Mehr als ein Fußbreit. Nazidemo in Leipzig
Aus den Reihen der "Freie Kräfte Leipzig" wurde für den 29.4. eine Demonstration durch Leipzig-Grünau angemeldet. Zum wiederholten Male in diesem Jahr konnten Nazis in Leipzig aufmarschieren und ihre menschenverachtenden Ideologien zur Schau stellen. Offensive Proteste gegen Nazis werden in der "weltoffenen und zivilcouragierten" Stadt Leipzig mehr und mehr zum Lippenbekenntnis
Nur rund 200 Menschen begaben sich 29.4.2008 auf die Straße um dem Treiben der "Freien Kräfte" Leipzig entgegenzutreten. Erst am Freitag vergangener Woche war aus den Reihen der Naziorganisation eine Demonstration "Eine sichere Zukunft für unsere Kinder" im Stadtteil Grünau angemeldet worden. Zivilgesellschaftliche Akteure aus Grünau und antifaschistische Engagierte hatten zu Protesten aufgerufen.
Obwohl sich nur 80 Nazis in Grünau zusammenfanden, muss die Vehemenz ihr Aktivitäten in den letzten Monaten zum Nachdenken angeregen. Aus Nachdenken muss allerdings aktiver Protest erwachsen. Dieser wurde heute nur von wenigen, vor allem jungen Menschen auf die Straße getragen. Für eine Großstadt wie Leipzig, die sich rühmt weltoffen und zivilcouragiert zu sein - viel zu wenig. Die Polizei ließ keine Gelegenheit aus um friedliche Proteste brutal zu unterbinden. Mehre Versuche von Sitzblockaden wurden sofort geräumt, die Demonstranten teilweise auf übelste Art beschimpft und absurden Identitäts-Überprüfungsmaßnahmen unterzogen. Ist dies die Art und Weise mit zivilgesellschaftlichem Protest umzugehen?
Die Nazis versuchen das Thema Kindesmißhandlung schon länger für sich zu instrumentalisieren. Ihr Begriff von Sicherheit basiert auf rassistischer Ausgrenzung, Demokratiefeíndlichkeit und Gewalt.
Wer das nicht klar kriegt, offensichtlich ein Gros der Wohnbevölkerung, der linken Szene, und vor allem der Lokalpresse, die da resümierende titelt: "Polizei verhindert Krawalle in Grünau", "Trotz Neonazi-Demo und Antifa-Protest gestern Abend keine ernsthaften Zwischenfälle" - der hat schon verloren..
Obwohl sich nur 80 Nazis in Grünau zusammenfanden, muss die Vehemenz ihr Aktivitäten in den letzten Monaten zum Nachdenken angeregen. Aus Nachdenken muss allerdings aktiver Protest erwachsen. Dieser wurde heute nur von wenigen, vor allem jungen Menschen auf die Straße getragen. Für eine Großstadt wie Leipzig, die sich rühmt weltoffen und zivilcouragiert zu sein - viel zu wenig. Die Polizei ließ keine Gelegenheit aus um friedliche Proteste brutal zu unterbinden. Mehre Versuche von Sitzblockaden wurden sofort geräumt, die Demonstranten teilweise auf übelste Art beschimpft und absurden Identitäts-Überprüfungsmaßnahmen unterzogen. Ist dies die Art und Weise mit zivilgesellschaftlichem Protest umzugehen?
Die Nazis versuchen das Thema Kindesmißhandlung schon länger für sich zu instrumentalisieren. Ihr Begriff von Sicherheit basiert auf rassistischer Ausgrenzung, Demokratiefeíndlichkeit und Gewalt.
Wer das nicht klar kriegt, offensichtlich ein Gros der Wohnbevölkerung, der linken Szene, und vor allem der Lokalpresse, die da resümierende titelt: "Polizei verhindert Krawalle in Grünau", "Trotz Neonazi-Demo und Antifa-Protest gestern Abend keine ernsthaften Zwischenfälle" - der hat schon verloren..
