BASF-(Gen)Feld bei Bütow besetzt

alle 30.04.2008 11:44 Themen: Ökologie
In der Nacht zum 30. April haben UmweltaktivistInnen in Bütow (Mecklenburg Vorpommern) einen Kartoffelacker von BASF besetzt. Nach Feldern in Gießen, Nürtingen, Northeim, Forchheim und Groß-Gerau ist dies schon die sechste Feldbesetzung in diesem Jahr ( http://www.gentech-weg.de.vu). Mit einer spektakulären zweistöckigen Holzkonstruktion sind die BesucherInnen auf dem Feld weithin sichtbar und vor einer schnellen Räumung gesichert. Erfahrene KletterInnen können sich auf der Spitze anketten und sind so nur mit großem Aufwand wieder loszueisen.
Auf diesem Acker sollten gentechnisch veränderte Kartoffeln der Sorte Amflora zur Vermehrung ausgebracht werden. Die Kartoffeln produzieren eine größere Menge der für die Industrie verwendbaren Amylopektin-Stärke. Noch in diesem Jahr soll die EU-Kommission über die kommerzielle Zulassung der „Stärke“-Kartoffel entscheiden. Bis dahin hat BASF schon einmal die Erlaubnis erhalten, Feldversuche und Saatgutvermehrungen an verschiedenen Standorten durchzuführen.

„Die BASF-Versuchsfelder waren in den vergangenen Jahren schon des öfteren wegen unverantwortlicher Versuchsdurchführungen negativ in der Presse aufgefallen. Nach der Ernte blieben kiloweise Kartoffeln ungeschützt auf den Äckern liegen und niemand kontrollierte, ob sich nicht Tiere über die Reste hermachten. Trotzdem erhält das Unternehmen die Erlaubnis, für weitere Versuche Tausende Knollen in die Umwelt zu bringen“, argumentiert eine Umweltaktivistin. Mit der Besetzung des Kartoffelackers wollen die AktivistInnen die Pläne des Unternehmens empfindlich stören. Schon am 13. April musste BASF nach einer Aktion des Barnimer Aktionbündnis gegen Gentechnik in Falkenberg seine Versuchspläne zurückschrauben ( http://www.de.indymedia.org/2008/04/213360.shtml?c=on#c495408).

„Außerdem wollen wir auf dem Acker ein Forum schaffen, auf dem sich AnwohnerInnen, LandwirtInnen, Interessierte und SkeptikerInnen treffen und miteinander ins Gespräch kommen können,“ erklären die AktivistInnen. „Bei Entscheidungen über eine derartige Risikotechnologie sollen alle mitreden. Schließlich betrifft es ja auch alle Menschen dieser Erde. Bisher entscheiden undurchsichtige Gremien aufgrund fragwürdiger Grundlagen. In diese Vorgänge wollen wir uns einschalten.“

„Wir glauben nicht, dass diese Stärke-Kartoffel irgendjemandem nutzt: Von Seiten der Industrie war bisher zu hören, dass sie Stärke aus gentechnisch veränderten Kartoffeln nicht verarbeiten will. Zur Minderung von weltweitem Hunger trägt sie schon gar nichts bei, und außerdem enthält sie ein umstrittenes und längst überholtes Antibiotikaresistenzmarker-Gen. Und dass BASF mit dem Zulassungsantrag der Kartoffel als Futtermittel gleichzeitig die Zulassung als Lebensmittel beantragt hat, stimmt uns alle sehr misstrauisch,“ meinen die BesetzerInnen.
In den nächsten Tagen wollen die BesetzerInnen sich selbst und weiteren BesucherInnen die Zeit mit einem interessanten Informations- und Kulturprogramm vertreiben:

- Pressekontakt auf dem Feld: 0160-93 523621
- Allgemeine Informationen zur Amflora-Kartoffel:
 http://www.keine-gentechnik.de/dossiers/kartoffel-eh92-527-1.html
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Ergänzungen

RÄUMUNG

BESETZI 30.04.2008 - 13:41
ES WIRD GERADE GERÄUMT !!!!!!

aktueller Stand

Informant 30.04.2008 - 15:38
Die Polizei hat das Feld schon nach wenigen Stunden gewaltvoll geräumt. Menschen wurden mit Handschellen und Kabelbindern abgeführt. Zur Zeit befinden sich die meisten in Polizeigewahrsam, die Aktivist_innen auf dem Turm werden oder wurden gerade noch geräumt.

Geräumt

eichhörnchen 30.04.2008 - 17:43
Alle AktivistInnen wurden inzwischen leider geräumt, die Bullen haben die Tripods abgesägt... Und die Leute so herunterbekommen. Noch sind die AktivistInnen in Gewahrsam... Unterstützung vor der Wache ist nicht schlecht, erkundigt euch beim Pressehandy, da kommt jemand dran.

Polizei beendet Feldbesetzung

http://www.taz.de 30.04.2008 - 18:22
In Mecklenburg-Vorpommern räumt die Polizei einen Gentech-Acker frei, auf dem angeblich Stärkekartoffeln freigesetzt werden sollten. Am Mittwoch entscheidet EU-Kommission über Gentech-Antrag von BASF.

