Revisionismus in der deut. Piratenpartei

AG-G - PPD 16.05.2008 05:05
Bodo Thiesen, aktives Mitglied der Piratenpartei Deutschland - gegründet am 10.09.2006 in Berlin - kandidiert für das Schatzmeisteramt **** beim nächsten Bundesparteitag am 17.-18. Mai 2008 in Hannover ****.


Eigentlich nicht erwähnenswert, wenn Herr Thiesen nicht seit geraumer Zeit in seinen Beiträgen markant revisionistische Positionen einnehmen würde.

Crass Spektakel aus dem Piratenpartei-Forum:

Aus aktuellem Anlaß, gerade gabs in einem anderem Forum die skurrile Situation daß ziemlich extreme Kreise die PP bejubelten da sie sich eine totale Meinungsfreiheit und mithin Abschaffung der Verbote um extremistisches Gedankengut und Symbolik erhofften. [...] Leider wird das garnicht so leicht sein da diese Leute bereits erstklassige Demagogen besitzen, gut organisiert sind und durchaus in der Lage sein könnten eine Partei in Gründung zu unterwandern.

Wär hätte heute damit gerechnet, dass seine Worte der Wirklichkeit sehr nahe kommen?



Bodo Thiesen, aktives Mitglied der Piratenpartei Deutschland - gegründet am 10.09.2006 in Berlin - kandidiert für das Schatzmeisteramt **** beim nächsten Bundesparteitag am 17.-18. Mai 2008 in Hannover ****.


Eigentlich nicht erwähnenswert, wenn Herr Thiesen nicht seit geraumer Zeit in seinen Beiträgen markant revisionistische Positionen einnehmen würde.

So, braucht man nicht lange zu suchen, um sofort auf eindeutige Beiträge zu stoßen, die sehr den geschichtsrevisionistischen Äußerungen, die man sonst aus dem rechtsextremen Lager kennt, ähneln. (Im Folgenden sind alle Zitate des Herr Thiesens mit ** gekennzeichnet.)


Es hören manche Leute nicht gern. Aber Hitler wollte keinen Krieg.
Zumindest nicht mit dem Westen. (Ich glaube aber, generell nicht.)
**

(Quelle)


Wenn Polen Deutschland den Krieg erklärt hat (und das hat Polen
indirekt durch die Generalmobilmachung), dann hatte Deutschland *jede*
legitimation, Polen anzugreifen.**

>>>>>> ‘Die Schuld Deutschland besteht bei einem Überfall.‘

In diesem Fall wäre Deutschland möglicherweise Schuld. Aber dummerweise war da kein Überfall.
**

(Quelle)

Diese Erkenntnis hat Bodo Thiesen allerdings nicht aus einem anerkannten Geschichtsbuch sondern aus:
Verlag: Grabert
Titel: Hinter den Kulissen der Politik – Was die Deutschen nicht wissen sollen
Autor: Han[…][s] Wernder Woltersdorf
ISBN: 3-87847-167-X
**

(Quelle)


Kurze Info zu Autor und Verlag:

Hans Werner Woltersdorf wird hier http://www.h-ref.de/personen/conrad-jo/ kurz erwähnt, sonst taucht er bei den üblichen esoterischen Naziseiten als hochangesehener Autor auf (einfach googlen).

Zum Grabert-Verlag: ”Der Verlag ist heute einer der größten organisationsunabhängigen rechtsextremistischen Verlage in Deutschland.“****


Damit man eine Ahnung hat, was Bodo Thiesen vor dem Schlafengehen liest, gibt er seinem Diskussionsspartner noch einen Lesetipp:

Ich möchte bei dieser Gelegenheit mal noch ein Buch ins Spiel beingen:
Verlag: Ama Deus
Titel: Die Akte Jan van Helsing
Autor: Udo Jan Holey
**

(Quelle)


Zu Jan Holey:”Jan Udo Holey [...] ist ein Autor demagogischer geschichtsrevisionistischer, verschwörungstheoretischer und esoterischer Bücher, der teilweise unter dem Pseudonym Jan van Helsing auftritt. Das Landgericht Mannheim nennt Teile seiner Publikationen antisemitisch, das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz ordnet Holey als Rechtsextremisten ein.****


Nun, bis vor einigen Monaten glaubte ich auch, daß diejenigen, die "Auschwitz leugnen" einfach nur pupertäre spinner sind. Damals hatte ich aber auch noch nicht Germar Rudolf gelesen. Sorry, aber das Buch prägt einfach - zumindest wenn man objektiv ran geht. --Bodo Thiesen 19:50, 15. Jul 2004 (CEST)**

(Quelle)


Was diesen Wandel verursachte, ist bis zum heutigen Tage nicht klar. Jedoch steht außer Frage, dass die Werke dieser zwei Autoren sofort zu den Lieblingslektüren des Piraten wurden. Doch mit dieser Aussage erweckt er den deutlichen Eindruck, dass er Auschwitzleugner nicht mehr als Spinner betrachet, sondern vielleicht doch wissenschaftliche Historiker?

