Ergebnisse des Bundesparteitages der N.P.D.

Hoffmann 27.05.2008 08:54 Themen: Antifa
Eine kritische Zusammenfassung der Ergebnisse des Bundesparteitages der N.P.D. in Bamberg am 24./25. Mai 2008
Offensichtlich konnte der Bundesparteitag der N.P.D. leider nicht verhindert werden, um so dringender ist es nötig sich mit den dort besprochenen Themen auseinander zu setzen. Um inhaltliche Kritik an der N.P.D. anzubringen bedarf es einer Beschäftigung mit ihr und ihrer Politik. Dazu muss mensch sich manchmal leider sogar ihr Geschwafel durchlesen und verstehen was es zu bedeuten hat.
Eventuell habe ich einige Entscheidungen vergessen, übersehen oder als unwichtig eingeordnet, seht diesen Artikel in solch einem Fall als Anregung sich selbst mit der N.P.D. (und evtl. anderen rechtsextremen Parteien) zu beschäftigten. Alle erwähnten Anträge wurden beschlossen, Ausnahmen sind gekennzeichnet. Wörtliche Zitate werden durch Anführungszeichen gekennzeichnet.
Die einzelnen Anträge können auf der Homepage der N.P.D. selbst nachgelesen werden, denkt aber an euren Schutz und surft nur mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen (Stichwort: Safer Surfing). Deshalb stehen hier auch keine direkten Links.

  • Beitragsordnung

    Es gab zwei Anträge zum Thema Beitragsordnung beide wurden zurückgezogen (nur der Vollständigkeit halber)

  • Sachanträge

    • Gedenkstätte

      Die N.P.D. hätte gerne eine zentrale Gedenkstätte für „die deutschen Soldaten sowie die Freiwilligen aus anderen Ländern ein, die in der deutschen Armee [..] gedient haben und in jeweiliger Pflichterfüllung [..] ihr Leben geopfert haben“.
      Klar ersichtlich die Militärgeilheit, aber auch die Geschichtsvergessenheit der N.P.D.. Deutsche Täter sind keine Opfer!

    • Nationaldemokratischer Rechtsschutzfonds

      Im Prinzip soll hier etwas wie die rote Hilfe aufgebaut werden, spannend finde ich, dass „Juristen des Nationalen Widerstands“ klären sollen ob sich eine Unterstützung lohnt, also ob das Verfahren gewonnen werden kann. Sehr schön, dass sicher hier in einem Beschluss die Zusammenarbeit von N.P.D. mit militanten Nazis so deutlich manifestiert.

    • Ordnungsdienst

      Die N.P.D. plant offensichtlich einen streng hierarchischen Ordnungsdienst. Fallen nur mir hier Vergleiche zum Saalschutz der NSDAP ein? Dieser entwickelte sich übrigens vom einfachen Ordnungsdienst auf Parteiveranstaltungen zu einer „Sturmabteilung“.

    • Amt neue Medien

      Zu vermuten war unter diesem Antragsnamen eigentlich die Einrichtung eines Hamburger Ordnungsdienstes mit besonderen Aufgaben - aber nein! Die N.P.D. ist bundesrepublikanische Partei genug um sich auch Zeit für die besonderen Wünsche zu nehmen. Beschlossen wurde eine Gremium oder Posten, üblicherweise Webmasters, heute aber Amt neue Medien (für Schtonk!), das die HP ('tschuldigung Weltnetzseite), moderner gestaltet und Videos einstellt.
      Ich kann mich da nur anschließen, Videos der N.P.D. einstellen, N.P.D. einstellen, N.P.D. Schtonk!

    • Fachbeirat

      Sehr krude auch dieser Antrag der die Einrichtung eines geheimen Fachbeirates beinhaltet. Dieser soll den hohen Parteigremien „dienen“ (steht wirklich so da).
      Hier noch ein Zitat das für sich steht: „Um die Mitwirkenden des Beirats zu schützen, wirkt dieser auf keinen Fall öffentlich, sondern vielmehr als diskreter Kreis von Beratern. Mitwirkende dieses Kreises müssen keinesfalls Parteimitglied sein.“ Das Ziel ist es also anscheinend sich Kompetenz aus fremden Kreisen zu holen, erinnert mich an die Privatisierung von Hochschulen, aber wenn das so das Ziel der N.P.D. ist sich zu verkaufen...

