Berlin: Widerstand gegen Privatisierung

Alles für alle! 20.05.2008 10:24 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Wachsender WIderstand! Seit einigen Monaten lässt sich in Berlin eine erfreuliche Tendenz feststellen: Der Widerstand gegen den Ausverkauf öffentlichen Eigentums und die neoliberale Stadtumstrukturierung wächst. Auch und gerade in der radikalen Linken arbeiten immer mehr Gruppen, Initiativen und aktive Einzelpersonen zu „Privatisierung“ und „Stadtumstrukturierung“. Dabei fällt auf: Die Formen des Widerstand und des Protests falle sehr vielfältig aus. Gleichzeitig wächst der Wunsch sich auszutauschen und zu vernetzen. Ob eine breite antikapitalistische Bewegung gegen die herrschende Privatisierungspolitik entsteht, wird die Zukunft zeigen. Hier soll ein grober Überblick gegeben werden, über den Widerstand der letzten Monate in Berlin gegen „Privatisierung“ und neoliberale Stadtumstrukturierung.
„Wir bleiben alle!“ und „The Right to the City“

Im März 2008 wurde in Berlin die Kampagne „Wir bleiben alle!“ ins Leben gerufen, die sich „den Erhalt, Ausbau und das Erkämpfen neuer Selbstorganisierter Räume“ auf die Fahnen geschrieben hat und sich damit gegen Privatisierungstendenzen und Stadtumstrukturierungsmaßnahmen richtet. In diesem Zusammenhang stehen auch die „Actiondays“ für Autonome Freiräume, die vom 27.05. bis 01.06. in Berlin stattfinden werden. Vom 11.-13.04 fand in Berlin-Kreuzberg, organisiert vom Buko Arbeitsschwerpunkt Stadt-Raum, ein Workshop unter dem Motto „The Right to the City - Soziale Kämpfe in der neoliberalen Stadt“ statt. In gut besuchten Einzelveranstaltungen fand ein Austausch statt über neoliberale Stadtpolitik und den Widerstand dagegen.
Info: ( http://www.buko.info/stadtraum), ( http://wba.blogsport.de)


„Kiezspaziergang“ und „Köpi-Hoffest“

Am 16.04 beteiligten sich 1.000 Menschen an einem Kiezspaziergang unter dem Motto "Billige Mieten, Bildung und Kultur für Alle - MediaSpree versenken" zu dem die „Initiative Mediaspree versenken!“ und andere Berliner Gruppen aufgerufen hatten. Der Kiezspaziergang ging zu Ende am autonomen Wohnprojekt und Kulturzentrum Köpi in Berlin-Mitte, dessen drohende Räumung durch die Kampagne „Köpi bleibt Risikokapital“ erfolgreich abgewendet werden konnte. Die „Köpi“ ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich der Widerstand gegen Privatisierung lohnt und sich immer wieder konkrete Erfolge erringen lassen können. Der Erfolg der Köpi-Aktivisten wurde an diesem Tag mit einem großen Hoffest gefeiert, organisiert von der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin [ARAB]. Trotz aller Feierlaune, blieb auch beim Hoffest der Kampf gegen Privatisierung, Stadtumstrukturierung und Mediaspree ein Thema. Bei einer politischen Kunstaktion bekamen die Anwesenden Gelegenheit ihrem Zorn praktisch Ausdruck zu verleihen.
Video Kunstaktion: ( http://de.youtube.com/watch?v=3CyLI_YLzcI&feature=related), Bericht Kiezspaziergang: ( http://de.indymedia.org/2008/04/214292.shtml)


1. Mai 2008- „Privatisierung stoppen!“

Am ersten Mai gingen mehr als 10.000 anlässlich der traditionellen Revolutionären 18.00 Uhr-Demonstration Menschen auf die Straße. Besonderer Schwerpunkt der Mobilisierung auch hier: der Kampf gegen Privatisierung und Stadtumstrukturierung. Insbesondere die Antifaschistische Linke Berlin [ALB], stellte in ihrem Aufruf zur Demonstration diese Thematik in den Mittelpunkt. Der Titel „Privatisierung stoppen! Alles für alle, statt Profite fürs Kapital“ schien da dann auch richtig gewählt. Auch bei der Berliner Mayday-Parade am selben Tag wurde das Projekt „Mediaspree“ und die dahinter stehende Privatisierungs-Politik des Berliner Senats thematisiert.
Info: ( http://www.antifa.de)


