Schweigemärsche in Berlin - der 1. Mai 2008

Paul Blumenthal 02.05.2008 13:59 Themen: Soziale Kämpfe
Der erste Mai in Berlin Kreuzberg ist Legendär - Militante Demos, tausende Autonome auf den Straßen, Krawalle die ganze Nacht. Die Realität jedoch sieht mittlerweile anders aus: Sowohl die Mayday-Parade um 14h als auch die abentliche revolutionäre 1.Mai-Demo glichen Schweigemärschen.
Trotz Rekordbeteiligungen von 6000-10000 Teilnehmenden gab es keine Sprechchöre, keine verbindenden Inhalte oder Slogans. Statt Geschlossenheit klafften riesige Lücken von bis zu 20 Metern in den Demos, als die revolutionäre 18-Uhr Demo durch´s vom Bezirk organisierte Myfest zog, waren Demoteilnehmer und Bratwurstfreunde kaum zu unterscheidbar.
*** 14 Uhr in Friedrichshain: Mayday! Mayday! - Wer rettet diese Demo? ***

Politische Re-aktivierung des 1. Mai und gleichzeitig Politik und Party zusammenbringen - so oder so ähnlich lautete wohl das Konzept der Mayday-Parade, die sich um 14 Uhr am Boxhagener Platz formierte und eine Stunde später in den Süden nach Kreuzberg aufbrach.

Schon seit Jahren ist das Konzept einer Parade der Prekarisierten in der Kritik: zu studentisch, zu abgehoben und entfernt vom Arbeitsleben, von der Form her der Loveparade ähnlicher als einer linken Demo. Dazu mag man sagen was man will - die Mayday-Leute haben wenigstens einen Aufbruch gewagt den klassischen "Arbeiterkampftag" 1. Mai neu zu interpretieren. Die ArbeiterInnen von heute sind keine ausgemergelten, grauen Hungerleider mehr. Unterdrückung zeigt sich vielfach anders in Form von Zwangs-Flexibilität, allgemeiner Jobunsicherheit, Hetze von Projekt zu Projekt, Selbstausbeutung etc pp.

Dies kreativ auf die Straße zu Bringen und zu versuchen, unter dem Begriff "Prekär" ein neues Kollektivsubjekt zum Handeln zu bringen ist sicher einen Anlauf wert. Das ganze mit einem gewissen Hedonismus zu verbinden und gute Musik zu spielen - wieso nicht.

Um so erstaunlicher, dass das ganze dann in einer 0815-Latschdemo versumpft. Getanzt und ausgelassen gefeiert wurde nur vor einem Wagen, Redebeiträge gab es hier und da, Sprechchöre so gut wie nie. Die Demo selbst marschierte durch ein langweiliges Plattenbaugebiet, Laufkundschaft und Seitenpublikum war so gut wie nicht vorhanden.

Mitten in der demo gab es riesige Löcher und Lücken zwischen den einzelnen Blöcken, das ganze wirkte total auseinandergerissen. Abgesehen davon, dass zum Schutz vor Bullenübergriffen es absolut indiskutabel ist, die demo so auszufasern, waren die Lücken natürlich auch tödlich für den politischen zusammenhalt des Ganzen.

Im dritten Jahr muss man sagen, dass das Konzept des Mayday gescheitert zu sein scheint. Und zwar nicht am Party-Hedonismus, der immer wieder als "poplinks" kritisiert wird, sondern am unmotivierten Normaltrott und Nebeneinander von Inhalten. Von der Bahnprivatisierung über Reichtumsumverteilung bis hin zum Kommunismus wird verschiedenes gefordert - aber eine gemeinsame Linie ist weder inhaltlich noch in der Form der Demo zu erkennen. Um mit einer Demo was zu erreichen, muss eine gemeinsame politische Botschaft focussiert vorgetragen werden. Dieses Konzept wollte der Mayday aufbrechen und eher auf Multitude machen: es gab vorbereitete Sprechblasen-Plakate, auf die jeder seine Forderungen eintragen konnte.

