1. Mai MayDay in Berlin

Timor und sein Trupp 02.05.2008 13:11 Themen: Soziale Kämpfe
Am 1. Mai 2008 versammelten sich gegen 14 Uhr einige Tausend Menschen am Boxagener Platz (Berlin Friedrichshein). Unter dem Motto "be.STREIK.berlin - Organisiert das schöne Leben!" zogen sie durch Friedrichshein und über die Skalitzer Brücke nach Kreuzberg.
Gegen 17 Uhr endete die Demo in der Nähe des "MyFest". Bunt, kreativ, mit viel Musik, Transparenten und jede menge Redebeiträgen, wurden die verschiedensten Themen transportiert. Die Polizei hielt sich weitestgehend zurück. Es kam zu keinen Zwischenfällen.
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Ergänzungen

verschiedene Themen wurden transportiert...

genau 02.05.2008 - 21:08
Was waren denn die verschiedenen Themen, die transportiert wurden?

Ich erinnere mich an an kurze Auftakt Performance, in der einige Migrant_innen erfolgreich einen Zaun durchschnitten, sich durch (geschauspielerte) Polizei durchschlugen und die (symbolische) Festung Europa stürmten. Hat mir gefallen. Danach gab es aus dem f.e.l.s. Wagen eine mehrsprachige Rede, von der wg. extrem schlechten Sound für mich nichts zu verstehen war.
Hauptsächlich gab es einen Haufen Musik, alles durcheinander und tierisch nervig.

Das wurde erst besser, als die Parade losging. Aus dem zweiten Wagen habe ich einen guten Beitrag über Mumia Abu-Jamal gehört, später was zu/gegen Lidl. Aber die meiste Zeit war es wie die FUCK PARADE, nur langweiliger.
Ich glaube auch, dass die großen Lücken in der Demo genau daher kamen, dass zuviele wagen laut ihre Musik spielen wollten. Sowas geht eben nicht direkt nebeneinander. Falls sowas nochmal gemacht wird, wäre etwas mehr Flexibilität gut. Wenn also zuwenig Leute kommen, ab und zu mal einen Wagen auslassen und enger zusammen laufen... Setzt natürlich ein "Wir-Gefühl" und Absprachen voraus...

Ich würde mir wünschen, dass die Organisator_innen vielleicht mal einen Artikel schreiben, in dem die ganzen Redebeiträge/Inhalte vielleicht als PDF beigefügt sind. Dasselbe gilt auch für die 18 Uhr Demo.
Auf den Webseiten der beiden Vorbereitungskreise war zumindest heute nichts dergleichen zu finden.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 2 Kommentare

Redebeitrag der FAU Berlin

rudolf 02.05.2008 - 14:44
Nach monatelanger Eiszeit sind die Straßen der Stadt endlich wieder belebt. Die Menschen sitzen an einem Sonntag im April, bei angenehmen 20 Grad im Freien und trinken Café. Relaxen in der warmen Sonne. Genießen die wiedergewonnene Freiheit. Zwischen den Gästen, im Café an der Straße, bewegt sich Steffi von einem Tisch zum nächsten, nimmt Bestellungen entgegen, räumt Tische ab, kassiert. Seit fünf Stunden macht sie dies nun schon. Rücken und Füße schmerzen. Lieber würde sie im Park liegen. Doch sie muss arbeiten. Ohne Lohn. Dies ist nun schon ihre sechste unbezahlte Probeschicht in den letzten Tagen. Die zweite in diesem Etablisement. Sie braucht diesen Job unbedingt, um das Geld für die Mai-Miete aufbringen zu können. Deshalb lässt sie sich ihre Müdigkeit nicht anmerken, arbeitet weiter bis die Schicht beendet ist und liefert ihr Trinkgeld beim Chef ab.

Es ist der erste Tag des neuen Semesters. Die Studierenden strömen in den völlig überfüllten Seminarraum. Agnes steht vor dem Overheadprojektor und teilt den Studierenden mit, welche Leistungsanforderungen der Professor festgelegt hat. Diese stöhnen. Die Stimmung ist gedrückt, denn viele wissen nicht wie sie die Aufgabe bewältigen sollen. Agnes rechtfertigt ihren Prof, dabei kann sie die Studierenden gut verstehen, denn auch sie weiß nicht, wie sie das Geld für sich und ihren 2 jährigen Sohn in den nächsten Monaten, neben dem Job in der Uni, aufbringen soll. Denn sie arbeitet ohne Lohn. Sie hofft im nächsten Semester einen bezahlten Lehrauftrag zu ergattern, wenn sie sich in diesem Semester bewährt.

