Von Nazis totgeprügelt (Italien)

Antifaschist 05.05.2008 20:15 Themen: Antifa Antirassismus Weltweit
Brutale Naziattacke in Italien mit einem Toten als Folge.
Nicola Tommasoli (29 Jahre) wurde in der Nacht des ersten Mais von fünf Neonazis aus Verona (in Norditalien) auf brutale Art und Weise zusammengeschlagen. Er fiel ins Koma und starb vor ungefähr einer Stunde. Einer der Täter (19 Jahre) stellte sich bereits am Sonntag den 4. Mai der Polizei. Er gehört den rechtsextremen Ultrà von Hellas Verona an. Die Polizei konnte zwei weitere Täter identifizieren jedoch sind diese bereits im Ausland untergetaucht.

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In tiefster Trauer...
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Ergänzungen

Neue Infos

Neue Infos 05.05.2008 - 21:24
Aktuellste Infos aus Italien:

Bisher wurden drei der Nazis verhaftet und zwei werden noch gesucht. Diese werden sich aber warscheinlich der Polizei stellen.

Seriös!

Bla 05.05.2008 - 21:43
Die Infos sind zu 100% bestätigt.

Es finden sich Artikel (auf italienisch) hier:  http://ecn.org/antifa

Die italienische Polizei hat sich wohl ebenfalls schon zur Sache geäußert.

Gewaltopfer in Verona gestorben

aka 05.05.2008 - 21:56

Der 29-Jährige, der in der Nacht zum vergangenen Freitag im norditalienischen Verona von Rechtsextremen überfallen wurde, ist Hirntot. Das teilten die Ärzte des Krankenhauses mit, in dem er im Koma lag. Die Polizei sucht nun nach weiteren Mitgliedern der rechtsextremistischen Gruppe, die den Mann zusammengeschlagen hat. Er hatte seinen Angreifern eine Zigarette verweigert. Die Polizei nahm inzwischen drei Personen fest, zwei sind noch auf der Flucht. Einer der Jugendlichen stellte sich, einer gestand seine Beteiligung an der Tat. Der Bürgermeister von Verona, Flavio Tosi, sagte: "Jetzt müssen sie bezahlen. Wir hoffen, dass sie die härteste Strafe erhalten, denn das kann ein Zeichen setzen; eine Warnung sein an alle, die sich so fernab von der Realität verhalten wollen. Diese Leute repräsentieren weder Verona, noch seine Bürger. Das ist Gesindel." Die fünf Rechtsextremen hatten ihr Opfer mit Fußtritten und Faustschlägen angegriffen, bis es bewusstlos zusammenbrach.

Quelle: Euronews (mit Video)

5 Nazis in Verona ermorden einen 29 Jährigen

schwarz/roter Internationalist 05.05.2008 - 22:31
Der 29jährige Nicola Tommasoli, am 1. Mai in das Krankenhaus Borgo Trento
in Verona eingeliefert wurde und im Koma lag, ist heute seinen Verletzungen erlegen.

Er und zwei Freunde wurden in der Nacht des 1.Mai zusammen in der City von Verona von fünf Nazis um Zigaretten angefragt und dann unvermittelt brutal zusammengeschlagen.
Seit vier Tagen lag Nicola auf der Intensivstation im Koma. Heute, am 5. Mai 2008 ist er gestorben.

Drei der Angreifer hat man festgenommen: der Schüler Raffaele delle Donne (19 Jahre), der Mechaniker Guglielmo Corsi (19 Jahre) und der 20 jährige Finanzberater Andrea Vesentini (20 Jahre). Nach den restlichen Tätern, die auf die Namen "pero" und "tabuio" hören, wird noch gefahndet.

Die Verhafteten, die alle aus „guten“ Verhältnissen kommen, haben aber nur mit einer Anklage wegen schwerer Körperverletzung und nicht wegen Mordes zu rechnen.