Als er gefragt worden ist, ob er seine Ansichten immer noch vertrete, schrieb er:
Im übrigen werde ich mich nicht von meiner Meinung distanzieren. Wenn
du eine Distanzierung willst, mußt Du die Argumente, die zu meiner
Meinung geführt haben, sachlich wissenschaftlich widerlegen, da ich
weitestgehend polemikresistent bin.
**

(Quelle: [Aktive]-Mailinglist der Piratenpartei Deutschland)

Er sei so fest davon überzeugt, als einer der wenigen Auserwählten die vermeintlich echte und geheime Wahrheit zu kennen, dass er seine z.T. kindlichen Diskussionspartner dazu auffordert, das “Rudolf-Gutachten” wissenschaftlich zu widerlegen. Wie gut, dass in der Piratenpartei so viele Historiker, Chemiker und Zeitzeugen sind, die dazu in der Lage wären, selber einen solch umfassendes Werk wie das Rudolf-Gutachten auseinander zu nehmen und Stück für Stück zu widerlegen.

Der erste, der mir sachlich wissenschaftlich das Rudolf-Gutachten von
Germar Rudolf widerlegt, bekommt von mir ein Eis spendiert.[...]
Germar Rudolf leugnet weder den Holocaust als gesamtes, noch einen Teil
davon
**

(Quelle: [Aktive]-Mailinglist der Piratenpartei Deutschland)


Weitere holocaustrelativierende Aussagen:
Im Gegensatz zu Deutschland, wo die Judenverfolgung lächerliche 12 Jahre dauerte, kann die USA auf /jahrhundertelange/ Verfolgung und Unterdrückung zurrückblicken. Es waren nur keine Juden, sondern Indianer, Schwarze usw**

(Quelle)


Immer wieder argumentiert er mit Art 5 des GG, man müßte ihm das Recht auf freie Meinung gewähren. Die Tatsache, dass revisionistische Publikationen, die mehr oder minder direkt den Holocaust leugnen, eine Menschenwürdeverletzung für die Hinterbliebenen der Opfer darstellen, scheint ihn kalt zu lassen.
Geschichtsrevisionistische Thesen verdrehen Tatsachen und verleumden die Opfer des Faschismus. Das hat nichts mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung zu tun, sondern ist der Wegbereiter für eine neue Einschränkung der Meinungsfreiheit.

Wir fordern die Piratenpartei dazu auf, zu den Aussagen einer ihrer aktivsten Mitglieder Stellung zu nehmen und ggf. disziplinäre Maßnahmen durchzusetzen, damit ihre eigene Prinzipien wenigstens innerhalb der eigenen Partei eingehalten werden.

Bundessatzung der Piratenpartei, § 1 (1) :
“Sie vereinigt Piraten [...] die beim Aufbau und Ausbau eines demokratischen Rechtsstaates und einer modernen freiheitlichen Gesellschaftsordnung geprägt vom Geiste sozialer Gerechtigkeit mitwirken wollen. Totalitäre, diktatorische und faschistische Bestrebungen jeder Art lehnt die Piratenpartei Deutschland entschieden ab. “****


Zu diesen Piraten, gehört Bodo Thiessen offensichtlich nicht.


Weiterführende Literatur:

Collegium Humanum - Von der NS-Reichsleitung zum Zentrum der Holocaustleugner
Eine umfassende Dokumentation

Holocaust-Referenz, Argumente gegen Auschwitzleugner. Richtigstellung rechtsextremistischer Geschichtsfälschungen.

Die andere Seite : Kuriositätenkabinett
Kuriositätenkabinett von Jürgen Langowski zu Bemerkungen des Holocaust-Leugners Norbert Marzahn

The Nizkor Project
Das "Nizkor Project" in Kanada ist das älteste und umfangreichste Archiv zum Holocaust im Internet (Inhalte auf Englisch und Spanisch).