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Ergänzungen
Ergänzung
@teilnehmerzahlen
Das einzig wirklich erfreuliche am gestrigen Abend war das Desinteresse der Grünauer Bevölkerung. Hätte ich mir bei polemischen Parolen a la "Ein Baum, ein Strick, ein Schändergenick" (super, Mittelalter lässt grüssen) und dem üblichen Sermon über die "Zukunft unserer Kinder", die "gesichert" werden müsse, etwas gefährlicher vorgestellt. Aber egal an welcher Ecke, die Leute haben zwar geguckt, aber in irgend einer Art positive Reaktionen (Klatschen, Winken, Daumen hoch, was auch immer) blieben meinen Beobachtungen nach VÖLLIG aus. Das lässt dann doch hoffen.
noch ein paar Sachen
ich glaube ...
in bezug auf die willkür der polizei wirds n nachspiel geben. leute wurden permanent gehindert zur angemeldeten kundgebung zu gehen, wurden angeschrien, mit pferden gejagt..
siehe auch
http://de.indymedia.org/2008/04/215044.shtml
zivilgesellschaft
Der falsche Weg?
Wie schon im Frühjahr in Reudnitz als rund 500 Menschen gegen 350 Nazis demonstrierten, waren auch in Grünau die Antifaschisten und zivilen Anti-Nazi-Demonstranten mit 200 gegen 80 im Vorteil. Doch auch diesmal stand das Konzept der Gegendemonstranten 1:2 gegen den Schulterschluss von Polizei (Ordnungsamt) und Neonazis.
Die Nazis ziehen sich in Randgebiete zurück, setzen auf eine kleine Anzahl von Demonstrationsteilnehmern und geben sich den Auflagen des Ordnungsamtes autoritätshörig hin. Dafür bewilligt das Ordnungsamt einen reibungslosen Ablauf der Demonstration, für den die Polizei sorgt.
Ein großes Polizeiaufgebot und eine Route, die von vorn herein hermetisch abgeriegelt wird, gehören zum Standart der Polizeitaktik. Auch wenn es gestern rund 100 Antifaschisten gelang, den Nazitreffpunkt für 1 Stunde zu besetzten, war es fast unmöglich jedweden Protest an der Route abzuhalten.
Beängstiget dabei ist, dass die Polizei und das Ordnungsamt dabei über Straftaten innerhalb der Neonazidemonstration hinweg hören und sehen. Sprüche wie „Ein Baum, ein Strick, ein Schänder Genick“ oder „Kinderschänder an die Wand“ rufen eindeutig zum Mord auf. Wenn dann noch Namen von Personen eingefügt werden, sind die Aufrufe nicht einmal mehr allgemein und verletzten die Persönlichkeitsrechte der jeweiligen Person. Dazu kommt das immer mehr Sprüche dezidiert den „Nationalsozialismus“ verherrlichen. So bezieht sich der Spruch „Nationaler Sozialismus jetzt“ eben nicht auf eine neue Ideologie, sondern auf die Verherrlichung des Nationalsozialismus. Vor Jahren wurden für solche Ausrufe Neonazidemonstration in Leipzig aufgelöst.
Aber tatsächlich neu an dieser Situation sind nur das Auftreten der Neonazis und die Zugeständnisse, die sie dem Ordnungsamt und der Polizei machen.
Die angebliche Neutralität der Polizei, die subjektiv denkende Menschen ins Feld schickt, wurde gestern wie so oft eindrucksvoll widerlegt. Sprüche von Polizisten, wie „Du Zecke verschwindest jetzt oder es knallt.“ oder „Euch dreckigen Linksfaschisten haue ich gleich eine rein.“ (die Sprüche sind aus dem Dialekt ins Hochdeutsch übersetzt), beweisen eher das Gegenteil der Objektivität. Dazu kommt das sie sich recht gut in alter und neuer rechter Diktion auskennen.
Doch wie kann antifaschistischer Widerstand unter diesen Vorrausetzungen aussehen?
