Für Recht auf Abtreibung, gegen Homophobie!

antisexistisches Bündniss NoChristival 03.05.2008 20:56 Themen: Gender Repression
Weitere Repressionen bei antisexistischen Aktionen gegen das Christival in Bremen, Presseerklärungen
3.5.2008

Polizei nimmt 32 friedliche Demonstrant_innen gegen das Christival- Seminar „Sex ist Gottes Idee – Abtreibung auch?“ fest.

Am Samstag den, 3.5.08 um ca. 14:00 blockierten Christival- Gegner_innen friedlich den Eingang des bereits in die Kritik geratenen Seminars der Birke e.V. mit dem Titel „Sex ist Gottes Idee – Abtreibung auch?“. Die Polizei kesselte die Demonstrant_innen ein, schirmte gemeinsam mit Christival-Ordner_innen die Kritiker_innen mit Bussen von der Öffentlichkeit ab, fesselte die Teilnehmer_innen mit Kabelbindern und filmte sie einzeln, bevor sie in Gewahrsam genommen wurden. „Jede Frau soll selbst über ihren Körper bestimmen können. Die Birke e.V. spricht Frauen eben dieses Recht ab, darauf wollten wir mit unserer Aktion aufmerksam machen“, sagt Anna Waschnitzky, eine der Teilnehmerinnen.
Freitag hatten einige Homosexuelle gegen einen Vortrag in der Martini-Gemeinde protestiert, der sich auf das abgesagt Seminar „Homosexuelle verstehen – Wege zur Veränderung“ bezog. Im Anschluss wurden sie von Polizist_innen angegriffen. „Die Polizei ging heute und gestern völlig unverhältnismäßig vor!“, so Waschnitzky weiter.

Mit einem bunten Transparent und einem Redebeitrag machten die Blockierer_innen, am Samstag auf das Selbstbestimmungsrecht von schwangeren Frauen aufmerksam. In direkten Gesprächen wurde versucht, junge Festival- Besucher_innen für kritische Themen zu sensibilisieren. Die Blockade verlief friedlich. Festivalbesucher_innen konnten das Gelände verlassen. Demonstrant_innen versuchten nicht, das Gelände zu stürmen, Handgreiflichkeiten gab es nicht. Nach ca. 10 Minuten löste sich die Blockade auf. Als die Demonstrant_innen den Vorplatz gemeinsam verlassen wollten, trafen Polizeikräfte ein und kesselten die ca. 30 Menschen ein. Eine Person wollte sich dem Kessel entziehen, wurde über den Vorplatz gejagt und festgenommen. Nach ca. 30 Minuten trafen noch mehr Polizeikräfte ein. Der Kessel wurde mit Polizeibussen umstellt und von der Öffentlichkeit und der Presse abgeschirmt. Alle Demonstrant_innen wurden mit Kabelbindern gefesselt, einzeln gefilmt und in Gewahrsam genommen. Um das ganze Geschehen herum bauten sich weitläufig Ordner_innen des Christivals auf und hielten vorbeikommende Passant_innen davon ab, sich dem Geschehen zu nähern. Passant_innen wurden aufgefordert, einfach weiter zu gehen. „Hier passiere nichts besonderes“ bekam eine Beobachterin zu hören. Innerhalb des Kessels wurde eine Person von Polizeikräften zu Boden geschleudert, dabei wurde versucht, ihr eine Kamera abzunehmen. Ähnlich ging die Polizei bereits gestern vor. Einer fotografierenden Person wurde der Film abgenommen und zerstört.
Gegen 18.00Uhr wurden alle 32 Personen wieder freigelassen. Laut Aussagen der Polizei wurde Strafanzeige seitens des Christivals gestellt. Den Demonstrant_innen wird Hausfriedensbruch und Nötigung vorgeworfen „Das Verhalten der Polizei und der Christival-Organisator_innen in den letzten Tagen steht im Gegensatz zu der gerne propagierten christlicher Nächstenliebe und dem Recht auf freie Meinungsäußerung.“ So eine Beteiligte nach ihrer Freilassung.

