Berlin: Aktuelles aus Neukölln vor dem 8. Mai

NK44 - strictly antifascist 06.05.2008 00:47 Themen: Antifa Antirassismus
- Vermutlich rassistisch motivierter Brandanschlag auf ein Wohnhaus
- Die NPD macht Veranstaltung in 'Behinderteneinrichtung' zum 8. Mai
- Antifaschistische Gegenaktivitäten '8th of May - Liberation Day!'
Es ist – was Neonaziaktivitäten betrifft – vermeintlich ruhiger geworden in letzter Zeit im Neuköllner Süden. Und tatsächlich waren seit dem etwas größer mobilisierten Aufmarsch Anfang Dezember 2007 nur sehr wenige Aktivitäten zu verzeichnen. Die jungen Neonazis – orientiert an NPD und „Autonomen Nationalisten“ – sind etwas versprengt. Entweder sie stecken im Knast oder sie halten die Füße still, weil sie sonst dort landen. Oder aber – wie es einige, sehr wenige tun – sie gehen in berlinweiten Strukturen auf und beschränken ihre Unternehmungen darauf, beinahe jedes Wochenende zu einem auswärtigen Aufmarsch zu fahren. Dies tun sie zuweilen zusammen mit anderen Nazis aus Lichtenberg oder dem brandenburgischen Teltow-Fläming und mit eigenen Transparenten und Megaphonen.
Kurz, die Neuköllner Kameradschaftsszene funktioniert nicht mehr so, wie sie es z.B. noch vor einem Jahr tat (Informationen über Neuköllner Neonazis: www.antifa-recherche-neukoelln.de.vu ).
Nichtsdestotrotz hat sich das Klima in den südlichen Bezirksteilen nicht erheblich verändert. Nach wie vor sitzt die NPD in der Bezirksverordnetenversammlung und stellt sogar hin und wieder Anfragen oder Anträge, immer noch gibt es Übergriffe durch Neonazis und immer noch macht die NPD Veranstaltungen in öffentlichen Räumen. (An dieser Stelle einmal ganz zu schweigen von einem allgemein latent rassistischen Klima in der „Normalbevölkerung“)
Jüngster Vorfall ist ein Brandanschlag auf ein Einfamilienhaus, das von einer Familie mit türkischem Migrationshintergrund bewohnt wird. Die polizeilichen Ermittlungen zu diesem Fall dauern zwar noch an, der Verdacht eines rassistischen Motivs drängt sich jedoch auf. So wurde in der Vergangenheit das Auto der Familie besprüht und der Briefkasten mit NPD-Aufklebern beklebt. Hinweisgebend ist in diesem Zusammenhang auch, dass in direktem Umfeld des Hauses der Familie aktive Neonazis wohnen. Leider ist dieser Anschlag bisher – bis auf ein paar Presseartikel – in der Öffentlichkeit kaum thematisiert worden.
Auch die NPD hat offensichtlich ihre Kompetenzlosigkeit im Bezirksparlament und ihre momentane Bedeutungslosigkeit in der Bezirksöffentlichkeit bemerkt (selbst die sonst omnipräsentenen NPD-Sticker sind im Straßenbild merklich weniger geworden). Dies versucht sie offenbar zu kompensieren und legt nach. Und zwar mit einer Neuauflage ihrer am letztjährigen 8. Mai abgehaltenen Veranstaltung (Bericht über letztes Jahr:  http://ana.so36.net/npd_0805_bericht.htm ). Auch wenn die Veranstaltung wohl kaum von den etwas skurril wirkenden BVV-Verordneten Jan Sturm und Thomas Vierk (Infos zu den beiden unter  http://de.indymedia.org/2006/08/156142.shtml ) auf die Beine gestellt wird, sondern wohl wieder das gesamte kleine Häufchen der Berliner NPD-Kader ins Schwitzen bringt, so ist doch das Zustandekommen selbst der Skandal!
Denn ausgerechnet eine Behinderteneinrichtung in Alt-Buckow wurde der NPD vom Bezirksamt zu Verfügung gestellt. Wer auch nur ein wenig in Geschichte aufgepasst hat, müsste die Ungeheuerlichkeit dieser Raumvergabe an die NPD bemerken. Es sei hier nur kurz an das „Euthanasie“-Programm und die „T4 Aktion“ der Deutschen zur Zeit des Nationalsozialismus erinnert. Gemeint ist die systematische Ermordung von mehr als 100.000 Psychiatrie-Patient_innen und behinderten Menschen durch SS-ÄrztInnen und -Pflegekräfte von 1940 bis 1941 – mehr oder minder unter der Duldung der gesamten deutschen Bevölkerung. 63 Jahre später führt eine Partei, die in nationalsozialistischer Tradition steht und neonazistische Politik betreibt eine Veranstaltung in einer Behinderteneinrichtung durch, ohne einen größeren Skandal zu produzieren.
Thematisch bezieht sich die Veranstaltung jedoch nicht auf das örtliche Setting, sondern wie die letztjährige, auf den 8. Mai, den Tag der militärischen Niederringung der Deutschen durch die Alliierten.
Am 8. Mai 1945 musste das militärisch geschlagene Deutschland bedingungslos vor den Alliierten kapitulieren. Dieser Tag markiert das Ende des nationalsozialistischen Terrors und Krieges. Noch in den letzten Wochen zuvor, wurden tausende Jüdinnen und Juden, Zwangsarbeiter_innen, Homosexuelle, Behinderte, Sinti und Roma, politische Gegner_innen und sonstige „Feinde“ des „Dritten Reichs“ umgebracht. Die Ära der nationalsozialistischen Barbarei fand hier ein Ende. (Weiteres zum 8. Mai unter  http://jpberlin.de/antifa-pankow/pberg/9-mai/achter.html )
Als Veranstalter und Referent ist dieses Jahr Udo Pastörs, NPD-Abgeordneter im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern und Chef der Mecklenburg-Vorpommerschen NPD, eingeladen. Aber auch „freie Kameradschaftler“ bewerben diese Veranstaltung und „drohen“ an, 10.000 Flugblätter in dem Zusammenhang zu verteilen.
Schon im letzen Jahr waren zu dieser Veranstaltung ca. 80 Alt- und Neonazis erschienen.
170 bis 200 Antifaschist_innen demonstrierten gegen diese Veranstaltung erst mit einer Kundgebung und anschließend mit einer Spontandemonstration nach Rudow.
Auch dieses Jahr wird es eine Kundgebung geben! Nicht nur, weil Süd-Neukölln nach wie vor ein Naziproblem hat, die NPD in einer Behinderteneinrichtung Räume bekommt und wir dagegen protestieren wollen, sondern auch weil der 8. Mai immer ein Tag zum Feiern ist, ruft das Antifaschistische Bündnis Neukölln zu einer Kundgebung auf!