Die letzten Neonazidemonstrationen in Leipzig aber auch in Frankfurt oder Dortmund haben gezeigt, dass Anti-Nazi-Protest ausgeschlossen wird. Selbst Anwohner eingeschlossener Stadteile werden daran gehindert, sich in ihrem Lebensumfeld den Neonazis entgegenzustellen. Dabei erinnere ich gerne, dass auch in Heiligendamm, ohne Nazis drinnen, eine solche Strategie gefahren wurde und die olympische Fackel auf ihren Weg nach Peking unter derselben Taktik ihren Weg bannt, ein Exportschlager aus Deutschland.
Alte Modelle von Sitzblockaden, Kundgebungen an der Strecke und das freie Herankommen an die Demostrecke sind hinfällig. Gewagte Versuche enden in sinnlosen Katz und Maus Spiel mit der Polizei oder irrwitzigen Strafanzeigen. Sollte es doch einmal klappen, weil in einer Stadt genug Menschen gewillt sind, die „Nazi-Demo-Areas“ zu durchbrechen, werden bei dem nächsten Aufmarsch doppelt soviel Polizeikräfte eingesetzt. Früher liefen Nazidemos von 100 Nazis (keine spontanen Sachen) unter der Begleitung einer oder zwei Hundertschaften. Heute werden sie von 500 – 1000 Polizisten geschützt. Bei Großevents wie den 1. Mai sind Zahlen im 5steligen Bereich keine Seltenheit mehr, sondern Realität.
Doch den Modell, unbedingt auf oder an der Route etwas gegen die Nazis zumachen, stehen andere Beispiel entgegen, die wirksamer waren und weniger personelles Potenzial benötigten.
Dezentrale Aktionen oder zentrale, wie Demonstrationen müssen nicht in unmittelbarer Nähe der Naziroute verlaufen. Aktionen, die nicht im Radius des Focus der Polizei verlaufen (der Focus liegt darin die Route, den abgesperrten Bereich zusichern) sind sicherer vor Festnahmen und erreichen damit oft mehr, da sie länger und intensiver ausfallen können.
Zum Beispiel hat eine Demonstration, wenn die Nazis eh im Randbezirk laufen, durch die Innenstadt eine größer Auswirkung, als das vereinzelte Rumhetzten und Platzverweise sammeln auf der Route. 500 Antifas auf einer Demo auf dem Römer erregen mehr Aufsehen als 1000 Neonazis in Höchst (Franfurt a. M.).
Aber auch die Kleingruppentaktik und dezentrale Aktionen wirken außerhalb der Naziroute deutlicher, als innerhalb dieser. Alleine das „Besetzen“ einer wichtigen Hauptstraße bewirkt viel mehr gegen die Nazidemo, als Versuche von Routenbesetzungen, die eh rigoros aufgelöst werden und keinen behindert.
Die Aktionsformen gegen Nazidemos müssen gründlich überdacht werden. Gestern hätte eine spontane Demonstration gegen den „Tönsberg“ Laden in der Leipziger Innenstadt für mehr Wirbel gesorgt, als das stupide Anrennen gegen Windmühlen in Grünau.
Bis zur nächsten Neonazidemo Gedanken machen
Eure Silke
Grünau?
Ob Orga-Probleme auf antifaschistischer Seite in Leipzig bestehen? Keine Ahnung und selbst wenn, wäre dies hier der falsche Ort darüber zu spekulieren. Vielleicht reicht eine sporadisch zu jedem Nazi-Event aktualisierte Seite wie z.b. left-action.de/antifa einfach nicht aus, um langfristig antifaschistisch gesinnte Freunde zu gewinnen.Darauf zu verweisen, dass Mensch sich kennen lernen kann, wenn man es möchte; halte ich für verfehlt.
Nichts desto trotz sollte an die durchaus erfolgreichen antifaschistischen Demos in letzter Zeit in Leipzig erinnert werden (z.b. Okober 2007,als über 2000 Menschen gegen einen Nazi-Laden auf die Straße gingen) Das Potential in einer Stadt mit über 500.000 Menschen ist da; es ist nur die Frage wie man es nutzt,bzw nutzen kann!
Disaster
Letztendlich konnte weder die Antifa noch die Bürgerkundgebung überzeugen.
Frau/Mann muss sich auch Niederlagen eingestehen können!
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
nix anderes.. — ... erwartet ...
frage — egal
Was — ist