NPD provoziert bei Israel-Tag in Erfurt

Tourist 08.05.2008 20:11 Themen: Antifa
Am 8. Mai fand auf dem Erfurter Fischmarkt eine Veranstaltung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft anlässlich des 60. Geburtstages von Israel statt. Erfurter NPD-Kader stören die Veranstaltung, verteilen Flyer, bekommen Platzverweise und werden zum Teil in Gewahrsam genommen.
Aber von Anfang an: Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Erfurt ( http://www.dig-erfurt.de/) hatte zum "Israel-Tag" auf den Fischmarkt geladen.

Ab 15 Uhr sendet Radio FREI von der Veranstaltung, der amtierende Grillweltmeister Hans-Joachim Fuchs brät Falafel, der Erfurter OB und verschiedene Personen des öffentlichen Lebens gratulieren dem Staat Israel. Leider folgen der Einladung auch ca. 15 Kameraden aus dem Umfeld der Erfurter NPD. Gleich zu Beginn verteilt Dominik Weinlich NPD-Flugblätter zum Tag der Befreiung. Die anwesende Polizei plaudert kurz mit dem NPD-Kader und schickt ihn an den Rand des Fischmarkts. Dort werden weiter Flyer verteilt.

Nach und nach treffen weitere Nazis ein, Kai-Uwe Trinkaus nimmt im Straßencafe gleich neben der Kundgebung Platz, sechs Glatzen stellen sich mitten zwischen die feiernden Menschen. Talkmaster Carsten Rose von Radio FREI erzählt, die Stimmung wäre gut, auch wenn Ewiggestrige zu Besuch seien. Wer in Sichtweite des Nazi-Grüppchens steht -- breitbeinig grinsende Jungmänner mit einschlägigen T-Shirts, z.B. "Mehr Spaß in Ostdeutschland" mit dem Schattenriss einer Person, die eine andere mit dem Baseballschläger bearbeitet --, weiß es besser.

Die Veranstalter reagieren kompetent und bitten die Polizei, die Störer zu entfernen. Das dauert zwar eine Weile, aber nachdem sie eine Stunde lang Leute einschüchtern und den Platz dominieren konnten, bekommen wenigstens die Kameraden, die direkt in der Kundgebung stehen, endlich einen Platzverweis.

Zum Abschluss versuchen sich Dominik Weinlich und ein weiterer Kamerad noch am Falafel-Stand zum Vorsitzenden der Jüdischen Landesgemeinde Wolfgang Nossen durchzudrängeln. Weiß der Henker, was die Nasen vorhaben, sie werden auf jeden Fall von aufmerksamen AntifaschistInnen aufgehalten und im Anschluss von der Polizei in Gewahrsam genommen.
Weinlich schreit noch was unverständliches über "Deutsche Juden bestimmen ..." (oder so ähnlich), dann verschwindet er im Polizeiwagen.

Ein ganz normaler Donnerstag in Thüringen.
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Ergänzungen

Vorher waren die Nazis auf der Krämer

tourist 08.05.2008 - 20:27
Ach ja, zur Ergänzung: Bevor die Nasen auf den Fischmarkt kamen, haben sie auf der Krämerbrücke (lokaler Punker-Treffpunkt) rumgehangen und Leute fotografiert.

Uri Avnery zum Feiertag auf Radio Corax

Freie-Radios-Hörer 08.05.2008 - 21:52
Gespräch mit alternativem Friedensnobelpreisträger Uri Avnery in Tel Aviv anläßlich des 60. Geburtstages des Staates Israel

Sicher gibt es kaum ein Land auf dieser Welt, das schwieriger in 10 Minuten zu beschreiben wäre, als das heutige Geburtstagskind Israel. Dass wir es trotzdem versuchen, hat eben mit diesem tag zu tun- dem 60. Geburtstag des Staates Israel. Auch in diesem Morgenmagazin haben wir ja schon aus ganz verschiedenen Perspektiven auf dieses Land geschaut. Eine Perspektive allerdings haben Sie vielleicht vermisst bislang- die aus Israel selbst nämlich. Der mit dem alternativen Friedensnobelpreis ausgezeichnete Publizist und Friedenaktivist Uri Avnery sprach mit Pat von Radio Corax.
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Quelle

Und davor...