Das Problem war, dass sich dadurch keinerlei Kollektivität ergab. Die Leute tragen ihre Forderungen nebeneinander her, es wird nicht diskutiert, es gibt keine gemeinamen Sprechchöre oder ähnliches. Das ganze machte den Eindruck eines irgendwie ziellosen nebeneinanders, jedes Feuer fehlte

*** 18 Uhr in Kreuzberg: Schweigend schreiten wir voran. ***

Nach der Enttäuschung über den Mayday dachte mensch sich - mensch, hier auf der guten alten autonomen 18-Uhr demo wird das anders. Traditionell ist dies in Berlin die Demo der autonomen und Linksradikalen gruppen, unter dem Titel "Revolutionäre 1. Mai Demo" bereitete sie der Polizei stets am meisten Kopfzerbrechen. In der Vergangenheit mehrfach verboten konnte die Demo doch niemals wirklich verhindert werden.

Die Kritik an der 18-Uhr Demo bezog sich auf ihren identitären und rituellen Charakter: Schwarzer Kapuzenpulli auf, einmal durch Kreuzberg laufen und irgendwas Brüllen, pünktlich zur Auflösung der Demo gehen dann die Krawalle los und die Mülltonnen brennen. Ist das noch Politisch? Nun irgendwie systemantagonistisch ist es schon, einer der größten autonomen Aufmärsche war es stets, und die Gewalt war immer auch ein Zeichen des nicht-integrierbaren, des nicht-zu-befriedenden.

Gleichzeitig war die Demo auch stets im Kalkül der Bullen: die Autonomen machen für das System den nützlichen Idioten in der Rolle der "Linksextremen Gewaltäter", die "rechtsextremen" decken den anderen Flügel ab und die "politische Mitte" kann sich zu ihren demokratischen Geist beglückwünschen. Und je mehr stress es gibt am 1. Mai, desto mehr Personal können die Bullen am 2. Mai fordern.

Das Problem am 1. Mai 2008 war jedoch nicht der eingefahren-ritualhafte linke Verbalradikalismus. Denn der Fehlte total, und man merkte: Hilfe, ohne die große Geste ist diese Demo einfach nur hilflos.

Die Demo startete am U-Bahnhof Kottbusser Tor im Anschluss an ein Konzert der italienischen Ska-Gruppe "Banda Basotti" im Rahmen des vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg organisierten "Myfest". Die Bühne wurde zum Hauptwagen der Demo umfunktioniert und nahm die Teilnehmenden quasi gleich mit.

Durch diese Wendung wurde eine enorm hohe TeilnehmerInnenzahl erreich, sogar die Polizei spricht von über 10.000 Leuten - was für eine autonome Demo einfach enorm ist. Aber schon in den ersten 100 Demometern wiederholte sich das unmotivierte Bild: statt einer Bunten Schweigedemo wie beim Mayday gab es hier eine schwarze schweigedemo. Ein Trauermarsch sozusagen.

Kaum Sprechchöre, lediglich einzelne bemühten sich, mal was anzuregen, die Mehrheit der Demo trottete still durch die Strassen und man fragte sich: was soll das ganze eigentlich? Es wurde nicht in Ketten gelaufen, wieder gab es riesige Lücken zwischen den einzelnen Blöcken, für die Bullen wäre es lächerlich einfach gewesen, die Demo zu spalten, Leute rauszugreifen, was auch immer anzustellen.

Ganz schlimm wurde es, als die Demo durch das sogenannte "Myfest" lief. Das Myfest wurde vor einigen Jahren vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ins Leben gerufen um die "Zivilgesellschaft" für den 1. Mai zu aktivieren und eine "friedliche" Alternative zu den seit 1987 immer wieder stattfindenden Krawallen zu schaffen. Kreuzberg rund um Mariannenplatz und Oranienstraße wird in dieser zeit zur Fußgängerzone, an jeder Ecke sind Bratwurststände, Dönerias und andere Freßbuden aufgebaut, Dosenbier wird auch reichlich verkauft. Begleitet wird das ganze von einem umfangreichen Musikprogramm auf mehreren Bühnen. Politische Botschaft hat das Fest natürlich keine, ausser irgendwie "multikulti-tolerant" gibt es keine Inhalte. Die Musikinhalte sind immer mal wieder sexistisch und frauenfeindlich bis zum geht nicht mehr, trotz angeblich tausender gewaltbereiter Autonomer in der Gegend gab es selten widerstand hiergegen.

