Bericht zur Antifa-Demo in Meschede (26.4)

Antifa Sauerland 26.04.2008 18:25 Themen: Antifa
Am 26.04.08 demonstrierten etwa 120 AntifaschistInnen im beschaulichen Meschede (Sauerland). Nach der eigentlichen Demo kam es dann noch zu einem spontanen Spaziergang durch die Mescheder Innenstadt...
Um etwa 12 Uhr hatten sich die ersten AntifaschistInnen am Mescheder Bahnhof eingefunden. Zusätzlich waren noch vier Sicherheitsmänner der Bahn anwesend und von der Polizei war weit und breit keine Spur. Als dann aber aus einem Bus ein wohl recht alkoholisierter Nazi ausstieg und der Meinung war, dass es wohl das beste sei die anwesenden AntifaschistInnen mit dem erhobenen rechten Arm sowie den Worten "Heil Hitler" zu begrüßen kippte die bis dahin gute Stimmung kurzzeitig und der Nazi verließ den Ort des Geschehens mit einer (vermutlich) gebrochenen Nase. Ein Bild von ihm findet ihr unter diesem Artikel.

Nach diesem Vorfall waren dann auch einige Polizisten am Bahnhof anwesend. Bei den eingesetzten Polizisten handelte es sich größtenteils um Hundertschaftspolizisten aus Bochum, Dortmund und Düsseldorf und einige lokale Sauerländer Polizisten.

Um etwa 13:30 Uhr hatten sich dann etwa 120 AntifaschistInnen am Bahnhof versammelt und die Demo setzte sich in Bewegung. Die abgelaufene Route war nicht besonders spektakulär und so ging es erst über eine Hauptverkehrsstraße durch ein Wohngebiet und schließlich wieder zur Abschlusskundgebung in der nähe des Bahnhofs. Es gab noch eine Zwischenkundgebung auf einem Kirchplatz am Rande der Mescheder Innenstadt aber leider war es aufgrund technischer Probleme schwierig etwas zu verstehen.

Als die Demo wie geplant aufgelöst wurde kam es noch zu einem spontan Spaziergang durch die Mescheder Innenstadt (welche eigentlich aufgrund eines kommerziellen Staffellaufes für DemonstrantInnen gesperrt war – daher auch die schlechte Route) und dort wurde mit lauten Parolen auf sich aufmerksam gemacht. Es schlossen sich überraschend viele Jugendliche der spontanen Demonstration an und liefen mit durch die Innenstadt. Die Polizei hielt sich zu diesem Zeitpunkt noch zurück und begleitete die Demo streckenweise mit einzelnen Fahrzeugen.

Als sich die Spontandemonstration wieder am Bahnhof eingefunden hatte wurden allerdings die meisten Demoteilnehmer für etwa eine Stunde gekesselt. Danach nahmen die Polizisten die Personalien der einzelnen Leute auf und sprachen kollektiv Platzverweise aus.

Eigentlich wurde fest damit gerechnet, dass Nazis aus dem Umfeld der "Weißen Wölfe" versuchen würden die Demo zu stören oder anzugreifen. So drohte Stephan Jus (der Sänger der "Weißen Wölfe") vor einigen Tagen noch: "Am 26. zeigen wir euch wem das Sauerland gehört!". Es wurden zwar einige Nazis aus dem Umfeld der "Weißen Wölfe" in Meschede gesehen aber diese haben sich nicht in der Nähe der Demo blicken lassen.

Lieber Stephan, liebe "Weiße Wölfe", ihr wolltet uns zeigen wem das Sauerland gehört? Na wo wart ihr denn? Ist euch wohl doch zu heiß geworden?!

Insgesamt war es also eine sehr erfolgreiche und vor allem notwendige Demo. Im Sauerland gibt es wieder antifaschistischen Widerstand!

Bilder zur Demo gibt es vermutlich Sonntagabend hier und auf unserem Blog.
 http://antifasauerland.blogsport.de/
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Ergänzungen

Redebeitrag

Rockin Reds 26.04.2008 - 18:39
Redebeitrag und Flugblatt von Antifas aus Lüdenscheid...


Everybody Dance Now (C+C music)

Nach Jahren in denen bei AntifaschistInnen in NRW eine gewisse Lethargie herrschte, scheint sich in den letzten Monaten wieder einiges zu bewegen.
Zahlreiche Antifa-Gruppen entstehen und von diesen Gruppen gehen vielfältige Aktivitäten aus. Demonstrationen werden veranstaltet, Soli-Partys für dies und jenes organisiert und auch im Internet sind die jungen Antifas aktiv.
Erstmal finden wir es sehr sympathisch wenn Menschen sich engagieren und versuchen ihren Antifaschismus und ihre Kritik an der kapitalistischen Totalität auch praktisch zu artikulieren. Allerdings sehen wir verschiedene Problemfelder mit diesem Aktivismus verbunden.