    • Deutschlandpakt (zwei Beschlüsse)

      Der Deutschlandpakt zwischen DVU und N.P.D. soll „neu verhandelt“ werden. Ziel ist weiterhin, dass sich die DVU und die N.P.D. nicht in die Quere kommen. Spannend hier: Der Antrag aus Hamburg fordert, dass die N.P.D. in Thüringen antritt, der Antrag vom LV Thüringen ist ungewohnt weich formuliert. Hamburg spricht von einer geänderten Geschäftsgrundlage, Thüringen von Änderungen in den Wahlgesetzen.
      Grundsätzlich eine klare Aussage aus Bamberg an die DVU, interessant hier aber auch de Form.
      PS: Der Chef von der DVU hat anscheinend dennoch ein Grußwort überbringen lassen.

    • Medialisierung des linken Terrors Abgelehnt

      Fast könnte man den Antrag eher in der CSU verordnet sehen - hatte nicht auch die N.P.D. zu Protesten gegen den G8-Gipfel aufgerufen? Schön ist auch, den Terror bei den Parteien zu suchen und gleichwohl die sicherheitspolitische Nonsensformel von Terror überhaupt aufzugreifen. Der dadurch entstehende Widerspruch zur Kritik der N.P.D. gegenüber dem Überwachungsstaat wurde aber erkannt und der Antrag abgelehnt. Sicherlich auch weil der Einfluss der N.P.D. auf die bürgerlichen Medien eher gering zu schätzen ist. Wobei ich hier über den Ablehnungsgrund nur spekuliere!

    • Bundespräsident

      Schlimm genug, dass einige Landesparlamente Rechtsextreme beheimaten und es deshalb wohl auch rechte Mitglieder der Bundesversammlung gibt - jetzt will die N.P.D. auch noch einen eigenen Kandidaten aufstellen. Medial sicher ein geschickter Schachzug. Deshalb bleibt nur zu hoffen, dass sich der Kandidat, wie die anderen Größen der Szene, geschickt selbst lächerlich macht und das auf die N.P.D. abfärbt. Und wie wir die Bundesversammlung reagieren?

    • „lebensrichtiges Menschenbild“

      Die N.P.D. hat beschlossen, angelehnt an die wissenschaftlichen Ergebnisse von Lorenz und seinen Schüler Eibl-Eibesfeldt „und vielen anderen Wissenschaftlern“, das „lebensrichtige Menschenbild“ und die Ideen des Ethnopluralismus (im Antrag ausformuliert) stärker zu Geltung kommen zu lassen. Praktisch. Jetzt brauche ich nur jemand den Beschluss zu zeigen und habe die offensichtlichsten Kritikpunkte schnell zur Hand.

    • Traditionen in das Parteileben einfließen lassen

      Hier hat die N.P.D. wieder inhaltlich mit Sinnlosigkeit gepunktet. Da soll die auf das Hambacher Fest und die 48er Revolution gesetzt womit allen studentischen Verbindungen schön ihre Parallelen zur N.P.D. aufgezeigt werden kann. Für die N.P.D. aber ein Antrag mit dem sie ich in ihrer Opferrolle übt - die sie wahrlich gerne einnimmt - aber inhaltliche Konzeptlosigkeit zeigt. Hatten die nix besseres in Bamberg zu tun? Ähnlich Inhaltsleer übrigen der Antrag: Kassenwart statt Schatzmeister - lustigerweise treffen sie dabei aber ja bekanntlich den Nagel auf den Kopf; der Antrag wurde zurückgezogen

    • Trennung von Amt und Mandat Abgelehnt

      Es wurde versucht eine Trennungvon Amt und Mandat einzuführen. Fand ich trotz Ablehnung interessant und habe es daher erwähnt.

