Moers: Bericht zur Antifademo am 23.5.

Antifas aus Moers 25.05.2008 01:31 Themen: Antifa
Am 23.5. spielte die Rechtsrock- und Hooliganband Hungrige Wölfe bzw. Kategorie C im Moerser Club Coyote, bis zu 800 Nazihools waren dazu aus dem ganzen Bundesgebiet angereist. Im Laufe des Abends wurden in Moers und am Duisburger HBF mehrfach AntifaschistInnen und MigrantInnen angegriffen. Diverse Nazihools mussten von der Polizei wegen massiver Straftaten in Gewahrsam genommen werden. Die Durchführung der Gegendemonstration wurde von der Polizei durch unnötige Schikanen und eine völlige falsche Gefahrenprognose verunmöglicht. Nach Beendigung der Demonstration wurden ca. 80 Personen von der Polizei über Stunden eingekesselt. Eine junge Frau die sich im Polizeikessel befand wurde von einer von außerhalb des Kessels geworfenen vollen Bierdose am Kopf getroffen, und musste bewusstlos in eine Klinik gebracht werden.
Hier eine vorläufige Zusammenfassung der Ereignisse am 23.5. in Moers.

Am 23.5. spielte die Rechtsrock- und Hooliganband Hungrige Wölfe bzw. Kategorie C im Moerser Club Coyote auf der Kirschenallee. Bis zu 800 Nazihools aus dem ganzen Bundesgebiet waren angereist, um dem "ultimativen Konzert im Pott" (Kategorie C auf ihrer Homepage) beizuwohnen.

Viele Kategorie C-Fans waren schon vor Beginn des Konzerts stark alkoholisiert und aggressiv und versuchten mehrfach die TeilnehmerInnen der antifaschistischen Demonstration zu provozieren. Doch leider blieb es nicht nur bei Provokation, so kam es schon am späten Nachmittag zu mindestens einem Übergriff von Kategorie C-Fans auf migrantische Jugendliche in der Steinstrasse. Kleinere und größere Gruppen von KC-Fans passierten immer wieder provozierend die Antifa-Kundgebung. Eine Gruppe von ca. vier Kategorie C-Fans warf gegen 18.45 mindestens eine Flasche auf TeilnehmerInnen der Demonstration, die Polizei nahm daraufhin die Verfolgung auf. Ob die Täter von der Polizei festgenommen wurden ist uns nicht bekannt.
Nach Beginn der Auftaktkundgebung um 19.00 näherte sich dann eine größere Gruppe von ca. 50 Nazihools, die sich Parolen gröhlend - u.a. skandierten sie "Zick, Zick, Zigeunerpack" - und wild gestikulierend den sich sammelnden DemonstrationsteilnehmerInnen, und konnte erst unmittelbar vor dem Auftaktkundgebungsort am Bahnhof von der Polizei durch dem Einsatz von Schlagstöcken gestoppt werden. Schon zu diesem Zeitpunkt wurde klar, dass die Polizei überfordert und unterbesetzt war, sie war zu keinem Zeitpunkt in der Lage die antifaschistische Demonstration effektiv zu schützen.

Anreisende AntifaschistInnen wurden zudem am Duisburger HBF in mindestens zwei Fällen von Nazihools angegriffen. Ob es dabei Verletzte gab ist uns zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht bekannt. Mindestens eine Gruppe von ca. 50 AntifaschistInnen setzte daraufhin die Reise nach Moers nicht fort, weil sie ihre Sicherheit nicht gewährleistet sahen. Obwohl seit Wochen bekannt war, dass sowohl viele Nazihools als auch auswärtige TeilnehmerInnen der Gegenkundgebung über das "Nadelöhr" Duisburg HBF nach Moers fahren müssen, war entgegen der üblichen Praxis bei Fußballspielen oder politischen Großveranstaltungen kaum Bundespolizei am Duisburger HBF zugegen.

Um 19.00 begann die unter den erwähnten ungünstigen Vorzeichen stehende Demonstration des Bündnis´ gegen Rechtsrock mit ca. 150 TeilnehmerInnen. Der Anmelder stellte vor Beginn der Demonstration wie abgesprochen auf Nachfrage der Polizei mehrere OrdnerInnen zur Verfügung, die aber von der Polizei allesamt (!) abgelehnt wurden. Dies ist ein sehr ungewöhnlich Vorgang, da die vorgesehenen OrdnerInnen den üblichen Auflagen der Polizei (Volljährig, nicht vorbestraft, ohne laufendes Verfahren, etc.) entsprachen. Dieser Vorgang kann deshalb nur als polizeiliche Schikane gewertet werden. Nach langwierigen Verhandlungen um die Zulassung der OrdnerInnen und auf aufgrund der Tatsache, dass eine sichere Abreise der VersammlungsteilnehmerInnen von der Polizei zu einem späteren Zeitpunkt offensichtlich nicht gewährleistet werden konnte, löste der Veranstalter die Demonstration gegen 20.00 auf, damit auswärtige AntifaschistInnen die Moerser Innenstadt mit der Regionalbahn um 20.28 verlassen konnten.