Ein Problemfeld dürfte eigentlich recht leicht zu beheben sein. Es handelt sich dabei um den Schutz der eigenen Strukturen, ein Großteil der Kommunikation findet heute im Internet statt, dass ist auch sehr Begrüßenswert. Wenn aber in Punk-Communitys und über Myspace eigentlich interne Informationen verbreitet werden.
Oder offensichtliche AntifaschistInnen ihre Profile mit Portrait- und Gruppenfotos ausstatten ist ein Problem vorhanden. Durch so ein Verhalten schaden die Leute nicht nur sich selbst, in dem sie der Anti-Antifa die Arbeit abnehmen, sie Gefährden auch ihre Gruppenstrukturen und machen diese leichter angreifbar für staatliche Stellen.

Uns geht es hierbei nicht um eine generelle Ablehnung von Myspace oder anderen Internet-Communitys, auch haben wir nicht die Illusion von einer absolut sicheren Kommunikation. Aber die Benutzung von PGP und anderer Sicherheissoftware und eine anonyme Nutzung von Foren, Communitys u.s.w. macht es für die Repressionsorgane und Nazis um einiges schwieriger einen Einblick in linke Strukturen zu erhalten.

Intellektuell ist Strange (Rampue)

Das zweite Problemfeld, das wir sehen ist um einiges komplexer, hier geht es uns um die Inhalte. Viele der neuen Gruppen sind wie schon gesagt äußerst aktiv, diese Aktivitäten sind aber oft nicht inhaltlich begründet und eine theoretische Auseinandersetzung mit komplexeren Themen findet teilweise gar nicht statt.

Für eine emanzipatorische Linke gibt es gewisse Mindeststandards die es zu erfüllen gilt. So ist eine personalisierte Kapitalismuskritik, die den Kapitalismus nicht in seiner Totalität anerkennt in jedem Fall verkürzt, da sie die Strukturen des Kapitalismus nicht analysiert und deswegen Zusammenhänge weder darstellen noch begreifen kann. Eine solche „Kritik“ bietet auch Anschluss für einen rechten Antikapitalismus, in dem es zu einer Trennung zwischen „schaffendem“ und „raffendem“ Kapital kommt.
Ähnliche Erklärungsansätze für die kapitalistischen Verhältnisse sind auch bei vermeintlich Linken zu beobachten. Eine solche „Kritik“ verkennt aber das, dass Problem im Kapitalismus als gesellschaftlichem Verhältnis an sich liegt.

Eine „Kapitalismuskritik“ die in Finanz- und Produktionssphäre trennt hat außerdem immer Anknüpfungspunkte für reaktionäre Elemente. So geht diese Kritik oft mit antiamerikanischen Ressentiments einher, in denen z.B. Georg W. Bush mit Adolf Hitler gleichgesetzt wird oder MC Donalds boykotiert wird. So etwas steht in keinem Zusammenhang mit einer emanzipatorischen Kritik, sondern bietet weitere Anschlussmöglichkeiten z.B. für Antisemiten und Antizionisten.
Für eine radikale Linke, die diesen Namen auch verdient, ist es immer notwendig Antisemitismus und Antizionismus zu bekämpfen, die Solidarität mit Israel, dem Staat der Holocaustüberlebenden sollte zu den linken Standards gehören. Schließlich ist Israel der einzige Staat, der den von Antisemitismus verfolgten einen notwendigen Schutzraum bietet.

Im Gegensatz zu einigen Linken die sich damit beschäftigen die Weltpolitik zu kommentieren und sich auf der einen oder anderen Seite eines Konfliktes zu positionieren, ist es uns weiterhin wichtig unsere Kritik auf die Straße zu tragen.
Es ist aber nur mit einer ausreichenden theoretischen Grundlage möglich die eigenen Positionen offensiv in die Öffentlichkeit zu tragen, dabei wollen wir eine Kritik und Praxis entwickeln die es möglich macht den Kapitalismus auf der Höhe der Zeit und in seiner Totalität anzugreifen.