Also:
8. Mai, 18:00 Uhr, Buckower Damm Ecke Johannisthaler Chaussee (U7 - Johannisthaler Chaussee)

Die NPD-Veranstaltung wird in unmittelbarer Nähe, in der Behindertenfreizeitstätte Alt-Buckow 16-18 ab 19.00 Uhr, stattfinden.

Wir werden schon da sein und den Tag der deutschen Niederlage gebührend feiern!
Mit Sekt, Musik und guter Laune! Sollen sie doch heulen, die Nazis!


>>> Achtung: Die Nazis haben als Anreise-Routen für sich folgendes bekannt gegeben:
„Bis U-Bahnhof Johannisthaler Chaussee (U7). Von dort aus weiter mit dem Bus der Linie M11 oder X11 bis Haltestelle Alt-Buckow. Die zweite Möglichkeit ist vom S-Bahnhof Schöneweide mit dem M11 oder X11 bis Alt-Buckow.“
Die Veranstaltung beginnt wie gesagt um 19.00 Uhr. Die Anreise wird also etwas früher sein.
Da das für uns die gleiche Anreisestrecke ist, haltet die Augen offen und fahrt gemeinsam!
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Ergänzungen

weiteres

ddd 06.05.2008 - 10:49
-> Weitere antifaschistische Informationen aus Neukölln: www.antifa-neukoelln.de.vu (leider zur Zeit aus technischen Gründen etwas unaktuell)
-> 'Problemkiez'- Antifaschistische Jugendzeitung aus Neukölln:  http://media.de.indymedia.org/media/2008/02//208089.pdf
-> Infos über Neonazis in Neukölln: www.antifa-recherche-neukoelln.de.vu