Ok, was passierte nun als die Demo dieses Fest durchquerte - nun, sie war praktisch nicht zu erkennen. In die eine richtung ging die Demo, in die andere Richtung ein Besucherstrom der zum nächsten Musik-event wollte. Beide waren gleich groß, beide hatten keine transpis und keine Sprechchöre, der Klamottenstil war auch ähnlich. Völlig perplex fragte sich mancher Demonstrant: ey, scheiße, seid ihr jetzt die demo oder wir?

Übel, Übel. Der Startpunkt aus dem Myfest heraus hat sicher dazu geführt, das ein Haufen Leute aus dem Fest spontan mitdemonstriert haben - aber das hat überhaupt nichts genützt, denn die Demo selbst war im Fest überhaupt nicht zu erkennen, ging völlig unter. Die Idee, die Fahne hochzuhalten und dem Bezirk zu zeigen, dass es neben Bratwurst und Falafel am 1. Mai noch andere Inhalte gibt, ist völlig in die Hose gegangen.

Der Endpunkt der Demo war dann wieder das Myfest. Hier wurde die Demo aufgelöst und das Konzert ging weiter. Die üblichen Krawalle bei Auflösung der Demo blieben somit, beabsichtigt oder unbeabsichtigt, aus. Nochmal zusammengefasst: die Demo ging aus dem Strassenfest raus, war nicht von ihm zu unterscheiden und versumpfte am ende wieder im Straßenfest. Da stellt man sich doch die Frage: wofür demonstrieren wir da überhaupt???


*** 22 Uhr in Kreuzberg: Endlich mal was los - aber was eigentlich? ***


Mit etwas Verspätung gingen dann doch die von einigen gelangweilten Maigängern ersehnten Krawalle los. Der Autor dieser Zeilen war nur am Kottbusser Tor dabei, kann von dort berichten. Aber der Verlauf hier war symptomatisch für den Rest der Veranstaltung: anstatt sich irgendwie mit den Bullen auseinanderzusetzen, wurde einfauch irgendwo am Kotti eine Mülltonne umgekippt, angezündet, irgendwer sprang auf den Haufen und skandierte "1. Mai, 1. Mai, Scheiß Polizei".

Mehrere hundert Leute standen drumrum um dieses Spektakel, im engeren Kreis gab es ungelogen mehr Fotografen als zündelnde Randalierer, das Blitzlicht war teilweise heller als das Feuer. Die Polizei selbst ließ das ganze jedoch kalt, etwa 20 Minuten liess sie sich nicht blicken. Als dann endlich mal 20 Beamte antanzten rief alles im Chor "Haut ab, Haut ab" - der erste funktionierende Sprechchor des Abends.

Als die Beamten sich dann wieder verzogen, hatte man den Eindruck einige der "Randalierer" hätten sie am liebsten wieder in die Mitte gebeten, denn ohne gegner ist das ganze ja Langweilig. Doch die Bullen ließen sich nicht Lumpen, stürmten am Ende doch die "Barrikade" (wogegen eigentlich eine Barrikade, um den Bratwurststand vom Dönerstand zu trennen???). Vereinzelte Konflikte gab es den Rest der Nacht, auch am Görlitzer Bahnhof wurde gezündelt - das Myfest ging jedoch weiter.

Während früher Krawalle sich an Provokationen der Polizei entzündeten oder als Protest gegen eine Verbot bzw. eine Auflösung der Demo losgingen, so war das ganze 2008 völlig ziel- und richtungslos, fast schon touristisch. Das kann man gut oder schlecht finden, unverständlich ist jedoch, wenn das ganze quasi als ausbruch des Zorns der Massen inszeniert wird, wie in einem indy-artikel (Maifestspiele in x-berg). Die Krawalle dies jahr waren nicht nur wesentlich geringer als sonst, sie waren auch geradezu lächerlich unpolitisch. Ganz unabhänig wie man zur Gewaltfrage als politischem Mittel steht, diese Veranstaltung war einfach nur grotesk


*** Bilanz: 3:0 für´s Myfest, Bratwurst takes it all ***

Was bleibt also? Man mus glasklar sagen, dass der Bezirk Friedrichshain Kreuzberg mit seinem Myfest ein ernsthafter Schlag auf die Politischen Inhalte des 1. Mai gelungen ist. Die revolutionäre Demo wurde vom Bratwurstdampf quasi absorbiert, trotz Rekord-Teilnehmerinnenzahl war es eine der stimmungslosesten Demos seit langem und in der Wahrnehmung der unpolitischen FestbesucherInnen verschwand das ganze geradezu.

