Utopischer Aktionsmonat beginnt in Freiburg

Utopist@s von hier und dort 18.05.2008 19:24 Themen: Antirassismus Biopolitik Militarismus Soziale Kämpfe Ökologie
Mit einem "Utopischen Stadtspaziergang" wurde am Samstag den 17. Mai der Aktionsmonat "Die Utopie Leben" in Freiburg eröffnet. Rund 200 Leute beteiligten sich an dem unangemeldeten kreativen Geschehen, welches von unzähligen BereitschaftspolizistInnen "gesichert" wurde. Nach einem dreistündigen Brunch auf dem Platz der alten Synagoge wurde über den Augustinerplatz, das Siegesdenkmal und das Tierversuchslabor an der Stefan-Meier Straße auf einige der Themen im gerade beginnenden Aktionsmonat eingegangen: Die ungefragte Inanspruchnahme des öffentlichen Raumes, Tierrechte, Antimilitarismus und Antirassismus. Bis zum 22. Juni werden diverse Aktionen im öffentlichen Raum Freiburgs stattfinden um aufzuzeigen das eine andere Welt möglich ist und unsere Utopien hier und jetzt gelebt werden können.
Am 17.05.2008 fanden sich ab 11 Uhr rund 150 Personen auf dem Platz der alten Synagoge in Freiburg zum gemütlichen Brunch ein. Unter den Augen der zahlreich anwesenden Ordnungskräfte stärkten sich AktivistInnen und PassantInnen an den vegetarischen Leckereien. Gleichzeitig wurden Infomaterialien zum Aktionsmonat Utopie leben durch die einzelnen Gruppen verteilt. Wegen der geplante Umgestaltung der Grünfläche zur Betonwüste wurden Postkarten an Oberbürgermeister Salomon von PassantInnen ausgefüllt. Hieraus entstand spontan eine Initiative um die Verschandelung des Platzes der alten Synagoge zu verhindern.

Gegen 14.00 setzte sich der Demonstrationszug unter den heissen Klängen der Action-Sambaband !Sambasta! in Richtung Augustinerplatz in Bewegung. Dort fand eine Samba Perfomance mit reger Beteiligung der Anwesenden statt. Kreative Strassenprotestformen wie Stelzenlauf, Jonglage, Diabolo, eine Großpuppe sowie Tanz und Samba belebten diese zweite Etappe des Utopischen Stadtspaziergangs. Zum Abschluss wurde eine symbolische Mauer aus Kartons errichtet, auf der Freiburgs BürgerInnen ihre Utopien festhielten. Die Mauer verblieb auf dem Platz und die inzwischen auf rund 200 Personen angewachsene Demonstration begab sich über die Kaiser Joseph Strasse zum Siegesdenkmal. An disem Symbol des Millitarismus fand eine Aktion gegen Krieg und die Waffenforschung an der Universität Freiburg, u.a. am Frauenhofer Institut für Kurzzeitdynamik und Frauenhofer Institut für Festkörperphysik (organisiert im Verbund Verteidigungs- und Sicherheitsforschung), statt. Die verheerende Wirkung von Streubomben wurde in einer symbolischen 'Flyerexplosion' den Umstehenden verdeutlich. Beim Anbringen eines Transparents mit der Parole 'Den nächsten Krieg verhindern' am Siegesdenkmal kam es das einzige mal zu Ruppigkeiten seitens der Polizei. Diese hielt sich schliesslich aber doch an die zuvor getroffenen Absprachen.

Die nächste Station des Utopischen Spaziergangs bildete das neu eingerichte Tierversuchslabor der Universität in der Stephan-Meier-Straße (eines von 30 in Freiburg!). Bei dieser Kundgebung forderten die AktivistInnen die Einstellung aller Tierversuche und begaben sich anschliessend zum Endpunkt auf dem Stühlinger Kirchplatz. Angesichts des inzwischen einsetzenden Regens wurde der After-Demo-Chill-out mit Volxküche in die KTS verlegt.

Die gesamte Aktion fand in einer lockeren Atmosphäre statt. Die im Vorfeld etwas aufgeheizte Stimmung konnte durch eine gute Kommunikation entspannt werden. Bis auf die völlig überzogene Anwesenheit von Cops war die Außenwirkung sehr positiv. Zweifelsohne erzeugte die Auftaktparade viel Aufmerksamkeit, was auf eine Rege Beteiligung am Utopiemonat hoffen lässt.

Wir bleiben dabei: Utopien brauchen keine Bewilligung!
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Ergänzungen

Inhaltliche Ergänzung

Inhaltlich ergänzende UtopistInnen 18.05.2008 - 19:38
Hier noch die Homepage des Netzwerks "Die Utopie Leben".

Plakat

Designer gegen Herrschaft 18.05.2008 - 19:44
Hier noch ein Plakat

Hey Julia, das waren niemals nur 107...

