Bonn: Demo gegen Biopiratrie und Gen-Patente

AutorIn des Beitrags 20.05.2008 14:55 Themen: Biopolitik G8 Globalisierung Soziale Kämpfe Weltweit Ökologie
Protestdemonstration gegen beim Bund Deutscher Pflanzenzüchter und beim Botanischen Garten im Rahmen der UN-Konferenz COP9
Im Rahmen der Proteste gegen die UN-Konferenz zur gentechnischen "Rettung" der biologischen Vielfalt waren am Montag, dem 19. Mai 2008, etwa 30 Demonstrant/innen zum Haus des Bund Deutscher Pflanzenzüchter (BDP) in der Bonner Kaufmannstrasse gezogen.

Dort angekommen wurden die die Kleinbäuer/innen und Aktivist/innen bereits mit einer Gegenpropaganda-Aktion erwartet. Während die Angestellten in einheitlichen T-Shirts die Demonstrant/innen mit Kaffee und Kuchen bestechen sollten, pöbelte der Chef-Pflanzenzüchter mit einem eigenen Megafon in die angemeldete Kundgebung vor seinem Büro hinein. Mit den aus dem "Haus der Pflanzenzucht" heraushängenden Transparenten ("Willkommen beim Mittelstand", "Fortschritt gegen Hunger") versuchte sich der BDP als harmlose Standesvertretung auszugeben. Aber in mehreren Redebeiträgen der Protestdemonstration wurde klar, dass es sich um eine von Staat und Großindustrie geförderte Lobbyvereinigung zugunsten der Bio-Patente von Monsanto, Bayer & Co. handelt. Diese Institution ist mit verantwortlich für die Verbreitung von einjährigen Terminator-Pflanzen, die Hungersnöte und Pestizid-Vergiftungen zur Folge hat.

Als zweite Station wurde vor dem Botanischen Garten am Poppelsdorfer Schloss auf die Kolonialgeschichte solcher Saatgutsammlungen und ihre Rolle in der Forschung und Entwicklung von Gentechnologie und Saatgutpatenten hingewiesen. Der Demonstrationszug führte dann wieder zurück zum Münsterplatz in der Bonner Innenstadt, wo im Rahemn des Internationalen Vielfaltsmarktes ein Straßentheaterstück zum Widerstand gegen Saatgutüatente aufgeführt und danach das kolonial geraubte Saatgut an Kleinbäuer/innen aus Asien und Lateinamerika zurückgegeben wurde.

Websiten zum Thema:
 http://biotech.indymedia.org,
htto://www.biopiraterie.de
 http://www.bukoagrar.de

Ein anderer Indymedia-Bericht zu der Demo
 http://de.indymedia.org/2008/05/217778.shtml
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Ergänzungen

Pressemitteilung des Aktionsbündnisses

(muss ausgefüllt werden) 20.05.2008 - 15:07
Demonstration 19.5.2008 -- 15-18 Uhr

*Veranstalter:* Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft" (AbL),
die internationale Kleinbauernbewegung "La Via Campesina", das
"internationale Notkomitee zur Erhaltung der Weizenvielfalt ohne
Gentechnik", die deutsche "BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie", das
Aktionsbündnis COP 9
*Ort: *Bonn, Münsterplatz


Kleinbauern fordern freien Zugang zu Saatgut und die
Anerkennung ihrer züchterischen Leistung

532 Patente auf Pflanzenmerkmale haben die größten Saatgutkonzerne der
Welt: BASF, Monsanto, Bayer, Syngenta, Dupont und ihre Biotech-Partner
jüngst angemeldet und erteilt bekommen, wegen angeblich neuer
Pflanzenmerkmale wie Trockenheits-, Flut- oder Hitzeresistenz.

Gegen dieses Ansinnen, mit der Begründung des Klimawandels sich in
großem Umfang per Patentrecht die Pflanzen aneignen zu wollen, die die
Ernährungsgrundlage der Menschheit bilden, protestieren am Montag, den
19.5. nachmittags von 15.00 Uhr bis 18 Uhr die deutsche
"Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft" (AbL), die
internationale Kleinbauernbewegung "La Via Campesina", das
"internationale Notkomitee zur Erhaltung der Weizenvielfalt ohne
Gentechnik", die deutsche "BUKO-Kampagne gegen Biopiraterie" und andere
Gruppen in Bonn.

Vom Bonner Münsterplatz, wo derzeit ein Saatgutmarkt stattfindet, wird
sich um 15 Uhr ein Demonstrationszug zum Haus des Bundes deutscher
Pflanzenzüchter bewegen, um dort eine Zwischenkundgebung zu halten. Hier
werden Vertreter der ersten drei Gruppen zur nationalen und
internationalen Politik des BDP sprechen. Nach einer weiteren Station
beim Botanischen Garten Bonn und der dortigen Thematisierung der
Geschichte von Biopiraterie wird der Zug zum Münsterplatz zurückgehen,
wo gegen 17.00 Uhr in einer feierlichen Aktion Vertretern aus südlichen
Ländern symbolisch Informationen über die in Deutschland eingelagerten
und für die industrielle Züchtung verfügbar gehaltenen Sorten aus ihren
Ländern Informationen übergeben werden.


Zum Hintergrund:

Schätzungsweise 7.000 neue landwirtschaftliche Sorten hat die
industrielle Züchtung in den letzten 50 Jahren hervorgebracht -- dem
stehen geschätzt 2 Millionen neuer Sorten, die Kleinbauern jährlich neu
züchten. Die Sorten der Kleinbauern sind regional und lokal angepasst,
während die industriellen Hochertragssorten ("High Yield Varieties")
unter Bauern in aller Welt vor allem als "High Input Varieties" bekannt
und berüchtigt sind: ohne massiven Einsatz von Bewässerung, Düngung und
Pestiziden gedeihen sie nicht -- mit allen negativen Folgen für Umwelt
und die Bauern.

Saatgutkonzerne versuchen derzeit, den Rechtsschutz für Pflanzensorten
immer weiter auszudehnen und dem Patentrecht ähnlicher werden zu lassen:
uralte bäuerliche Rechte wie das auf Wiederaussaat aus der eigenen Ernte
und freie Weiterzucht mit vorgefundenen Sorten werden zu Ausnahmen
erklärt, mit der Tendenz, sie ganz zu verbieten. So werden Bauern in
aller Welt immer stärker von der Saatgutindustrie abhängig gemacht.

Gegen diese Politik, die mit verschiedenen Begründungen weißgewaschen
wird, wird Widerspruch erhoben.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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whatever — kunktator

Interessant — DRF