Die Mayday-Demo hätte ein Gegenpol sein können, war es aber nicht. Das Motto BeStreik Berlin nahm nur rhetorischen Bezug auf tatsächliche Streiks in Berlin, die eigentlichen Inhalte der Mayday-Demo standen nebeneinander und gaben keine Synthese zu einer irgendwie gearteten Kollektivität. Ausserdem fehlte hier völlig die Wut, die nötig ist, das richtige sich-aufregen über den ganzen Scheiß, den man im Kapitalismus täglich zu erleiden hat. Irgendwie hat´s nicht geklappt, dies mit den Begriff Prekarität auszudrücken.

Dem 1. Mai in Berlin fehlt offensichtlich der Anlaß. Im Jahr 2007 gab es mehrere extrem gut besuchte und von der Stimmung her radikale und kämpferische Demos - etwa die Demo gegen die Räumung des Linken Zentrums "Köpi" oder aber die Demo gegen die Hausdurchsuchungen gegen die angeblich "terroristischen" Netzwerke der Anti-G8 Koordination. Hier gab es einen gemeinsamen Anlaß, hier gab es eine Kollektive Wut die sich auf der Straße artikuliert hat.

All das fehlt am 1. Mai. Niemand ist wütend, irgendwie sind die Autonomen selbst in Partylaune, alles Kämpferische ist raus.

Es ist zeit für eine radikale Revision des Konzeptes. Wenn der Bezirk so erfolgreich ist mit seiner Bratwurstisierung des 1. Mai, dann müssen wir reagieren. Der nächste 1. Mai braucht eine gemeinsame verbindende Losung, viel, viel, viel mehr Transpis und Fahnen, einen engeren Zusammenhalt (Ketten, keine Lücken zwischen den Blöcken), Sprechchöre (notfalls müssen wir halt üben), sowie eine inhaltlich-räumliche Trennung von diesem Scheiß-Myfest. Nur wenn wir uns da rausziehen und neu formieren, bleiben wir auf dauer mit eigenen Inhalten überhaupt erkennbar.
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Ergänzungen

ausgezeichnete Bereichte, guter Kommentar!

Bernd Kudanek 02.05.2008 - 15:04
Paul Blumenthal hat insbesondere in seinem Bericht zur 18 Uhr Demo und im Gesamt-Kommentar vorweg genommen, was auch mein Resümee war! In Sachen "politischer Charakter" würde ich der 13 Uhr Demo am Oranienplatz eine bessere Note als der 18 Uhr Demo geben, mal unabhängig von einer politischen Wertung. Bei Mayday war ich nicht dabei.

Bin noch über die Internet-Aufbereitung der Fotos aber in Kürze kann ich meine kompletten Fotoberichte der beiden Demos auch bei indy einstellen. Hier schon mal soviel: die abendlichen Ausschreitungen hat diesmal der oberste Polizeiboß Dieter Glietzsch persönlich und mutwillig ausgelöst. Seine Bullen haben dann seine Flucht vor Demonstranten zum Anlaß genommen, auch ihrerseits wie die Jahre zuvor zu provozieren und zu eskalieren. Wären sie zahlreicher gewesen, hätte es sicher wieder schlimmeren Bullenterror gegeben.

Wie auch immer, ich hatte gegen 20:30 Uhr den aalglatten Glietzsch mit seinen Bodyguards vor einer Kneipe in der Görlitzerstraße entdeckt und fotografiert. Bin dann weiter und in Höhe des Lausitzer Platzes kam ein Fotografenpulk im Laufschritt daher, mittendrin Glietzsch mit seinen aufgeregten Gorillas. Sie rannten in Richtung Bullenwannen, die in der Waldauerstraße standen. Glietzsch und seine Gorillas konnten sich von den Fotografen ein paar Meter absetzen, weil einer der Gorillas eine Waffe zückte und wild umher zielte - ich meine, es war ein Taser, denn ich sah aus etwa 15 Meter Entfernung bläuliche Blitze vor der Mündung.

