10 Jahre Deserteurdenkmal Bernau

Verweigerer 16.05.2008 09:49 Themen: Militarismus
60 Menschen beteiligten sich an einer Kundgebung am Denkmal.
Auf einer anschliessenden Disskusionsveranstaltung ging es um mögliche Formen des Widerstandes gegen Krieg und Militarismus.
Am 15.5., dem Tag der Kriegsdienstverweigerer, versammelten sich 60 Menschen am Bernauer Deserteurdenkmal zu einer Kundgebung. Vor genau 10 Jahren wurde dieses Denkmal enthüllt. Die RednerInnen erinnerten an den Mut der Deserteure und Verweigerer der Wehrmacht, aber auch an die Menschen, die sich heute dem Militär entziehen. So wurden Grußworte an die beiden Totalverweigerer die zur Zeit in Bundeswehrhaft sitzen gerichtet. Der Totalverweigerer Silvio Walther schmort seit 30 Tagen in einer Arrestzelle in der Bundeswehrkaserne Bad Reichenhall. Bereits seit 41 Tagen sitzt der Totalverweigerer Matthias Schirmer im Arrest der Kaserne von Viereck. Er protestiert inzwischen mit einem Hungerstreik gegen seine Haft, die Bundeswehr droht mit seiner Zwangsernährung.
Auf einer anschließenden Diskussionsveranstaltung "Aktiv gegen Krieg" berichteten ein Totalverweigerer, eine Aktive gegen das Bombodrom in der FREIen HEIDe und ein kurdischer Kriegsdienstverweiger über ihren Widerstand.
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Ergänzungen

Ergänzung

Verweigerer 16.05.2008 - 10:11
aktuelle Infos zu den beiden Totalvereigerern die zur Zeit im Arresrt sitzen:
 http://www.kampagne.de/Wehrpflichtinfos/AktuellePraxisTKDV.php

zum Fall des Totalverweigerers Andreas Reuter:
 http://tkdv-zittau.blogspot.com/

zum Fall des kurdischen Kriegsdienstverweigerers:
 http://www.connection-ev.de/Presse/pe_30-01-06.html

Infos zur Sichelschmiede (Widerstandsprojekt gegen das Bombodrom):
 http://www.sichelschmiede.org/

ausführliche Dokumentation zum Deserteurdenkmal Bernau:
 http://www.offenehuette.de/denk.htm

Redeausschnitt

Verweigerer 16.05.2008 - 10:15
...
Doch noch immer gibt es die Wehrpflicht in Deutschland. Der Totalverweigerer Silvio Walther sitzt seit 30 Tagen in einer Arrestzelle in der Bundeswehrkaserne Bad Reichenhall. Bereits seit 41 Tagen schmort der Totalverweigerer Matthias Schirmer im Arrest der Kaserne von Viereck. Er protestiert inzwischen mit einem Hungerstreik gegen seine Haft, die Bundeswehr droht mit seiner Zwangsernährung. An dieser Stelle möchte ich solidarische Grüße an die beiden senden. Lasst euch nicht klein kriegen.
Die beiden Totalverweigerer wollen sich nicht zurichten lassen zu Befehlsempfängern und Kampfmaschinen. Sie wollen einfach Mensch bleiben. Der deutsche Staat erklärt die beiden zu Straftätern, ihre Vergehen: Fahnenflucht und Befehlsverweigerung. Sie werden dafür bestraft, dass sie sich der Ausbildung zum Morden verweigern. Dagegen werden die deutschen Männer und Frauen die in den Uniformen der Bundeswehr in Afghanistan Krieg führen und dort Menschen töten, auch wenn das hier in Deutschland niemand so richtig sehen will, die werden dafür mit Geld und Tapferkeitsmedaillen belohnt.

Genau vor einer Woche wurde hier am Deserteurdenkmal, am Marktplatz und am gegenüberliegenden Denkmal für die Gefallenen der Roten Armee die Befreiung vom Faschismus gefeiert und der Opfer des Krieges gedacht. Auf dieser Veranstaltung nahm die Polizei einen jungen Antifaschisten kurzzeitig fest. Der Vorwurf hier, er habe sich an einer Demonstration gegen die Bundeswehr beteiligt. Er hatte am 11. April mit anderen Jugendlichen im und vor dem Gymnasium gegen die Beteiligung der Bundeswehr an der dort stattfindende Studien- und Ausbildungsbörse demonstriert. Jedes Jahr wieder versucht die Bundeswehr an diesem Tag als ganz normaler Arbeitgeber zu erscheinen und Jugendliche in ihre Uniformen zu locken. Unter völliger Missachtung des Versammlungsgesetzes löste die Bernauer Polizei die Demonstration am 11. April auf. Eine Kritik an der Bundeswehr ist eben nicht erwünscht, stattdessen werden die BundeswehrgegnerInnen kriminalisiert.

