Der Rote Baron - Flieger Epos oder Pränazikla

antiklamottenkiste 30.04.2008 14:03 Themen: Medien
Abgehobener geht es kaum
Der "Rote Baron" kommt in die (deutschen) Kinos und kein Lüftchen regt sich
Der Rote Baron - Flieger Epos oder Pränaziklamotte?

Abgehobener geht es kaum
Der "Rote Baron" kommt in die (deutschen) Kinos und kein Lüftchen regt sich

Eine alte Nazikontinuität nach der nächsten wird von der Medienmaschine aus der Klammottenkiste gepackt und auf die Bevölkerung gepresst als ob es nichts alttäglicheres als Krieg, egal ob Sieg oder Niederlage, gemischt mit ein paar aristokratischen, totalitären Moralvorstellungen und Wertbegriffsprägungen, im Alltag geben müsste.
Die Militarisierung der Gesellschaft wird so weit weiter vorangetrieben bis der Krieg schlicht und einfach in den Normalzustand der neokolonisatorischen und imperialistischen Rhetorik aller beteiligten Staaten der Zentren übergehen kann oder es in weiten Teilen bereits ist.
Gemischt mit deutschen Heldenmärchen und Begriffen von Tugenden kann die Kulisse der Rechtschaffenheit so im besonderen, selbstinszenierten Ausnahmezustand verkauft werden.
Der Übergang und die Retusche der patriarchaischen, militaristischen Heldentümelei vom ersten zum zweiten Weltkrieg und der Faschistenära gelingt so spielend.
Anfang des Jahres wurde so Massenmedial die Verdrehung von der "größten Katastrophe der Seeschifffahrt", der eigentlichen Zerstörung der Gustloff (zu dem Zeitpunkt bereits Nazikriegsschiff und als Rettungsboot zurechtgelogener Truppentransporter) im besonderen Kriegsfall gegen Nazideutschland, verbreitet.
Nun ist es der kleine-große Kampfpilotenheld, zu dem jeder kleine dumme Hitlerjunge aufschauen musste, der berüchtigte "Rote Baron", gespielt von einem angeblichen "Rebell", im Höchstfall einem patriotischen, würden wir sagen...
"Matthias Schweighöfer ist "Der Rote Baron"
(Mobil, Das Magazin der Deutschen Bahn AG, Nr. 4, 2008)
Mit original Betünchung der alten deutschen Kaiserzeit fliegt er im Filmstreifen durch die computeranimierten Lüfte und gibt seinen "Kameraden" Befehle wie Sie in die Schlacht zu ziehen haben.
Der Film spielt genau wie die Schiffsmär mit sentimenatl aufgeladenen Szenen und liefert damit romantisch verklärte Tragödienszenarios für verkappte Kriegstreiber, Altfaschisten und neue Militaristen, die vielleicht noch von Opa mit den alten Panzerlehrbüchern, Schiffsdatenquartetten und Fliegerfibeln aufgeklärt wurden.
"Er geht zu seinem Flugzeug, als würde er eine Runde Polo spielen wollen"
"Denn für ihren Anführer ist der Krieg ein Spiel"
"Zugleich verraten sensible Züge, dass er eine ideale Besetzung für eine Heldengestalt ist"
"Er sah in ihm eine Pop-Ikone - ähnlich wie auch der Jagdflieger zu seiner Zeit ein nationales Idol gewesen war."
"Mit 18 Millionen Euro hatte das Budget für eine deutsche Produktion wahre Rekorddimensionen"
"Erst Anfang Juli 2006 starteten die Dreharbeiten mit rund 3000 Statisten und 25 original Flugzeugnachbauten in Prag"
"Hinzu kamen körperliche Prüfungen, eine militärische Vorausbildung, die er und seine Kollegen absolvierten"
"Am Anfang wirkte er noch etwas unsicher, aber bald zeigte er echte Führungsqualitäten" (Produzent den Maag)
"Der Sohn eines ostdeutschen Schauspielerehepaars"
"Der Rote Baron hat diesen Hunger nicht gestillt, sondern gesteigert. [...] Hier will er [...] Filme machen, die auch den Maßstäben des amerikanischen Kinos gerecht werden."
"Bei einer privaten Vorabvorführung zeigte sich Tom Cruise von der visuellen Kraft des Flieger-Epos begeistert."
"Er gibt sogar das Kommando für das Erschießungskommando [im Film Walküre], das den von Tom Cruise gespielten Graf von Stauffenberg exekutiert."
Bei der Bambi Verleihung 2007 wurde Schweighöfer als bester deutscher Schauspieler ausgezeichnet...danach "lud das Ehepaar Cruise ihn und seine Freundin zum privaten Abendessen ein."
"Sein Ziel ist es "in diesem Land Filme zu machen, die man mit Stolz in die Welt hinausschicken kann.""(Schweighöfer)
"Immer nur oben zu sein ist die Hölle."
(Alle Zitate ebd.: DB AG, Zeitschrift Mobil)

