Demo gegen rechte Übergriffe in Potsdam

ak 04.05.2008 11:17 Themen: Antifa
Potsdam - Am Nachmittag des 1. Mai kam es in der Potsdamer Innenstadt auf der gut besuchten Brandenburger Straße zu einem rassistischen Übergriff, der seinesgleichen sucht. Eine Gruppe von 30-50 jungen Männern griff den Dönerimbiss XXL2 an. Zunächst wurde ein Werbeschild umgestoßen und die draußen sitzenden Gäste des Bistros tätlich angegriffen und beschimpft. So wurden sie etwa gefragt, warum sie denn “bei Türken” essen gehen würden. Als daraufhin ein Angestellter die Gruppe zur Rede stellen wollte, griffen die einheitlich gekleideten Männer die Mitarbeiter_innen des Imbiss an. Mehrere Zeugenaussagen bestätigen die Schilderungen der Inhaber_innen, wonach bei diesem Angriff rassistische Parolen wie z.B. “Ausländer raus” und “Deutschland den Deutschen” gerufen wurden.
Erschreckenderweise stieß dies bei einigen Passant_innen auf Zustimmung. Im weiteren Verlauf des Übergriffs wurden mindestens 4 Angestellte zum Teil schwer verletzt und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die Polizei traf nach Eigenangaben 9 Minuten, nach Aussage der hilfesuchenden Person allerdings erst 20 Min nach dem ersten Anruf mit 2 Streifenwagen, 10 Minuten später erst mit ausreichend Einsatzkräften ein. Bis zum Eintreffen der Polizei wurde der Angriff fortgesetzt. In den ersten Verlautbarungen der Lokalpresse wurden die Schilderungen der Betroffenen dieses rassistischen Angriffs nicht ernst genommen. Nach wie vor hält sich die Auffassung, die Inhaber_innen des Imbiss hätten den Angriff provoziert. So ist die Rede von einer “Massenschlägerei”, die vor dem Imbiss stattgefunden habe. Dieses, wie auch andere häufig verwendete Worte, suggerieren, beide “Seiten” hätten die Eskalation in gleichem Maße zu verantworten. Ein Journalist der Potsdamer Neuesten Nachrichten verstieg sich gar zu der rhetorischen Frage: “Doch wie glaubwürdig ist die Version der seit 1992 in Potsdam lebenden Kurden?”. Fragwürdig ist auch die Äußerung des Oberbürgermeisters Jann Jakobs nicht einmal 24 Stunden nach dem Übergriff, er gehe nicht von einer fremdenfeindlichen Motivation aus.

Bei der geschilderten Tat handelt es sich nicht um den einzigen rechten Übergriff dieser Tage in Potsdam. Am gleichen Tag griff eine 60-köpfige Gruppe in Potsdam Pirschheide eine Gruppe alternativer Jugendlicher mit Teleskopschlagstöcken, sowie mit Quarz verstärkten Handschuhen und abgebrochenen Flaschenhälsen an. Nur dem engagierten Eingreifen eines Anwohners ist es zu verdanken, dass sich der größte Teil der Gruppe auf ein naheliegendes Grundstück retten konnte und es nicht zu weiteren Verletzungen kam. In der Nacht zum ersten Mai wiederum wurde ein Kongolese im Stadtteil Schlaatz vor seiner Haustür angegriffen, rassistisch beleidigt und körperlich attackiert Auch hier konnte durch das Eingreifen eines Anwohners Schlimmeres verhindert werden.

Am Abend des 3. Mai kam es aus Anlass dieser erschreckenden Übergriffe und der verharmlosenden Berichterstattung der Lokalpresse bezüglich des Angriffs auf den Dönerimbiss zu einer Demonstration von ca. 200 Antifaschist_innen in der Potsdamer Innenstadt. Dabei wurde auch auf der Brandenburger Straße eine Zwischenkundgebung abgehalten. Die Redebeiträge lösten Beifall bei Passant_innen und Betreiber_innen der umliegenden Cafes und Restaurants aus. Auf der Abschlusskundgebung auf dem Platz der Einheit bedankte sich einer der Imbissbetreiber für die Unterstützung.
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ak_antifa potsdam 05.05.2008 - 13:12

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