-> Ein weiteres wichtiges Event zum 8.Mai: www.9-mai.tk

Und danach:

sidd 06.05.2008 - 13:53
Im Anschluss an die Aktivitäten in Buckow gibts dann den

Antifa-Tresen Projektraum Neukölln

zum Tag der Befreiung. Mit dem Doku-Film "Als die Deutschen vom Himmel fielen" (BRD 2008) - Der Dokumentarfilm erzählt vom Widerstand der Bevölkerung auf Kreta gegen die deutschen Truppen, die im Mai 1941 die Mittelmeerinsel angriffen. Für die Frauen, Männer und Kinder war es ein Kampf um Freiheit, gegen die Vernichtung ihrer Angehörigen und die Zerstörung der Dörfer. Den Erzählungen der griechischen Widerstandskämpfer folgend greift der Film eine weitere Spur auf: An 1941 errichteten Ehrenmälern pflegen Wehrmachtsveteranen im Schulterschluss mit Bundeswehrsoldaten ihre revisionistische Geschichtsschreibung und leugnen damit ihre Verbrechen an der griechischen Bevölkerung

ab 21h
Projektraum H48 (Neukölln)
Hermannstr. 48, 12049 Berlin
2. HH, 1. Stock
projektraum.h48.de

19:00 statt 19:30 beginnen die Nazis

Einfacher Text 06.05.2008 - 18:27
Laut den einschlägigen Berliner Nazi-Internetseiten beginnen die Kriegsverlierer um 19:30 mit ihrer Veranstaltung.

19:30 statt 19:00 beginnen die Nazis

Dein Name 06.05.2008 - 18:36
"19:30 statt 19:00 beginnen die Nazis" muss es natürlich heissen.

Quellen: Freie Kräfte, NPD-KV 3

Alternativer

Anreiseweg 07.05.2008 - 15:50
Weitere Anreisemöglichkeiten:

Vom S-Lichtenrade (S2) Bus 172 Richtung Rudow, Buckower Damm/Ringslebenstr. aussteigen, dann mit M44 Richtung Hermannstr bis Alt Bockow oder stadteinwärts laufen (ca 10 min Fußweg).

Oder

Vom S-Buckower Chaussee (S2) mit Bus X11 oder M11 Richtung Schöneweide und dann bis Alt Buckow. (mit dem M11 kann mensch auch eine Station später oder früher aussteigen)

Außerdem wurde für die Seitenstraße in der die NPD-Veranstaltung bereits ein Halteverbot für den 8. Mai erteilt (was die Bullen auch am 01. Mai am Mauerpark und Boxhagener Platz gemacht haben)

Fight the fascist scum - the streets are ours!

EA-Berlin

xx 08.05.2008 - 00:02
Falls es soweit kommen sollte:
Betroffene und ZeugInnen von Festnahmen oder Polizeiübergriffen

WENN IHR NAMEN VON FESTGENOMMENEN PERSONEN mitbekommt, meldet diese bitte dem Berliner Ermittlungsausschuss. Dieser wird sich um den Verbleib der Betroffenen kümmern und versuchen, dass keine/r unbegleitet Maßnahmen nach ASOG oder haftrichterlichen Vorführungen ausgesetzt ist.

Wenn ihr Festnahmen/Polizeigewalt beobachtet habt, schreibt Gedächtnisprotokolle und lasst sie uns bitte zukommen!Dies NICHT per Post, sondern direkt!

Ausserdem bitten wir alle Menschen, die festgenommen /in Gewahrsam waren und wieder entlassen wurden sich bei uns telefonisch zumelden oder in den nächsten Sprechstunden vorbeizukommen.

Berliner Ermittlungsausschuss (EA-Berlin)
Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, U-Bahnhof Mehringdamm
EA Sprechstunde: Jeden Di. 20-22h

TEL: 030/692 22 22 (live oder AB, der regelmäßig gehört wird)

Der EA sitzt während und nach Demos am Telefon, nimmt Festnahmen, die gemeldet werden auf und kümmert sich um die Betroffenen. Weiterhin: Hilfe bei der Suche nach ZeugInnen, Sammlung von Gedächtnisprotokolle, Koordination und Vermittlung von AnwältInnen.


Ermittlungsausschuß-Berlin

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