Tempelhof: Kleiner Sieg, große Niederlage

Lebender 27.04.2008 20:24 Themen: Medien Soziale Kämpfe
Berlin, 27.04.2008 - Es wird über den ersten Volksentscheid in Berlin entschieden. Die Interessengemeinschaft City-Airport Tempelhof e.V (ICAT), die quasi gleich zu setzen ist mit der Deutschen Wirtschaft, hatte dazu aufgerufen den mitten in Berlin liegenden Flughafen Tempelhof zu „retten“.
Alle größeren Berliner Blätter hatten dazu aufgerufen und eine riesige Kampagne lief an. Tausende Werbeplakate wurden aufgestellt. Die Hauptstadt war mit Plakaten zugesellt wie vor einer Bundestagswahl. Nur das es eben nur zwei Parteien gab. Die zweite war ein Zusammenschluss aus SPD, Grünen, den „Linken“ und noch ein paar weiteren Initiativen, welche die Schließung des Flughafens verteidigte. Die Vernunft hat am ende gesiegt. Gerade einmal 20% der Wähler kreuzten das Ja an und somit für den Erhalt des Flughafens. Zwar lag die Wahlbeteiligung relativ gering, was aber auch am wunderschönen Sommerlichen Sonntag lag. Die Beeinflussung durch die Wirtschaft und ihre Presse Organe ist drastisch gescheitert. Wir können uns über einen kleinen Sieg der Vernunft freuen und hoffentlich über einen City-Flughafen weniger.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Die Vernunft hat gesiegt?

(Gedanken)Terrorist 27.04.2008 - 23:05
Was in diesem Artikel nicht erwähnt wird, ist, das der Entscheid eh keinen Einfluss auf die Entscheidung hätte, da er nicht bindend ist.
Regierungspolitiker erwähnten selbst, das der Entschluss schon feststand und auch ein Entscheid darauf keinen Einfluss habe.

Der einzige Einfluss allerdings wäre, das der Entscheid, würde die Prozentzahl auf der Anderen Seite größer sein, ein schönes populistisches Mittel für die, im Artikel genannte, "Wirtschaft" sein.

Würd' es so gelaufen sein, würde sich Partei Nr.2 in diesem Wettbewerb beschweren, das es ja ein so schöner sonniger Tag war und sich so wenige Leute beteiligt haben.

Toll

Es ist nunmal anders ausgefallen. Na und? Wird trotzdem nichts daran ändern das man weiterhin nur Beschiss hören wird.
Etwa in dieser Art: "Wir das Volk dürfen entscheiden!"

Die ganze ganze Sache hat in so fehrn ihre Berechtigung wenn man mensch vermitteln möchte, "Wir sind von euch abhänig, und ihr müsst uns sagen was zu tun ist".


In meinen Augen haben hoffentlich die Meisten was vernünftiges getan. Einen schönen sonnigen Tag gehabt.
Viele wohl auch weil es sie sowieso nicht interessiert.

Wehren tut man sich anders als auf Stimmenfang zu gehen und/oder damit ein gutes Gefühl zu bekommen, das man was getan hat.

Schlimmer noch: was wäre wenn nie ein Thema gewesen wäre, und der Erhalt das Flughafens schon die ganze Zeit feststand?


Das Problem bleibt das gleiche. Man beraubt uns Teile unserer Freiheit und bezeichnet das als Demokratie.

Nutz' den Rest und geh in den Park.
Nutz' den Rest und frag nicht immer was du tun musst.

Gut das das Ding geschlossen wird, wirklich.
... hoffentlich, oder?
Und wenn nicht? Scheiße!

Toll


Wie die Geschichte weitergehen wird sehen Sie, auch noch nachdem das Thema uninteressant geworden ist, in der nächtstbessten Zeitung und auf Wahlplakaten und vieleicht auch in Ihren Köpfen.

Und was schreibt die schnellste Zeitung?
 http://www.bild.de/BILD/news/politik/2008/04/28/tempelhof/knapp-gescheitert,geo=4388704.html
"Es ist ein Riesenerfolg für die Demokratie, aber am Ende hat es dann doch nicht ganz gereicht" - Zitat
-Köstlich wie man sich amüsieren kann...

VIP-Flughafen

Ick lass mir doch nich uff´n Arm nehmen :) 27.04.2008 - 23:09
Der Spruch mit dem VIP-Flughafen ist entstanden, nachdem die CDU angeregt hatte, man könne Tempelhof doch auch als reinen Privat-Jet-Flughafen unterhalten.

Jetzt wird privatisiert!

Klaus Groth 27.04.2008 - 23:15
Jetzt geht die Vermarktung des Flughafengeländes los und dann wird da was hübsches hingebaut: Büros, Lofts, Designer-Wohnungen. Wie am Potsdamer Platz eben. Und in den nächsten Jahren steigen die Mieten rings um das Gelände weil es da dann einen lebenswerten Park oder sowas gibt.

Warum demonstriert die linke "Szene" in Kreuzberg gegen Mediaspree und "Investoren" und macht sich zu Tempelhof keine Gedanken?

Die Vernunft hat gesiegt?

Kontroverso 27.04.2008 - 23:43
Sehr schön, dass jetzt endlich der Flughafen weg ist und damit auch der Lärm und die Verschmutzung. Die Frage ist nur, wo geht er hin? Er geht nach Schönefeld und belastet dort über 100.000 Leute zusätzlich zum schon vorhandenen Flugaufkommen, anstatt dass der Fluglärm geteilt wird und so für alle erträglich bleibt. Oder dachtet ihr das mit Tempelhof ist schlimm? Ca. 20-30 Flugbewegungen am Tag sind gegenüber derer in Tegel oder Schönefeld doch eher lächerlich.

