Feldbesetzung GrGerau: Abschluss+Perspektiven

feldbesetzi 02.05.2008 19:06 Themen: Ökologie

Am Abend des 1. Mai ging die Besetzung des Genversuchsfeldes in Groß Gerau zu Ende. Vorangegangen waren vier Tage Auseinandersetzung um das Genfeld, dann die Absage des Versuches durch die Uni Gießen sowie die Gründung einer BürgerInneninitiative gegen Gentechnik plus Abschlussfeier am 30.4. ("Tanz in den Mais") und eine politische Rede eines Besetzers mit nachfolgenden Diskussionen auf der Mai-Kundgebung des DGB in Groß Gerau.

Erfolgreicher Abschluss der Besetzung

Mit der Band "Wet pants" aus der Region und vielen Absprachen zu weiteren Aktionen gegen Gentechnik fand die einwöchige Besetzung des Uni-Versuchsfeldes bei Groß Gerau ihren Abschluss. Hessen war durch diese vierte erfolgreiche Aktion gentechnikfrei. Vorher hatten BürgerInneninitiativen die Versuchsfelder von Monsanto in Niedermöllrich und der Uni Gießen in Rauischholzhausen verhindert. Am 30. März wurde zudem das Gengerstenfeld der Uni Gießen am Alten Steinbacher Weg der Stadt besetzt. Durch die bis zum 20. April andauernde Besetzung wurde der Versuch verhindert.

Am Abend des 30.4. wurde die Aktion mit einer Party beendet - leicht eingeschränkt durch Sturm und Regen in den Stunden davor. Doch Kletterworkshops, Sektumtrunk und Lagerfeuer waren neben Band-Auftritt und Gesprächen über das weitere Vorgehen nicht zu vermiesen. Auch nicht durch die fast verzweifelten Bemühungen der Uni, wenigstens die Jubelfeier zu verhindern. Doch am Schild "Betreten verboten" störte sich ebenso niemand wie an den absurden Verpflichtungserklärungen, mit denen die Uni die BesetzerInnen noch vor der Feier vertreiben wollte. Es blieb beim Versuch ...

Am 1.5. bauten dann die verbliebenen BesetzerInnen mit Unterstützung einiger Menschen aus Groß Gerau ab. Gegen 18 Uhr war Schluss.

 

Es geht weiter in Groß Gerau

Bevor die Band aufspielte, kam es auf dem Feld zu einer Vielzahl von Gesprächen über das weitere Vorgehen in Sachen Gentechnik. Von einer gentechnikfreien Zone bis zur Beobachtung des Versuchsfeldes reichten die Ideen. Der Uni Gießen und ihren unseriösen Gentechnik-Professoren vertraute niemand mehr. Daher soll es weitergehen. Adressen wurden ausgetauscht und Aktivitäten verabredet. Es soll nie wieder still werden in Sachen Gentechnik in Groß Gerau. Viele äußerten ihren Dank an die BesetzerInnen, dass durch deren Aktion nicht nur der Versuch verhindert, sondern auch die weitere Aktivität geweckt wurde. Zwischen aktiven BürgerInnen und BesetzerInnen soll zudem der Kontakt bestehen bleiben, z.B. bei Infoveranstaltungen vor Ort oder Workshops und Trainings für Aktionen.

Weiterdiskutiert wurde auch auf der Mai-Kundgebung des DGB in Groß Gerau. Dort hatte ein Besetzer zu den Anwesenden gesprochen und nicht nur Verbindungen zwischen den Strategien der Gentechniklobbyisten und -konzerne mit neoliberaler Umgestaltung der Gesellschaft benannt, sondern auch die Hoffnung geäußert, dass die erfolgreiche Besetzung vor allem Mut schaffen würde für politische Widerständigkeit, die beim Thema Gentechnik nicht halt machen dürfe, sondern überall wirksam werden müsste. Nach der Kundgebung kam es zu etlichen Gesprächen über weitere Protestaktionen und Kooperationen zwischen BürgerInnen, politischen Gruppen und BesetzerInnen.

Derweil zeigte ein Spitzenpolitiker gleich, was er von den Aktivitäten der BürgerInnen hält: Groß Geraus Bürgermeister mochten sich nicht gegen den Genversuchs stellen und kassierte dafür Kritik.

