Coburger Convent

akzc 05.05.2008 17:02 Themen: Antifa Bildung Militarismus
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Elitär, Militaristisch, Sexistisch – Die Tradition des Coburger Convents

Jedes Jahr ist es dasselbe Theater. Der 1. Mai ist da und die Zeitungen sind voll von Meldungen über randalierende Jugendliche, brennende Autos und verletzte Polizisten. Dieses Jahr war es Hamburg mit seiner „nackten Gewalt“, dessen Linke Szene zur Zielscheibe der Schmierblätter à la Springer und Co. wurde. Die Jahre zuvor waren es Leipzig und natürlich das Chaoten-Nest Berlin. In letzterem wurde nun schon zum 20. Mal der Jahrestag der Zurückschlagung der Polizei aus Kreuzberg gefeiert, doch es blieb entgegen der Tradition friedlich und der um eine Nahtoderfahrung reichere Polizeipräsident konnte sich und seine Knüppelbüttel mal wieder abfeiern. Auch hier scheint sich eine Tradition zu etablieren, welche jetzt schon drei Jahre lebt.

Es gibt allerdings auch eine bestimmte Gruppe von Leuten, die für solche neuzeitlichen Traditionen nur ein abfälliges Lächeln übrig haben dürfte. Ihre Tradition, gelebt in sexistischer Eintracht, getragen von elitären Prinzipien und gestützt auf Waffengewalt geht zurück bis in eine Zeit, in der Worte wie Einheitsfront oder Demokratie wohl noch schräger angeschaut wurden als heute Angela Merkel im kleinen Schwarzen. Mit ihrer exklusiven Anpassungsfähigkeit überlebte sie sämtliche Wirren des 20. sowie 21. Jahrhunderts inklusive Weltkriegen, kalten Kriegen, Diktaturen und anderen Regimen. Selbstverständlich hat sie auch in der Bundesrepublik immer noch ihren festen Platz.

Kurz: die Rede ist vom Coburger Convent; und wer glaubt, dieser hätte nicht in so gut wie jeder deutschen Wirre des 20. Jahrhunderts seine Finger im Spiel gehabt, irrt.

Was ist der Coburger Convent?

Der Coburger Convent ist ein Zusammenschluss aus Landsmannschaften und Turnerschaften und umfasst heute 100 Verbindungen mit 1900 Aktiven und Inaktiven und rund 12 000 Alten Herren. Die im CC zusammengeschlossenen Korporationen sind ausschließlich klassischen Typs, d.h. sie sind farbentragend und allesamt pflichtschlagend. Zu ihrem Pfingstkongress, der den Jahreshöhepunkt und das zusammenschweißende Element ihrer Aktivitäten darstellt marschieren tausende Korporierte in Coburg ein und verwandeln die Stadt in ein Meer aus Uniformen, Säbeln und den dazugehörigen deutschen Männern.
Der CC rühmt sich nicht politisch tätig zu sein. Was mensch sich unter diesem Unpolitisch-sein und der selbstverständlichen Abgrenzung von Extremismus vorzustellen hat wird klar, wenn mensch sich Mitglieder und Referenten genauer ansieht. Unter den Alten Herren finden sich illustre Namen wie Günther Oettinger, der den Nazirichter Filbinger posthum zum Antifaschisten verklärt hat oder Fritz Hippler, der sich sowohl für den NS-Propagandafilm „Der ewige Jude“, als auch für das revisionistische Buch „Korrekturen“ verantwortlich zeichnet, welches im CC auch begeistert gelesen wird. Als Referenten dürfen dann auch mal Klaus Hornung oder Wolfgang Seiffert vor CC-Burschis ihren Scheiß erzählen.

