Freiburg: Die ersten Tage der Utopien

Utopist@s von hier und dort 22.05.2008 21:32 Themen: Antirassismus Freiräume Globalisierung Kultur Ökologie
 Die ersten Tage des Aktionsmonats Utopie leben sind vorrüber. Kreativ und bunt wie der Auftakt ging es weiter. Das Aktionsspektrum umfasste Workshops, politische Kunstinstallationen, Ausstellungen, Theater, Diskusionsveranstaltungen und gemeinsame vegane Mahlzeiten. Der öffentliche Raum der Stadt Freiburg bildete weiterhin ungefragt die Bühne für unsere Utopien.
18.05.2008

Seminar Utopie verteidigen
Es fand ein Workshop zum Thema Repression und «rechtliche» Gegebenheiten für AktivistInnen des Aktionsmonats statt.
Situationsangepasstes Verhalten bei unterschiedlichen Aktionsformen und Umgang mit gegebenenfalls auftretenden Problemen wurden erörtert. Insbesondere wurden Kompetenzen für den Fall einer «Ingewahrsamnahme» vermittelt. (siehe auch Rote Hilfe)
Ein zweiter Teil beschäftigte sich mit Aufbau und Funktionsweise eines Ermittlungsausschusses.

Dancing for Utopie!
Ein politisch orientierter Tanzworkshop mit reger Beteiligung verbreitete eine schöne Atmosphäre und brachte viel Spaß für die TeilnehmerInnen. Ein Ausprobieren des Gelernten ist bei passender Gelegenheit geplant.


19.05.2008

Eröffnung der Ausstellung Widerstand und Verfolgung in Südbaden in der Aula der KFH, Freiburg. Mit rund 60 Personen gab es eine erfreuliche Beteiligung von außerhalb des Utopiezusammenhangs. Der Vortrag und die Ausstellung (bis 21.06.2008) sind informativ und vermitteln bislang wenig beachtete Sachverhalte an die Interessierten.




20.05.2008

Die Installation Wollt ihr den absoluten Markt? nahm erneut ungenehmigt den öffentlichen Raum in Freiburg in Anspruch. Auf dem zentral gelegenen Platz der alten Synagoge wurden rund 100 Stellwände zu den Themen Globalisierung, Neoliberalismus, EU-Wirtschaftspolitik, Standortnationalismus und ausbeuterischen Beschäftigungsverhältnisse installiert. Die Aktion fand bei den PassantInnen viel Beachtung und lief völlig entspannt und repressionsfrei ab.

Der Workshop Theater der Unterdrückten (Teil 2 am 21.05.2008) stellte eine interessante Form des kreativen Straßenprotests vor. Die von Augusto Boal entwickelte Protestform ist vor allem in Ländern verbreitet, die offene politische Meinungsäußerungen nicht dulden, kann aber auch in unserem System sinnvoll eingesetzt werden.

Es gab eine rege Beteiligung AußenstehendeR. Wegen des großen Interesses wird der Workshop weitergeführt und die Gruppe plant eine Aktion in der Öffentlichkeit.

Die Veranstaltung Herrschaftskritik und Utopie gab Interessierten die Möglichkeit in Form von Vortrag und Diskussion, sich über Herrschaftsstrukturen in unserer Gesellschaft auszutauschen. Mit rund 60 Personen war die KTS mal wieder erfreulich voll und die Veranstaltung erlaubte vielen Interessierten sich mit sonst ungewohnten Fragestellungen auseinanderzusetzen.


21.05.2008

Das öffentliche Utopie Plenum im Stadtgarten reflektierte die vergangenen Tage und es wurden die nächsten Aktionen geplant. Erfreulicherweise nahmen einige Personen neu am Plenum teil und äußerten Interesse an einer weiteren Mitarbeit.


22.05.2008

Der vegetarisch – vegane Brunch im Seepark zog, wohl wetterbedingt, lediglich wenige Personen an. Die kleine Gruppe ließ es sich mit Leckereien gut gehen - parallel wurden Ernährungsfragen diskutiert.


Ausblick:

Als nächste größere Aktion findet das Solidaritätscamp/fest vom 23.05 - 25.05.2008 beim Asylbewerberheim in der Bissiertstr. statt.
Mit dieser von Aktion Bleiberecht organisierten Veranstaltung wollen wir auf die Flüchtlinge zugehen, den Flüchtlingsalltag für eine kurze Zeit durchbrechen, indem wir gemeinsam Zeit verbringen, zusammen essen, Informationen austauschen, Musik machen und zusammen feiern.
Dadurch wollen wir unsere Solidarität mit den Flüchtlingen bekunden, auf diese im Alltag meist ausgegrenzte Gruppe zugehen und wenn auch nur für kurze Zeit gemeinschaftlich mit ihnen leben.
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Ergänzungen

BZ Artikel 21.05.2008

utopischer ergänzer 23.05.2008 - 15:55
BZ-INTERVIEW mit dem Historiker Heinrich Schwendemann über die Ausstellung "Widerstand und Verfolgung in Südbaden"