 

Skandalöse Aussage des Versuchsleiters

Für einen Paukenschlag sorgte am Vortrag der Abschlussfeier der Versuchsleiter, Prof. Friedt. Im Interview des RTL formulierter er trocken: "Hessen ist glaub ich nicht gentechnikfrei", und fügte dann an: "Es gibt einzelne Landwirte meines Wissens, die solchen Mais anbauen, so dass man in keinem Fall sagen kann, das's gentechnikfrei". So simpel die Aussage klingt - sie beinhaltet einen Hammer, denn alle Genfelder müssen angemeldet werden und für Hessen ist keines mehr angemeldet außer den durch Proteste verhinderten Versuchsfeldern (die ja auch nicht von Landwirten angelegt werden sollten). Gibt es illegale Genfelder in Hessen? Und ist ein wichtiger Uni-Professor Mitwisser von Straftaten??? Die Besetzung könnte noch einige weitere Folgen haben ... die Grüne Landtagsfraktion griff den Vorgang bereits auf.

Ein anderer Uni-Mitarbeiter hat schon Konsequenzen gezogen. Der Leiter der Versuchsstation in Groß Gerau trat von seinen Kirchenämtern zurück, weil die Kirche sich mit den BesetzerInnen solidarisiert hatte.

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Ergänzungen

BioTech-Konferenzen in Bonn

muss ausgefüllt werden 05.05.2008 - 01:39
Aktionsaufruf zum Biodiversitätsgipfel – in Bonn, Mai 2008

Gentechnologie, Vertreibung von Kleinbauern, Abholzung, Pestizidgebrauch, Zugang und Vorteilsausgleich zur biologischen Vielfalt ...
... dies und mehr sind die Inhalte des UN-Gipfels in Bonn.

Protestiere mit und beteilige dich an weiteren Aktivitäten!

Es geht um 'The 4th Meeting of Parties to the Cartagena Protocol on Biosafety (MOP 4)' und 'The 9th Conference of the Parties (COP 9) to the Convention on Biological Diversitz (CBD)'. Diese Konferenzen finden vom 12. bis 30. Mai in Bonn statt. Die MOP (12.-16. Mai) befasst sich vor allem mit der Verbreitung von Gentechnologie und die COP (19.-30. Mai) mit ungefähr allem anderen, was mit biologischer Vielfalt zu tun hat.

Gruppen aus Deutschland und umliegenden Ländern organisieren zur Zeit diverse Aktivitäten und Veranstaltungen. Sie wollen der Oeffentlichkeit, den Medien und den anwesenden Delegationen die Notwendigkeit einer anderen Landwirtschaft und eines anderen Konsumverhaltens deutlich machen, um die durch die derzeitige gesellschaftliche Produktionsweise verursachten soziale und oekologische Probleme in den Griff zu bekommen. Solch ein Biodiversitaetsgipfel dreht sich nicht nur um bedrohte Pflanzen und Tiere. Weitere Themen sind u.a.:

*Kleinbauern und -baeuerinnen, die ihr Land aufgrund wachsender Plantagen und Monokulturen verlieren,
*Die Einführung von Agrotreibstoffen, die auf Kosten von lokaler Nahrungsmittelversorgung geht,
*Gentechnologie und Patente auf Pflanzen, wodurch Bauern und lokale Gemeinschaften die Kontrolle über ihre Nahrungsmittelversorgung verlieren,
*Naturschutzgebiete als Wiedergutmachung für die 'Industriegesellschaft', was jedoch die dortansässige Bevölkerung wiederum ausbaden muss, und
*die Rolle von multinationalen Konzernen in alle dem.

Für uns sind dies genug Gründe, um diesen Gipfel nicht unkommentiert stattfinden zu lassen. (Inhalt dieses Gipfels sind noch viele weitere Themen, die ihr auf der Seite der CBD nachlesen könnt.)
For further reading about the issues you can also download the special edition of the Kaperbrief, published auf Deutsch, Engels and Spanisch.

Geplante Aktivitäten
Unten stehend eine Übersicht der bereits für Bonn geplanten Aktivitäten. Jedoch wird nicht alles veröffentlicht und es bleibt genug Platz für spontane Initiativen.

* Samstagvormittag 17. Mai: eine Aktion gegen Gentechnologie und die Patentierung von Pflanzen. Es wird spannend werden, aber mehr wird vorerst nicht verraten. Mehr zu den Themen ist im letzten Kaperbrief zu finden.