Eine rechte Elite

Wie alle anderen Korporationen sehen sich auch die CC-Verbindungen als Hort der deutschen Elite. Dies setzt eine Einordnung von Menschen in ein Besser-Schlechter-Schema voraus, die die Verbindungen selbstverständlich gerne vornehmen. Für sie ist ein anti-egalitäres Weltbild konstitutiv. So wurden bereits bei ihrem ach so identitätsstiftendem Fest auf der Wartburg 1817 Schriften, die die französische Revolution propagierten verbrannt. Mit Freiheit und Gleichheit konnten sie anscheinend nicht so viel anfangen, und mit Brüderlichkeit war auch nicht die Bierehre der deutschen Bundesbrüder gemeint. Es geht hier aber nicht um die oft gehörte Kritik an Gleichmacherei oder einen klassischen Anti-Kommunismus. Das besondere an dem anti-egalitären Denken der Korporationen ist, dass gleichzeitig ein Anti-Individualismus gepredigt wird: Die Verbindung ist alles – du bist nichts. Darüber hinaus ist Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und Islamophobie auch bei Verbindungen beliebt um die Unterschiede zwischen ihnen und den übrigen Menschen herauszustreichen.
Erklärtes Ziel von Verbindungen ist der bewusste Kampf für eine Elite rechts-konservativer Akademiker, die sich in Wirtschaft und Politik die Macht teilen. Das zeigt sich auch an der Haltung des CC zu Hochschulpolitik:
Studiengebühren sieht der CC zwar als finanzielle Belastung der Studierenden, das sei aber nicht so schlimm, wenn sie richtig eingesetzt werden. Wie zum Beleg dafür, dass sich der CC mit Studiengebühren vielleicht sogar eine Säuberung der Unis von Kindern der Arbeiterklasse herbeisehnt, legt er nach:
-Im Sinne der Qualitätssicherung der akademischen Ausbildung in Deutschland fordert der CC eine Rückbesinnung auf die sorgfältige Auswahl der Studenten
-Der Verband, der rund 15.000 Studenten und Akademiker vertritt, verlangt, die Anforderungen an das Abitur anzuheben und dieses damit wieder zu einer wahren Hochschulreife zu machen
(www.coburger-convent.de)

Konkret

Konkret heißt das: Wer im Kapitalismus und seinen Auswüchsen seine Finger mit im Spiel haben will, muss nur in einer Verbindung Mitglied werden. Durch Kontakte zu Alten Herren in Führungspositionen gibt sich die Elite die Macht unter sich weiter. Das war früher so, ist heute so und wird auch so bleiben, es sei denn…

Wir brechen zusammen die Tradition der Kapital-Faschisten!
Heraus gegen den 140. Pfingstkongress des Coburger Convent!

Am Samstag, den 10.05.2008 findet eine Demonstration unter dem Motto „Weg mit den Mützen – Freiheit für die Köpfe“ durch die Coburger Innenstadt statt.
Treffpunkt: 14:00 an der Angerhalle

Bereits am Vorabend gibt es um 19:00 in der Sonderbar (Coburger Innenstadt) eine Infoveranstaltung zum Thema.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

oettinger

tagmata 05.05.2008 - 19:09
ist auch cc'ler (schlagend, farbentragend), und in seinem kielwasser ist die südwest-cdu mit diesem gesocks durchsetzt worden: scheiße schwimmt immer oben.

achje

(muss ausgefüllt werden) 05.05.2008 - 19:29
aha, ein cdu-bonze und ein drehbuchautor von vor 70 jahren sind/waren mitlied. das scheint ja wirklich eine faschistische tarnorganisation zu sein, haben die auch reichsflugscheiben?

Früher waren wir cooler

rate mal 05.05.2008 - 21:09
vom sockel geholt...............

Coburg fünf Tage im Ausnahmezustand:

Pfingsttreffen des "Coburger Convent", CC

Zum 129. Mal treffen sich die im CC zusammengeschlossenen Turner- und Landsmannschaften (alles schlagende Verbindungen) in Coburg zum Pfingst-Convent (siehe Dokumentation "Elite der Untertanen", erhältlich über Gruppe Archiv, Postfach 2704, 96416 Coburg). 5000 Verbandsbrüder mit Anhang folgten dem Aufruf der präsidierenden Turnerschaft Rheno-Germania (Clausthal) unter dem Motto "Grundwerte - Fundament unseres Zusammenlebens".
Der Kongress passiert auf zwei Ebenen. Die sog. Alten Herren (AHCC) des "Männerbundes auf Lebenszeit" legen die Politik für das folgende Geschäftsjahr fest. Die sog. Aktiven (noch Studierende) messen sich im sportlichen Wettkampf, Saufen und wüstem Feiern. Das schöne Wetter förderte das Ausmaß der Saufgelage, was an den Kotzlachen und Scherbenhaufen zu messen war. Ruhestörung, Sachbeschädigung oder Sperrstunde gibt es für die "Elite" nicht. Ca. 30 000 bis 40 000 Markt werden jedes Jahr, für evtl. entstehende Schäden, an die Stadt Coburg im voraus bezahlt. Heuer wird noch ein Scheck über 1000 Mark für die Restaurierung des "Landsmannschafter-Ehrenmal" überreicht. Das Denkmal im Hofgarten der Vestestadt war im Vorfeld des CC-Spektakels vom Sockel gestoßen worden und zerbrach in etliche Teile. Die Aufregung in Kreisen der Stadtregierung und der Staatsgewalt war groß. Die Coburger Linke wurde breitflächig observiert und mit Hausdurchsuchungen ("Gefahr in Verzug") gegängelt.