In den 10 Jahren, die seit der Einweihung des Denkmals vergangen sind, hat sich der deutsche Militarismus in einer Art und Weise durchgesetzt, die ich damals niemals für möglich gehalten hätte. Früher war eine Parole der Friedensbewegung „Deutsche Waffen, deutsches Geld, morden mit in aller Welt“. Inzwischen morden auch deutsche Soldaten mit in aller Welt, wie zur Zeit z.B. in Afghanistan. Der Einsatz der Bundeswehr in aller Welt ist ein in Deutschland inzwischen vollkommen akzeptiertes Mittel der Außenpolitik. Die Menschen in Deutschland haben sich daran gewöhnt. Es gibt einen Widerstand dagegen, doch der ist klein und in der Öffentlichkeit kaum wahrnehmbar. Doch wir dürfen uns davon nicht entmutigen lassen.

...

Albert Einstein hat einmal gesagt:

“Wenn einer mit Vergnügen zu einer Musik in Reih und Glied marschieren kann,
dann verachte ich ihn schon;
er hat sein großes Gehirn nur aus Irrtum bekommen,
da für ihn das Rückenmark schon völlig genügen würde.
Diesen Schandfleck der Zivilisation sollte man so schnell wie möglich zum Verschwinden bringen,
Heldentum auf Kommando,
sinnlose Gewalt
und die leidige Vaterländerei,
wie glühend hasse ich sie,
wie gemein und verächtlich erscheint mir der Krieg;
ich möchte mich lieber in Stücke schlagen lassen, als mich an einem so elenden Tun beteiligen!
Töten im Krieg ist nach meiner Auffassung um nichts besser, als gewöhnlicher Mord.”

In diesem Sinne bleibt mir noch zu sagen:
Schluss mit der Barbarei des Krieges!
Bundeswehr abschaffen!

Die Meinung eines einfachen Soldaten

Bob 16.05.2008 - 10:40
Ich als Soldat muss sagen: Dieses Denkmal ist berechtigt, und die Proteste in gewissen Grenzen auch.

Ich höre grad eure Unterkiefer auf dem Boden aufschlagen, also warte ich kurz bis ihr sie wieder eingesetzt habt...

Ich als Soldat stehe natürlich dem Antimilitarismus, also der aktiven Verweigerung und Abschaffung des Militärs in jeder Form, skeptisch gegenüber. Schliesslich will man aus ideologischen Gründen (deren Kern, also Weltfrieden, Gewaltfreiheit etc pp mir durchaus zusagt) meinen Arbeitsplatz vernichten. Der Antimilitarismus schiesst aus meiner Sicht schlicht übers Ziel hinaus, aber das steht hier wohl eher nicht zur Debatte. Zur debatte steht für mich die Wehrpflicht, zusammen mit ihren Folgen in Form der übermässigen Bestrafung der Totalverweigerer und dem praktisch gelebten Sexismus.

Die Wehrpflicht ist in ihrer aktuellen Form schlicht nicht tragbar, da ihre Grundlage, die Wehrgerechtigkeit, ausgehöhlt wurde, einerseits durch die fehlende Gerechtigkeit innerhalb der potentiell wehrpflichtigen, also aller Männer, andererseits aber auch dadurch, dass Frauen nicht wehrpflichtig sind. Durch die Wehrpflicht können durchaus berufliche Nachteile entstehen, welche für mich sogar hinzunehmen wären, wenn sie denn für alle entstünden. Dem ist jedoch seit geraumer Zeit nicht so.

Dieses Problem lässt sich auf zweierlei Weise lösen: Einerseits könnte man die Wehrpflicht auf Frauen ausdehnen und wieder beginnen, alle die tauglich sind zum Kriegst- oder Ersatzdienst einzuberufen. Die Gerechtigkeit wäre wiederhergestellt, da alle die selben (zeitlichen) Nachteile erfahren, und diese somit keine mehr sind. Die (geschätzte) Verfünffachung der Wehrpflichtigen/Zivildienstleistendenzahlen ist für die Bundeswehr als auch die Zivildienststellen schlicht nicht zu schlucken, niemand wüsste etwas mit diesen Menschan anzufangen. Daher muss die zweite Lösung gewählt werden: Eine Abschaffung der Wehrpflicht und die Umstrukturierung der Bundeswehr zu einer Berufsarmee.

Vor dem Hintergrund der fehlenden Wehrgerechtigkeit halte ich persönlich es für moralisch verwerflich (nicht rechtsidrig, siehe Soldatengesetz etc) Menschen, die sowohl Kriegs- als auch Ersatzdienst verweigern, zu bestrafen. Daher die Forderung: Freiheit für Totalverweigerer! Anerkennung der totalverweigerung als legitime Wahl! Aufnahme der Totalvereigerung als legitime Option in das Soldatengesetz!

MfG,
Ein Soldat.

artikel zu der akion am 11.april

MENSCH 16.05.2008 - 22:32
Unter dem link
 http://www.inforiot.de/news.php?topic=news&article_id=14345
ist ein artikel zu dem geschenissen vom 11.april, weswegen der junge antifaschistische festgenommen wurde, was in einem der redebeiträge erwähnt wurde.