Dessau/Neonazis halluzinieren toten Kameraden

Emanzipative 30.05.2008 19:36 Themen: Antifa Antirassismus
Dessau/Sachsen-Anhalt: Neonazis halluzinieren den Tod eines Kameraden herbei

In den vergangenen Wochen wiederholten sich teils sehr schwere Übergriffe auf alternative Jugendliche im Bereich des Dessau-Roßlauer Hauptbahnhofes. Am 16.Mai `08 wurde ein Neonazi im Krankenhaus behandelt, hat dieses am nächsten Tag wieder verlassen und ist nun ein ‚ermordeter Nationalist‘, für den, in mehreren Neonaziforen, zu einer ‚Demonstration‘ aufgerufen wird.
Seit 29.05.08 schaltet sich die Landes-NPD in eine schwelende Gerüchteküche innerhalb der Neonaziszene ein; Die NPD-Sachsen-Anhalt schreibt: „Es gehen derzeit Rundschreiben und SMS herum, in denen behauptet wird, dass die Gewalt von linker Seite in Dessau eskaliert. Bei einer Schlägerei am Bahnhof in Dessau sei ein Kamerad so schwer verletzt worden, dass gestern die Geräte abgeschaltet werden mussten. Er wäre seinen schweren Verletzungen im Krankenhaus erlegen.“ (npd-lsa)
Der Landesgeschäftsführer Matthias Heyder schreibt: „Es ist derzeit nicht einfach weitere Informationen zu bekommen. Die Staatsanwaltschaft und auch die Polizeidirektion hüllen sich auch auf mehrfache Nachfrage hin in Schweigen.“ In der Hoffnung auf Gehorsam fügt Heyder hinzu: „Wir rufen alle zu Recht beunruhigten Kameraden auf, zunächst Ruhe zu bewahren und auf unsere Ermittlungsergebnisse zu warten.“, und ohne Ergebnisse der Ermittler von Rechtsaußen „werden wir keine Aktionen deswegen- gleich welcher Art- unterstützen oder gutheißen.“ (npd-lsa) Als Kommissar Rechtsaußen scheint der Dessau-Roßlauer Rechtsanwalt Ingmar Knop einzuspringen: „Ein Ratsmitglied der Dessauer DVU hat sich telefonisch bei der Polizei in Dessau erkundigt. Die Polizei liegen zu einem solchen Fall keine Informationen vor.“ (forum.widerstand)
„Derzeit ist gesichert, daß kein Mitglied einer Kameradschaft, der JN oder der NPD aus politischen Gründen angegriffen wurde.“ (npd-lsa) Dem Nationalen Beobachter Anhalt hingegen genügen, trotz der eigenen Aussage: „Wir können zu diesem Zeitpunkt nicht zweifelsfrei sagen, was passiert ist.“, „Gerüchte über „den Tod eines Kameraden“, um „nachfolgende Erklärung ab (zu geben): Eine Kundgebung findet am Sonnabend definitiv in Dessau statt.“ Die Neonaziplattform Altermedia warnt offenbar: „Allerdings sollte erst einmal Vorsicht geboten sein mit reflexartigem Aktionismus welcher Art auch immer. Bisher gibt es für den Tod eines Nationalisten nämlich keinerlei Bestätigung. Nachfragen bei Dessauer Aktivisten ergaben bereits gestern Abend, dass man weder etwas von einem Toten noch von diesbezüglicher Mobilisierung zu Solidemonstrationen wusste.“ (altermedia)
Offenbar scheint es mit der Vernetzung und Kommunikation der Neonazis aus Anhalt, trotz dass der Betreiber des Nationalen Beobachters Anhalt auf beiden Hochzeiten tanzt, nicht weit her zu sein. Renè Häußler, Betreiber des NB/Anhalt, ursächlich im Kameradschaftsspektrum verhaftet, meldet wahlweise im Namen der NPD-Jugendorganisation auch schon mal Kundgebungen in der Region an. Genauso Alexander Weinert, Vorturner der „Freien Nationalisten Dessau“, mit dem die ursprüngliche Kameradschaftsgruppe „Freie Nationalisten Dessau/Anhalt“ sich mittlerweile nicht mehr schmücken will, nachdem er und seine Lebensgefährtin sich gegenseitig