Rostock: KTV macht blau - Randale am ECC

Red_Angel 01.06.2008 15:56 Themen: Antifa
Stress für die Polizei in Rostock. Gleich zwei Veranstaltungen galt es für die Beamten abzusichern, denn die Nazihooliganband 'Kategorie C' veranstaltete unweit der Hansestadt ein Konzert (Indymedia berichtete) Gleichzeitig fand im Rostocker 'Szeneviertel' KTV das Stadtteilfest 'KTV-macht blau' statt. Im letzten Jahr kam es zu einer Straßenschlacht vor dem damals frisch eröffneten Naziladen 'East Coast Corner' (ECC). Nachdem sich bereits gestern Nacht Jugendliche und die Polizei Auseinandersetzungen lieferten blieb es auch in dieser Nacht unruhig.
Etwa 450 Besucher konnte 'Kategorie C' anlocken. Die Polizei, die mit einem Großaufgebot vor Ort war, verteilte Platzverweise für die Rostocker Innenstadt, um befürchtete Auseinandersetzungen zwischen Nazihools und Festbesucher zu verhindern. Unbestätigten Angaben zur Folge sollen Personen, die einschlägig vorbestraft waren (Landesfriedensbruch bzw. §86a), gar der Zutritt zum Konzert vewehrt worden sein. Auch bemühte sich die Polizei ein Einsickern von Konzertbesucher auf ein lokales Vereinsfest zu verhindern. Diese Maßnahmen scheinen weitgehend von Erfolg gekrönt gewesen zu sein, denn es liegen keine Berichte über Übergriffe in Rostock oder anderswo vor.
Kritisch dagegen die Situation in heimlichen Landeshauptstadt. In den Nachmittag- und Abendstunden besuchten mehrere Tausend Menschen das Stadtteilfest. In der Niklotstraße und 'Am Anker' fanden zwei 'Reclaim the Street' - Parties statt. Während 'Am Anker' nur etwa 20 - 30 Menschen feierten, erfreute sich die traditionelle Straßenparty in der Niklotsstraße größerer Beliebtheit. Bis zu 400 Menschen feierten auf der Straße. Zu Beginn musste jedoch die Feuerwehr anrücken, da Unbekannte etwas Abseits einen in den Boden eingelassenen Papiercontainer in Brand gesetzt hatten. Die Löschkrafte taten sich zunächst schwer den Brand zu bekämpfen und so litten die Besucher zweier unmittelbar angrenzender Kneipen unter erheblicher Rauchbelästigung. In den frühen Morgenstunden brannte dann erneut ein Papiercontainer. Zwei Streifenpolizisten, wurden Augenzeugen zur Folge, massiv mit Flaschen und Steinen angegriffen. Kurz darauf griffen etwa 50 Vermummte den Naziladen 'ECC' in der Doberaner Straße an. Die Polizei war jedoch recht schnell vor Ort und konnte größere Beschädigungen verhindern. Im Teilen der KTV randalierten anschließend Unbekannte. So wurden Mülltonnen auf die Straße verbracht und teils angezündet.
Die Polizei war nun mit starken Kräften in der KTV präsent. Etwa 200 behelmte Beamten hatten sich rund um den Naziladen und im Bereich des Doberaner Platzes postiert. Die Party 'Am Anker' wurden durch Einheiten der Polizei geräumt. Zwei Personen sollen dabei ins Gewahrsam genommen worden sein. Die Party in der Niklotsstraße konnte dagegen unbehelligt weiter gehen. Zwar machten einige Leute die Feiernden darauf aufmerksam, dass sich starke Polizeikräfte in Nähe aufhielten. Aber praktisch alle Besucher beschlossen dennoch mit dem Feiern fortzufahren. Erst gegen 4:00 Uhr wurden die Anlage abgebaut und die Gäste gingen langsam nach Hause.
Alles in allem war die Lage dieses Jahr deutlich friedlicher als im letzen Jahr. Beobachter rechnen jedoch mit einer Intensivierung der Aktivitäten gegen den Naziladen in nächster Zeit.
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Ergänzungen

Schwerin: Tag des offenen Schlosses

http://www.endstation-rechts.de 01.06.2008 - 20:21
Was war nicht alles befürchtet worden für den heutigen Tag des offenen Schlosses in Schwerin. Angeblich soll die NPD im Vorfeld massiv nach Schwerin mobilisiert haben, um die Veranstaltung zu stören. Die Landtagsverwaltung hatte denn auch alle erdenklichen Maßnahmen getroffen, um die Veranstaltung gesittet ablaufen zu lassen. Nur damit, dass die NPD intelligenter ist, als mancher es wahrhaben möchte - ausgerechnet damit hatte offenbar kaum jemand gerechnet.

Natürlich waren keine Schläger oder autonomen Nationalisten nach Schwerin gereist. Die NPD präsentierte sich im Gegenteil brav im Innenhof des Schweriner Schlosses wie alle anderen Fraktionen auch. Einige Funktionäre waren gar mit Frau und Kindern angereist, so z.B. Familie Köster.

Als neuralgischer Punkt galten den Veranstaltern von Beginn an die Podiumsdiskussionen, die an diesem Tag traditionell im Plenarsaal des Landtages stattfinden. Da in diesen Diskussionsrunden keine Fragen oder Beiträge des Publikums vorgesehen waren, konnte die so genannte "Wortergreifungsstrategie" der NPD nicht Platz greifen. Als ein potenzieller NPD-Diskutant nach Absprache mit dem Wahlkreismitarbeiter von Udo Pastörs, Andreas Theißen, dem auf dem Podium sitzenden Vertreter von der LINKEN, Helmut Holter, einen Wortmeldezettel in die Hand drückte, klärte der Moderator Axel Seitz (NDR) den NPD-Anhänger kurz und knapp darüber auf, dass er seine Fragen gerne nach der Veranstaltung mit einem Abgeordneten seiner Wahl erörtern könne.