Vor Abbruch der Auftaktkundgebung wurden Redebeiträge zu Rechtsrock, zur Funktion des Ermittlungsausschusses sowie der Aufruf des Antifa [AK] Moers zur Demonstration gehalten. Redebeiträge zur Notwendigkeit der Solidarität mit dem Staat Israel und ein Redebeitrag der Gruppe "Emanzipatorische Lüdenscheider AntifaschistInnen - [ELA]" konnten leider nicht mehr gehalten werden.

Nach der Auflösung der Demo zogen ca. 80 Personen in Richtung Innenstadt, doch schon nach wenigen Metern wurde die Gruppe an der Kreuzung Hombergerstr./Kleverstr. von einer Gelsenkirchener Einsatzhundertschaft teilweise rüde und unter Einsatz von Schlagstöcken eingekesselt. Wahllos wurden dem Kessel Personen zugeführt, so z.B. auch diverse Moerser Jugendliche, die sich nur zufällig auf der Hombergerstrasse aufhielten und vorher nicht an der antifaschistischen Demonstration teilgenommen hatten.

Kurz nach der Errichtung des "Kessels" wurde eine junge Frau von einer von außerhalb des "Kessels" geworfenen vollen Bierdose am Kopf getroffen, die daraufhin bewusstlos zusammen sank und von einem Rettungswagen in eine Klinik gebracht werden musste. Wer die Dose geworfen hat ist bis dato ungeklärt, es liegt aber nahe, dass diese von sich in der Nähe des "Kessels" aufhaltenden AnhängerInnen von Kategorie C geworfen wurde. Es ist uns leider nicht bekannt wie schwer die junge Frau verletzt und in welches Krankenhaus sie eingeliefert wurde. Die Polizei hat sich bis jetzt nicht zu diesem schwerwiegenden Vorfall öffentlich geäußert.
Der Kessel wurde nach ca. zweieinhalb Stunden langsam von der Polizei aufgelöst. Mindestens sechs Personen wurden in Polizeigewahrsam verbracht, eine größere Gruppe von ca. 30 Personen wurde mit einem Bus aus der Stadt gefahren. Andere konnten ihre Heimreise mit dem Zug oder per Auto antreten.


Zur Situation um dem Club Coyote:
Bis in die späte Nacht waren größere Gruppen von Kategorie C-AnhängerInnen in der Gegend um den Konzertort auf der Kirschenallee unterwegs, viele hochgradig alkoholisiert und aggressiv. AnwohnerInnen aus Moers-Meerbeck, vor allem solche mit migrantischem Hintergrund, waren aufgrund der bis zu 800 Nazihools sehr verängstigt. Viele trauten sich nach eigenen Angaben nicht mehr auf die Strasse. Die Polizei sperrte die Kirschenallee über Stunden ab, doch einen angemessen Schutz konnte sie mit den eingesetzten ca. 200 BeamtInnen - von denen allein eine Hundertschaft über Stunden mit dem "Kessel" beschäftigt war - bei einer Übermacht von ca. 800 Nazihools offensichtlich nicht gewährleisten.

Nach unseren Informationen wurden mehrer duzend Anhänger der Band wegen verschiedenen Delikten von der Polizei festgenommen und in Gewahrsam verbracht. Unter anderem sollen KC-Fans mehrfach den sog. Hitlergruß gezeigt haben. Die Polizei hat sich leider auch noch nicht zu der Zahl der festgenommen Nazihools und den ihnen vorgeworfenen Delikten geäußert.



Fazit:
Es ist nicht gelungen den Nazihools am 23.5. den Abend zu versauen. Moers-Meerbeck wurde stattdessen zu einer no-go-area für MigrantInnen und AntifaschistInnen. Es kam zu mehreren Übergriffen in Moers und in Duisburg, diverse Nazihools mussten von der Polizei wegen massiver Straftaten in Gewahrsam genommen werden. Die Durchführung der Gegendemonstration wurde von der Polizei durch unnötige Schikanen und durch eine völlige falsche Gefahrenprognose verunmöglicht. Nicht die 800 Nazihools, die den ganzen Abend über mehr oder minder ungestört in Moers und Duisburg Menschen jagen konnten, waren in den Augen der Polizei scheinbar das Problem, sondern die ca. 150 größtenteils jugendlichen AntifaschistInnen, von denen die meisten aus Moers und Umgebung stammen. Die Polizei muss sich vorwerfen lassen eine lange angemeldete und ordnungsgemäß durchgeführte Veranstaltung nicht im notwendigen Umfang geschützt zu haben, genau so wenig war sie in der Lage oder Willens die AnwohnerInnen in Meerbeck zu schützen. Dies alles verwundert uns jedoch nicht, hat es in Moers doch Tradition, dass rechte Umtriebe verharmlost werden. Ein weiteres Indiz dafür stellt auch der Bericht der Pressestelle der Kreispolizeibehörde Wesel dar, in dem weder von verletzten AntifaschischtInnen, noch von festgenommenen KonzertteilnehmerInnen oder von diesen beganngenen Straftaten die Rede ist, außerdem wird als Grund der vorzeitigen Auflösung der Demonstration ein Verstoß gegen das Vermummungsverbot genannt, der so nicht stattgefunden hat, geschweige denn zu eben dieser Auflösung führte.

