Holocaustleugner Bernh. Schaub in Radolfzell?

N. Krupskaja 03.06.2008 00:06
Am Sonntag, den 8. Juni, lädt der Kreisverband Konstanz-Bodensee der rechtsextremen NPD den Schweizer Holocaust­leugner Bernhard Schaub nach Radolfzell zu einer Vortragsveranstaltung ein
Die NPD Konstanz-Bodensee, bzw. der stellvertretende Kreisvorsitzende Marc Freitag, hat Bernhard Schaub eingeladen, um zum Thema „Das deutsche Reich - seine Geschichte, Gegenwart und Zukunft“ zu sprechen. Aus Furcht vor angemessenem öffentlichen Protest hat die NPD den Veranstaltungsort noch nicht bekannt gegeben und ihre Parteigänger zunächst dazu aufgerufen, zwischen 13 und 14 Uhr zum Parkplatz des Milchwerk in der Göttingerstr. in Radolfzell zu kommen. Von dort will sie sich mit Fahrgemein­schaften zum Veranstaltungsort begeben.

In einer breit angelegten Kampagne werden derzeit viele Menschen in der Region über das Vorhaben des NPD-Kreisverbands informiert. Sie werden aufgefordert, alles dranzusetzen, dass diese Veranstaltung nicht oder nur unter sehr erschwerten Bedingungen über die Bühne gehen kann. Sollte die Vortrags-Veranstaltung am Sonntag trotz allem stattfinden, ist jedenfalls damit zu rechnen, dass es zu Konfrontationen zwischen Anhängern der NPD und antifaschistisch gesinnten Bürgerinnen und Bürgern kommt.

Der Grund: Bernhard Schaub, der heute in Dornach/Schweiz lebt, zählt zu den führenden Schweizer Neonazis. Er war lange Jahre Funktionär und Chefideologe der rechtsextremen "Partei National Orientierter Schweizer" (PNOS).

Schaub war bis zuletzt Vorsitzender des deutschen Vereins „Vereins zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten (VRBHV)“. Der VRBHV war von bekannten Holocaustleugnern und Rechtsextremisten wie Horst Mahler, Manfred Roeder und Ernst Zündel, gegründet worden. Außerdem leitete Bernhard Schaub die sogenannte „Heimvolks­hochschule“ Collegium Humanum e.V., einem Anlauf- und Vernetzungspunkt der Neuen Rechten und der Freien Kamerad­schaften in Vlotho (Nordrhein-Westfalen). Beide Organisationen wurden im Mai 2008 vom Bundesinnen­ministeri­um verboten.

Bernhard Schaub leugnet unablässig in Büchern, Artikeln und Vorträgen den Holocaust und verhöhnt damit dessen Opfer und deren Ange­hörige. Alt- und Neonazis auf der ganzen Welt leugnen, daß es den Holocaust, das heißt die planmäßige und industrielle Vernichtung von über sechs Millionen Juden und Jüdinnen in ganz Europa während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft von 1933 bis 1945, gegeben hat. Holocaustleugnung richtet sich gegen gesichertes historisches Tatsachenwissen und wurzelt in einem menschenverachtenden positiven Bezug auf die Gräueltaten des Nationalsozialismus und dessen eliminatorischem Antisemitismus. Holocaustleugnung ist in Deutschland zu Recht ein Straftatbestand und wird durch den § 130 StGB (Volksverhetzung) geahndet.

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Die Stadt Radolfzell hat eine besondere Pflicht sich mit ihrer Geschichte im Natio­nal­sozialismus aus­einander zu setzen:

- In Radolfzell wurde wäh­rend der Naziherr­schaft eine SS-Kaserne und ein Außenlager des KZ Dachau errichtet.

- Die Radolfzeller Waffen-SS sprengte in der Reichs­pogromnacht am 9. No­vem­ber 1938 die Syna­gogen von Konstanz, Gailingen, Wangen und Gottmadingen.

- Radolfzeller SS-Verbä­nde waren an der Beset­zung der Sudeten­deut­schen Gebiete, der Zerschla­gung der Tsche­cho­slowakei und dem Überfall auf Polen beteiligt.

- Der im Dezember 1939 in der Radolfzeller Kaserne stationierte SS-Totenkopf-Verband deportierte alle 234 Jüdinnen und Juden aus der Umge­bung von Radolfzell und der Höri in das Konzen­trationslager Gurs.

Bis heute erinnert kein Gedenkstein an die ehemalige SS-Kaserne und die Opfer des Nationalsozialismus.
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