Veranstaltung zu „Privatisierung“, Stadtumstrukturierung“ und „Gentrification“

Bereits zwei Tage vor dem ersten Mai am 29.04. hatte dieselbe Gruppe eine gut besuchte Veranstaltung mit dem Titel „Privatisierung, Stadtumstrukturierung, Gentrification - Schönes neues Kreuzberg/Friedrichshain?“ organisiert. Passenderweise fand diese auf dem Gelände des Friedrichshainer „RAW-Tempel e.v.“ statt, einem gemeinnützigen Kulturprojekt Projekt, das aktuell selbst massiv von privaten Investoren Interessen bedroht ist. Gäste der Veranstaltung waren Joachim Bischoff von der Zeitschrift Sozialismus, Karin Baumert vom Netzwerk AbrissBerlin, Carsten Joost von der Initiative „MediaSpree Versenken!“, Gerlinde Schermer vom privatisierungs-kritischen Donnerstagsskreis der Berliner SPD. Zusammen mit einem Vertreter der [ALB] diskutierten sie über die Zusammenhang von Kapitalismus, Privatisierung und Stadtumstrukturierung und die konkrete Situation in Berlin.


„They Gonna Privatize the air“ - Broschüren gegen Privatisierung

Auf dieser Veranstaltung stellte die [ALB] auch eine Broschüre mit dem Titel „They Gonna Privatize the air“ vor, die sich mit „Privatisierung, Kapitalismus und Widerstand“ beschäftigt. In der Broschüre finden sich Artikel von: Ingo Stützle & Sabine Nuss, Joachim Bischoff, Initiative Zukunft Bethanien, Raul Zelik, Manfred Szameitat, Werner Rügemer, Alexis Passadakis, AG Spreepirat_innen, Mario Candeias, Thomas Seibert, Andrej Holm, Karin Baumert und der Antifaschistischen Linken Berlin. Die Broschüre ist sehr zu empfehlen und kann für einen geringen Betrag beim Online-Versand „Red Stuff“ bestellt werden
Auch die Berliner „Wir bleiben Alle!“ Kampagne und PiMP-Projekte in Mitte und Prenzlauerberg haben Broschüren zum Thema Privatisierung und Stadtumstrukturierung veröffentlicht, die an einschlägigen Orten in Berlin ausliegen.
Broschüre bestellen: ( http://www.antifa-versand.de)


Ausblick: „Spreeufer für alle!“ – Der Kampf gegen Mediaspree geht in die nächste Runde

Ein zentrales Thema des Sommers wird sicher das städtebauliche Mammutprojekt „Mediaspree“ sein. Ein breiter Widerstand kündigt sich bereits an. Ein BürgerInnenentscheid steht vor der zweiten Stufe und auch darüber hinaus ist mit vielfältigen Aktionen zu rechnen. Doch wogegen richtet sich dieser Widerstand eigentlich? Das Vorhaben „Mediaspree“ am Berliner Spreeufer in den Bezirken Kreuzberg-Friedrichshain, Treptow und Mitte soll auf einer Fläche entstehe, die achtmal größer ist als der Potsdamer Platz. Es stellt ein Musterbeispiel dar für die kapitalistische Privatisierung von öffentlichem Eigentum. Die öffentliche Hand gibt Grundstücke an private Investoren ab, die diese mit profitablen Bürogebäuden bebauen. Um die Interessen und Bedürfnisse der Bevölkerung geht es bei diesen Plänen an keiner Stelle. Statt freiem Zugang zur Spree, unkommerziellen Kulturangeboten und für alle nutzbare Grünflächen zählt für die offizielle Politik und die Kapitalgeber nur eines: der Profit. Der Kampf gegen „Mediaspree!“ ist deshalb nicht nur ein „Kampf gegen Hochhäuser“. Der kapitalistische Gesamtzusammenhang insgesamt kann am Beispiel „Mediaspree“ exemplarisch angegriffen werden. Denn: auch wenn es heute „nur“ darum geht, dass Mediaspree-Projekt zu „versenken“ und die Parole „Spreeufer für alle!“ zu verwirklichen. Geht es vielleicht schon morgen darum, dass kapitalistische Gesellschaftssystem insgesamt auf den Kopf zu stellen und die Forderung „alles für alle!“ endlich wahr zu machen!
Infos: ( http://www.ms-versenken.org)
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Ergänzungen

