Der Dalai Lama und die Nazis: Teil I

Indiana Jones & das Geheimnis des A im Kreis 19.05.2008 18:13
„Onkel Dalai“ – „Der Witzbold“ und „alte Märchenerzähler“ war da

Als „Witzbold“, „alter Märchenerzähler“ und „Onkel Dalai“ bezeichneten die Bochumer WAZ-Reporter den Dalai Lama bei seinem Besuch in Bochum. Das war letzte Woche, als auf diese Stadt der “weltweite Blick“ fiel.
In diesem Artikel fällt ein anderer Blick auf "Seine Heiligkeit"
Die Bezeichnungen „Witzbold“, „alter Märchenerzähler“ und „Onkel Dalai“ und weitere Adjektive wie „grinsend“ und „feixend“ sind keineswegs abwertend seitens der Bochumer Presse an die Adresse des tibetanischen Seniors gemeint. Sondern lobend, als Umgang eines „Gottkönigs“ und Mönchs, namens Tenzin Gyatso, mit Presse, Politik und Schaulustigen. Als Beschreibung seines Humors. Angesichts des Bochumer Ratssaals äußerte „seine Heiligkeit“ gar schelmisch und demokratisch zur Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz: „Toller Saal; wahrscheinlich guckt ihr hier Kinofilme, wenn Ratssitzungen sind.“


Als gewollt infantil unerfahren oder besser gesagt, besoffen dümmlich-weltfremd, kann man die Geisteshaltung und Einstellung der meisten Medien und BochumerInnen zum Dalai Lama und Tibet bezeichnen.
Es wird von dem „charismatische Oberhaupt der Tibeter“, „seiner Heiligkeit“ und einem „Gottkönig“ gesprochen. Und auf fast allen freudig strahlenden Gesichtern scheint der reaktionäre Wunsch zu liegen, geführt zu werden.
In solch einem Klima konnten auch der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) und der Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) im Ruhr Congress vor ca 3000 Menschen nicht fehlen. Koch, ein langjähriger Freund des Dalai Lama, bestritt seinen letzten Wahlkampf mal wieder mit rassistischen Ressentiments.
Und der Bochumer Norbert Lammert empfing im letzten Jahr Roberto de Mattei, den Berater des italienischen „Post“faschisten Gianfranco Fini, auf einem Symposium zur “Dialektik der Säkularisierung - Werte für die Zukunft oder Zukunft ohne Werte” an der RUB.
(  http://www.bo-alternativ.de/2007/02/09/die-ruhr-universitaet-bochum-auf-profilsuche-ganz-rechtsaussen/ und  http://media.de.indymedia.org/media/2007/09//194792.pdf )
Die Stimmung in Bochum war eine Mischung aus Sprüchen wie aus tibetischen Glückskeksen und bunten politischen Allerlei, gleich Gebetsfahnen.
Das Ganze flankiert von rechtsaußen CDU-Interpreten.



Eine Front - Das Volk von Tibet und der „nationale Widerstand“
Da mussten sich einfach die Bochumer „Nationalen Sozialisten“ melden. Das durften sie sich nicht entgehen lassen.
Auf der Internet-Präsenz der Bochumer NPD gibt der wegen Volksverhetzung vorbestrafte NRW-Vize und Wattenscheider Claus Cremer zu verstehen: "Ich habe den heutigen Tag bzw. die heutige Veranstaltung dazu genutzt, um dem Dalai Lama auch im Namen der NPD meine Aufwartung zu machen. Es ist bewundernswert wie dieser Mensch seit Jahren für die Freiheit und die Unabhängigkeit seines Volkes und seines Landes kämpft. Auch der nationale Widerstand kämpft hier in Deutschland gegen Unterdrückung und die noch immer anhaltende Besatzung.“

Vereint im Unglück: Tibet ist wie Wattenscheid und China wie Bochum
Und weiter geht`s in der PR: „Zudem wissen auch wir Wattenscheider nach der undemokratischen Gebietsreform was es bedeutet, gegen den Willen der Bevölkerung unter fremder Verwaltung zu stehen. Aus all diesen Gründen heraus kann sich der Dalai Lama der Solidarität und der Unterstützung der NPD für seinen Freiheitskampf sicher sein."

Jaja, nicht nur der Dalai Lama besitzt Humor! Hier bewirbt sich der „Nationale Widerstand“ mal wieder um „den Orden wider dem tierischen Ernst“.





Zeig mir deine Freunde und ich sag Dir, wer Du bist

Aber eines muss man dem braunen Saum von Bochum schon lassen. Er weist die antidemokratischen Parallelen in der aktuellen Diskussion um Tibet auf.
Und macht sich verdient darum, auf die historische Freundschaften des Dalai Lama zu verweisen.