Das lustige an der ganzen Sache ist jedoch, dass durch den Wegfall des Flughafens die Grundstückspreise in der zukünftig ehemaligen Einflugschneise stark anziehen werden und damit der Mieten versetzt enorm steigen werden. Dies lässt sich durch die Preisentwicklung (z.B. Verkehrswert von Grundstücken in der Thomasstraße in den letzten 8 Jahren um 80%)der letzten Jahre schon belegen. Dieser Prozess wird sich weiter fortsetzen. Dies wird zu einer Verdrängung von nicht potenten MieterInnen führen. Und ihr feiert das als Sieg, weil den bösen, lärmenden Flugzeugen die "Rote Karte" gezeigt wurde. HA!

Insofern freut euch über den "Erfolg", den andere ausbaden dürfen, indem die Flugzeuge aus "eurer" Nachbarschaft verbannt wurden.

Das Wetter ist schuld?

YellowSubmarine 28.04.2008 - 00:38
Das strahlende Wetter ist also Grund für die geringe Wahlbeteiligung? Das mag man nicht ganz glauben. Hier in Münster nutzten die Bürgerinnen und Bürger das schöne Wetter um dem Bürgerentscheid um über den Bau einer Musikhalle mit einer Rekordwahlbeteiligung von über 45 Prozent abzustimmen.

jetzt wird

egal 28.04.2008 - 12:33
ich stimme dir zu,denn mir fällt auf das sich alles um Kreuzberg und Friedelhain und Prenzlauerberg dreht, so als ob Neukölln keine Rolle spielt,was Verdrängung von Einkommensschwachen Mitbürgern,Mieterhöhungen,und auch der Versuch durch die Schaffung von "Szenelokalen" für Yuppies.Wir haben den Körnerpark,den Reuterplatz,den Karl-Marx-Platz,bald das riesige Areal vom Flugplatz Tempelhof.und diese Orte warten nur darauf mit Leben gefüllt zu werden.Wie es aussehen kann liegt doch an uns,und warum zeigen wir nicht an einem dieser Orte wie wir uns das vorstellen mit einem Fest,um deutlich zu machen das sie hier nicht gewünscht sind :Die Heuschrecken,die Yuppies,die Profitemacher,die Umstrukturierer.In diesem Sinne:Fight The System,auch in Neukölln

@Bolle

Kreuzberger 28.04.2008 - 14:08
Es stimmt nicht, dass in allen Westberliner Bezirken mit "Ja" gestimmt wurde. Positive Ausnahme sind mal wieder wir, hehe.

Das war ein kleiner Sieg - für verschiedene

Kurt 29.04.2008 - 00:24
Der Artikel erwähnt viele Sachen nicht, trotzdem teile ich die Einschätzung, dass das verlorene Volksentscheid ein ganz kleiner Sieg war.
Nur - es ging dabei niemandem um Tempelhof. Hätte die CDU z.B. Tempelhof wirklich "retten" wollen, hätten sie damals in der Regierung nicht seine Schließung entscheiden müssen.
Hätte ICAT den Weiterbetrieb sicherstellen wollen, hätten sie sich etwas mehr Mühe bei der Formulierung des Volksentscheides gegeben.
Die simple Taktik der CDU und ICAT war, den Volksentscheid so zu gestalten, dass der Rot/Rote Senat sich darüber hinweg setzen konnte. Natürlich hätten sie ihn dafür zuerst gewinnen müssenen um dann hinterher der jetzigen Regierung Ignoranz etc. vorwerfen zu können. Wahrscheinlich hatte sich zumindest die CDU davon versprochen, dass die Berliner_innen endlich Lummer, Landowski und Diepken vergessen, die damals in der großen Koalition zusammen mit der SPD Berlin ausgeplündert haben. Die extreme Korruption führte in den letzten Jahren dazu, dass zahlreiche Krankenhäuser und soziale Einrichtungen gekürzt, wegprivatisiert oder geschlossen worden. Das hat inzwischen einen spürbaren Einfluß auf das Leben in Berlin. Und die allermeisten verbinden mit dieser Korruption drei Buchstaben: CDU.
Warum nicht auch die SPD, verstehe ich ehrlich gesagt nicht. (Wowereit saß damals im Aufsichtsrat der HYP Bank.)
Dass das Kapital sich jetzt auch noch die sog. "Linke" in die Regierung geholt hat, die bereitwillig alles schließt und Tarifverträge mitangreift, werden zynische Marxisten wahrscheinlich als "systemimmanent" bezeichnen. Mich kotzt soviel Machtgeilheit auf Seiten der Partei "Die Linke" einfach nur an.

Also, dass die CDU verloren hat, war ein kleiner Sieg:

1. für die überwiegende Mehrheit der Berliner_innen, die sich von dem mehrwöchigen Dauerbeschuss nicht aus der Ruhe hat bringen lassen

2. aber leider auch für die Bau- und Spekulationswirtschaft, die bestimmt schon ein paar Vertreibungsideen für den Neuköllner Kiez im Auge hat

3. leider auch für die jetzige Regierung, die (fast) ohne Gegenwehr sehr unsoziale Regionalpolitik macht

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 7 Kommentare an

Wähler != Wahlberechtigte — Ick zahl doch nich fuern Wipp-Fluchhafn

VIP Flughafen? — Käptain Balu

Am Wählen gehindert! — (muss ausgefüllt werden)

@(Gedanken)Terrorist — Berliner