Demonstration gegen die drohende Räumung der

Dein Name 20.05.2008 - 15:15
Seitdem das Räumungsurteil gegen Teile des autonomen Wohn- und Kulturprojektes Rigaer Straße 94 Ende Januar diesen Jahres ausgesprochen wurde, ist die Zukunft der Rigaer94 weiterhin ungewiss. Ziemlich sicher aber ist, dass die Räumung schon in naher Zukunft vollzogen werden kann. Bis jetzt haben die BewohnerInnen jedoch keinen konkreten Termin vom Gerichtsvollzieher erhalten.

Am Donnerstag, den 22.05.2008 werden wir (die „UnterstützerInnen-Gruppe94“) aus Protest gegen die anstehende Räumung der Rigaer94 eine Demonstration in Friedrichshain veranstalten und unter anderem bei Dr. Franz Schulz, dem Bezirksbürgermeister von Friedrichshain- Kreuzberg, vorbeischauen, um ihm nochmals klar zu machen, dass es sich - entgegen seiner Aussage - nicht um einen zivilrechtlichen, sondern um einen politischen Konflikt handelt, bei dem er auch als Leiter der Abteilung Stadtentwicklung gewisse Verant-wortung zu übernehmen hat.

Auch wollen wir die Situation um die Rigaer94 wieder einmal auf die Straße und vor die Fenster der KiezbewohnerInnen tragen um die Problematik der Stadtumstrukturierung und der damit verbundenen Vertreibung aus der Innenstadt durch Komerzialisierung und Profitgier offen auszusprechen.

Als ein Teil autonomer Strukturen steht die Rigaer94 gegen diesen Prozess und kämpft für selbstverwaltetes und selbstbestimmtes Leben nicht nur in der Rigaer Straße, sondern weltweit!

Eine Räumung ist ein Angriff auf uns alle!

Demonstration: 22.05.2008, 16h // Start: Warschauer Str. :: Rigaer Straße / Liebigstraße :: Bezirksamt

rigaer94.squat.net

wba.blogsport.de

Junge Welt Artikel (02.05.2008)

Antifa 20.05.2008 - 16:33
Berlin: Die Antifaschistische Linke will Antiprivatisierungskampagnen zum neuen Schwerpunkt ihrer Politik machen

Von Dago Langhans

Das Bürgerbegehren gegen Media-Spree in Friedrichshain-Kreuzberg ist ein Kristallisationspunkt für Berliner Sozialinitiativen und linke Gruppen geworden

Die Privatisierungswelle im städtischen Bereich stand im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion, zu der die Antifaschistische Linke Berlin (ALB) im Vorfeld des 1. Mai am Dienstag in die Räume des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerkes nach Friedrichshain eingeladen hatte. Diese thematische Orientierung der antifaschistischen Bewegung zeigte sich nach Darstellung Tim Laumeyers von der ALB bereits während der Proteste gegen den G-8-Gipfel, bei denen ähnliche Schwerpunkte angesprochen wurden. Aktuell gelte es, den Unmut in breiten Bevölkerungskreise, der sich in zahlreichen Initiativen gegen diverse Privatisierungsvorhaben darstellt, zu »bündeln und das Thema Privatisierung in die linken Milieus hineinzutragen«, so Laumeyer.

Sowohl die hochkarätige Besetzung des Podiums als auch das Interesse des Publikums signalisierten, daß sich die ALB mit diesem Vorhaben offensichtlich auf der richtigen Spur befindet. Eingeladen waren Joachim Bischoff (Herausgeber der Monatszeitschrift Sozialismus), Karin Baumert von der Initiative Abriß Berlin, Gerlinde Schirmer vom privatisierungskritischen »Donnerstagskreis« der SPD und Carsten Joost von der Initiative »Media-Spree-versenken«. Bischoff und Schirmer verwiesen in ihren Beiträgen insbesondere auf den neuen Trend des Public Private Partnership. Während Bischoff sich auf den Gesamtzusammenhang von politisch gewollter Fiskalkrise und Privatisierung konzentrierte, zog Schirmer eine verheerende Bilanz der Deregulierung bei den ehemals städtischen Betrieben im Bereich der Berliner Strom-, Gas- und Wasserversorgung.