Das Denkmal und eine Stereoanlage

In der Nacht vom vierten auf den fünften Mai 1997 wird im Coburger Hofgarten das sog. CC-Ehrenmal, das seit Jahren als symbolisches Angriffsziel gegen den "Coburger Convent" (CC) genutzt wird, vom Sockel gestoßen. Außer den Füßen steht nichts mehr auf dem Steinpodest. Die drei steinernen Heldenjünglinge zerbrachen in mehrere Teile. Der AHCC-Vorsitzende des Convents, Joachim Schön, nimmt "betroffen und empört" Stellung: "Dieses frevelhafte Verhalten der noch unbekannten Täter belegt deren Bereitschaft, brutal fremdes Eigentum zu zerstören sowie jegliche Traditionen und die Ehrung Verstorbener zu mißachten". Schön hofft, daß anläßlich des diesjährigen Pfingstkongresses keine weiteren Gewaltakte gegen Sachen und Personen vorkommen. Der Coburger Oberbürgermeister N. Kastner (SPD) erklärt: "Es ist ein Trauerspiel, daß einige hirnlose Zeitgenossen dieses Denkmal Jahr für Jahr beschädigen. Toleranz und demokratische Spielregeln scheinen für diese Leute Fremdwörter zu sein". Für die "Ergreifung" der TäterInnen wird eine Belohnung von 2000 Mark geboten.
Die Linie zur Verfolgung vermeintlicher AttentäterInnen ist somit vorgegeben. Der stellvertr. Verkehrsdirektor Detlev Höhn (CC-Ehrenmitglied) versucht gegen die klammheimliche Freude in gewissen Szenerien zu polemisieren und stellt fest, daß weniger der CC sondern vielmehr die Stadt Coburg und vor allem die SteuerzahlerInnen durch die "Vandalen" getroffen werden. Zig tausende von Mark müßten jedes Jahr für Reparatur- und Reinigungskosten von der Kommune aufgewendet werden.

Im engeren Kreis der Tatverdächtigen befinden sich selbstverständlich die Menschen, die vor Ort "radikal" bzw. "linksextremistisch" politisch arbeiten und in den vergangenen Jahren z.B. gegen den CC protestierten. Die Observation dieses Klientel ist im Gange. Die Beobachtungen rund um die Begegnungsstätte der sog. Linken in der Innenstadt sind eindeutig.

Eine Woche später, in der Nacht vom 11. auf den 12. Mai, kommt eine Frau ziemlich müde von einer zweitägigen Umzugsfahrt für eine Freundin aus Hamburg zurück. Mit einem Kleintransporter macht sie an der Kneipe halt. Zwei alte Stereoanlagen (Umzugsreste) werden ausgeladen und im Nebenzimmer zur Überprüfung bzw. Reparatur gelagert. Auf dem Weg nach Hause bemerkt die Frau, daß plötzlich zwei Streifenwagen hinter ihr herfahren. Vor der Haustür angekommen, nimmt die Geschichte ihren Lauf. Während der letzten drei Tage wurde in dem Haus, wo die Frau wohnt, eine Stereoanlage (Wert: 40 000 Mark) gestohlen. Die vor der Kneipe zur Observation der Linken abgestellten zivilen Polizeibeamten meldeten per Funk das Ausladen der Umzugsanlage. Somit steht die Frau erst mal unter Verdacht des Diebstahls. Mit dem Geschädigten und der Verdächtigten fahren Beamte zur Gaststätte. Dort wird der Sachverhalt geklärt und die zwei reparaturbedürftigen Anlagen gesichtet. Nach Auskunft eines Beamten ist damit die Angelegenheit erledigt.

