Time to say good bye

luna 27.05.2008 16:42 Themen: Antifa
Am 5.6. wird am Leipziger Landgericht die Räumungsklage gegen die Thor-Steinar-Filiale verhandelt. Die im Februar in Magdeburg stattgegebene Klage gegen Uwe Meusel, Kopf der Vertriebsfirma Mediatex, das dortige Geschäft wegen "arglistiger Täuschung" beim Abschluss des Mietvertrages räumen zu müssen, läßt auch für Leipzig hoffen.
Die Räumungsklage von der Immobilienfirma Immovaria - Verwalterin des so genannten "Hauses zur Goldenen Kugel" in der Richard-Wagner-Straße - stützt sich bei der Anfechtung des Mietvertrages ebenso auf den Vorwurf der arglistigen Täuschung über das Warensortiment und die fristlose Kündigung. Die Modemarke “Thor Steinar” gilt als beliebtes Erkennungszeichen der rechten Szene.

Seit der Eröffnung des "Tönsberg" im September kam es immer wieder zu Protesten. An einer Demonstration am 3.10.2008 nahmen über 2000 Menschen teil. Das "Ladenschluss"-Bündnis, das sich zum Zwecke der Koordinierung und Verstetigung von Aufklärungs- und Protestarbeit gegen Nazi-Lifestyle gegründet hat, erwirkte im November 2007 eine öffentliche Stellungnahme des Leipziger Oberbürgermeisters. Dieser sprach sich darin klar gegen die Existenz eines "Thor-Steinar-"Ladens in der Stadt aus.

Die bei Nazis beliebte Marke "Thor Steinar" versucht gerade in jüngerer Vergangenheit ihr Image zu verbessern. Eindeutige Anspielungen auf Nazi-Slogans ("Ski Heil", "Ultima Thule") sind dezenten Kollektionen gewichen. Das alte Logo, das aus einer Tyr-Rune (Todesrune) und der Gibor-Rune (Wolfsangel), die im Nationalsozialismus u.a. von der SS getragen wurden, tauschte "Thor Steinar" infolge einiger Rechtsstreits 2005/ 2006 gegen die so genannte Gebo-Rune aus. Trotzdem sie als juristisch unbedenklich angesehen wird, macht das "Investigate-Thor- Steinar"-Recherche-Kollektiv darin ein angedeutetes vereinfachtes Hakenkreuz aus.

Neben dem Verzicht auf eindeutige Anspielungen in Erscheinungsbild und Symbolik läßt die Strategie mit eigenen Filialen in Innenstädten präsent zu sein, auf einen Versuch der "Normalisierung" von Thor Steinar schließen.
Dabei muss klar sein: Thor Steinar ist nicht "frei zu sprechen" - weder von der Verquickung mit der rechten Szene wurde von den Köpfen der Marke jemals bestritten, noch wurde Abstand von dem bei Nazis beliebten Anspielen auf nordische Mythologie genommen. Im Gegenteil: Thor Steinar wird von Nazis bewusst gekauft und getragen. Jede und jeder, der die Marke verkauft und erwirbt nimmt bewusst die Propagierung menschenverachtender Ideologie und Verherrlichung des Nationalsozialismus in Kauf.

Die versuchte Ansiedlung von "Thor-Steinar"-Filialen in lukrativen Innenstadtlagen geht derweil nicht auf: sowohl das "Narvik" in Magdeburg, das "Tönsberg" in Leipzig, Dresden und Berlin sind Zielpunkt vehementer, breiter und bestimmter Proteste.

In Leipzig fand die erste Spontan-Demonstration gegen den Laden zwei Tage vor dessen Eröffnung am 22.9.2007 statt. Bis heute fanden die verschiedensten Aktionen, Info-Veranstaltungen etc. statt. Seit September verfügt das "Tönsberg" nicht mehr über eine "normale" Schaufensterfront. Spahnholzplatten schützen stattdessen die Fassade, Sprüche wie "Ladenschluss für Nazis" werden nicht mehr entfernt, der Laden wird tagsüber von finster drein blickenden Security-Leuten bewacht.

Und am Rande: das "Ladenschluss"-Bündnis ruft für Donnerstag, 5. Juni zur kritischen Teilnahme an der Verhandlung auf (10 Uhr, Amtsgericht, Bernhard-Göring-Str. Saal 103) und veranstaltet ab 16 Uhr am "Tönsberg" eine Party unter dem Motto "Time to say good bye".
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Ergänzungen

bald auch ladenschluss in chemnitz?

xxx 27.05.2008 - 18:17

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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cool

omg.. 28.05.2008 - 01:06
Zitat "Seit der Eröffnung des "Tönsberg" im September kam es immer wieder zu Protesten. An einer Demonstration am 3.10.2008 nahmen über 2000 Menschen teil."

ihr wisst also schon das im oktober 2000 leute auf eine demo kommen..lol