Krieg ist niemals gerecht, egal ob in der Luft, auf See oder auf dem Boden. Erst recht nicht im alten Europa und niemals mit Nazideutschland.
Und er steht schon garnicht auf dem Boden der Tatsachen.

Deutschland hat die ersten Giftgasangriffe aus den Schützengräben des ersten Weltkriegs eröffnet.
Die Rüstungsindustrie und Waffenproduktion im deutschen Kaiserreich (Thyssen + Krupp) versuchten England und Co zu überholen und trieben dabei bereits tausende Lohnsklaven (sog. Arbeiter und vor allem auch Frauen und auch Kinder, die die Granaten schrauben und Fallschirme nähen mussten) in den Tod.
Millionen Männer und auch Frauen (nicht nur im Lazarettdienst) fuhren von Vaterlandsliebe und Nationalstolz, etc., geblendet ins Massengrab.
Tausende Quadratkilometer Land wurden vom Granatenhagel der Stellungskriege verseucht und unbebaubar gemacht. Nicht die sog. Ausländer sind also Schuld an sog. volkswirtschaftlichen Miseren sondern stets die auf nationaler Interessenpolitik fußenden Kriege und einzig der Machterhaltung dienenden Instrumentarien (damals wie heute).

Der Film reiht sich also munter weiter ein in die fortwährende Geschichtsverklärung und neo-konservative Werteprägungsideologie wie sie in Deutschland und dem alten Europa nie abgeschaltet wurde.
Egal ob Dresden, Mittenwald, Gustloff, Walküre, der Untergang oder weitere Barone und Fliegerpossen, deutsche Täter waren und sind weder Helden noch Opfer.
Nie wieder Faschismus - nie wieder Krieg!

"Von deutschem Boden soll nie wieder Krieg ausgehen"...(...)

Und damit eines nochmal klar ist, wir reden hier von der GANZEN GESCHICHTE nach Auschwitz!
Also "Deutschland denken heißt Auschwitz denken" (...)

Anarchie statt Deutschland.

t.b.c.

Ergänzungen, Anmerkungen, Kritiken werden stets begrüßt und offen angenommen.
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Ergänzungen

Buch von G. Grass zur W. Gustloff

leser 30.04.2008 - 14:43
Ein sehr empfehlenswertes Buch über den Untergang des Truppentransporter W. Gustloff der mit tausenden Flüchtlingen an Bord durch Torpedos sank, ist das Buch von Günter Grass "Im Krebsgang.
Das Buch gibt es auch als vom Autor gelesenes Hörbuch Version in vielen Büchereien.

Sich dem Problem der Gechichtsklitterung von rechts Seitwärts wie im Krebsgang nähern

Kritiken

Stephan 30.04.2008 - 20:24
In den etwas geistreicheren Zeitungen des Bürgertums ist der Folm durchgefallen. Die Kritiken in der FAZ und in der Süddeutschen waren sehr negativ, die in der FAZ schärfer als in der Süddeutschen. Hier die Links zu den lesenswerten Artikeln:
 http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/459/167974/ und
 http://www.faz.net/s/Rub070B8E40FAFE40D1A7212BACEE9D55FD/Doc~E8866CDE43AF74DF8AC8C64F8DD6C081F~ATpl~Ecommon~Sspezial.html

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