Am Montag, den 12. Mai um kurz nach 15 Uhr, hören drei in der Kneipenküche arbeitende Menschen im Hof des Anwesens ein Funksprechgerät. Neugierig begeben sie sich nach draußen. Dort stehen zwei Zivilbeamte (die beiden Observierungsbeamten der vergangenen Nacht) und sichern den Hintereingang zum Lokal bzw. zu den Wohnungen während "einer polizeilichen Maßnahme". Auf die Frage, was hier eigentlich los sei, kommt die Antwort, ob die Anderen nicht bereits in der Wohnung oder sonstwie drin wären. Und das waren sie auch schon. Zwanzig Beamte und zwei Beamtinnen wuseln im Haus herum. Vertreten ist haupsächlich das Kommissariat Staatsschutz, begleitet von einer sog. Zugriffseinheit in Kampfmontur mit Tonfas und Rammbock. Ein Vertreter des Diebstahldezernats ist alibimäßig auch dabei. Ein Durchsuchungsbefehl existiert nicht, erklärt der Einsatzleiter auf Anfrage. Dies wäre auch nicht nötig, da sie sich vom Staatsanwalt Wagner "Gefahr im Verzug" für diese "Maßnahme" bescheinigen haben lassen. Es besteht der "Verdacht der Hehlerei und die Maßnahme diene zum Auffinden von Beweismaterialien". Deshalb müsse sowohl die Gaststätte mit allen Räumen, die Wohung der im Haus wohnenden Jugendlichen und die in der Nähe befindliche Wohnung der verantwortlichen Betreiberin durchsucht werden. Der Einsatzleiter weigert sich mit einem angerufenen Rechtsanwalt zu sprechen. Dieser rät, die Angelegenheit über sich ergehen und im Nachhinein die Unrechtmäßigkeit feststellen zu lassen.

Keine der eingesetzten BeamtInnen sucht nach einer Stereoanlage. Als das von den Überfallenen angesprochen wird, gibt es die lapidare Antwort, man suche "dies und das". Dies und das wird auch beschlagnahmt: Fünf leere Dosen Lackfarbe, drei Tuben Abtönfarbe, drei Zeitschriften (zwei radikal 153/97 und eine Black Power) sowie drei Zeitungsausschnitte der örtlichen Tageszeitungen mit Berichterstattung über den Anschlag auf das "CC-Ehrenmal". Die Farben wurden übrigends bereits bei einer vor zwei Monaten vom Staatsschutz geleiteten Durchsuchung wg. "Baustellendiebstahls" mitgenommen und untersucht. Sie befanden sich immer noch in der Plastikmülltüte, in der die Beamten die Sachen zurückgebracht hatten. Es ist auch wieder derselbe Beamte, der die Farbsammlung beschlagnahmt. Sein Kollege bemerkt, daß er die Durchsuchung für wichtig hält und froh ist, daß nichts den "Tatverdacht" bestätigt und somit festgestellt werden kann, die Verdächtigen seien "rechtskonform" (bitte keine Beleidigungen, d.S.)

Der Staatsschutz steht in Coburg ziemlich unter Ermittlungsdruck, da die Erfolge gegen die "linksextremistische Szene" im Resümee mehr als dürftig sind. Zusätzlich steht etlichen Mitgliedern der Polizeidirektion Coburg der Sinn nach Rache für die gerichtliche Schmach in Bezug auf die öffentliche Gegenwehr nach einem brutalen Überfall der Zugriffseinheit u. a. in der Verantwortung eines Hauptkommissars des Staatsschutzes auf DemonstrantInnen während einer antifaschistischen Aktion gegen eine NPD-Versammlung in Coburg (siehe Archiv-Nachrichten Nr. 6-8, erhältlich über Gruppe Archiv).

Die Betreiberin der Gaststätte beschwerte sich bei dem verantwortlichen Staatsanwalt über das martialische Auftreten und Benehmen (wie z.B. Herumtrampeln eines Beamten auf ihrem Bett usw.) während einer "Beweisaufnahme wegen Hehlerei und Diebstahl". Staatsanwalt Wagner erklärte, daß die Beamten ja nicht wissen konnten, daß sie unschuldig sei. Diese Sichtweise ist sehr interessant ("Wir mußten sie leider erschießen, da wir ja nicht wußten, daß sie nicht der /die MörderIn waren").

