Göttingen am 1 Mai - Agitprop auf DGB-Demo

redical m 02.05.2008 00:55 Themen: Antifa Soziale Kämpfe
Begleitend zur Liberte Toujours Kampagne der niedersächsischen ...ums Ganze!-Gruppen, bei der es neben diversen inhaltlichen Veranstaltungen am Vorabend des 1. Mai zum Abschluss eine lautstarke Streetparade in Braunschweig gab, hat sich die Gruppe Redical [M] am 1. Mai selbst in Form einer Agitprop-Aktion an der diesjährigen DGB-Demo in Göttingen beteiligt...

Begleitend zur Liberte Toujours Kampagne der niedersächsischen ...ums Ganze!-Gruppen, bei der es neben diversen inhaltlichen Veranstaltungen am Vorabend des 1. Mai zum Abschluss eine lautstarke Streetparade in Braunschweig gab, hat sich die Gruppe Redical [M] am 1. Mai selbst in Form einer Agitprop-Aktion an der diesjährigen DGB-Demo in Göttingen beteiligt.

Getreu dem Motto "Für immer Ferien- Kommunismus statt Arbeit" gewannen an diesem Donnerstag die Menschen die Kontrolle über die Maschinen und ließen sich nicht - wie zumeinst im Kapitalismus üblich, ihre (Arbeits)Plätze streitig machen. Um dies zu verdeutlichen, wurden gut gelaunte und sich in Urlaubsstimmung befindliche AktivistInnen auf einem Wagen von Robotern durch die Innenstadt von Göttingen geschoben und mit kühlen Getränken versorgt. Nebenbei gelang es einigen Robotern, ein Flugblatt an PassantInnen zu übergeben, welches hier unterhalb der Fotos dokumentiert ist...

Eine etwas ausführlichere Kritik zum Thema Arbeit und dessen Zusammenhang mit dem Kapitalismus findet sich hier als pdf


Hier das verteilte Flugi:

Wieder Mal ist 1. Mai und Gewerkschaftsbund, Einzelgewerkschaften und andere Initiativen und Gruppen bitten zur Demonstration mit anschließender Maikundgebung. Selbstverständlich wird wie jedes Jahr mit offiziellem Akt in Form von Rednerinnen und Rednern zur Lage der Ungerechtigkeiten und Erfolgen der Arbeitskämpfe gestartet, um sich dann anschließend an Bratwurst, Bier und dem sonstigen Rahmenprogramm erfreuen zu können. Auch Livemusik soll es, wie es der Vorankündigung zu entnehmen war, geben. Auch wir, der nicht in Hamburg u.a. Nazis jagende, sondern zu Hause gebliebene Teil der redical M können uns eine solche Gelegenheit zur Feierei nicht entgehen lassen und haben uns deswegen etwas ausgedacht und uns themenspezifisch verkleidet.

Unsere karnevalesk anmutende Kostümierung mag zwar witzig aussehen, sie sollte jedoch nicht nur als ein weiteres Schmankerl zur Unterhaltung am heutigen Tage missverstanden werden. Wir wollen damit auf einen Zustand dieser Gesellschaft aufmerksam machen, der wohl am besten als irrational in seiner Form zu bezeichnen ist. Auch heute, am "Tag der Arbeit" wird wieder einmal die Teilhabe der Menschen an der Arbeit, oder auch an der "guten Arbeit", wie es der DGB aktuell so schön formuliert hat, unhinterfragt eingefordert. Aber haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, warum Sie eigentlich arbeiten müssen? Oder warum selbst für miserabele Arbeitsplätze noch stets dankbare Pflichterfüllung erwartet wird? Die Antwort ist leicht, könnte man sagen. Wenn Sie nicht arbeiten, erhalten Sie keinen Lohn und ohne Lohn sind Sie früher oder später den Kontrollen und Zwängen des Staates in Form der ALG II-Gesetze ausgeliefert und haben damit ein materiell schlechter gestelltes Leben. Das ist inzwischen allseits bekannt. Die neuesten Zahlen der Armutsstudie der Bundesregierung machen einen Trend deutlich. Jede/r fünfte BürgerIn ist nach der Statistik der Bundesregierung von Armut betroff en. Der Zusammenhang einer florierenden nationalen Wirtschaft und dem Wohlstand der BürgerInnen kann damit getrost als wirtschaftliches und nationales Ammenmärchen verstanden werden. Während die Produktivkräfte,also Maschinen, Computer usw. immer effektiver ihren Dienst machen, werden immer mehr BürgerInnen aus dem Produktionsprozess ausgeschlossen. Der Versuch, sie in andere Arbeit, in sogenannte Dienstleistungen zu bringen, kann logischerweise die ausgestoßenen Überflüssigen nicht auffangen. Während vor 30 Jahren eine Arbeitsstelle in einem Betrieb noch zu einigermaßen erträglichen Lebensverhältnissen führte, ist dies heute in Zeiten grassierender Prekarisierung nicht mehr der Fall.

