Mc Pflege – Nein Danke! Aktion gegen Dumpingl

Ronald McPflege 30.04.2008 10:20 Themen: Soziale Kämpfe
Beschäftigte und Kunden des Berliner Pflegedienstanbieters Ambulante Dienste e.V. führten heute eine Protestkundgebung und Bürobesetzung gegen Lohnkürzungen in der Geschäftsstelle des Betriebes durch.
Aus der linken Szene zum mittelständischen Unternehmen

Ambulante Dienste e.V (AD) ist ein alternativer Assistenz- und Pflegedienstanbieter in Berlin und einer der ältesten und größten in Deutschland. Entstanden aus den emanzipatorischen Diskussionen der „Krüppelbewegung“ Anfang der 1980er Jahre, verfolgt er als alternatives Projekt das Ziel, Menschen mit Behinderung durch die Organisierung persönlicher Assistenz ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Heute ist AD ein mittelständischer Betrieb, der etwa 550 Assistent_innen beschäftigt und zwar hauptsächlich Student_innen, da diese schlicht billiger sind als sozialversicherungspflichtige Angestellte. Neuerdings führt die Betriebsleitung allerdings eine akute Vermittlungsnotlage von Assisten_innen auf die Umstrukturierung vieler Studiengänge zum Bachelorsystem zurück, womit sie die forcierte Einstellung Sozialversicherungspflichtiger begründet, vor allem aber eine satte Kürzung der Einstiegslöhne für Angestellte, die seit dem 01.01.2008 bei AD arbeiten. Student_innen bekommen demnach nur noch 7,60€ und Sozialversicherungspflichtige 8,60€ brutto pro Stunde, auch Feiertags- und andere Zuschläge wurden gekürzt. Nachdem die Löhne nun schon seit gut zehn Jahren nicht einmal mehr an die Inflation angeglichen wurden, werden sie nun noch nach unten hin an das inzwischen sogar vom DGB geforderte Mindestlohnniveau angepasst!
Erst 2007 war eine Änderungskündigung, die eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen bedeutet hätte, am Widerstand der Beschäftigten gescheitert.

Gegen diese Politik der Geschäftsführung hat sich Widerstand unter den Beschäftigten und den Assistenznehmer_innen, den Kund_innen von AD, formiert. Bisher wurden mehrere offene Protestbriefe an die Geschäftsführung geschickt und Flyer vor der Mitgliedervollversammlung des Trägervereins am 22.4. verteilt, um die Vereinsmitglieder für die sich drastisch verschlechternde Lage der Beschäftigten zu sensibilisieren. Am 29.4.08 wurde die Geschäftsstelle des Betriebs in der Kreuzberger Urbanstraße besetzt.

Besetzung der Geschätfsstelle

Um 10 Uhr morgens trafen sich etwa 30 Angestellte und Kund_innen von AD auf dem Hermannplatz und zogen von Trommler_innen unterstützt zur Geschäftsstelle. Dabei war auch die Presse anwesend und Flyer wurden an Passant_innen verteilt. Im Büro angekommen stellte sich Uta Wehde, Geschäftsführerin von AD, der Diskussion, während die Aktivist_innen sich mit Kaffee versorgten und das Büro mit Spuckis und Flyern dekorierten. In der Diskussion wiederholte die Geschäftsführung ihre Position, dass die Lohnkürzung Folge von Sachzwängen sei, die sich ihrem Einflussbereich entzögen, dass Ambulante Dienste eben in Folge der Umstrukturierung vieler Studiengänge nicht mehr über genügend studentische Assistent_innen verfügen könne und dass man erst die Finanzen von AD konsolidieren müsse, bevor ein Nachdenken über Rücknahme der Lohnkürzung möglich werde. Die Beschäftigten sehen allerdings keinen Zusammenhang zwischen einer innerbetrieblichen Umstrukturierung (aus welchem Grund auch immer) und einer Senkung der Löhne um gute 20%. Wenn die Assistenz teurer wird, dann müssen die Kostenträger in die Pflicht genommen werden und nicht die Assistent_innen.
Nach langer und nicht allzu ergiebiger Diskussion erklärte sich die Geschäftsführung bereit, sich Mitte Juni (sic!) noch einmal über die Lage der Beschäfttigten mit ihren Vertreter_innen auszutauschen.

Gegen 12:30 Uhr zogen die Aktivist_innen aus der Geschäftsstelle ab.
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Ergänzungen

Mayday Block

(muss ausgefüllt werden) 30.04.2008 - 10:36
Es wird einen ambulante dienste Block auf der Berliner Mayday Parade geben, Treffpunkt 14 Uhr Boxhagener Platz beim McPflege Transpi.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Fein gemacht.

Anna Logie 30.04.2008 - 15:58
Muß ein schlimmer illegaler Aufmarsch gewesen sein, brav alle Gesichter verdeckt. Weiter so.

wegen den gesichtern

... 30.04.2008 - 19:00
vielleicht möchten nicht alle leute die auf den bildern sind im internet erscheinen. es könnte ja auch am arbeitsplatz konsequenzen für die beteiligten haben da abgebildet zu sein.