* Sonntag 18. Mai: Agrotreibstoffe-Aktionstag. Der großflächige Anbau von Energiepflanzen ist fatal für die Nahrungsmittelversorgung, die Position von Kleinbauern und die Umwelt. Aber die Einführung davon geht einfach weiter, auch auf diesem UN-Gipfel. Mit unseren Aktionen auf der Strasse hoffen wir zu erreichen, dass die Bonner Bevölkerung vernünftiger handeln wird, als Betriebe und PolitikerInnen, die nichts von einer radikalen Reduzierung westlichen Energieverbrauchs hören möchten.

* Montagmorgen 19. Mai: Die Eröffnung des COP soll begleitet werden von einer Demonstration vor dem Eingang der Konferenz durch Via Campesina und solidarische AktivistInnen. Es muss deutlich werden, dass bei solchen Gipfeln bisher nur unzureichend die Interessen von Kleinbauern und Kleinbaeuerinnen beachtet wurden. (siehe call Via Campesina)

* Montagmittag 19. Mai: Übergabe des Captain Hook Awards fuer die Betriebe, die sich als “Biopiraten” am skandalösesten Patenten bemächtigten. (Eine Teilnahme ist jedoch nur für Menschen mit einer Akkreditierung für die Konferenz möglich. www.captainhookawards.org)

* Montagabend 19.Mai: Aktion rund um geraubtes Saatgut und eine Zurückgabe jenes an BaeuerInnen des Südens. In der Innenstadt von Bonn/Münsterplatz, ab 16 Uhr.

* Freitag 23. Mai: Aktion gegen Biopiraterie vor dem Konferenzgebäude. Für einen freien Zugang zu Wissen.

* Mittwoch 28 – Freitag 30. Mai: MinisterInnen und Staatsoberhaeupter werden für die letzten drei Tage des Gipfels eingeflogen. In dieser Zeit werden einige der wichtigsten Beschlüsse gefasst werden. Es werden bestimmt einige Aktionen stattfinden. Mehr Informationen folgen später, bleibt flexibel.

Vom 12. - 16. Mai findet der alternative NGO Kongress Planet Diversity statt. Mehr Infos unter  http://www.planet-diversity.org

Übernachtung und Essen
In und um Bonn sind diverse Übernachtungsmöglichkeiten geregelt. Jedoch kann noch nicht gesagt werden, wer wo unterkommt. Von Freitagabend 16. Mai bis Dienstagmorgen 20.Mai gibt es Möglichkeiten auf der Farm Gut Ostler, in der Naehe von Bonn zu Übernachten (link zur Adresse und Routenbeschreibung mit Karte). Auch die internationale Delegation von Via Campesina wird sich dort niederlassen. Da an diesem Wochenende die meisten Menschen erwartet werden, sollen einige TeilnehmerInnen in Bonn und Köln untergebracht werden. In den Tagen davor und danach ist es höchstwahrscheinlich kein Problem, einen Schlafsack bei einem/r AktivistIn in Bonn auszubreiten.

Infostand
Updates zu Aktivitäten, Übernachtungsmöglichkeiten und Entwicklungen der politischen Machenschaften auf der Konferenz können am Infostand nachgelesen werden. Dieser wird sich im Oscar Romero-Haus (Heerstrasse 205) befinden. Dieses ist vom Hauptbahnhof Bonn, 800 m an der rechten Seite der Gleise Richtung Norden laufend zu erreichen. siehe:  http://www.oscar-romero-haus.de

Biotech.indymedia.org
Vorab und während des Biodiversitaetsgipfels sollen Nachrichten, Aktionsberichte und Artikel über die aktuellen Entwicklungen der Konferenz auf biotech.indymedia.org gepostet werden. Hier können auch eigene Berichte und Fotos von Aktionen und relevante Artikel veröffentlicht werden.

Dies ist eine Initiative vom Aktionsnetzwerk globale Landwirtschaft, Via Campesina, A SEED Europe, INKOTA, BUKO Kampagne gegen Biopiraterie, Corporate Europe Observatory, Netzwerk freier Wissen, Bonner AK gegen Gentechnologie und einige einzelne Individuen. Schliess dich den Aktionen an.

Komm auch nach Bonn. Biodiversität- und Landwirtschaftthemen sind zu wichtig, als dass sie PolitikerInnen und Konzernen überlassen werden sollten.

 http://biotech.indymedia.org

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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massive respect — grrrrrrr

solidarität! — wittschenchneee