Badische Zeitung vom Mittwoch, 21. Mai 2008


Noch gibt es Lücken in der Forschung


Mit dem Widerstand in Südbaden von Kommunisten und Sozialdemokraten in der NS-Zeit befasst sich eine Ausstellung, die seit vorgestern in der Katholischen Fachhochschule (KFH) zu sehen ist. Entworfen wurde sie vom "Arbeitskreis Widerstand und Arbeitergeschichte Waldkirch" in Zusammenarbeit mit der Gruppe "Politik im Café" der KFH. Frank Zimmermann sprach mit dem Historiker Heinrich Schwendemann von der Uni Freiburg über den Widerstand und sein Scheitern.


BZ: Wie gut ist das Thema erforscht?

Schwendemann: Sehr gut erforscht ist der 20. Juli und der nationalkonservative Widerstand. Beim kommunistischen und sozialdemokratischen Widerstand gibt es hingegen noch einige Lücken, eine neuere Gesamtdarstellung liegt nicht vor. Regionale und lokale Studien gibt es hingegen einige neuere, zum Beispiel Forschungen über die Auswirkungen der Denunziationen, da ist Erschreckendes zutage getreten. Mit dem Zugang zu den Archiven der ehemaligen DDR haben wir Quellenmaterial bekommen, das vorher nicht verfügbar war. Auch der "Arbeitskreis Widerstand und Arbeitergeschichte" hat diese Archive genutzt und wichtige Interviews mit Zeitzeugen geführt.


BZ: In der öffentlichen Wahrnehmung überstrahlt der 20. Juli alles. Man denke nur an das mediale Brimborium um den Stauffenberg-Film mit Tom Cruise.

Schwendemann: Das ist richtig, im öffentlichen Gedächtnis ist der kommunistische und sozialdemokratische Widerstand heute nicht präsent, aber unter Historikern wird der 20. Juli bei aller Wertschätzung auch kritisch gesehen. Stauffenberg und seine Mitstreiter waren schließlich keine Demokraten, und das gilt auch für ihre außenpolitische Vorstellung — Deutschland sollte Großmacht bleiben. Fest steht: Die Kommunisten waren die Ersten, die in den Widerstand gingen, und sie haben mit 20000 Toten den größten Blutzoll gezahlt, jeder Zweite von ihnen wurde irgendwann in der NS-Zeit mindestens einmal verhaftet. Jemand wie der Freiburger Jakob Treffeisen, der nach dem Krieg kommunistischer Stadtrat war, war zehn Jahre im KZ.


BZ: Warum ist der Widerstand der Arbeiter gescheitert?

Schwendemann: Früher hat man als Hauptgrund die Spaltung von SPD und KPD genannt und die gegenseitigen Schuldzuweisungen. Die gesellschaftliche Basis für einen breiten Arbeiterwiderstand war einfach nicht gegeben mit Weltwirtschaftskrise, hoher Arbeitslosigkeit und einer Radikalisierung — ein nicht unerheblicher Teil der Arbeiterschaft hat ja auch NSDAP gewählt. 1932/33 war die sozialistische Arbeiterbewegung geschwächt, ein Aufstand hätte Tausende von Toten zur Folge gehabt. Den Machtapparat hatte die NSDAP, unterstützt von den Konservativen, zu dieser Zeit auch schon in den Händen. Wäre beispielsweise zum Generalstreik aufgerufen worden, dann wäre diesem Aufruf auch nur ein Teil der Arbeiterschaft nachgekommen.


BZ: Was hat den Arbeiterwiderstand in Freiburg und der Region ausgezeichnet?

Schwendemann: Der kommunistische Widerstand bestand hier nur aus wenigen Zellen, solche gab es zum Beispiel in Waldkirch oder Freiburg. Zwischen 1935 und 1937 wurden jedoch alle Widerständler enttarnt, von da an gab es keinen organisierten Widerstand der Arbeiter mehr. In Bezug auf den reichsweiten Widerstand war die Region wegen der Verbindung ins nahe Basel wichtig.


BZ: Die Ausstellung findet im Rahmen des Aktionsmonats "Zusammen die Utopie leben" statt. Inwieweit hatten die Arbeiter im Widerstand eine Utopie?

Schwendemann: Bei den Kommunisten waren Revolution und Umsturz die Utopie. Die Tatsache, dass die deutschen Kommunisten keine Demokraten waren, hat eine Erforschung und Würdigung in der Bundesrepublik deshalb auch lange Zeit schwierig gemacht — Antikommunismus war in Westdeutschland im Grunde ja eines der Fundamente des Staates. Aber das alles soll den Widerstand der Arbeiterschaft nicht relativieren: Was diese Leute unter Einsatz ihres Lebens gemacht haben, muss anerkannt werden.