Die faschistischen Organisationen Veneto Fronte Skinhead und Forza Nuova (FN) weisen Behauptungen zurück, dass diese 5 Faschisten ihren Organisationen angehören.
Zumindest delle Donne, der zu den rechtsextremen Ultràs von Hellas Verona gehört hat seinen Verteidiger in dem Anwalt Roberto Bussinello gefunden. Bussinello ist ein altgedienter Rechtsextremist. Nachdem der 49jährige 15 Jahre in der MSI zugebracht hatte, wechselte er zu Alessandra Mussolinis „Alternativa Sociale“ (AS) und trat für die Duce-Enkelin 2006 an führender Stelle für die Senatsliste an. Bussolini wird den „Tiffosi“ von Hellas zugeordnet und kandidierte 2007 in Verona für die Forza Nuova als Kandidat für das Bürgermeisteramt. Zudem ist er der Anwalt von Paolo Carotossidis von Forza Nuova, der mit ihm ebenfalls in der AS war.
Paolo Caratossidis war im diesjährigen Wahlkampf der nationale Koordinator von Forza Nuova und einer ihrer Kandidaten für die Abgeordnetenkammer in Rom. Caratossidis wäscht auf der veronesischen Forza Nuova side mittels einer Presserklärung seine „Militanten“ vor derartigen Gewaltaktionen wie am 1.Mai rein. Die Wurzeln der FN, ihre Akteure, Bündnispartner und propagandistischen Aktionen aber sprechen eine andere Sprache.
(einige schnell zuzammen geschusterte links:
Roberto Fiore:  http://de.wikipedia.org/wiki/Roberto_Fiore
Forza Nuova:  http://de.wikipedia.org/wiki/Forza_Nuova
Alternativa Soziale:  http://de.wikipedia.org/wiki/Alternativa_Sociale)



Von der großen Politik bekommen die Mörder Nicola schon jetzt Unterstützung. So befand der „post“faschistische Präsident der italienischen Abgeordnetenkammer, Gianfranco Fini: „Die Tat in Verona sei weniger schlimm, als die in Turin“. Dabei spielte er auf die 1.Mai-Demonstration in Turin an. Dort hatten Demonstranten US amerikanische Fahnen verbrannt. Ebenfalls israelische Fahnen.

Am Samstag soll in Verona eine italienweite Demonstration stattfinden.
Schaut auf:  http://isole.ecn.org/antifa/


Internationale Presse - Links:
 http://dokmz.wordpress.com/2008/05/05/neonazi-uberfall-in-verona/
 http://www.dolomiten.it/nachrichten/artikel.asp?KatID=d&p=5&ArtID=114632
 http://www.corriere.it/cronache/08_maggio_05/giovani_fermati_verona_e2042d52-1a82-11dd-b32c-00144f486ba6.shtml
 http://news.yahoo.com/s/nm/20080505/wl_nm/italy_militants_dc




Anbei einige Fotos aus Verona und von der FN zur Illustration des Textes.

Bilder der Nazis

Nazi-Hunter 06.05.2008 - 06:44
Hier gibt es die Bilder und Namen der Nazis, auch der vermutlich in Deutschland untergetauchten (die letzten Beiden). Sie sollen das Auto der Mutter des Einen genommen haben:

 http://www.repubblica.it/2006/05/gallerie/cronaca/nazi-verona/1.html

a

s 06.05.2008 - 12:49
Rom - Ein 29-jähriger Italiener ist im Krankenhaus in Verona an seinen schweren Verletzungen gestorben, nachdem ihn eine Gruppe von fünf Rechtsradikalen zusammengeschlagen hatte. Angaben des Krankenhauses vom Montag zufolge war Nicola Tommasola vor fünf Tagen im Zentrum der norditalienischen Stadt angegriffen worden. Wie die Polizei zudem mitteilte, wurden bereits am Sonntag drei der fünf Verdächtigen festgenommen. Die anderen seien ins Ausland geflüchtet.

Einer der Verdächtigen soll der ultrarechten "Front der Skinheads in Verona" angehören. Der junge Mann war in der Nacht auf Freitag angegriffen worden, als es mit zwei Freunden im Zentrum Veronas unterwegs war. Den beiden Zeugen zufolge attackierten die Skinheads den Mann mit Faustschlägen und Tritten, weil er ihnen keine Zigarette geben wollte.