Die Polizei hat erneut ein von Gentechnik-Gegnern besetzes Feld geräumt. Nach Angaben der Polizei hatten die rund 20 Gentech-Gegner das Versuchsfeld in der Nähe des mecklenburgischen Ortes Dambeck, im Müritz-Kreis, in der Nacht zu Dienstag besetzt. Am Mittwoch räumte die Polizei den Acker, auf dem der Chemiekonzern BASF plant, gentechnisch veränderte Kartoffeln der Sorte Amflora freizusetzen.

Als Zeichen des Protest errichteten die Umweltaktivisten unter anderem eine mehrere Meter hohe Holzkonstruktion, an der sich drei der Aktivisten angekettet hatten. Die Polizei war nach Auskunft eines Sprechers vom Pächter des Feldes um Hilfe gebeten worden. Sie rückte mit 30 Beamten an und begann Mittwoch nach einem Ultimatum an die Feldbesetzer am frühen Nachmittag mit der Räumung des Feldes. Dabei wurden nach Angaben der Umweltaktivisten auch mehrere von ihnen in Gewahrsam genommen. Die Aktion sei in diesem Jahr die bundesweit sechste Feldbesetzung gewesen, hieß es.

In der vergangen Woche hatte die Polizei in der Nähe von Karlsruhe schon ein besetztes Feld geräumt. Dort will das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) Auskreuzungsversuche mit Gentech-Mais der Firma Monsanto durchführen.

In Mecklenburg-Vorpommern wollten die Gentech-Gegner nach eigenen Angaben auch ein Forum bieten, auf dem sich Landwirte, Interessierte und Skeptiker über die umstrittene Technologie austauschen können. Der Pächter des Dambecker Feldes, ein Kartoffelzüchter aus dem benachbarten Bütow, bestritt jedoch, dass dort Amflora-Kartoffeln freigesetzt werden sollten.

Die Amflora-Kartoffel produziert nach Angaben von Umweltverbänden eine größere Menge der für die Klebstoff- und Textilindustrie wichtigen Amylopektin-Stärke. Allerdings lehnen die drei deutschen Stärke-Fabriken laut einer Umfrage des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Verarbeitung von gentechnisch veränderten Kartoffeln ab.

Bisher hat die EU-Kommission den seit langem schon vorliegenden Antrag für den kommerziellen Anbau von Amfora nicht bewilligt. Die Stärkekartoffel Amflora darf daher nur zu wissenschaftlichen Versuchszwecken freigesetzt werden. Die BASF hatte deshalb in einem als Zeitungsanzeige veröffentlichten Brief von der EU-Kommission verlangt, den Amflora-Anbau endlich zu gestatten. Andernfalls werde der Chemiekonzern eine Klage einreichen, hieß es.

Nach Angaben von Greenpeace will sich die EU-Kommission kommende Woche erneut mit den BASF-Kartoffeln beschäftigen. Für Mittwoch sei eine Grundsatzdebatte über die Agro-Gentechnik geplant. Zur Diskussion stehen demnach mehrere heikle Dossiers. Unter anderem geht es dabei auch um die weitere Zukunft von Amflora.

Presse-Info über die Räumung

besetzi 01.05.2008 - 20:17
Polizei räumt Genfeldbesetzung in Dambeck
Aktivist_innen kündigen Mahnwache und weitere Aktionen an

Dambeck
Am Nachmittag des 30.4. räumte die Polizei die zunächst erfolgreiche Besetzung des Versuchsfeldes für gentechnisch veränderte Kartoffeln der Sorte Amflora bei Dambeck im
Landkreis Müritz (Mecklenburg-Vorpommern) Die drei Personen, die sich auf 8 Meter hohen
Holzdreibeinen angekettet hatten, wurden durch das Vorgehen der Polizei z.T. stark
gefährdet, auch gegen die restlichen der etwa 30 Besetzer_innen wurde gewaltsam vorgegangen.

Für die nächsten Tage haben die Aktivist_innen unter anderem eine Mahnwache am Genfeld
geplant, damit wollen sie die bevorstehende Aussaat kritisch begleiten.


Nachdem in den letzten Wochen mehrere Feldbesetzungen mit der Aufgabe der Genversuche
geendet hatten, reagierten Landwirt Niehoff und die örtlichen Polizei unerwartet hart. Um
den Schutz der besetzten Ackerfläche zu gewährleisten, schien ihen fast jedes Mittel recht.
Das Camp auf dem Acker wurde zunächst von Bereitschaftspolizei umzingelt und nach sehr
kurzer Zeit damit angefangen, die anwesenden etwa 30 Personen vom Acker zu schleifen. Einige von ihnen wurden auch mit Kabelbindern gefesselt. Ein Journalist vom Offenen Kanal Berlin wurde nicht nur am Filmen gehindert, sondern von mehreren Polizeibeamten zu Boden geworfen und brutal abgeführt, seine Kamera wurde dabei zerstört. Ähnlich ging es dem Rechtsanwalt der Besetzer_innen, der mit Polizeigewalt daran gehindert wurde, den Acker auch nur zu betreten, geschweige denn Kontakt zu den Festgenommenen aufzunehmen.