Dafür ist, eine gewisse Organisierung bzw. Vernetzung der radikalen Linken unbedingt notwendig. Eine Organisierung hat praktische Vorteile, so können durch Sie kleinere Gruppen strukturell unterstützt werden und auch für größere Gruppen ist es in einem organisierten Rahmen einfacher aktiv zu werden außerdem ist es so leichter möglich gewisse Informationen zu verbreiten. Auch die theoretischen Auseinandersetzungen von verschiedenen Gruppen können so einfacher geführt werden und es können gemeinsame Positionen entwickelt werden, die dann gemeinsam artikuliert werden. Für die derzeit marginalisierte Linke besteht in einer Vernetzung die einzige Möglichkeit mit eigenen Inhalten in die Öffentlichkeit zu treten.


Für den Kommunismus!


Im April 2008
Emanzipatorische Lüdenscheider AntifaschistInnen - [ELA]
organisiert im …ums Ganze Bündnis

hm

Antifa 26.04.2008 - 20:58
Wir waren mindestens 120. Und der Spaziergang war kraftvoller und besser als die offizielle Demo. Nur das Verhalten einiger Polizisten war unter aller Sau. ich spreche hier vor allem von diesem Sonnenbankjuristen von der Hundertschaft, der als allererstes seinen Schlagstock zog. Die leute aus dem Kessel in der ersten Reihe wissen, wen ich meine.

Dann mal zu den gestelltren Anzeigen wegen Verstoßes gegen das Vermummungsverbot: Ich hab auch eine bekommen und falls es zum prozess kommen sollte, kann ich mich dann auf das Urteil des Amtsgericht Düsseldorf vom 15.August 2007 berufen, in dem einem Antifa die Vermummung als Schutzhandlung gegen Anti-Antifaarbeit gewertet wurde? Ich habe mich nämlich nur dann vermummt, wenn irgendwelche Typen Fotos gemacht haben. Als ich gesehen hab, dass wir gekesselt wurden, hab ich die Maskerade weggelassen.

Presseecho

Bla 27.04.2008 - 14:16
Artikel der WP zur Demo:  http://www.derwesten.de/nachrichten/staedte/meschede/2008/4/27/news-41414903/detail.html

Jetzt dürfte die Dikussion um Teilnehmerzahl sowie Sponti beendet sein oder?

die zeitung übertreibt

ziemlich 27.04.2008 - 16:04
denn es wurde zb. kein totschläger, sondern ein nromaler Teleskopschlagstock gefunden. und die sog. >rauchbomben waren nur kleine selbstgebaute, völlig hamlose exemplare

Fotos

Fotos 27.04.2008 - 20:39
...

B

A 27.04.2008 - 21:17
1. Die Bullen reden von rund 100 Demonstranten
2. Die Presse schreibt in verschiedenen Zeitungen in verschiedenen Artikeln von rund 100 Demonstranten
3. Verschiedene Leute die da waren reden von rund 100 Demonstranten
4. Die Bilder zeigen nicht die gesamte Demo sondern immer nur Teile und wenn mensch sich alle zusammendenkt kommt mensch auf rund 100 Demonstranten


Den Leuten, die weder Infos aus den eigenen Reihen, Bildern, der Presse oder den Bullen vertrauen ist nun auch nicht mehr geholfen.

Meinen Glückwunsch

Micha 28.04.2008 - 17:15
Ich möchte die jungen Leute zu ihrer einigermaßen gelungenen Demonstration beglückwünschen. Sie hatte sicher noch die eine oder andere Schwäche, aber Sie haben so etwas ja auch noch nicht oft gemacht, wie ich hörte. So war zum Beispiel der Lautsprecher nicht laut genug. Und die Rede der Gruppe aus Lüdenscheid fand ich nicht gut. Aber man muss ja auch nicht in allem einer Meinung sein - was uns an so einem Tag verbindet, ist die Ablehnung der Neofaschisten. Als alter Mescheder hätte ich mir übrigens gewünscht, dass man an einigen geschichtsträchtigen Stellen innehält und etwas zur Geschichte des Ortes sagt. Wir sind zum Beispiel am Haus des Mescheders Milton Kahn vorbeigekommen, der in der Reichspogromnacht vom aufgehetzten Mescheder Nazi-Mob heimgesucht und bedroht worden ist. Aber auch an Orten erfolgreichen antifaschistischen Widerstandes sind wir vorbeigekommen. Beim nächsten Mal kann man vielleicht auf solche Stellen und ihre Geschichte hinweisen. Es ist jedenfalls richtig und wichtig, dass Sie sich gegen den Neofaschismus, den es leider auch im Sauerland gibt, engagieren, und versuchen, die Öffentlichkeit darüber zu informieren. Ich bin mit meinen Freunden auch beim nächsten Mal wieder dabei.

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