Der gerichtlich einschlägig bekannte Herausgeber der „Freiheit Wattenscheid“, Michael Frank (ex NPD), verkündete am 17.5.2008 auf seiner Internet-Seite: “Dalai Lama bekennt sich in Wattenscheid zu Heinrich Harrer“ und zitiert aus der Bochumer WAZ die Antwort des Dalai Lamas auf die Frage eines Kindes : "Tibet ist ein schönes Land. Meine Freunde Harrer und Aufschneider, ein Österreicher und ein Deutscher, haben ein schönes Buch darüber gemacht. Schau es dir an, und wenn du älter bist, kannst du ja selbst nach Tibet fahren."



Nun, wer waren die Menschen Aufschneider und Harrer? Was hatten sie mit dem Dalai Lama zu tuen?
Warum möchte der Dalai Lama, dass ein Wattenscheider „Döppke“ deren Buch liest?

Heinrich Harrer: SS-Oberscharführer und Lehrer des Dalai Lama
Heinrich Harrer, geb. 6.7.1912 in Österreich, wurde Ende der 90ziger Jahre schlagartig bekannt, als der Film „Sieben Jahre in Tibet“ ins Kino kam( http://de.wikipedia.org/wiki/Sieben_Jahre_in_Tibet) . In diesem spielt der Schauspieler Bratt Pitt den jungen Harrer der bei einer Expedition der Deutschen Himalaya-Stiftung im Himalaya vom Kriegsausbruch überrascht wird, mit anderen deutschen Forschern von Alliierten interniert wird und mit Peter Aufschnaiter flieht. Beide arbeiten dann für die tibetische Regierung. Aufschnaiter als Berater und Harrer als Lehrer des jetzigen Dalai Lamas.
Das was der Film stark unterbelichtet, ist die politische Vita des Lehrers des Dalai Lamas.
Heinrich Harrer war schon 5 Jahre vor dem Anschluss Österreichs Mitglied des SA. Sofort nach dem „Anschluss“ Österreichs an das 3.Reich im März 1938 wurde Harrer Mitglied der SS und der NSDAP. Diese Beitritte fanden im April und Mai 1938 statt.
Im Juli 1938 gehörte Heinrich Harrer zusammen mit Anderl Heckmair, Fritz Kasparek und Ludwig Vörg zu den Erstbesteigern der Eiger-Nordwand ( http://www.jpmountainbooks.com/webbooks/hecknordwand/heck.htm)

Hitler zeichnete diesen willigen Vorzeigeathleten umgehend aus. Harrer wurde von Heinrich Himmler, dem Reichsführer der SS, protegiert und erhielt den Rang eines SS-Oberscharführers und Posten als Sportinstrukteur der SS. Himmler soll sich auch für seine erste Ehe mit Lotte Wegener eingesetzt haben.
Erst Ende der 90ziger wurden die politischen Ambitionen des jungen Harrers einem größeren Publikum bekannt. Am 7.Januar 2006 verstarb Heinrich Harrer.
Wie sich ein Teil der Tibet-Solidarität zu Heinrich Harrer stellt, kann man hier einsehen: ( http://www.savetibet.org/news/newsitem.php?id=890) Auch ist hier eine Laudatio des Dalai Lamas auf seinen Ex-Lehrer nach zu lesen.
(Zu Heinrich Harrer ein Buchhinweis: Gerald Lehner, „Zwischen Hitler und Himalaya. Die Gedächtnislücken des Heinrich Harrer“, Wien, Czernin Verlag, 2007  http://www.logo.at/index.php?id=291#c441)
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Ergänzungen

der Dalai Lama steht nicht für Emanzipation !

Aufklärung statt Verstrahlung 24.05.2008 - 11:33

 http://de.wikipedia.org/wiki/Emanzipation

Panorama vom 20. November 1997
Verklärt, verkitscht - Hollywood feiert den Dalai Lama
 http://daserste.ndr.de/panorama/media/dalailama74.html

Endloses Charisma: Der Dalai Lama spricht heute bei einer Kundgebung in Berlin
Sendezeit: 19.05.2008 23:27
Autor: Stratmann, Jürgen
Programm: Deutschlandradio Kultur
Sendung: Fazit
Länge: 03:22 Minuten
 http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2008/05/19/drk_20080519_2327_11d24a7e.mp3

27. Juli 2007 HYPE IN ORANGE
Der liebe Gottkönig mit der Kassenbrille
 http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,496939,00.html

 http://www.gottkoenig.de/

Der Dalai Lama und die Nazis: Teil II

Verlinker 02.01.2011 - 07:08
Der Dalai Lama und die Nazis: Teil II
Indiana Jones & das Geheimnis des A im Kreis 19.05.2008 18:30
 http://de.indymedia.org/2008/05/217714.shtml

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Primitive Polemik — sowas kann man nicht ernst nehmen

pogrome in Tibet — lotusblume

@lotusblüte — grischan

blabla — bla