Von der Räumung der drei acht Meter hohen Holztürme waren die anwesenden Polizeikräfte
offensichtlich technisch überfordert. Statt jedoch Spezialkräfte anzufordern, wurde einfach
ausprobiert. Auch die Aktivist_innen die sich als Kontaktpersonen erklärten und wichtige
Informationen vermitteln wollten, wie die Polizei möglichst vorsichtig die Aktivist_innen
auf den Türmen räumen kann, wurden brutal abgeführt."Herr Niehoff war persönlich anwesend
und hat sich durch besonders rücksichtslose Vorschläge hervorgetan; überhaupt schien es
teilweise, als sei er der Einsatzleiter", berichtet Philipp Grunwald, der auf einem der
Türme saß. "Aber auch von den Polizisten kamen immer wieder Sprüche, dass ich ja selber
verantwortlich bin, wenn ich runterfalle."


Während der zweistündigen Räumung des ersten Turmes wurden ihm u.a. Rucksack und Klettergurt einfach zerschnitten und mehrmals ein Umfallen des Turmes sowie ein Reißen oder Brechen der ganzen Konstruktion riskiert. "Weil die Aufhängung des Rohres und später auch meine Sicherung zerschnitten wurde, hing ich lange Zeit direkt am Rohr. Dadurch wurden meine Arme abgeklemmt, aber den angeblich mich schützenden Polizisten war das egal.", berichtet er weiter.


Alle Festgenommenen wurden in der Polizeistation in Röbel für mehrere Stunden festgehalten.
Gegen das Vorgehen der Polizei würden sie Anzeige wegen versuchter und tatsächlicher
Körperverletzung und Sachbeschädigung erstatten, kündigten die Besetzer_innen an.


Auf dem Flurstück bei Dambeck hatte Landwirt Niehoff im Auftrag der BASF Plant Science 20
Hektar für die Vermehrung von gentechnisch veränderten Amflora-Kartoffeln angemeldet.
Diese Kartoffeln beinhalten im Gegensatz zu herkömmlich Kartoffeln nur die Stärkeart
Amylopektin. Damit soll der Industrie ein Arbeitsschritt erspart werden, da zur Herstellung
von Klebstoffen oder Textilien nur Amylopektin benötigt wird.
Die umstrittene Amflorakartoffel ist aktuell in der Diskussion. Die EU-Kommision will noch
dieses Jahr über eine Genehmigung zur kommerziellen Verbreitung entscheiden. Beratschlagen
tut sie diesbezüglich in der folgenden Woche. Dies wäre seit der Zulassung des Monsanto
Bt-Maises die erste weitere Genehmigung einer gentechnisch Veränderten Pflanensorte und
könnte der Agro-Gentechnik den Durchbruch erleichtern.


In der Nacht zum 30. April war der Acker in Dambeck von etwa 30 Umweltaktivist_Innen mit
mehreren 8 Meter hohen Holztürmen und Zelten besetzt worden. Die Besetzer_innen hatten
angekündigt, so lange bleiben zu wollen, bis der Versuch aufgegeben würde. Hoffnung auf
Erfolg machten ihnen die erfolgreichen Besetzungen von Genversuchsfeldern in Oberbohingen
bei Stuttgart, Gießen und Groß-Gerau bei Frankfurt, die in den letzten Wochen besetzt worden waren und mit der Aufgabe der Versuche geendet hatten. Ebenfalls aufgegeben wurde ein Versuch in Falkenberg im südlichen Brandenburg, auf dem etwa 70 Menschen öffentlich
Biokartoffeln gesetzt hatten. Die Aussaat auf zwei Versuchsfeldern in Forchheim bei
Karlsruhe und Northeim bei Göttingen wurde trotz Besetzungen mit Polzeigewalt durchgesetzt.


In Dambeck ist für die nächsten Tage eine Mahnwache am Genfeld geplant, damit soll die
bevorstehende Aussaat kritisch begleitet werden.

Amflora

Kartoffelbovist 04.05.2008 - 17:09
Nachdem am 30.04. der besetzte Kartoffelacker von Team-Green brutal geräumt wurde, fand die letzten Tage eine Mahnwache am Feldrand statt, welche die Bürger über die Saatgutgewinnung, sowie Kartoffelvermehrung informierte. Des weiteren gab es eine Anti- Gentechnik- Infotour per Rad durch die nähere Umgebung und heute Abend wird der Film: "Leben ausser Kontrolle" gezeigt. Damit soll der Debatte um die "Grüne Gentechnik" weiterer Aufschwung geleistet werden.
Heute Abend Film: "Leben ausser Kontrolle" ...näheres dazu an der Mahnwache

- Für ein GVO -freies Land -

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