Alle Jahre wieder

Freitag, 16. Mai 1997: Die präsidierende Turnerschaft Rheno-Germania zieht gegen 17 Uhr "im vollen Wichs" zum Coburger Rathaus, wo das Eröffnungszeremoniell abgehalten wird. Wie der Pressesprecher des CC gegenüber den örtlichen MedienvertreterInnen mitteilt, geht es bei dem diesjährigen CC-Motto vor allem um die Begrifflichkeit der "Vaterlandsliebe". Dies sei allerdings weder nataionalistisch noch rechtsextrem zu verstehen. Es gehe hierbei um "Heimat und Heimatliebe". Die CC-Mitglieder seien stolz darauf, Deutsche zu sein und machen das am deutschen Grundgesetz, an dt. Produkten, der Wiedervereinigung, der dt. Kultur und wirtschaftlichen Leistungen fest. Die sog. Grundwertediskussion soll nicht mit diesem Präsidialjahr beendet sein. Der Pressesprecher Mottaghian-Milani läßt wissen, daß die Nachpräsidierende Landsmannschaft Hammonia-Marko Natangia das Motto: "Der freie Bürger - Gestalter der offenen Gesellschaft" anknüpfend thematisieren wird.
Inzwischen verändert sich das Coburger Stadtbild. Verbandsbrüder mit Anhang und jede Menge PolizeibeamtInnen (in Uniform und zivil) sind zu sehen. Viele CoburgerInnen verlassen, wie jedes Jahr die Stadt. Das Landsmannschafter-Denkmal konnte gerade noch rechtzeitig zusammengebastelt werden. Mittels Kranwagen wird es wieder auf den Sockel gehievt. Reinigungstrupps der Stadtverwaltung entfernen im gesamten Innenstadtgebiet Sprayereien. Die Coburger JournalistInnen hetzen gegen "Chaoten und Gewalttäter".

Die Sauforgien der Verbandsbrüder sind gegen Abend in vollem Gange. Das schöne Wetter forciert die Trinklaune. Die unzähligen Kotzlachen sprechen für die Grade der Betrunkenheit. Im gesamten Innenstadtbereich kontrollieren BeamtInnen alle Menschen, die nicht ins kleinbürgerliche Weltbild passen. Eine besondere Kontrollqualität ist, wie jedes Jahr, im Hofgarten festzustellen. Menschen, die sich dem in Plastikplanen eingehüllten "Ehrenmal" nähern, sind sofort mit der Staatsgewalt konfrontiert. Für Leute aus der sog. linken Szenerie endet die Kontrolle oftmals mit Platzverweis nach "Polizeiaufgabengesetz", PAG. Das Vorgehen der eingesetzten Beamten ist heftig. In den vergangenen Jahren ließ sich daran der zu erwartende Einsatz während des Fackelzuges und der sog. Mahnstunde des CC Pfingstmontagnacht erahnen. Obwohl bereits seit vier Jahren keine Demonstration gegen den Convent mehr durchgeführt wird, sind über Pfingsten zum Schutz der Veranstaltungen hunderte BeamtInnen der verschiedenen Polizeieinheiten (von Bereitschaftspolizei bis Unterstützungskommandos) im Einsatz.

Coburger Verhältnisse

Pfingstmontag. Im Schutze des geschilderten Polizeiaufgebots findet die "Ehrung der gefallenen Verbandsbrüder aus den beiden Weltkriegen" am in Coburg "Schnickeles-Denkmal" genannten "Landsmannschafter-Ehrenmal" im Hofgarten statt. Mit den Vertretern der Stadtregierung ziehen die CCer mit Säbel und Fahnen vom Schloßplatz durch den Park. Die BeamtInnen kümmern sich eifrig um die beobachtenden Punks, Antifas und Andere. Besonders hervor tuen sich wie seit geraumer Zeit die Mitglieder der Coburger Zugriffseinheit. Die Personalienkontrollen werden mit Schubsen und Würgen durchgeführt. Die Aggressivität ist selbst den anderen Polizeikräften unangenehm. Sporadisch wird von ihnen eingegriffen.
In der Rede wird kurz gegen die "Wehrmachtsausstellung" polemisiert, das Thema Tschechien angeschnitten und ein starkes (neo-liberales) Europa angemahnt.