    • Kein Kontakt zu Staats- oder Verfassungsschutz Zurückgezogen

      Eine wilde Spekulation: Wer hat die Antragssteller zum Zurückziehen überredet? Der VS? *g* Aber mal ehrlich, eine Partei die einen derartigen Beschluss behandelt und auch noch beschlossen hätte, hätte wohl ihre Ferne zu Staat und Verfassung deutlich gemacht, die Antragssteller aus den KVs Erlangen-Höchstadt und Würzburg-Kitzingen haben das zumindest damit getan.
      Klar halt ich den Inhalt des Antrages übrigens für total vernünftig, ich will aber auch keine Partei gründen. Also, erst nachdenken, dann schreiben!

  • Satzungsanträge

    • Erweiterung des Parteivorstandes

      Der Parteivorstand wurde erweitert: Automatisch Mitglieder sind nun der Vorsitzende der Kommunalpolitischen Vereinigung (KPV) und der Vorsitzenden des Rings Nationaler Frauen (RNF). Dafür fliegt der Bundesvorsitzende des Nationaldemokratischer Hochschulbund raus.
      In meinen Augen versucht die N.P.D. damit zum einen junge Menschen aus der Parteiführung zu entfernen und ihre Zusammenarbeit mit dem NHB zu verschleiern - oder einfach nur die Bedeutungslosigkeit des NHB zu akzeptieren. Das wäre wiederum in Indiz dafür, dass es erstmal keinen offiziellen Versucht gibt in den deutschen Hochschulen wieder Fuß zu fassen.
      Ein Punkt geht übrigens an die N.P.D. für ihre Frauenförderung. Eventuell erkennen wir die Auswirkungen dieser Tendenz in der N.P.D. noch nicht deutlich genug.

    • Komunalpolitische Vereinigung

      In den Paragraphen der die Jungen Nationalen als Bestandteil der N.P.D. festschreibt wurde ein a-Paragraph gequetscht. Damit wird die KPV - die schon länger existiert - jetzt offiziell als Parteigremium gegründet. Damit reagiert die N.P.D. auch auf ihren vermehrten Einzug in Komunalparlamente. Es wird sich zeigen wer sich über diesen Weg nach oben Boxt und bei den Großen mitzuspielen versuchen wird.
      Dieser Punkt scheint für die N.P.D. übrigens wirklich wichtig gewesen sein, es gab immerhin fünf Anträge zu dem Thema, wir sollten uns überlegen was für Auswirkungen dieses neue Gremium haben kann.

  • Zum Thema Wahlen empfehle ich die Zeitung zu lesen und zu googeln, da steht genug.
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Ergänzungen

pressespiegel rund um den bundesparteitag

antifa-blogger 27.05.2008 - 11:12
eine zusammenstellung einiger artikel zu verschiednen aspekten des bundesparteitages gibt es u.a. auf  http://antifa-aktionen.blogspot.com/2008/03/parteitag-im-hegelsaal.html .
stay tuned - keep on rockin´!

Unwichtig

Unwichtig 27.05.2008 - 14:29
Der NHB (Nationaldemokratischer Hochschulbund) ist seit Jahren völlig bedeutungslos und sieht wohl seiner Auflösung entgegen. Deshalb hielt es die NPD wohl nicht mehr für nötig, daß dessen Vorsitzender theoretisch (es gibt keinen NHB-Vorsitzenden mehr!) kraft Amtes im Parteivorstand sitzt. Dafür nahm man die Vorsitzenden von RNF ("Ring Nationaler Frauen") und KPV ("Kommunalpolitische Vereinigung") in den Vorstand auf.

An die Stelle des NHB trat mittlerweile der NBK (Nationaldemokratischer Bildungskreis), der aber nur einen internen Arbeitskreis der JN (Junge Nationaldemokraten, NICHT "Junge Nationale"!) darstellt und bisher kaum Aktivitäten entfaltete.