Am konkreten Beispiel des Investitionsvorhabens »Media-Spree« erläuterte Carsten Joost die Möglichkeiten und Grenzen erfolgreichen Protestes. Für die Einleitung eines Bürgerbegehrens auf Bezirksebene hat seine Initiative inzwischen 16000 Unterschriften gesammelt um das 2,6 Milliarden Euro teure Projekt zur umfangreichen Bebauung der Spreeumgebung zu verhindern. Mit einer gelungenen Bildschirmpräsentation konnte Joost die Alternativplanungen zum Megavorhaben verdeutlichen.

Der politische Öffnung der ALB über das traditionelle Arbeitsfeld des Antifaschismus hinaus, dokumentiert sich nicht nur im diesjährigen Demonstrationsaufruf zum 1. Mai, sondern zeigt sich auch in einer neuen Broschüre »They Gonna Privatize The Air – Privatisierung, Kapitalismus und Widerstand«, die erstmals auf der Veranstaltung vorgestellt wurde. In der Publikation kommt unter anderem auch der PPP-Experte und jW-Autor Werner Rügemer zu Wort. Sie ist erhältlich über antifa.de .

Autonome Vollversammlung dazu

Ankündigung 20.05.2008 - 22:47
Die nächste Autonome Vollversammlung in Berlin wird sich auch mit dem Thema beschäftigen. "Wie weiter gegen die Stadtumstrukturierung?" soll die einladende Frage sein. Konkret soll darüber nachgedacht werden, wie die beiden nächsten wichtigen Termine - Eröffnung der O2-Arena und Schließung des Flughafen Tempelhofs - von radikaler Seite aus begleitet werden können. Eine Koordinierung der verschiedenen Initiativen könnte hier also stattfinden. Daher kommt alle...

Offizieller Ankündigungstext folgt noch.

Wie immer: Fr., 13.06., 19:30h, Köpi Sportraum

Verwüstung des Rosa Rose Garten

Rosa Rose Garten 21.05.2008 - 01:03
Jeder ist seines Lebens Gärtner – nicht jeder ist mit Vorstellungsvermögen begabt, das über das Kurzfristige, für den Moment richtig Erscheinende hinausreicht. Würde der Immobilienmakler, der seinen Gestaltungsdrang anscheinend nur auf genau dieser Fläche realisieren kann, selbst ausschließlich an diesem Ort wohnen wollen? Würde der Polizist, der an der Räumung teilnimmt, auch den Spielplatz seiner Kinder zerstören, sollte der Befehl dazu kommen?

Video auf:
 http://kanalb.org/index.php?play_id=2020&modul=Clip&autostart=true

Veranstaltungsreihe zum Thema

Dein Name 21.05.2008 - 19:10
Veranstaltungsreihe zum Thema noch bis zum 17.06. in Berlin
Program unter  http://pimp.so36.net/anarchieistmachbar.html

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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die spree ist eine Sprotte

- Harzer Käse - 20.05.2008 - 12:17
Der Rhein ist ein Wal.

Die wollten dass ich für'n euro fünfzig indirekt für Madia Spree arbeite und jeden Tag mein Einverständnis zum Verein mit einer Unterschrift absegne. Mensch ey, Berlin ist ein verrotteter Haufen geistigem Kadavers geworden, achtzehn Jahre nach der Mainzer Strasse.

das übliche bla bla

jaja 20.05.2008 - 12:23
Stärkere Vernetzung wünscht ihr euch seit Monaten. Bleibt es beim Auftexten von Wunschdenken auf Indy oder wird daraus demnächst auch was greifbares?

@harzer käse

atze 20.05.2008 - 12:27
recht haste! berlin ist verrottet uns stinkt zum himmel. wennde bock hast, deine wut dagegen mal rauszulassen, komm am donnerstag um 16h zum U warschauerstr. da ist dann die demo für den erhalt der besseren hälfte berlins, in diesem falle der Rigaer94.
na denne: weiter gehts...

@jaja

unser name 22.05.2008 - 16:09
anprangern kann man vieles, kritisieren auch, aber vorallem kann man vieles auch selbst verbessern, wenn man den Eindruck hat, dass es nicht voran geht ;-)