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Ergänzungen

Quelle angegeben

xyz 16.05.2008 - 10:26
quellen wurde doch oben im text als link angegeben

etwa

 http://de.nntp2http.com/soc/zensur/2003/02/90b63ba73b3aaa8114f04670a47a9977.html



So einfach ist es nicht

Nichtverallgemeiner 16.05.2008 - 15:50
Es ist einfach alle Mitglieder einer Gruppe, Partei oder eines Vereins über einen Kamm zu scheeren. Aber dazu möchte ich anmerken:

1. Es gibt immer wieder Mitglieder einer Partei, die positiv oder negativ herausstechen. Die Meinung von Herrn Thiessen ist zwar bedauerlich, spiegelt aber nicht die Meinung der Partei wieder.

2. In einer demokratischen Partei kann sich jeder für ein Parteiamt vorschlagen bzw. vorgeschlagen werden. Dieses Recht kann auch Herrn Thiessen nicht abgesprochen werden. Die Mehrheit entscheidet darüber, ob er gewählt wird oder nicht.

3. Mailinglisten und Foren dienen der Kommunikation und Diskussion. Von daher kann nie ausgeschlossen werden, dass dort auch kontroverse Themen behandelt werden. Dem Bereitsteller einer Kommunikationsplattform (in diesem Fall eine Partei) die Meinung einzelner Plattformnutzer zu unterstellen, ist eine Frechheit.

4. Die Piratenpartei ordnet sich nicht in das politische links-rechts-Schema ein. Meinungsäußerungen einzelner Mitglieder spiegeln nicht die Meinung der Partei wieder.

bedenket

immer, 16.05.2008 - 15:57
dass es sich nur um einen doofen kandidaten handelt, der auch noch gegen die parteistatuten verstößt.
somit wäre eine wahl desselbigen der garant für ein baldiges wiederzusammenfinden um einen neune schatzhüter zu suchen.

es gibt doch sicher auch andere, besser geeignete, kandidatInnen für dieses amt und auch die eine oder den anderen aufmerksamen pirat/in, die/der hier mitließt, nachprüft und ein parteiauschlussverfahren prüfen lässt.

recherchieren, informieren, abwarten, tee (mit rum) trinken...

Gegenmeinung

Pirat 16.05.2008 - 19:00
Hallo,


1) die Quotes stellen nur eine (dumme!) Einzelmeinung dar; nicht die Meinung der Piratenpartei!
2) Wurde Herr T. für seine unglücklichen / schwachsinnigen / dummen / falschen Äußerungen bereits nachdrücklich angesprochen (auf Deutsch: Es gab heftigen Gegenwind dazu auf der erwähnten Aktiven Mailingliste)
3) Aus der Diskussion läßt sich schließen das nur Herr T. diese Meinungen vertritt (sprich: Niemand hat ihm geholfen)
4) Dürfte Herr T. mit diesen Äußerungen keine Aussicht mehr auf ein Amt innerhalb der Piratenpartei haben.

Und nun nochmal außerhalb der Sachebene (persönliche Meinungen):
- Bisher hielt ich Bodo für einen ignoranten Trottel mit dem man nur schwer reden oder zusammenarbeiten kann und der mir persönlich / menschlich einfach zuwider war. Seit der Debatte auf der Aktiven-ML bin ich mir dessen sicher :/ .
- Eine politische Karriere dürfte Bodo nur noch in der NPD oder DVU offen stehen - denn selbst wenn er einsichtig wird wird er das kaum noch los werden - mal ganz abgesehen davon das sich das auch jeder Arbeitgeber googeln kann / wird. Insofern ist er vielleicht eher zu bedauern als noch zusätzlich zu bestrafen.
- Bodo scheint schon öffters gedacht zu haben das er alleine weiß wo es lang geht... egal bei welchem Thema. Eine erfolgreiche Kandidatur war insofern von Anfang an eher zweifelhaft.



@Alle

Parteimitglied 16.05.2008 - 23:39
Nur als Hinweis: Bodo T. hat seine Kandidatur selbst gewählt, sprich, er wurde von niemandem vorgeschlagen.

Wer selber in einer Partei ist, oder sich an der Basis der einen oder anderen Partei einmal genauer umgesehen hat, weiß sicher, wie viele Abenteurer, Glücksritter, Traumtänzer und Trottel sich im allgemeinen an einer Parteibasis tummeln. Daraus einen Rückschluss auf eine allgemeine Parteihaltung zu ziehen, ist, gelinde gesagt, bescheiden!

Dieser Artikel befindet sich auf einem journalistischem Niveau, wie man es ansonsten aus der Springerpresse kennt.