anzeigten wegen Körperverletzung gegeneinander. Körperverletzungen innerhalb von Beziehungen stehen scheinbar bei der, sich familienfreundlich gebenden NPD, nicht in Kritik, solange der Kameradschaftsaktivist sich als parteizugewandt gibt. Hat sich Alexander Weinert doch schließlich seit geraumer Zeit mit NPD-Landeschefin Carola Holz oder wahlweise Swen Behrend, Geschäftsführer des NPD-Kreisverbandes Wolfen-Anhalt-Dessau, zusammen der Umsetzung rechtsextremer Veranstaltungen in Anhalt verschrieben. Wie es wohl auch für den morgigen Samstag zu seien scheint.
Linientreue im Kameradschaftsspektrum sah da mal anders aus, als sich der „Systempartei“ anzubiedern. Die Frage, wieso der, seit kurzem ‚Autolose‘, trotz Gewalttätigkeiten in Beziehungen, als alleinerziehender Vater keine Gefahr für das Kind darstellt, bleibt an dieser Stelle wohl offen.
Fakt bleibt, dass es vor allem in den letzten Wochen mehrere schwere Übergriffe, teils mit Knüppeln, auf alternative Jugendliche am Dessau-Roßlauer Hauptbahnhof gab und sich die Gewalt gegen nicht-rechte Menschen zuspitzt. Ein Rechtsextremer, der bei einer Auseinandersetzung wohl unterlegen war, sich im Krankenhaus hatte behandeln lassen müssen und tags darauf sich, auf eigene Verantwortung hin, wieder aus dem Krankenhaus entlassen haben soll. Also muss dieser die Verletzungen wohl nicht als schwerwiegend eingeschätzt haben – ein User im Neonaziforum „thiazi“ aber schreibt: „Einem stachen sie mit dem Messer ins Auge, er ist nun tot.“ Nach der Konstruktion des Mythos von Stolberg stimmen zahlreiche rechtsextreme User in Foren nun in das Gejammer: „Wieder ein ermordeter Kamerad.“ (thiazi) mit ein, ohne jeglichen Beleg dafür zu haben.
Faktenresistent sich die eigene Wahrheit zurecht zu lügen ist ein grundlegender Charakterzug zur Errichtung rechtsextremer Binnenidentität und erfüllt in diesem Fall vermutlich szeneintern effektiv seinen Zweck. Auch wenn vermutlich die Dessauer Neonaziszene gerade einfach nur zu feige ist, bundesweit einzugestehen, dass ihre erste Aufregung nur heiße Luft war und sie nicht in der Lage sind, Kontakte im provinziellen Rahmen zu recherchieren. Es ist davon auszugehen, dass am morgigen Samstag mehr als die üblichen Getreuen dem Aufruf zur JN-Kundgebung nach Dessau-Roßlau (Museumskreuzung) folgen könnten. Schließlich ist das Gejammer nach Stolberg groß: „Mir kommts so vor als wenn Wir jetzt endgültig als Vogelfrei erklärt wurden, ein Mord nach dem anderen...“ (thiazi)
In Dessau-Roßlau ruft ein Bündnis zu einer spontanen Gegenkundgebung um 10.00 Uhr an der Kavalierstraße 23 (Gedenktafel für die jüdischen Bewohner des ehemaligen Hauses)/ Höhe McDonalds auf. Spontaner stimmungsgeladener Protest sollte von dort aus oder von wo auch immer aus gestartet werden können.

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Ergänzungen

Die Nazis haben sich einen Toten so sehr gewü

dd 30.05.2008 - 22:19
Normalerweise sind Nazis (mal privat als Nazischläger, mal in Polizeiuniform) die Mörder, die Zahl der Opfer seit 1990 geht in die Hunderte. Linke Mörder gabs in den letzten Jahrzehnten dagegen nicht. Und nun haben sich die Nazis so sehr einen Toten aus ihren Reihen gewünscht. So pervers sind die...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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@ egal — Esra

hm. — rütlirütli.