnis gegen Abschiebungen eintreiben.
Nachdem die Vorstandsvorsitzenden der Fraport kürzlich eine saftige Gehaltserhöhung eingestrichen haben, scheint ihr das Wasser finanziell wohl bis zum Hals zu stehen.
Diese Zahlungsaufforderung ist ein aus unserer Sicht zutiefst unanständiges Ansinnen.
Wir bestehen weiterhin auf angemessenem Ersatz für diese Tafel und ihrer Anbringung genau an dem Ort, an dem Menschen durch die Abschiebepraxis zu Tode kommen.
Mit der Bitte um Veröffentlichung
und freundlichen Grüßen
www.aktivgegenabschiebung.de

Nicht zu vergessen ….
1933 begannen die Bauarbeiten im Frankfurter Stadtwald zum Bau des Flug- und Luftschiffhafens Rhein-Main, der schließlich im Mai 1936 eröffnet wurde, und zum Drehkreuz für die deutsche Luftschifffahrt wurde.

1940 starteten zum ersten Mal deutsche Bomber von Frankfurt aus.

Bsp.: Kriegsdrehscheibe Fraport und mittlerweile geschlossene/verlegte US Airbase
Die Drehscheibe für Bushs Luftstreitkräfte

Über die Rhein-Main-Airbase läuft der Truppentransport der USA an den Golf. Teil 4: US-Stützpunkte in Deutschland
Kommt es zu einem Golfkrieg II, werden wieder gewaltige Schatten über diese Region huschen: Die Rhein-Main-Airbase im Süden des internationalen Frankfurter Flughafens. Wie schon 1991, im ersten Golfkrieg, fliegen dann C-17 Globemaster und C-5 Galaxy ein. Das sind die gigantischen Transportmaschinen der US-Streitkräfte, die direkt aus den Staaten für einen Zwischenstopp landen. Auf der Fliegerbasis werden sie gewartet und oft auch umgeladen.
Bis zu ihrer Auflösung im Jahr 2005 wird der Rhein-Main-Flugstützpunkt die eigentliche Drehscheibe der US-Airforce in Deutschland sei. Ramstein verfügt (noch) nicht über geeignete Start- und Landebahnen für die ganz großen Flugzeuge der Galaxy-Klasse.
Frisches Bordpersonal kommt vom nahen Hauptquartier der US-Airforce in Europa (USAFE) in Ramstein. Am Zivilflughafen Frankfurt starten die Maschinen dann wieder - um Soldaten, Bomben und anderes Kriegsgerät so nahe wie möglich an die Frontlinie zu bringen. Auf dem Rückweg haben sie vielleicht Verwundete an Bord, die in die US-Klinik in Wiesbaden oder nach Landstuhl kommen - der größten US-amerikanischen Klinik außerhalb der Staaten (taz vom 24. 1. 03).
Der zweite Golfkrieg ist noch nicht ausgebrochen. Doch die Flugbewegungen auf dem Flughafen haben bereits das Niveau der Spitzenmonate der Operation "Enduring Freedom" (Afghanistan 2002) erreicht. Über die Base schafft die US-Luftwaffe Truppen und Material aus den Staaten nach Kuwait oder Saudi-Arabien - und nach Afghanistan. Die Luftbrücke nach Bagram Airbase (Afghanistan) funktioniert noch. Täglich fliegen mehrere C-17 Globemaster mit Fahrzeugen, Soldaten und Hilfsgütern für die Zivilbevölkerung direkt nach Afghanistan. Auf dem Rhein-Main-Stützpunkt sind zudem mehrere Tankflugzeuge namens KC-135 Stratotanker stationiert, die bis zu 150.000 Liter Kerosin aufnehmen können. Sie betanken Kampfjets und Transportflugzeuge in der Luft. "Todeskommandos" nennen die Crews solche Einsätze: "One explosion, and you are stardust!", sagte einer der Luft-Tankwarte der taz.
Der Boss auf der Base ist eine Frau: Colonel Christine D. Prewitt leitet die 469th Air Base Group. Ihre Einheit gehört zur 3th Airforce der US-Luftwaffe in Europa, deren Kommandozentrale in Großbritannien liegt. Auf Dauer in Frankfurt stationiert sind auch speziell für Auslandseinsätze ausgebildete Soldaten des 16th Air Expeditionary Wing (AEW), dessen Heimatbase Aviano in Italien ist. Ständig wechselnde Einheiten des 16. AEW sind vor allem auf dem Balkan im Einsatz. Auch eine Air Post Squadron ist auf der Rhein-Main-Airbase stationiert. Läuft der Betrieb auf dem Stützpunkt auf Hochtouren, halten sich ständig rund 2.600 Soldaten und Zivilangestellte dort auf. Die Familien leben rund um die Base im Frankfurter Stadtwald.
Demos vor der Airbase
Die Base war schon mehrfach Ziel von Demonstrationen gegen den Krieg, etwa im Januar. Rund 100 Demonstranten hatten versucht, die Zufahrt zu ihr zu blockieren. Die Aktion der "Ordensleute für den Frieden" am 12. Jahrestag des ersten Golfkrieges, an der auch das PDS-Vorstandsmitglied Dieter Dehm teilnahm, wurde von der Polizei rasch beendet. Die Base war auch Ziel eines Terroranschlags der RAF: Ein mit 240 Kilogramm Sprengstoff beladenes Auto explodierte 1985 vor einem Verwaltungsgebäude auf der Base und tötete zwei Menschen und verletzte andere schwer. Zuvor hatte die RAF den US-Soldaten Edward Pimental mit Genickschuss getötet, um in den Besitz seines Passierscheins für die Base zu gelangen. Der feige Mord war der Anfang vom Ende der RAF - denn ihr Sympathisantenkreis löste sich danach auf.
30.1.2003 taz

Link zum Thema

de.indymedia.org/2003/10/64463.shtml
 http://www.deutscher-friedensrat.de/pdf/FremdeBaseniD.pdf
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Ergänzungen

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Bloß keine Absätze!

Kotus 03.06.2008 - 11:20
Finde ich sehr gut. Liest sich auch gleich viel schwerer, so ein Bleiwüste.