Stellungnahme im Rahmen des Bundesparteitags

Bernd Brincken 18.05.2008 - 16:25
Im Rahmen des Bundesparteitags der Piratenpartei, am 17. und 18.5.08 in Hannover, wurde außerhalb der Tagesordnung auch die Position des B.T. und der Indymedia-Artikel diskutiert. Zustimmung haben B.'s Aussagen nicht gefunden. Eine größere Anzahl von Parteimitgliedern war aber der Ansicht, man solle "den Ball flach halten" und die Sache nicht durch öffentliche Diskussion aufwerten. Andere spürten das Bedürfnis, eine öffentliche Distanzierung zu formulieren:
 https://wiki.piratenpartei.de/Geschichte_und_Verantwortung

Mitglieder der Piraten sind auch später eingeladen, sich der Stellungnahme durch Unterschrift - ggf. am besten mit Wiki-Signatur - anzuschließen.

Er ist nicht zur Wahl angetreten

Ike 19.05.2008 - 14:44
Nur zur Information: Er ist auf dem Bundesparteitag nicht mehr zur Wahl des Schatzmeisters angetreten, da er selber gemerkt hat, dass dies der Partei schaden könnte.

So oder so wäre er aber nicht gewählt worden - die allgemeine Stimmung auf seine Äußerungen war eindeutig.

An die, die jetzt denken, dass die Piraten rechts(extrem) sein könnten: Aus der Äußerung eines einzigen Mitglieds (von über 800) (noch dazu ohne Vorstandsposten) auf die Gesinnung der Partei zu schließen, ist einfach dumm. Zumal in der Satzung der Piratenpartei explizit steht: "Totalitäre, diktatorische und faschistische Bestrebungen jeder Art lehnt die Piratenpartei Deutschland entschieden ab." (Und es auch so gelebt wird)

Unglaublicher Blödsinn

egal 19.07.2009 - 21:24
Dieser Artikel ist so ein propagandistischer Schwachsinn.

"Die Tatsache, dass revisionistische Publikationen, die mehr oder minder direkt den Holocaust leugnen, eine Menschenwürdeverletzung für die Hinterbliebenen der Opfer darstellen"

Das ist genau dieselbe Art von "Tatsache", wie, dass es den holocaust nicht gab und dass Hitler kein total verdrehter Geisteskranker war. Das ist einfach eine Behauptung, die so ganz plausibel klingt, gerade wenn man sie über nicht vorhandene Kausalzusammenhänge und Meinungen Einzelner begründet. Aber wahr wird sie daher auch nicht.
Eine gelogene Tatsache mit einer gelogenen Tatsache widerlegen, das ist indymedia. Hervoragende Arbeit.

"Geschichtsrevisionistische Thesen verdrehen Tatsachen und verleumden die Opfer des Faschismus"

Auf dem Rücken der Opfer heute seine politischen Kämpfe zu führen, verhöhnt diese genauso. Führt eure Kämpfe in der Gegenwart.

"Das hat nichts mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung zu tun, sondern ist der Wegbereiter für eine neue Einschränkung der Meinungsfreiheit"

Freie Meinungsäußerung ja, aber nicht für den politischen Gegner?

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 4 Kommentare

Wichtige Entwicklung

I C Wiener 16.05.2008 - 08:04
Nachdem ein Bauer die ortsüblichen Lagerungsvorschriften nicht beachtet hatte ist im südchinesischen Hainan ein Sack Reis umgefallen. Ess wurde niemand verletzt, die Behörden haben Ermittlungen aufgenommen.

@autor

egal 16.05.2008 - 09:15
habt ihr kein parteiinternes forum wo ihr solch geistige entgleisung regeln könnt.

nochwas zum namen:ich bin PIRAT und fühle mich durch eure partei weder vertreten noch representiert.der lebensinhalt eines piraten liegt im BEUTEMACHEN da ihr keine beute macht seid ihr keine PIRATEN.benennt euch doch einfach um z.b luschen partei

in diesem sinne gruß an alle Piraten

aus Libertalia
und der
Schwimmenden Republick


@

tagmata 16.05.2008 - 10:31
@bodo thiesen:  http://www.holocaust-history.org/auschwitz/chemistry/not-the-science/
ich hätte gern ein fettes azukibohneneis. wo kann ich's mir abholen?

@08:15: allzeit frischen wind in den segeln und eine handbreit wasser unterm kiel! tangyyer hat ein schwedisches forschungsschiff gekapert - fette beute, und sie ist sich nicht zu schäbig zu teilen! arrrrr!

Krass

ano 16.05.2008 - 14:55
Krass, ich hatte die Piratenpartei schon für zumindest im Ansatz links gehalten. Aber das ist echt übel. Mit denen kann mensch definitiv nicht mehr zusammenarbeiten.

PS: Gute Widerlegungen von Mr. Rudolf gibts ja schon zuhauf...