KFH, Haus 3, Karlstraße 63. Montag bis Freitag 8 bis 19 Uhr, Samstag 8 bis 17 Uhr.

Zusammen die Utopie leben... Die erste Woche!

VerlinkerIn 25.05.2008 - 13:09
Zusammen die Utopie leben ... Die erste Woche!  http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=22590

noch ein paar Bilder...

Bilderergänzer 25.05.2008 - 21:30
Bilder der Installation: "Wollt ihr den absoluten Markt?"

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Dezentraler Aktions-Tag ohne Abschiebungen

no border no nation no prison 26.05.2008 - 09:29
Am 30.08.08 wollen wir gemeinsam stören, blockieren, verhindern - gegen Abschiebesystem und Migrationskontrolle, für das Recht auf Bewegungsfreiheit!

Wir haben die Diskussion um einen bundesweiten, dezentralen Aktionstag am 30.08.2008 angestoßen und haben auf den bisherigen Vorbereitungstreffen zum großen Teil Zustimmung erhalten. Auf einige Kritikpunkte wollen wir an dieser Stelle eingehen. Anschließend skizzieren wir die weitere Planung.

* Kritisch angemerkt wurde, dass es sich um einen Tag ohne Abschiebungen handelt, und danach geht alles so weiter wie bisher. Dazu zwei Anmerkungen: zum einen ist die Zielrichtung unseres Aktionstages die, dass alltäglich geführte Kämpfe um Bleiberecht an einem Tag gebündelt werden sollen, um sie sichtbarer zu machen und damit Kraft auch über den Tag hinaus freizusetzen. Und zum zweiten: na gut, es ist nur ein Tag, aber stellt euch vor, es gelingt uns tatsächlich, an diesem Tag alle Abschiebungen zu verhindern - wann wäre das zuvor passiert und welche Wirkung hätte das?
* Mehrere Menschen kritisierten, dass der 30. August ja ein Samstag ist, an dem eh so gut wie keine Abschiebungen stattfinden würden. Warum wir dieses Datum gewählt haben, haben wir bereits begründet. Die Frage Wochentag oder Samstag ist nicht befriedigend zu beantworten, da wir eine Vielzahl an unterschiedlichen Aktionsformen ermöglichen wollen - vom Besuch von Ausländerbehörden bis zur Demo. Darum sehen wir das Datum nicht so eng, es können (und werden) durchaus Aktionen in der Woche vor dem 30.08. stattfinden, die sich auf den Aktionstag beziehen. Wichtig ist, dass nachher der Zusammenhang hergestellt wird (beispielsweise auf einer Bundespressekonferenz).
* Zuletzt wurde angeregt, den Aktionstag nach hinten zu verschieben, da er sonst zeitlich zu nah am AntiRa-Camp in Hamburg liegt. Darüber haben wir lange diskutiert, nachdem jedoch in der Zwischenzeit Rückmeldungen über geplante Aktionen kamen und die Vorbereitungen vielerorts schon laufen, haben wir das wieder verworfen. Trotz anderslautender Spekulationen ist wohl genügend Potential für die Vorbereitung und Mobilisierung zum Camp und Aktionstag vorhanden. Wir sehen in unserer Aktion keine Konkurenzveranstaltung zum Hamburger Camp und werden natürlich auch dort hin mobilisieren!

Wie gehts weiter?

Wir arbeiten daran, dass wir in Kürze Plakate zur Verfügung stellen können. Diese werden wir so gestalten, dass der Hinweis auf die jeweilige Aktion vor Ort aufgeklebt werden kann.

Ein Aufrufvorschlag wird demnächst verschicket mit der Bitte, diesen zu unterzeichnen.

Wir suchen noch Ideen (und Menschen, die diese Ideen umsetzen) zur Präsentation des Aktionstages in den Medien. Die Idee einer Bundespressekonferenz habe ich schon genannt, eine Internetseite ist in Arbeit, darüber hinaus gibt es bestimmt noch weitere Möglichkeiten!?

Außerdem brauchen wir Dich, um in Deiner Stadt oder Region ein Vorbereitungsbündnis zu bilden, das Aktionen plant. Bitte teilt uns die Ergebnisse mit, gerne auch pgp-verschlüsselt.

Geplant sind bislang Proteste und Aktionen in folgenden Städten (und das ist nur der Anfang!):

Bielefeld, Büren, Düsseldorf, Bonn, Rendsburg, Neuss, Wien… (?)

Am Freitag, den 30. Mai um 18 Uhr findet in Wien in der Medienwerkstatt im EKH, Wielandgasse 2-4 (U1 Keplerplatz) ein erstes regionales Vorbereitungstreffen statt.

Zum Stand der Dinge in Büren

In Büren planen wir eine Nachtdemo vor dem Knast mit viel Kulturprogramm, Redebeiträgen, Musik und Workshops vom 29. auf den 30. August 08. Hast Du Lust Dich einzubringen, Ideen für einen Workshop, eine gute Band an der Hand? Einfach mailen!