Ansonsten ist alles wie jedes Jahr. Die Stadt ist mit Fahnen und Pfingstbäumen geschmückt. Das Arbeitsamt läßt Langzeit-Arbeitslose zum Auf- und Abbauen der Quartiere in den örtlichen Schulen rekrutieren. Hunderte von PolizeibeamtInnen (von Bereitschaftspolizie bis Unterstützerkommandos) werden "zum Schutz der Veranstaltung" in Coburg zusammengezogen. Personenkontrollen bestimmen ab sofort den städtischen Alltag. Das geschieht oftmals auf rüde Art und Weise. Falls sich die Kontrollierten "anmaßen" nach Dienstnummer, Name oder Dienstausweis zu fragen, wird geschubst und gestoßen. Die Beamten sind mehrheitlich auf Handgreiflichkeiten aus. Sätze wie "Los,mach was - dann schlag´ ich dir auf die Fresse" usw. sprechen für sich.

Pfingstmontag und -dienstag stehen ganz im Zeichen der "öffentlichen" Veranstaltungen des CC. Während der Dienstag als Abschluß mit einem Massenbesäufnis ("Marktfest mit der Coburger Bevölkerung") endet, ist der Montag der anstrengendste Tag für die Verbandsbrüder. Vormittags finden die sog. Totengedenken statt; erst auf dem Schloßplatz, dann am besagten Denkmal. Wie bereits erwähnt, findet das Ganze mit hartem Polizeieinsatz statt. In der Coburger "Neuen Presse" wird dies als "Durchsuchung von Jugendlichen aus der linken Szene nach Rauschgift" abgetan.

Der Abend beginnt mit einem CC-Kommers zum Brauchtum der Verbindungen im Festzelt am Anger. Der Redner Wolfgang Müschenborn setzt sich vehement für das Mensurfechten als einen "integralen Bestandteil" des Bundes- und Verbandslebens ein. Mit viel Bier wird sich nebenher für den nächtlichen Fackelzug "im vollen Wichs" vom Anger zum Marktplatz vorbereitet. Dort findet unter Einsatz eines großen Polizeiaufgebotes die sog. Mahnstunde mit Zapfenstreich (mittlerweile "Feierstunde" genannt) statt. Der Redner Dr. Manfred Plate thematisiert zum Abschluß noch einmal die "Grundwerte"-Diskussion. Die Grundwerte des CC - "Ehre, Freiheit, Freundschaft, Vaterland" - seien ein Leitfaden zur geistigen und sittlichen Erziehung usw.

Am Rande des deutsch-nationalen Aufmarsches sind wie gewöhnlich Rechtsextreme wie Peter Dehoust ("Nation und Europa" u.a.) und Konsorten anzutreffen. In diesem Jahr sammeln sich an mehreren Punkten um den Marktplatz etliche Gruppen von Fascho-Skins. Eine Gruppe von über 50 Rechten versucht die anwesenden Linken anzugreifen. Sie werden von Polizeibeamten abgedrängt. Es gibt drei Festnahmen. Rund um den Marktplatz sind ca. 100 Jungfaschos am Reuteln. Das entspricht dem rechten Aufwärtstrend in der Region.

Nicht nur aus diesem Grund, sondern vor allem um dem CC und der Staatsgewalt etwas entgegenzusetzen ist für das nächste Jahr eine überregionale Demonstration mit Kultur- und Info-Programm geplant.

nächste termine für (nord-)bayern

schweinfurt.antifa.net 05.05.2008 - 22:04
Am 10. Mai findet der 140. Pfingstkongress des "Coburger Convent" statt. Dagegen regt sich Widerstand. Treffpunkt der Gegendemo ist um 14 Uhr an der Angerhalle in Coburg. Näheres und den Aufruf gibts hier.
**********

Am 24./25. Mai will die NPD ihren Bundesparteitag in der Bamberger Konzert- und Kongresshalle abhalten. Neben dem bürgerlichen "Bündnis gegen Rechtsextremismus" mobilisiert auch ein bundesweites Antifa-Bündnis nach Bamberg. Aktuelle Infos zu Gegenaktivitäten, Anreise etc. und Mobi-Material findet ihr auf www.nazis-stoppen.mobi sowie auf bamberg.blogsport.de.
Es wird von unserer Seite eine koordinierte Anreise geben.

**********

Am 31. Mai ist in München eine Demo gegen das neue bayerische Versammlungsgesetz - natürlich mit antikapitalistischem Block! Mehr Infos hier.