BZ-LeserIn 18.05.2008 - 23:07
Badische Zeitung vom Montag, 19. Mai 2008

Frohsinn auch unter den Passanten

Tag eins des Aktionsmonats "Utopie leben" verlief lautstark und vergnügt — und in überschaubarer kleiner Runde

Von unserer Redakteurin Julia Littmann

Mit etlichen hundert hatten die Veranstalter gerechnet, es waren jedoch haargenau 107 Menschen, die am Samstag durch die Innenstadt zogen, um den Auftakt des Aktionsmonats "Utopie leben" öffentlich zu machen. Auch Stadt und Polizei hatten offenbar mit weitaus mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmern an dem "Utopischen Brunch" auf dem Platz der Alten Synagoge gerechnet: Etliche Mannschaftswagen fuhren am frühen Mittag auf, die Beamten fanden jedoch alsbald die geforderten Ansprechpartner und kooperationsbereite "Utopisten". Tag eins des Aktionsmonats ging gelassen über die Bühne.

Für die ehemalige Stadträtin Renate Bert war die bewegte Ansammlung des "bunten Völkchens" ein "tolles Signal". Am Startplatz für die Demonstration hatte es nicht nur Infos zu Themen wie Armut, Klima, Migration und Krieg gegeben. Auch die geplante Umgestaltung des einladenen Rasenplatzes zur "Betonwüste" wurde auf Flugzetteln kritisiert — und hier und da auch mit Passanten besprochen. Statt dem so genannten "schwarzen Block" der Autonomen hatte sich gerade mal eine schwarze Viererkette zusammengefunden, die friedlich dem kleinen Zug vorauseilte in Richtung Augustinerplatz. Dorthin zogen die Bruncher wie angekündigt um 14 Uhr via Bertoldsbrunnen durch die belebte Innenstadt. Vielfarbig und mit etwa 20 Musikerinnen und Musikern einer Sambatruppe auch unüberhörbar lautstark. Stelzengängerinnen, Jongleure und eine tüchtige Tanzcombo verbreiteten auch längs des Umzugs Frohsinn unter den Passanten. Die säumten den Demonstrationsweg mit Hüftschwung und Zustimmung: "Dass da noch welche Utopien haben, macht doch Hoffnung."

Auch der etwa einstündige Aufenthalt auf dem Augustinerplatz und die nächsten Stationen des "utopischen Stadtrundgangs" — Siegesdenkmal und Tierversuchslabor an der Friedrichstraße — verliefen ganz im Sinne der Veranstalter: kreativ und bewegt. Von Seiten der Polizei gab es am Ende von Tag eins des Aktionsmonats denn auch keine Beanstandungen — alles sei ruhig verlaufen.

Nicht anders habe er sich das für die Veranstaltungen an diesem ersten Tag vorgestellt, sagt Max Heinke: "So war es ja auch angekündigt." Zwar habe das Friedensforum, bei dem er Mitglied ist, nicht offiziell an diesen Veranstaltungen teilnehmen können, wohl aber habe er als Einzelperson dabei sein mögen. Die Schwierigkeit fürs Friedensforum als Institution: Die Veranstaltungen waren zwar allenthalben öffentlich kundgetan, nicht aber angemeldet worden, auch dieses als Zeichen des Protests gegen staatliche Bevormundung. Im Laufe des utopischen Aktionsmonats allerdings wird das Friedensforum ebenso wie Greenpeace und andere Einrichtungen im Netzwerk der Veranstalter hier und da kooperieren.

video für sicherheitsexperten

rubsamen 19.05.2008 - 21:39
video zu einer aktion gegen den verbots-wahn der stadt freiburg:

 http://youtube.com/watch?v=cqVHv2F8sGo

Pressemitteilung der Schattenparker

SChattenparker 20.05.2008 - 08:44
Schattenparker Pressemitteilung vom 15. Mai 2008

Seit mehreren Monaten arbeiten verschiedene politische Gruppen Freiburgs gemeinsam an der Idee einen Monat lang die Stadt Freiburg zum interaktiven Aktionsraum zu machen um verschiedenste Utopien vorzustellen bzw. möglich zu machen. Jetzt endlich ist es soweit:

Wir als schattenparker beteiligen uns an diesem Monat und werden ihn sowohl mit eigenen Aktionen als auch mit konstruktiver Kritik solidarisch unterstützen.

Unsere Utopie ist das Leben in Wagen. Seit mehreren Jahren leben wir diese Utopie und mussten bzw. müssen noch immer einen harten Kampf dafür kämpfen, da unkonventionelle Lebensweise, kollektives Miteinander, unkommerzielle Kultur noch immer nicht geduldet und erwünscht ist. Der Grund dafür liegt wohl in der politischen Problematik, die unser Leben aufwirft. Eine kollektive, auf Selbstbestimmung und Selbstverwaltung basierende Nutzung von Flächen passt nicht in eine kapitalistische auf Ausgrenzung und Isolation aufbauende Gesellschaft. Darüber hinaus wirft das Wagenleben die von Staatsseiten unbeliebte Frage nach der freien Wahl der Wohnform und besonders nach kostengünstigem bzw. kostenfreiem Wohnen auf.