Es ist 7 Uhr morgens. Paul steigt aus der U-Bahn aus, verlässt den Bahnhof und steuert das herrschaftliche Gebäude an, welches das berühmte Varieté-Theater der Stadt beherbergt. Seine Laune ist mies, es graut ihm vor dem Tag, den er nun mit seiner tyrannischen und inkompetenten Vorgesetzten verbringen muss. Seit 6 Monaten arbeitet er schon hier. Ohne Lohn. Als „Traumrolle hinter den Kulissen“ machte ihm sein Sachbearbeiter im Job-Center das Praktikum schmackhaft. Nun schuftet er jeden Tag hinter den Kulissen für die, die die vermeintlichen Traumrollen ausfüllen. Von der Perspektive einer festen Übernahme am Schauspielhaus, war schon seit seinem ersten Arbeitstag nicht mehr die Rede. „Er solle froh sein überhaupt Arbeit zu haben“, wurde ihm entgegengehalten. Davon kann allerdings keine Rede sein, denn Paul weiß nicht woher er das Geld nehmen soll, um seine Freundin in London besuchen zu können, wo er den Beruf den er nun unbezahlt ausübt gelernt hat. Er hat sie schon seit Monaten nicht mehr gesehen.

Unbezahlte Lohnarbeit ist ein um sich greifendes Phänomen. In Zeiten in denen das Selbsbewußtsein der Lohnabhängigen gering ist, lassen sich Arbeitgeber immer perfidere Strategien einfallen um ArbeiterInnen gegeneinander auszuspielen. Sowieso schon extrem mies bezahlte Jobs in der Gastronomiebranche, werden in Spitzenzeiten durch unbezahlte Probeschichtler ergänzt, welche von vorne herein keine Chance auf eine feste Anstellung haben. Universitäten beuten Studierende aus, die sich Hoffnungen auf eine akademische Karriere machen, in dem sie ihre knappen Kassen entlasten und unbezahlte Lehraufträge zur Normalität werden lassen. Gleichzeitig beuten Kultureinrichtungen junge qualifizierte Arbeitslose als PraktikantInnen aus, während immer mehr Festangestellte entlassen werden. Aufgezeigt werden könnte auch, wie immer mehr Job im sozialen Bereich durch ehrenamtliche Stellen ersetzt werden oder wie die Wirtschaft zunehmend auf die Angst der ArbeiterInnen vor dem Verlust ihres Job´s setzt und sie immer mehr unvergütete Überstunden machen lässt. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Für diese Entwicklung sind wir alle verantwortlich. Denn es ist keine neue Erkenntnis, das es der einen Klasse daran gelegen ist möglichst viel Mehrwert aus der anderen herauszupressen. Und auch wenn die Grenzen zwischen diesen beiden Klassen heutzutage nicht mehr ganz so klar zu zeichnen sind wie in früheren Zeiten, so funktioniert das miese Spiel namens Kapitalismus nichts desto trotz immer noch nach den gleichen Regeln wie damals. Der Klassenkampf von oben wurde über all die Jahre weitergeführt, während sich große Teile der lohnabhängigen Bevölkerung von den marktradikalen Parolen haben einschläfern lassen. Wenn wir unsere eigenen Interessen wieder wahrnehmen, uns organisieren, die Strategien den heutigen Verhältnissen anpassen und Klassenkämpfe entwickeln, kann es uns gelingen die Kontrolle über unser Leben zurückzugewinnen. Wenn es Steffi, Agnes und Paul schaffen mit unserer Hilfe ihren Chefs den Fuck-Finger zu zeigen, können wir dies als Grundlage nehmen, um uns das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wieder anzueignen und gemeinsam weitergehende Perspektiven zu entwickeln. Der Kampf für Freiheit UND Gleichheit beginnt in unserem Alltag! Lasst uns den Fehdehandschuh endlich wieder aufnehmen!


Stressmacher auf dem Mayday

etwas 02.05.2008 - 22:53
Schade war, daß es keine Solidarität gab, als ein besoffenes Pärchen aus Spandau (ein fetter Typ mit langen Haaren und seine Freundin mit lila KP, beide ziemlich besoffen, die so auf Pseudo-Ghetto gemacht haben) bei der Zwischenkundgebung beim Lidl andere Leute angemacht und geschubst haben. War irgendwie der einzige, der dazwischen gegangen ist. Selbst als der Macker anderen Schläge androhte und von seinen "geilen SS-Shirt" prollte, haben die meisten Demoteilnehmer nur geguckt oder sind einen Schritt zurückgegangen.