Eine gängige Bewertung lautet, dass die böse Globalisierung dazu geführt habe, dass Unternehmen umsiedeln, die Konkurrenz härter geworden und überhaupt alles schwieriger geworden sei. Nicht die Globalisierung als Wortneuschöpfung, sondern der Kapitalismus, als ein allumfassendes gesellschaftliches und gewaltförmiges Verhältnis fordert seinen Tribut.

Der Kapitalismus ist kein Wohlfahrtssystem bei dem es darum geht, den Menschen weltweit ein möglichst angenehmes Leben zu ermöglichen. Nicht einzelne Kapitalisten oder wie es antisemitisch formuliert wird "Heuschrecken" haben das Heft in der Hand und bestimmen über das Schicksal der Menschen, sondern jede/r, der tagtäglich mit diesem Wirtschaftsystem einverstanden ist und dieses lebt, sagt automatisch ja zu den Denkformen und Ausbeutungsverhältnissen, die der Kapitalismus hervorbringt. Dem Kapitalismus ist es in gewisser Weise egal, ob Menschen an Hunger sterben, sein Ziel ist der Selbstzweck aus Kapital mehr Kapital zu machen. Daher wandert er über die Welt und sucht sich die Bedingungen, die für ihn am effektivsten seine Bewegung nachvollziehen können. Er funktioniert in einer Form, die den Menschen zum Anhängsel der Produktion macht anstatt umgekehrt. Die Menschen, sofern sie nicht Inhaber von Produktionsmitteln sind, sind dazu gezwungen, dass was sie haben zu verkaufen. Und da bleibt in den meisten Fällen nur die eigene Arbeitskraft. Dieser Zustand wird als natürlich aufgefasst, da eine andere Form der Produktion und Organisation der Bedürfnisbefriedigung undenkbar erscheint. Es könnte jedoch alles ganz anders laufen. Unser Gefährt soll genau auf diesen Umstand aufmerksam machen, dass eben nicht Arbeit und Produktion, dargestellt in Form der Pappmaschinen und Robotern, das Leben der Menschen bestimmen sollte, sondern genau andersherum. Die Menschen sollten die Mittel, die ihnen zur Verfügung stehen, auf dem höchsten Stand der Technik nutzen, um sich ein möglichst angenehmes Leben gestalten zu können – ohne Geld und ohne die Zwänge und Denkformen, die der Kapitalismus mit sich bringt. Die gleiche Maschine oder Technik, die Ihnen den Arbeitsplatz streitig machen könnte, kann den Menschen, wenn sie selbst entscheiden was und wie sie produzieren wollen, ein gutes Leben ermöglichen. Ohne zielgerichtete Tätigkeiten (Arbeit), wird es auch in dieser utopisch anmutenden Gesellschaft nicht gehen, das ist uns bewusst, aber sie sind auf ein dafür notwendiges Minimum zu reduzieren.Wir nennen das den Kommunismus und für diesen treten wir ein.

Don´t work the machine - let the machines work for our lives!

Für den Kommunismus - alles andere gab es schon!


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Ergänzungen

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 5 Kommentare an

html und so... — AuthorIn

@ schlimmer geht immer — phantomias

Erfrischend — Gewerkschafterin

cool — ne