Jedenfalls erst dann kamen jede Menge Demonstranten, die sofort anfingen, Bierfontänen über Glietzsch und seine Bodyguards spritzten, mit Flaschen warfen, bis der um sein Leben fürchtende Bullenhaufen endlich eine Wanne erreichte, hineinschlüpfte und rumpelnd wegraste. Flaschen, Stühle und andere Dinge prasselten auf die Wanne nieder. Bezeichnend war, keine anderen Bullen, z. B. die aus den Wannen, kamen Glietzsch zu Hilfe. Und ich muß gestehen, ich empfand eine häßlich-gemeine Genugtuung darüber und daß der sonst so aalglatte Glietzsch hier mal deutlich erkennbar die Furcht seines Lebens hatte. Schade nur, daß mein billliges Digi-Foto mit abendlichen Lichtverhältnissen nicht zurechtkommt und ich deshalb keine Aufnahmen, die weiter als 3 - 5 Meter sind, machen kann. Es wären Bilder für die Götter sein können! In den Medien hab ich jedenfalls bisher noch keine Aufnahmen von der Flucht gesehen.

Glietzsch hat absolut unverantwortlich gehandelt, ausgerechnet zur 18 Uhr Demo provokativ aufzukreuzen, - von wegen "sich ein Bild von der Lage machen", wie in den Medien zu lesen war! Gegen Glietzsch sollte ein Disziplinarverfahren eingeleitet und auf Schadenersatz aller nächtlichen Schäden verklagt werden! Denn er war der mutwillig provokative Auslöser der anschließenden Krawalle mit seinen Folgeschäden. Er hat wissen müssen, daß er zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort und auch noch mit seinen Gorillas nur als absolute Reizfigur wirken konnte! Glietzsch hat bewußt zum Aufruhr aufgestachelt.

Bernd Kudanek alias bjk
ALG II-Unterschichtler
 http://freies-politikforum.carookee.co
 http://wisp.carookee.com

Kritik ist nicht in Ordnung, sondern nötig!

Klara Kasper 02.05.2008 - 16:58
Hey, Hey, Hey, - Die Kommentare zu diesem Artikel sind ja krass: ein CDU´ler, ein Nazi, alles Lüge. Vielleicht sollten sich die SchreiberInnen mal fragen, ob es nicht möglich ist, das verschiedene Leute verschiedene politische Einschätzungen von demselben Ereignis haben? Ob es nicht möglich ist, dass vielleicht in einem Block gute Stimmung war, jedoch der Rest der demo wirklich eine langweilige Latschdemo war (ich fand es überwiegend so).

Im übrigen ist es nicht Sinn von Indymedia, jede aktion der Linksradikalen Szene an und für sich immer als 100%ig gut, kraftvoll, toll und gelungen zu beschreiben. Das war vielleicht mal das Konzept der Prawda, aber kritischer Journalismus ist eben auch selbst-kritischer Journlismus. Das heißt: ja, auch Linke dürfen über Linke Aktionen kritisch schreiben.

Ätzend ist nur, wenn Kritik immer gleich Totalkritik, Polemik und Verleumdung ist. Das seh ich jedoch hier nicht, im Fazit wird doch ganz klar dass der Autor eigentlich Interesse an einer wahrnehmbaren revolutionären Demo hat. Aber gut, wahrscheinlich hat er mit ein zwei sprüchen vorher gleich alle Beißreflexe ausgelöst...