Der 29-Jährige war mit zwei Freunden in der Innenstadt unterwegs, als er von den fünf Rechtsextremisten umringt wurde. Die Bande ging auf ihn mit Fußtritten und Faustschlägen los, bis er ohnmächtig zu Boden fiel. Danach flüchteten die Angreifer, und seine Freunde konnten Alarm schlagen. Rechtsextremisten hatten in den vergangenen Monaten in Verona Ausländer und Fußballfans von Clubs, die gegen den Lokalverein Hellas Verona spielten, zusammengeschlagen. (APA)

 http://derstandard.at/?url=/?id=3326641

@Nazi-Hunter

Schlappatoni 06.05.2008 - 18:29
woher hast du die Info, daß die beiden angeblich nach Deutschland untergetaucht sind?
Falls die fünf Nazis tatsächlich zum Umfeld der Veneto Fronte Skinheads gehören, sollte man mal in München und Umgebung nach ihnen suchen, da einige Nazis aus dieser Gegend immer wieder bei Festivitäten der Veneto-Nazis als Gäste anwesend sind.

Alle Verdächtigen von Verona gefasst

http://www.euronews.net/ 06.05.2008 - 20:18
Auch die letzten beiden der fünf Verdächtigen von Verona sind gefasst worden. Sie waren über Österreich und Deutschland nach Großbritannien geflüchtet: Ihre Verwandten überredeten sie aber zur Rückkehr.

Die Verdächtigen sollen am 1. Mai im norditalienischen Verona einen Mann zusammengeschlagen haben, der ihnen keine Zigarette geben wollte. Das Opfer starb an seinen Verletzungen.

Die mutmaßlichen Täter sind laut Polizei Rechtsextreme. Sie gehören demnach zu einer Skinheadgruppe aus dem Umkreis des Fußballvereins Hellas Verona. Ein politisches Motiv für die Tat schließen die Ermittler aber aus.

Auch rechte Politiker sehen das ähnlich: Parlamentspräsident Gianfranco Fini von der Nationalen Allianz sagt, natürlich müssten solche Leute eingesperrt werden, und man müsse sich davon distanzieren. Aber gleichzeitig seien die Vorkommnisse von Turin doch noch viel schlimmer gewesen.

Ein Sprecher der Demokratischen Partei auf der Linken sagt dazu, Fini habe sich wohl schlecht ausgedrückt. Er habe sicher keine Rangfolge zweier Sachen aufstellen wollen, die jede für sich äußerst schwerwiegend sei.

In Turin hatten Demonstranten ebenfalls am 1. Mai israelische und amerikanische Fahnen verbrannt. Damit protestierten sie gegen Israels Politik gegenüber den Palästinensern; Israel ist Gastland auf der derzeitigen Turiner Buchmesse.

Film zu Rechtsrock in Italien erschienen

Azzonaco, ein Polit-Cafè 06.05.2008 - 21:40
An alle Antifas, die sich für Italien interessieren.

Anfang April ist in Italien von dem 30zig jährigen Journalisten Claudio Lazzaro das Buch und der Film "nazirock" erschienen. Die DVD gibt es bei Feltrinelli auch in Englischer Sprache. Wer mal kurz reinschaun will, kann sich hier Filmausschnitte ansehen:
 http://it.youtube.com/watch?v=-DkURhVKeoM
 http://it.youtube.com/watch?v=E5rjycM41YQ
 http://it.youtube.com/watch?v=8oDunXO9ySk
 http://it.youtube.com/watch?v=JOyQiEEyuqU

Ansonsten viele Informationen auf englischer Sprache hier: www.nazirock.it


nazis?

Azzoncao, ein Polit-Cafè 07.05.2008 - 19:53
So einfach ist das nicht.
Die Bezeichnung der Rechten in Italien schwankt sehr. Vor allem was die subkulturellen Rechten angeht. Mal werden sie in der Öffentlichkeit wegen ihrem Rückgriff auf die Republik auf Salo als Faschisten bezeichnet, dann wegen der zeitgleichen Nutzung von SS-Runen und Hakenkreuzen als Nazis.
Die Unterschiede dafür liegen mit Sicherheit auch darin, von welcher Seite aus sie definiert werden. D.h. italienische Konserative werden rechte Skins mit Sicherheit als Nazis definieren, da sie selber mit den Faschisten der Alleanza Nazionale kooperieren.
Linke hingegen würden die rechten Skins eher als Faschisten bezeichnen.

Dann ist "den Linken" oft auch die genauere Definition abhanden gekommen und die Definition ist sehr beliebig. Oft wird zum Skandalisieren der Begriff Nazis verwandt, da dies auch immer mit der Okkupation Italiens und den Wehrmachtsverbrechen in Zusammenhang gebracht wird.