Schattenparker Rainer Moser: „Das Tolle am Utopiemonat ist das breit gefächerte Netzwerk und der Konsens zur kollektiven ungefragten Inanspruchnahme des öffentlichen Raums.“

Da Stadt und Polizei nun bereits im Vorfeld mit Verboten und Einschränkungen aufwarten und unter anderem gezielt das Thema Wagenplatz kritisieren undkriminalisieren, sehen wir den Sinn unserer Beteiligung am Utopiemonat bereits erfüllt.

Wagenbewohnerin Sibylle Götz: „Solange das Wagenleben in Freiburg nicht akzeptiert und geduldet wird, solange werden wir für diese Utopie kämpfen.“

Wenn es immer mehr Leute gibt die in Wägen leben möchten dann wird es auch mehr Wagenburgen geben. Und wenn immer mehr Menschen die Frage nach bezahlbarem und selbst verwaltetem Wohnraum stellen dann muss mensch sich mit dieser Frage auseinander setzen. Verbote helfen da keinem weiter.

VIVA WAGENLEBEN FÜR 1, 2, 3, viele Wagenplätze in Freiburg und überall.......

die schattenparker


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weiter zum Thema Stadtumstrukturierung und Rückeroberung des öffentlichen Raums siehe auch ein Faltblatt der schattenparker unter: http://schattenparker.net/spip.php?rubrique1
WEM GEHéRT FREIBURG

Resolution zum Utopie Monat

UStA PH Freiburg 20.05.2008 - 14:56
Resolution der Vollversammlung der PH Freiburg zum Aktionsmonat „zusammen die Utopie leben...“ vom 6. Mai 2008

Die Vollversammlung der Studierenden der PH Freiburg begrüßt die erstmalige Durchführung des Utopie-Monats in Freiburg und ruft alle KommilitonInnen dazu auf, sich an den zahlreichen Aktionen zu beteiligen und den Monat mit eigenen Ideen zu bereichern.

Wir wollen selbstständige SchülerInnen

Für uns als angehende PädagogInnen sind Gerechtigkeit, Solidarität und der Erhalt einer intakten Natur Werte, die wir an kommende Generationen weitergeben wollen. Wir brauchen Utopien und Visionen damit unsere SchülerInnen nicht bloß Humankapital sondern selbst denkende Menschen werden können, die „den Mut haben sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen“ (vgl. Kant).

Thema Bildung im Utopie- Monat

Zur reichhaltigen Themenpalette des Aktionsmonats gehört auch Bildung, also das Feld, auf dem wir Studierende einer pädagogischen Hochschule uns bewegen. Besonders im Bildungsbereich sind positive Utopien von Nöten. Unser unsoziales, gegliedertes Schulsystem darf nicht länger bestand haben. Auch die Universität bzw. Hochschule stellen wir Studierende uns anders vor, als sie sich im Moment darstellt.

Falsche Entwicklung

Die immer weiter voranschreitende Verschulung des Studiums z.B. durch Modularisierung, Anwesenheitspflichten, Ba/ Ma- Umstellung, der zunehmende Einfluss der Wirtschaft auf die Hochschule (vgl. Einführung von Aufsichtsräten, Akkreditierungszwang,...) und die Studiengebühren laufen unserer Meinung nach in eine komplett falsche Richtung. Studierende können nur lernen selbstständig zu
denken, wenn sie zu gleich lernen können selbstständig ihr Studium zu organisieren. Gerät die Hochschule immer weiter in Abhängigkeit Dritter wird das Studium zur reinen Ausbildung verkümmern.

Unsere Wünsche...

Wir wünschen uns ein anderes Studium, eines welches uns erlaubt einen anderen, freieren Zugang zur Welt und sich selbst zu finden. Die Studienzeit sollte auch die Möglichkeit bieten, mit verschiedenen Lebensmöglichkeiten zu experimentieren, um so vielleicht eine soziale und intellektuelle Erweiterung erfahren zu können. Durch die häufige Notwendigkeit der Studienfinanzierung durch Nebenjobs und durch den immer voller werdenden Stundenplan eines Studierenden, bleibt uns diese Möglichkeit meist verwert.

Themen im Aktionsmonat

Wir haben weiterhin die Utopie eines anderen, freieren Studiums. Genau diese Utopie wollen wir versuchen in den Aktionsmonat einzubringen. „ Zusammen die Utopie leben ...“ soll 5 Wochen den Freiburger Alltag beeinflussen, aufrütteln und
verschiedene Schwerpunktthemen (Menschenrechte, Flucht, Migration und EU Abschottung, Militarisierung der Außen- und Innenpolitik, Krise der Arbeitsgesellschaft und die soziale Frage, Umweltzerstörung und Klimawandel, Atom- und Kohlekraft und nachhaltige Landwirtschaft, Privatisierung von Bildung, Eliteförderung...) in der Öffentlichkeit zur Diskussion stellen. Dieses Anliegen teilen
wir voll und ganz.

Die Vollversammlung der Studierenden der PH Freiburg

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 11 Kommentare an

@ Kamikatze (keine Ergänzung) — Überflüssig(er)

sehr geehrte kamikatze — derder den pilz frisst

kamikatze und götz aly — Trotzkist

@Erik — DRF

Sehr geehrter derder den pilz frisst — Knollenblätterpilz