--- 09.05.2008 - 08:08
Und davor haben die Nazis, konkret Kai-Uwe Trinkaus (NPD) und ein weiterer "Kamerad", im Thüringer Landtag gesessen. Vermutlich wollten sie der eigentlich für den 8. Mai geplanten Amtseinführung von Dr. Peter Krause (Ex-"Junge Freiheit" Redakteur) beiwohnen.

Und davor versuchten 20 Nazihools in der Nacht vom 7. auf den 8. Mai das Jugendbüro RedRoXX in der Erfurter Innenstadt zu stürmen...

"Rechte Randalierer haben in der Nacht zum Donnerstag in der Erfurter Innenstadt das «Offene Jugendbüro RedRoxx» der Landtagsfraktion der Linken angegriffen. Wie die Polizei mitteilte, wurde gegen Fensterscheiben geschlagen, und es wurden rechte Parolen gegrölt. Verletzt wurde niemand. Die Polizei verhinderte weitere Übergriffe. Zuvor war die Gruppe grölend und randalierend durch die Altstadt gezogen und hatte Müllcontainer umgeworfen und ein geparktes Auto beschädigt. Die Polizei stellte die Personalien der Randalierer fest und erstattete Anzeige. Ein 23-Jähriger wurde in eine Polizeidienststelle gebracht, da gegen ihn ein Haftbefehl vorlag."

Kritik

Steffen Müller, Radio F.R.E.I. 09.05.2008 - 15:13
Leider ist die Grundstimmung dieses Artikels durchzogen vom Aktionismus des Autors/der Autorin. Eine Durchmischung von Fakten und Meinung basierend auf der eigenen, ganz persönlichen Einschätzung, die dennoch objektivistisch daherkommt. Da wird dann gerne mal diffamiert, nur der/die Schreiber/in scheint hier den politisch korrekten Antifa-Blick zu haben. Das nervt! Als jemand, der aktiv an der Veranstaltung teilgenommen hat, bin ich sogar besonders genervt.

Da wird zum einen Verharmlosung unterstellt. Mal abgesehen davon, dass Carsten Rose kein "Talkmaster" ist (bitte mal kurz mit Freien Radios beschäftigen, um das zu kapieren), ist es schlicht falsch, daß er oder Frank Lipschik (besagter Teil der Veranstaltung/Sendung wurde komoderiert) gesagt hätten: "die Stimmung wäre gut, auch wenn Ewiggestrige zu Besuch seien". Hier entseht nämlich der Eindruck, dass Nazis verharmlost würden oder schlimmer noch, im Sinne demokratischen Gebahrens als 'Besuch' aktzeptiert würden. Das Wort Besuch ist allerdings nicht gefallen, also bitte wenn, dann richtig zitieren, das gilt auch für sinngemäße Zitate. Da ist ja die TLZ korrekter, die schreibt: "Und der Moderator forderte dazu auf, sich von den Ewiggestrigen am Rande der Veranstaltung nicht die gute Stimmung vermiesen zu lassen". Bei Radio F.R.E.I. gibt es Nulltoleranz für Nazis. Und es geht auch nicht um Bratwurst-Stimmung nach dem Motto: Nazis sind mir doch egal, solange der Rost brennt. Dass die NPD etwas in der Art versuchen würde, wurde übrigens schon im Vorfeld angenommen. Und jetzt kommt die Gretchenfrage: Feiern wir 60 Jahre Israel oder lassen wir uns dieses gemeinsame Vorhaben von Nazis umbiegen? Dass heißt nicht, zu dulden oder still zu schweigen. Und entsprechend wurde auch gehandelt. Aber wer hier den Stoff für eine vermeintlich ganz besonders kritische linke Meldung zu finden glaubt, hat einerseits den Sinn der ganzen Veranstaltung nicht kapiert und diffamiert andererseits die Veranstalter und Gäste.

Aber insgesamt ist das Problem, das der Artikel das Bild vermittelt, die NPD hätte hier das Fest 60 Jahre Israel 'dominiert', also gewissermaßen erfolgreich gestört bzw. unmöglich gemacht. Und mit solchen Aussagen wird sogar deren Anliegen gedient. Tut mir leid, aber das trifft für die Mehrheit der Veranstalter und Gäste nicht zu, und zwar nicht aus Blindheit, Verharmlosung oder Unsensiblität. So jedenfalls mein Eindruck. Die NPD war eine - wenn auch ätzende - Randerscheinung, und das Vorhaben, 60 Jahre Israel zu feiern, gelang.

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begeistert — eremitos

Die Bla — und die Blubb