kritisch geblieben

ölf 02.05.2008 - 17:01
ich finde den text durchaus richtig -

der 1. mai 2008 war mein erster in berlin. jeder kennt die legenden von 1987 und 88 - entsprechend waren viele leute dort, die zugucken und teilhaben wollten.
genau hier liegt meiner meinung nach das problem. es waren zu viele leute dabei, die einfach nur zugeschaut haben, anstatt selber aktiv zu werden. (dazu: wo waren die ganzen menschen, die schwarze kapuze und sonnenbrille trugen, und die sich gern "autonome" nennen wollen?? am görlitzer bahnhof jedenfalls nicht)
der "kreuzberg-krawall-tourismus" hat sich meiner meinung nach auch auf die 18Uhr-demo ausgewirkt:
parolen waren nicht zu hören, die demo war viel zu weit auseinandergezogen und von den inhalten hatte wahrscheinlich auch niemand nen plan.
kein wunder, dass niemand militant werden wollte - wofür denn auch!?
dabei gäbe es so so viel anlass sich endlich aufzuraffen und sich zu wehren!
warum keine attacke auf die 02-world? auf mcdonalds!!?(nirgends polizei)
der lautitruck kam noch dazu - viel zu groß, sperrig und kaum zu hören! direkt am anfang wurde die demo wegen den manövern des trucks so weit auseinander getrieben, dass man in der mitte weder schülerblock am ende, noch den block am anfang sehen oder hören konnte -
ich hätte gerne mal die fronttranspis gesehen
da so viel für die route durch das myfest gekämpft wurde, kann ich nich verstehen, dass die teilnehmer nichts daraus gemacht haben - weder wurden inhalte noch ein klarer zusammenhalt nach außen getragen.
die krawalle am ende hatten nen leichten fußballspielkrawallcharakter -
sinnlose rangeleien mit der polizei
ohne hintergrund
ohne energie -

ich kann nicht verstehen, dass man es nicht mal mehr am ersten mai schafft, stress zu schieben und so seine unzufriedenheit auszudrücken.
es gibt inzwischen genug gründe, militant zu werden
gegen mediaspree
gegen die privatisierung des öffentlichen lebens
gegen das prekariat

ich hoffe, dass die radikale linke das bald erkennen wird
und sich diese themen auf die fahnen schreibt!

naja

berlina 02.05.2008 - 17:02
der artikel is vllt nen bissel kritisch, aber mit sicherheit nich erlogen. wenn der mensch das so erlebt hat, dann hat er ja auch das recht, seine meinung so niederzuschreiben und ein paar berechtigte kritikpunkte sind schon drin. warum war es bei so vielen menschen so verdammt leise und warum lief die demo nach beendigung wieder ins myfest? genau dafür is dieses fest ja schließlich da. die demo wird durch die menschen und bühnen langsamer, reißt auseinander und löst sich schließlich ganz auf, weil einige dann lieber aufm myfest bleiben, anstatt weiter rumzulaufen. mir hat die demo auch spaß gemacht, aber das ende war halt nen bissel unschön...

etwas anderen eindruck

opa hans 02.05.2008 - 17:53
Die Strecke für den Mayday war in der Tat nicht so günstig. Allerdings muss man dem mayday dafür anrechnen, dass der Startpunkt Boxi zumindest eben nicht versucht wie alle anderen bei tausenden von Maifeierern nach Mitläufern zu suchen (so wie die anderen demos). Mich hat es dann doch erstaunt, wie viele Leute (7.-8.000, laut bullen 5000) an der Demo teilgenommen haben.

Sprechchöre gab es zu wenige. Allerdings habe ich selbst mindestens vier Wagen gesehen bei denen getanzt wurde (FelS, solid, Hedonisten, Fuckparade).

Auch fand ich die TeilnehmerInnen sehr interessant. Unter anderem gab es ja einen Rollo-Fahrer-Block mit eigenen Transpis und Redebeitrag, Flüchtlinge, ie Streikenden vom Technikmuseum, eine Gruppe Einzelhandelsverkäuferinnen (die vor dem Lidl einen Redebeitrag gehalten haben), die Protestierer von ambulante Dienste, Flüchtlinge.... also durchaus über das übliche Spektrum hinaus und es scheint ja was dran zu sein, an der Parade. Warum kommen diese Leute sonst? Einige der Kritik würde ich teilen, aber andere scheint mir doch darauf zurückführbar zu sein, dass der Autor nicht allzu lange auf dem mayday war und auch nicht den gesamten Demozug gesehen hat.

...