**********
Wie einschlägigen Nazi-Seiten zu entnehmen ist, plant die JN Bayern zusammen mit parteilosen Nazis am 7. Juni einen sogenannten "Nationalen Frankentag" in Oberfranken. Der genaue Ort steht noch nicht fest, das Programm aber schon: Es sollen teils internationale Bands spielen und bekannte Redner der NPD sprechen, dazu gibt es Infostände und Kinderbetreuung. Kurz gesagt: Ein Nazi-Volksfest - natürlich mit Polizeischutz.
Infos zum genauen Ort und zu Gegenaktionen in absehbarer Zeit...

**********

Die ursprünglich für den 12. April angemeldete Nazi-Demo in Marktheidenfeld wurde auf den 14. Juni verschoben. Organisiert wird der Aufmarsch vom "Kameradschaftsbund Hochfranken", der Aufruf zur Demo wird neben lokalen auch von zahlreichen Nazi-Gruppen aus angrenzenden Bundesländern unterstützt. Somit ist mit mehreren hundert TeilnehmerInnen zu rechnen.
Wir und andere Antifa-Gruppen aus Unterfranken rufen dazu auf, den Naziaufmarsch zum Desaster zu machen. Auch hier wird es wahrscheinlich eine gemeinsame Anreise aus Schweinfurt geben. News findet ihr auf der Sonderseite.

Burschireader

hmmm 09.05.2008 - 15:30
Einige Allgemeine Infos über Burschenschaften findet man auch in dem Angehängten Reader. Allerdings halten die Burschis nichts davon wenn mal unabhängig über sie Informiert wird und klagen gegen den Reader.

Neue Infos zum CC

akzc 18.03.2009 - 21:44
für aktuelle infos rund um das thema coburger convent gibt es eine internet seite,
und zwar geht die adresse so:

 http://coburgerconvent.blogsport.de/

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 4 Kommentare

Kann man so sagen

(muss auch ausgefüllt werden) 05.05.2008 - 19:44
Da hätte man jetzt schlimmere Namen auf den Tisch hauen können als den guten Oetti.
Für die meisten hier ist Beck ja schon zu rechts und wird praktisch nur durch seine Arbeiterherkunft entlastet.

Und dem CC vorzuwerfen er sei elitär und networkt zu viel ist ja in etwa so, wie der Kirche vorzuwerfen sie wäre neuen Ideen gegenüber nicht aufgeschlossen.
Das ist halt das Geschäftsmodell.

@CC²

CVer 05.05.2008 - 19:57
Lasst mal gut sein, sonst sind die Jungs hier wieder der Meinung man müsste die Mods auf den Plan rufen, weil mal abweichende Meinungen geäußert werden.
:P

Außer dem guten Artikel zum Thema Wikipedia-Unterwanderung vor anderthalb Jahren gabs hier aber auch lange nichts mehr Relevantes zum Thema.

Buxeeeeee

Buxino 05.05.2008 - 20:23
Kann mal endlich jemand was über Eisenach oder Weinheim oder Bad Kösen schreiben ? Ich höre schon Gewimmer und Wehklagen von den Nichtbeachteten....

Bad Kösen

Buxe 21.01.2009 - 00:16
Die Linken trauen sich doch gar nicht nach Bad Kösen! Ach nein, die würden das so begründen, dass sie sich Inhaltlich mit uns auseinander setzen wollen, das is auf dem oKC leider nicht möglich, da dort alle Curries auf der Straße zu voll sind.
Da belagern die Linken doch lieber uns, bei denen sie sicher sein können, dass wir versuchen uns zu benehmen und nicht zurückschlagen.

Ich glaube die Linken unterschätzen den CC maßlos, wir sind mir ca 2500 Mann in Coburg, die Ehefrauen und Kinder als Kombattanten jetzt mal nicht mitgerechnet. Und ihr glaubt ernsthaft mit 200-300 Leuten etwas gegen uns ausrichten zu können? Das seh ich ja noch nicht! Wenn ihr den Marktplatz wenigstens mal 1/4 voll bekämt, dann wär ich ja schon beeindruckt aber 250 kümmerliche Gestalten die da herumlungern, kann man wohl kaum als Signifikant bezeichnen.

Also liebe Antifa, pack bitte wieder ein und geh nach hause, deinen Marx mißverstehen! Ach ja, Marx war auch Korporierter und Liebknecht (einer der Väter der SPD) ebenfalls, also schön den Ball flach halten!