2.5.2008

Anlässlich des Christivals in Bremen fand in der Martinikirche am Freitagabend, den 2. Mai ein Vortrag von Ulrich Parzany, dem Leiter von ProChrist, mit dem Titel „Steht auf, wenn ihr Christen seid“ statt. In diesem Vortrag ging es u.a. um das, wegen massivem öffentlichen Protest, abgesagte Seminar „Homosexualität verstehen – Chancen zur Veränderung“. Parzany ist für seine homophoben Äußerungen bekannt und scheute sich auch während des Vortrags nicht davor, praktizierte Homosexualität als Sünde zu bezeichnen und Abtreibung als „Tötung von Kindern“ zu diskreditieren.
Um ihren Protest kund zu tun, trafen sich ca. 35 Menschen in der Martinikirche. Während des Vortrages kam es zum Austausch von homosexuellen Zärtlichkeitsbekundungen. „Ich war mit meiner Freundin in der Martinikirche, um aufzuzeigen, dass ich homosexuell und glücklich bin. Ich persönlich fühle mich durch diese Veranstaltung angegriffen und diskriminiert. Meine Sexualität ist ein wichtiger Bestandteil meiner Persönlichkeit.“ sagt Sybille Bunte. Nachdem sich viele der dort anwesenden Christ_innen durch die offen zur Schau gestellte Homosexualität angegriffen fühlten, kam es zu einem Tumult in der Kirche. Sätze wie „Euch sollte man zum Schlachthof führen und die Beine ausreißen“ oder „Ihr seid alles Verbrecher“ fielen. Ein_e Aktivist_in wurde sogar von einem Veranstaltungsbesucher geschlagen. Daraufhin erwiderten die Aktivist_innen: „Steht auf wenn ihr Homos seid“ und verließen mit Konfettiwürfen die Kirche.

Vor der Kirche sammelten sie sich, um spontan den Protest auf dem Marktplatz fortzuführen. Die Ordner_innen des Christival versuchten den Aktivist_innen den Zugang zum Marktplatz zu verwehren. Sofort war auch die Polizei vor Ort, um die Ordner_innen zu unterstützen. Ohne jegliche Begründung und ohne direkte Aufforderung zu gehen, wurde versucht die Aktivist_innen brutal vom Platz zu drängen. Dies versuchte die Polizei mittels Schlagstock und Anwendung körperlicher Gewalt durchzusetzen. Wahllos und ohne Begründung wurde eine Person rausgegriffen und gewaltsam festgehalten. Auf die Aufforderung diese Person frei zu lassen, reagierte die Polizei mit weiterer Eskalation. Es wurde mit Pfefferspray und Schlagstöcken gedroht, Personen wurden geschubst und bedrängt. „Mir drückte ein Polizist die Hand ins Gesicht, ich war völlig überrascht von der Unverhältnismäßigkeit des Einsatzes.“ fährt Claudia Albrecht fort. Schließlich wurde die Gruppe in eine vom Christival-Publikum aus nicht einsehbare Ecke gedrängt und dort eingekesselt. Währenddessen kam es zu einer weiteren brutalen Ingewahrsamnahme. Die betroffene Person wurde mehrmals gegen die Wand geschleudert und mit zwei Schlagstöcken traktiert. Menschen die ohne Christivalausweis die Polizeigewalt fotografisch dokumentieren wollten wurden brutal daran gehindert und aufgenommene Bilder zerstört. Schließlich gab sich eine Einsatzleiterin zu erkennen. Zum ersten Mal wurde ein Platzverweis an die eingekesselten Personen ausgesprochen. Währendessen kam es immer wieder zu Beschimpfungen seitens der Polizei: „Alle bis morgen einsperren, dann sind wir die los.“ Als die Aktivist_innen den Platz endlich Richtung Domsheide verlassen konnten, wurden sie von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet. An der Haltestelle Domsheide kam es erneut zu einer völlig willkürlichen Ingewahrsamnahme. Auch hier scheute sich die Polizei nicht, massive körperliche Gewalt einzusetzen. Schließlich schienen es die Polizist_innen für nötig zu halten, eine Gruppe von mittlerweile 20 Personen mit fast der doppelten Anzahl von Beamt_innen bis zum Goethplatz zu begleiten. Von den drei Festgenommenen, wurde eine Person nach Personalienaufnahme und Platzverweis für das gesamte Christivalgebiet wieder frei gelassen. Die anderen beiden wurden für mehrere Stunden in Gewahrsam genommen. Eine Person wurde gezwungen sich nackt auszuziehen und musste persönliche Beleidigungen über sich ergehen lassen.
Das Antisexisistische Bündnis verurteilt diese massive und sexualisierte Form von Polizeigewalt.

Antisexistisches Bündnis NoChristival Bremen

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