Aber auch bei den Rechten selber ist die Eigendefinition manchmal etwas ungenau. Hier vor allem bei den rechten Skins, die sich über die White Power-Bewegung zwischen NS-Bezug und der Republik von Salo hin und herbewegen.

Zur Zeit ist der Begriff "Nonkonformist" bei den Faschisten sehr beliebt. Vor allem bei den Faschisten der besetzten Häuser aus Rom. Diese haben erst letzte Woche ein neues Objekt in Rom besetzt. Sie nennen es AREA 19.(Bild ist angehängt.)
Auf youtube findet man Videos zur Besetzung unter den Begriff: "Area 19 e CasaPound: realtà non conformi" und "occupazione stazione farnesina".

Generell kann man dem Schreiber aber nur zupflichten. Es ist sehr viel Theoriearbeit bei uns Antifas notwendig. Da bei uns sehr viel Unklarheit herrscht und uns das in der aktuellen und den zukünftigen Auseinandersetzungen auf die Füße fällt, bzw. fallen wird.

Sorry

egal 07.05.2008 - 20:26
In Ermangelung von Informationen poste ich hier Texte der Süddeutschen und der Berliner Zeitung.
Aber mal kurz einige ketzerische Fragen. War das Opfer zu wenig Links, Antifa oder Migrant, dass sich bei der Antifa in der BRD nichts bewegt? Hat das Opfer statt wie Carlos, Dax oder Jan zuwenig szene-credibility bei RASH,CSB und SHARPs? Hat oder will man sich an solche "news" in der BRD gewöhnen? Ist die Luft aus den "InternationalistInnen" schon raus. Und, war da mal welche?




Aber jetzt zum lustigen crossposten, da die Linke selbst ja nix hinkriegt:

 http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/0507/politik/0020/index.html
Wegen einer Zigarette
Italienische Skinheads prügeln in Verona einen Mann zu Tode. Die neue rechte Mehrheit spricht von einem Einzelfall, doch die Täter stehen nicht allein
Kordula Doerfler
ROM. Das Leben von Nicola Tommasoli endete in der Nacht zum 1. Mai. Der 29-jährige Industriedesigner hatte das Pech, in der Innenstadt von Verona gemeinsam mit zwei Freunden einer Gruppe von weit jüngeren Männern in die Hände zu fallen, die der Skinhead-Szene angehören und offensichtlich auf Krawall erpicht waren. Nach einer Tour durch mehrere Lokale in der Altstadt verlangten die fünf jungen Männer auf der Piazza delle Erbe in "aggressivem Tonfall", wie es einer der Freunde des Opfers berichtete, nach einer Zigarette. Weil Tommasoli diesem Wunsch nicht nachkam, schlugen ihn die jungen Männer so schwer zusammen, dass er ins Koma fiel und nicht mehr aufwachte. Am Montagabend erklärten die Ärzte ihn für tot.
Einer der Täter, Raffaele Delle Donne, stellte sich freiwillig der Polizei und gestand seine Beteiligung an der Tat. Der 19-Jährige, der noch in die Schule geht, habe nie töten wollen, erklärte sein Anwalt, sondern ein Streit sei eskaliert.
Zwei seiner Kumpanen wurden noch in der Tatnacht festgenommen. Die letzten beiden wurden in der Nacht zu gestern auf dem Flughafen von Bergamo gefasst. Der Polizei zufolge haben auch die beiden 19 und 20 Jahre alten Männer ein Geständnis abgelegt, jegliches politische Motiv aber abgestritten.
Allerdings ist von mindestens drei der jungen Männer, die alle aus bürgerlichen Elternhäusern stammen, bekannt, dass sie sich im rechten Milieu bewegt haben und dass in diesem Zusammenhang auch schon gegen sie ermittelt wurde. Nach Angaben der Veroneser Polizei bestehen Verbindungen zur rechtsextremen "Veneto Fronte Skinhead", einer besonders militanten Gruppe mit rund 300 Mitgliedern, die ihrerseits wiederum beste Beziehungen zu ultrarechten Fußballclubs von Verona hat.
Die gesamte Szene, die vor allem im reichen Nordosten Italiens aktiv ist, gilt nach Einschätzung des italienischen Geheimdienstes als in hohem Maße ausländerfeindlich, rassistisch und gewaltbereit. Zwar ist die Zahl ihrer Mitglieder relativ klein, dafür ist sie aber gut organisiert und vernetzt. Ähnlich wie in anderen Ländern auch durchdringt sie die Jugendkultur immer stärker. Man trifft sich in einschlägigen Clubs oder bei Rockkonzerten, oft mit Gästen aus der deutschen Neonazi-Szene. Immer wieder kommt es auch zu Übergriffen gegen wirkliche oder vermeintliche Linke. Allein im Zentrum von Verona verzeichnete die Polizei binnen zwei Jahren 13 Vorfälle, die auf das Konto von Rechtsextremen gehen. Nicola Tommasoli dürfte zum Verhängnis geworden sein, dass er lange Haare trug.
Sein Fall beschäftigt nun ganz Italien bis hinauf in die neue rechtsbürgerliche Regierungsspitze. Denn er wirft nicht nur ein Schlaglicht auf die norditalienische Neonaziszene, sondern auch auf das politische Umfeld, in dem diese agiert. Verona gehört zu den Kommunen Italiens, die von der Lega Nord regiert werden. Bürgermeister Flavio Tosi war vor seiner Wahl zum Stadtoberhaupt schon einmal wegen Volksverhetzung verurteilt worden. Im Wahlkampf hat er gefordert, in Bussen für Ausländer und Italiener getrennte Eingänge einzurichten. Alle Roma hat er der Stadt verweisen, mehrere linke Kulturzentren schließen lassen. Die Veronesen bedankten sich bei den jüngsten Parlamentswahlen, indem fast 30 Prozent von ihnen der Lega Nord ihre Stimme gaben.
Tosi beeilte sich nun, den Vorfall in Verona zu verurteilen, und erklärte die Täter zu "Gesindel", gegen das die Höchststrafen verhängt werden sollten. "Jetzt müssen sie bezahlen", sagte er. Insgesamt aber versucht Italiens Rechte, die noch in dieser Woche eine neue Regierung bilden wird, den tödlichen Angriff als Einzelfall abzutun.