So souverän ging es indes nicht den ganzen Tag zu, so zum Beispiel um 13.00 Uhr, als das Thema "Kinder und Familie" auf der Tagesordnung stand. Während die demokratischen Fraktionen sämtlichst weibliche Abgeordnete zur Podiumsdiskussion geschickt hatten, präsentierte die NPD ihren Fraktionsvorsitzenden Pastörs. Natürlich hätte die NPD schon allein deshalb keine Frau benennen können, weil ihre Fraktion ausschließlich aus Männern besteht.

Der Moderator war sichtlich darum bemüht, Pastörs einen gleichen Redeanteil wie allen anderen zuzugestehen - offenbar in der Überzeugung, dass man sich so nicht den Vorwurf der Ungleichbehandlung einhandeln könne. Doch aus diesem Bemühen um Fairness wurde ein roter Teppich für den Populisten Pastörs. Er erhielt faktisch als erster die Möglichkeit, den diskursiven Raum zu bestellen und wurde auch kaum daran gehindert, seinen Kontrahentinnen regelmäßig ins Wort zu fallen. Diese wiederum konzentrierten sich weniger auf ihre eigenen Botschaften, sondern ließen sich von Pastörs fast vollständig die Agenda bestimmen. Nicht einmal so offenkundiger Unfug wie die Behauptung, in der DDR seien die Geburtenraten dreimal so hoch gewesen wie heute, was Pastörs freilich als Beweis für das komplette "Versagen" der derzeitigen politischen Klasse ansah, wurde gerade gerückt.

Pastörs war zwar nicht sicher in den Fakten, dafür aber um so mehr im Auftreten. Statt randalierender Gewattäter hatte er sich auch gleich etwa 30 bestellte Claqueure mitgebracht, die die Stimmung anheizten. So brandete nach seinen Beiträgen mehrfach Beifall unter den Zuhörern auf - angeheizt und wesentlich getragen von den mitgebrachten Beifallklatschern. Allerdings sah sich auch der eine oder andere Gast des Landtages dazu veranlasst, in das Spektakel einzusteigen. Pastörs nutzte geschickt den Raum, den der Moderator ihm gelassen hatte und aus dem er auch von seinen politischen Gegnerinnen nicht vertrieben wurde. Jörg Hähnel, der an diesem Tag für die NPD Fotos im Plenarsaal schoss, genoss diese Situation sichtlich und stand grienend abseits an den Fenstern.

Ganz anders hingegen die Stimmung um 15.00 Uhr, als es um die Zukunft des Tourismuslandes Mecklenburg-Vorpommern ging. Souverän führte Axel Seitz vom NDR die Diskussion. Auch waren hier mehr Fakten und Fachwissen und weniger Emotionen gefragt. Pastörs gelang es daher in dieser Runde nicht so recht, argumentativ Fuß zu fassen. Auch hier versuchten die NPD-Claqueure die Stimmung anzuheizen, aber letztlich klatschte man nur sich selber zu.

Und die Moral von der Geschicht’? Schwerins Abgeordnete sind an diesem Tag noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Die parlamentarische Debatte ist sterilen Regeln der Geschäftsordnung unterworfen, die offenbar wenig auf Auseinandersetzungen auf dem freien Felde vorbereitet. Insbesondere besteht das Auditorium in Wahlkämpfen aus wirklichen Wählerinnen und Wählern, die überzeugt werden wollen - und nicht wie in den Landtagssitzungen vor allem aus den längst überzeugten Abgeordneten selbst. Lernen lässt sich daher aus dem heutigen Tag nur eines: Die NPD wird nicht in den Parlamenten nieder gerungen und diese bereiten denkbar schlecht auf das "wirkliche Leben" vor. Wer die NPD erfolgreich in die Bedeutungslosigkeit verdammen will, muss nicht Zustimmung von seinen Abgeordnetenkollegen, sondern von den Bürgern erhalten.

Feuer

erlebnisorientierter Jugendlicher 02.06.2008 - 13:09
Wer auch immer sie gelegt hat, die Brände hätten nicht sein müssen. Diese Party hat in der Vergangenheit ganz gut ohne Bullen leben können. Wie so etwas kippen kann, wenn das Stadtteilfest nur das Vorspiel der Action ist, sieht man ja in Dresden. Action kann man in Rostock des öfteren haben, solche Parties nicht.

Altermedia zum ECC

Uga uga 02.06.2008 - 22:29
"Statt East-Coast-Corner, jetzt „Dickkoepp“! Morgen eröffnet das nationale Bekleidungsgeschäft in der Rostock KTV neu. Die bisherigen Betreiber Thorben Klebe und Thorsten de Vries aus Hamburg, haben am Wochenende das Geschäft dem NPD-Landtagsabgeordneten Birger Lüssow übergeben."

naziladen ?!

nichtrelevant 23.05.2011 - 18:34
Krawalle hin oder her, wir haben ganz peacig in der Niklotstrasse gefeiert und ausgelassen getanzt und von all dem bullenwirbel und brennenden müllcontaineren nichts mitbekommen, und zur ergänzung eures wundervollem artikels bleibt zu sagen das der naziladen schon vor ein paar monaten dicht gemacht hat. ;)

grüsse

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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au weia

fx 01.06.2008 - 20:40
diese schrecklichen fotos machen einem wirklich lust, weiterhin nicht in rostock zu leben :-)

@ fx

Kurti 01.06.2008 - 22:44
Schreckliche Bilder ?! Na dann mal viel Spass mit der nächsten Tagesschau, wenn de schon ma eine gesehen hast !