Die Vorgänge am 23.5 zeigen einmal mehr wie notwendig ein selbst organisierter und mit einer radikalen Gesellschaftskritik ausgestatteter Antifaschismus ist. Denn auf Polizei und Zivilgesellschaft ist kein Verlass im Kampf gegen Rechts. Im Gegenteil, die deutsche Gesellschaft selbst bringt aus sich heraus immer wieder die reaktionärsten Denkformen hervor und muss deswegen auch Ziel antifaschistischer Kritik sein.

Leider müssen wir aber auch Selbstkritik üben. Es ist uns nicht gelungen im Vorfeld genügend Antifas davon zu Überzeugen uns in Moers bei der Demonstration gegen das abermalige KC-Konzert zu unterstützen. Die Mobilisierung hätte effektiver sein können, zudem hätten wir mehr und früher über die Situation in Moers informieren müssen. Allem voran die An- und Abreise nach Moers schien vielen zu risikoreich. Leider wurden diese Befürchtungen auch bestätigt und es kam bei der Anreise zu Übergriffen von Nazihools auf Antifas. Zu erwähnen ist aber natürlich auch, dass wenn mehr Antifas den Weg nach Moers gefunden hätten, auch die Übergriffe hätten vermieden werden können. Die Fehleinschätzungen der Polizei, die die Sicherheit der VersammlungsteilnehmerInnen offensichtlich nicht gewährleisten konnte, und das schikanösen Verhalten der Polizeiführung bei der "Ordnerfrage", sowie der generelle Umgang mit DemonstrationsteilnehmerInnen (respektloser Ton, Einschüchterungsversuche mit Hilfe von Hunden), sind jedoch der Hauptgrund dafür, dass am 23.05. die Demonstration früher als geplant vom Veranstalter aufgelöst wurde. Eine Entscheidung, die viele überrascht hat und über die im Vorfeld sicherlich besser hätte kommuniziert werden müssen.

Wir möchten uns abschließend noch einmal herzlich bei allen bedanken, die uns bei der Demonstration und im Vorfeld in welcher Form auch immer unterstützt haben!



P.S.:

Wie ersichtlich geworden ist liegen uns zu diversen Sachverhalten (u.a. zu den diversen Übergriffen in Moers und Duisburg, zum Gesundheitszustand der verletzten jungen Frau, zu den Straftaten der Zahl festgenommen Nazihools etc.) nur wenige gesicherte Informationen vor. Wir bitten euch hiermit uns weitere Infos zukommen zu lassen. Auch Menschen die Rechtshilfe benötigen können such natürlich gerne an uns wenden. Ihr erreicht die Moerser Antifagruppen über diese Mailadressen. PGP ist natürlich vorhanden!

 aj-moers@gmx.net
 ak-moers@safe-mail.net
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Ergänzungen

Bilder

Antifaschistische Jugend Duisburg 26.05.2008 - 19:10
Hier ein paar Bilder von den Nasen

Was, wann, wo???

Duisburger 26.05.2008 - 19:24
Wann und wo sollen denn bitte die Übergriffe in Duisburg stattgefunden haben??? Ich selber war von 15.30Uhr bis 18.10Uhr in Duisburg am Bahnhof und ich habe nicht einen einzigen Übergriff gesehen!!! Davon mal abgesehen, war das Polizeiaufgebot in Duisburg am Bahnhof so extrem, dass eh nichts gegangen wäre!!!

Also, lasst doch mal die Unwahrheiten aus dem Beitrag, denn so ist dieser Beitrag nicht mehr als eine "Gute Nacht Geschichte"!


Bilder nr2

Antifaschistische Jugend Duisburg 26.05.2008 - 19:32
Und weiter gehts

Bilder nr3

Antifaschistische Jugend Duisburg 26.05.2008 - 19:46
und nochmal

Bilder

Antifaschistische Jugend Duisburg 26.05.2008 - 20:00
und das letzte..

german racewars

ha ha 29.05.2008 - 13:01
German racewars ist eine Dragsternveranstaltung und hat mit Rassenkrieg herzlich wening zu tun!!!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Die Frage ist nicht.... — Borkenarow...

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Ha Ho He Kategorie C!!!! — Liberal anstatt Extrem

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na ja — meidericher