 http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/766/173252/

Rechtsradikale in Italien
Zu Tode geprügelt, einfach so
Italiens Rechtsradikale schrecken vor keinem Exzess zurück - auf eine tödliche Attacke in Verona folgen antizionistische Proteste in Turin. Das Land fürchtet eine neue Welle politischer Gewalt.
Von Stefan Ulrich, Rom
Nicola Tommasoli hat es nicht geschafft. Mehrere Tage lang lag der 29-Jährige im Koma, jetzt gaben die Ärzte seinen Hirntod bekannt. Die Polizei nahm ugleich die letzten beiden seiner mutmaßlichen Mörder fest. Die fünf Burschen um die 20 Jahre sollen der Skinhead- und Neonazi-Szene nahestehen. Sie hatten Tommasoli in der Altstadt angesprochen, wohl aus purer Lust an der Gewalt zu Boden geschlagen und dann zusammengetreten.
Sie flohen erst, stellten sich dann aber auf Druck ihrer Eltern doch. Der Fall ist damit aber nicht abgeschlossen: Denn ausgerechnet Verona, die Stadt Romeo und Julias, die Stadt der Liebe, ist zum Symbol für die Angst geworden, die in Italien umgeht. Die Angst vor Hass, Intoleranz, Gewalt, sozialem Verfall und einer Rückkehr des Terrors von rechts und links, wie er die sechziger und siebziger Jahre überschattete.
Die Verunsicherung ist in allen Großstädten des Landes zu spüren. Erbärmliche Slums voller Einwanderer am Tiber-Ufer in Rom, nächtliche Alkoholorgien auf den Straßen um die Universität von Bologna, Gewaltexzesse rund um Fußballspiele und allenthalben auftauchende Handy-Videos von sadistischen Quälereien unter Schülern - das alles lässt viele Bürger fürchten, Italien verfalle.
Der Wunsch nach mehr Sicherheit
Ein Grund für die jüngsten Wahlerfolge des Mitte-rechts-Lagers um Silvio Berlusconi liegt im Wunsch vieler Menschen nach mehr Sicherheit. Sie haben den Eindruck, die Linke vernachlässige das Thema - aus Desinteresse oder ideologischen Gründen. Linke Kritiker bemängeln dagegen, gerade rechte Politiker trügen mit fremdenfeindlichen Parolen zu einem Klima der Gewalt bei.
Verona wird seit einem Jahr von Flavio Tosi regiert, einem Politiker der populistischen Lega Nord. Kurz vor seiner Wahl wurde er wegen Aufstachelung zum Rassenhass verurteilt, der Richterspruch wurde später jedoch aufgehoben. Tosi setzt vor allem auf Sicherheit und den Kampf gegen illegale Einwanderung. Er wird auch von der neofaschistischen Partei Movimento Sociale - Fiamma Tricolore unterstützt. Neben der Fiamma sind in Verona andere rechtsextreme Gruppierungen aktiv, etwa die Veneto Skinhead Fronte. Auch unter die Fans des Fußballclubs Hellas Verona mischen sich immer wieder radikale Rechte.