.......................... 02.05.2008 - 18:21
Hier mal einige Anmerkungen zur Demokritik.
Das es nur einen Lautsprecherwagen,fast nur die Transparente des vorbereitenden Bündnisses,und Parolen fast nur im ersten Block in dem sich die organisierten Gruppen aufhielten gab kann ja wohl kaum den Organisatoren vorgeworfen werden.
Vielmehr ist es ja wohl Ausdruck der immer weiter um sich greifenden Konsumhaltung weiter Kreise der Linken.
Was soll die Demovorbereitung denn alles für die Demonstranten machen?
Mehrer hundert Transparente malen,die dann an die Demoteilnehmer ausgegeben werden?
Parolenbrüller engagieren?
usw.,usw.?
SCHEIß KONSUMVERHALTEN
DO IT YOURSELF!!!!!

Qzensurgefährdet

icke 02.05.2008 - 19:00
bin der gleichen meinung.
ne demo isd nun mal kein festival oder so wo allles von oben geplant wird.
die teilnehmer sollten sich selbst nen kopf machen wie sie ihre meinung am besten zeigen.
(megofon, selbst transpis mitbringen, sich nen nette demospruch überlegen, in gruppen organisieren, absprechen etc etc)

Welch Blödsinn hier

geschrieben wird 02.05.2008 - 19:01
Also um mal gleich zum Anfang zu kommen, es waren schon Unterscheide zu sehen zwischen den Bratwurstessenden und Biertrinkenden Myfest Besuchern zu sehen! Erstens waren die Menschen der 18.00 Demo wie die Menschen des MayDay hochpolitisiert und nicht nur irgendwelche Feierleuts die Bock hatten sich Bier und Bratwurst den janzen Tag hinter die binde zu kippen oder aber würgen!
Von Schweigemärschen ganz zu schweigen!
Die MayDay war bisher einer der größten nettesten gut besuchtesten Demo in Berlin und die Menschen hatten Parolen, aber natürlich auch Lautis die gehört werden wollten , das nicht immer und überall Nazis raus etc gerufen wurden, spricht auch dafür das die Menschen nicht nur Nazis im Kopf haben, sondern sich auch Gedanken um Ihren Kiez und ihre Umwelt machen!

so reicht erst mal!!!!!!!!!!!!!!!!!!

An der Front...

alerta 02.05.2008 - 19:39
also ich lief sehr weit vorne mit und kann die "latschdemo" nicht bestätigen. Jedoch war die Demo nichts hingegen den Köpi-Demos und der One Struggle-Demo aus dem Vorjahr.
Das lag daran das sehr viele betrunkene (auch Autonome) mitliefen und irgendwas gröhlten,nicht in die Kette kamen/wollten.
Paar meter neben mir lief eine Frau die so dicht von ihrer Tüte war das sie trotz Kette sich kaum hálten konnte.

Drogen sind toll! Aber nicht auf einer radikalen Demo!!!
Oder wenigstens nicht in der 5.Reihe

Einschätzung

revm 02.05.2008 - 22:15
Bin an der Spitze der Demo gelaufen und da war es doch ganz in Ordnung, recht laut und kraftvoll, vor allem zum Ende der Demo wurde die Stimmung immer besser. Schade, dass die Demo auf Höhe Mariannenplatz so zerfaserte. Am Görlitzer Bahnhof war die Lage recht unübersichtlich. Es gabe Aktionen aus Gruppen heraus aber nichts Zusammenhängendes und Geschlossenes. Schwer zu sagen, ob die Bullentrupps tatsächlich durch Stein- und Flaschenwürfe vertrieben wurden, wie manche schreiben, oder ob sie nur Platz machen für eine andere Einheit, die dann prompt nach kurzer Zeit erschien.
Es gab Unmengen von Photographen, die sich ihre Erinnerungsbilder schossen.
Was das Ketten bilden angeht: Mach ich nicht mehr auf "gemischten" Demos wie gestern. Kette hat meist nur Bestand, bis was Grünes am Horizont auftaucht. Kann ich auch allein bleiben. Hab keine Lust ständig übrrannt zu werden, weil die Leute bei Grün offenbar nur den Rückwärtsgang kennen, statt, wie's richtig wäre, den Vorwärtsgang. - Dank an der Stelle an denjenigen, der mir nach einem Sturz kurzzeitig aufhalf. Dank auch an den Bullen der mich über die Strasse schleifte und mir dabei ein paar Haarsträhnen ausriss.
Bis zum nächsten Mal.

Das sagt Grottian dazu

conan 03.05.2008 - 07:14
"Demonstrieren allein reicht nicht"

Der Politologe und Aktivist Peter Grottian ruft dazu auf, künftig am 1. Mai auch Firmenzentralen zu besetzen. Interview VON ANNA LEHMANN
 http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/1/demonstrieren-allein-reicht-nicht/?src=TE&cHash=caa251a248

Nix Konsum - Wir peppen die Demo selbst auf!

Wurbel der Schwurbel 03.05.2008 - 10:19
Die Konsumhaltung ist doch das eigentliche Problem - ich lese den Artikel oben gar nicht so sehr als Kritik an der Orga-Gruppe der Demos, sondern als Kritik an der Teilnehmenden Masse, die sich eben nicht durch Transpis,Sprechchöre,Wasauchimmer als politisches Kollektiv kenntlich macht, sondern sich nur vom Lauti her berieseln läßt (und das war schon mein Eindruck von den Demos, auch wenn es in einzelnen Blöcken anders gewesen sein mag).

Wenn wir mehr als Latschdemos wollen, müssen wir irgendwie Zeichen setzen. Wenn jeder Dritte Fahne oder Transpi mitbringt, sieht so eine Demo gleich wieder anders aus, jede Verwechslung mit Festchen ist ausgeschlossen. Dazu kann die Orga natürlich aufrufen, sollte sie auch, aber machen müssen es die Leute natürlich selber. Sprechchöre und Slogans auch: dazu kann und muß die Orga und der Lauti aufrufen, aber brüllen müssen die Leute selbst.

Vielleicht bilden wir mal wieder Bezugsgruppen und gehen gemeinsam auf die Demo und basteln vorher Transpis, überlegen uns neue Sprüche etc. pp. Wie auch immer man zu den Einzelkritiken das artikels steht - in einem Punkt hat er recht: ein einfaches "weiter so" geht nicht.



Bestaetigung

Dabei 03.05.2008 - 12:08
Diesem Bericht kann ich weitgehend bestaetigen. Die Demos waren Lautlos und insbesondere Unmotiviert, so ne Art Kiezspaziergang mit Bekannten. Es bleibt die Frage wieso? Lag es an Hamburg? Das waere doch echt zu einfach, denn was ist mit denen, die hier waren und mitliefen. Mitlaufen bringt es im Uebrigen auf den Punkt. Aber wofuer, wogegen und wieso nun eigentlich jetzt und hier. Schwieg der Lauti, war es Still, spielte keine Band, war es still...

Es war traurig anzusehen, wie nach dem Durchlaufen des Festes alles zerbroeselte und ehrlich, ich weiss nicht wo diese Zahlen herkommen. Wenn jemand auf die Demo nach den Hausdurchsuchungen im letzten Jahr in Berlin zurueckschaut, wo etwa 7000 spontan und alle eng in Ketten gelaufen sind, dann fragt mensch sich, wie bitte sollen beim 1. Mai bei der 18.00 Uhr Demo 10.000 real gewesen sein. Schlimm sind nicht die Ausbleibende Randale oder kleinlich herbeigesehnte Feuerchen -wo etwas Zeitung sich in CO2 aufloeste. Schlimm war und ist die derzeitige Starre, die Ausgebrannte Masse und AktivistInnen - eine Folge von G8? Es gibt in Berlin durch die beruhigte Koepisituation auch kein gemeinsamen Kristallisationspunkt.

vllt

mensch_meier 03.05.2008 - 13:12
vllt. is es ja auch nur deswegen so voll gewesen, weil im vorfeld viel weniger gewalt befürchtet wurde...polizei und körting waren ja recht optimistisch und das waren ja schon ne ganze menge mehr menschen, als die üblichen verdächtigen, die sonst auf so ner demo in berlin erscheinen. das nur mal als überlegung...
war wirklich nen bissel leise, aber alle, die sich jetzt hier darüber aufregen, sollten sich fragen, ob sie sich denn selber genug mühe gemacht haben, die demo mit fahnen, transpis und sprüchen angenehmer zu gestalten...
in diesem sinne, berechtigte kritik an den demoteilnehmerInnen vom autor...

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