In den vergangenen zwei Jahren kam es in der Stadt zu einer Serie von Gewalttaten mit neofaschistischem Einschlag. Laut den Ermittlern sollen die Täter, unter ihnen auch junge Frauen, mindestens 13 Mal zugeschlagen haben. Die Randalierer trafen sich gerne auf der Piazza delle Erbe, um von dort aus gegen Ausländer, Süditaliener oder Menschen vorzugehen, deren Haarlänge oder Kleidung ihnen missfielen. Als Motive machte die Polizei Feindschaft aus "gegenüber Menschen, die anders sind" und "den Willen, das eigene Revier zu markieren".
Umstritten ist, welchen Anteil Politik und Ideologie an der Gewaltwelle haben. "Wir stehen vor einer neofaschistischen Aggression, die nicht unterschätzt werden darf", warnt Walter Veltroni, der Chef der linksliberalen Demokratischen Partei. In Italien herrsche ein politisches und kulturelles Klima, in dem Intoleranz und Hass auf Schwächere gediehen. Tosi sagt dagegen, der Mord habe nichts mit Politik zu tun: "Der Angriff richtete sich nicht gegen die Linke. Die Täter waren eine Gruppe von Schwachsinnigen."
Kurz vor dem nächsten Exzess
Auch Massimo Cacciari, Philosoph und Bürgermeister von Venedig, glaubt, die Gewalt sei kaum politisch motiviert - anders als früher. Jugendliche Täter wie in Verona seien, aller Fascho-Utensilien zum Trotz, "nicht das Produkt von Ideologien oder Ideen, sondern, im Gegenteil, das Produkt einer Ideenkrise". Früher hätten die Extremisten Bücher gelesen und politische Bildung besessen. Heute seien sie "total desintegriert". Die Gewalt sei ihnen Selbstzweck.
Während so im Fall Verona Ursachenforschung betrieben wird, bereitet sich die Polizei auf den nächsten möglichen Exzess vor. Diesmal könnte er aus der linken Ecke kommen. Am Donnerstag will Staatspräsident Giorgio Napolitano die Buchmesse in Turin eröffnen. Gastland ist in diesem Jahr Israel, was bereits zu heftigen Protesten von Gruppen wie der Partei Italienische Kommunisten geführt hat. Einige Aktivisten der weit links stehenden Sozialzentren verbrannten am 1.Mai im Zentrum Turins israelische Flaggen. Nun befürchten die Behörden, am Donnerstag könne Gewalt ausbrechen. Noch kritischer dürfte es am Samstag werden, wenn Demonstranten aus ganz Italien zu einer Großkundgebung anreisen. Manche haben angekündigt, das Verbot zu durchbrechen, ins Messezentrum zu marschieren.
Der neue, rechte Präsident des italienischen Abgeordnetenhauses, Gianfranco Fini, sagte, die antizionistischen Attacken in Turin seien noch schlimmer als "die Angriffe der Nazi-Skins von Verona". Das hat ihm heftige Kritik eingebracht. "Angesichts des Todes eines jungen Mannes ist es verfehlt, eine Rangliste aufzustellen", rügte etwa Veltroni. Die Menschen in Verona versuchen derweil zu begreifen, was in den jugendlichen Schlägern vorgeht. Die Nachrichtenagentur Ansa zitiert eine Frau mit den Worten: "Es sind alle unsere Söhne, und wir sind alle verzweifelt."

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Verdammt — immigrant

ALERTA! — -wir kommen-

Darf ich daran erinnern... — SchallundRauch

ALERTA ALERTA!!! — Jenas Anarchist

Offensichtlich... — SchallundRauch

@-wir kommen- — Berliner Antifa

nazis? — (muss ausgefüllt werden)