Das Christival - kein Grund zu Feiern!

xyz 25.04.2008 16:38 Themen: Antifa Biopolitik Gender
In dem Zeitraum vom 30.04-04.05. wird das „Christival 2008“ in Bremen veranstaltet. Heerscharen junger Christ_innen werden die Stadt heimsuchen – mit bis zu 30 000 Teilnehmer_innen wird gerechnet.
Schön nett und poppig klingt es im ersten Moment, entpuppt sich aber bei näherem Hinsehen nicht als die harmlose Veranstaltung, als die es vorgestellt wird, sondern als extrem reaktionär.
Organisiert wird das Christival von den so genannten Evangelikalen, christliche Fundermentalist_innen. Diese gehen von der absoluten Irrtumslosigkeit der Bibel aus, die wortwörtlich auf alle Bereiche des Lebens angewendet wird, sowie von der völligen Sündhaftigkeit und Schuld aller Menschen, die durch den einzig wahren christlichen Gott erlöst werden müssen. Die Pflicht eines jeden Menschen sei es, das „Wort Gottes“ in alle gesellschaftlichen Bereiche zu tragen und zu verankern. In diesem Sinne ist das Christival ein großes missionarisches Spektakel, in dem mit viel Popkultur, vereinigenden Gemeinschaftserlebnissen und spirituellen Erfahrungen Menschen für eine extrem reaktionäre Ideologie gewonnen werden sollen.
An dieser ist viel zu kritisieren (neben allgemeiner Religionskritik, beispielsweise auch deren Rassismus und Nationalismus), wir wollen uns in diesem Artikel allerdings in erster Linie auf eine Kritik aus einem antisexistischen und feministischen Blickwinkel fokussieren, womit aber keinesfalls die Notwendigkeit anderer Kritikpunkte geschmälert werden oder deren Verschränktheit unbeachtet bleiben soll.

Bereits im Vorfeld hat das Christival für Negativschlagzeilen gesorgt: Es sollte ein Seminar unter dem Titel “Homosexualität verstehen – Chancen zur Veränderung“ angeboten werden. Zwei Referenten_innen des „Deuschen Institutes für Jugend und Gesellschaft“ sollten dieses Seminar gestalten. Das besagte „Institut“ gehört zu einer missionarischen evangelikalen Kommunität, der sogenannten „Offensive junger Christen“. Das Institut vertritt eindeutig die Position, dass sich Homosexualität als „veränderbar“ begreifen lässt und steht den Zielen von Ex-Gay-Bewegungen nahe, die im Weiteren noch näher beschrieben werden. Das Christival- Seminar wurde inzwischen aufgrund der Intervention des parlamentarischen Geschäftsführers der Grünen, Volker Beck, abgesagt. Auch ohne das umstrittene Seminar wird der sexistische Inhalt des Christivals nicht geschmälert. Roland Werner, prominenter Anhänger des „Deuschen Institutes für Jugend und Gesellschaft“, ist einer der Hauptorganisator_innen. Aber auch die restlichen Initiator_innen und evangelikalen Organisationen stellen sich deutlich hinter das besagte Seminar und dessen Inhalte.

Das Seminar steht lediglich exemplarisch für die in der evangelikalen Bewegung herrschende Ablehnung und Pathologisierung von Homosexualität. Im Laufe ihrer Geschichte entstanden, zunächst in den Vereinigten Staaten, mehrere „Ex-Gay-Organisationen“, die es sich zur Aufgabe machen, Menschen mittels verschiedener „Therapieformen“ in ihrer sexuellen Orientierung zu „verändern“. Auch in Deutschland gibt es entsprechende Gruppen, so z.B. die Vereinigung „Wüstenstrom, e.V.“, eine Ex-Gay-Organisation aus dem evangelikalen Spektrum und Ableger der amerikanischen „Desert Stream Ministries“.
Im Internetportal der Organisation „Wüstenstrom e.V.“ ist zunächst rhetorisch geschickt die Rede von „Sexualitäten, die individuell verschieden sind“ . Schnell wird dennoch deutlich, dass Homosexualität als Problem gewertet wird, welches es zu verändern gilt. Wie dies konkret auszusehen hat, findet sich unter www.wuestenstrom.de. Die hier zur Anwendung kommende Therapieform wird als „Reparative Therapie“ bezeichnet, ein Konzept aus den Anfangszeiten der Psychoanalyse, dessen Name schon Beklemmung erzeugt und welches heute auch im psychologischen Mainstream als gefährlich eingestuft wird. Eine solche „Therapie“ kann ein ganzes Spektrum an psychosozialen Folgen nach sich ziehen, von schweren Identitätskrisen bis hin zu Suizidversuchen. Organisation wie „Wüstenstrom e.V.“ begründen ihre Ansichten und die Notwendigkeit einer Therapie häufig mit einer sog. „Ich-Dystonen Störung“, welche eine Nicht-Akzeptanz der eigenen sexuellen Orientierung bezeichne. Eine Therapie soll jedoch nicht das schwierige Verhältnis der Betroffenen zur eigenen Sexualität verändern, sondern die Homosexualität selbst. Dass ein Wohlbefinden mit der eigenen Sexualität immer eine Frage der Akzeptanz seitens der Gesellschaft ist, bleibt hierbei völlig unberücksichtigt.
Diese heteronormativen Positionen werden mit der Bibel begründet, in der Homophobie fest verankert ist, so zum Beispiel im 3. Buch Mose „Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Greuel ist“.

Auch „Die Birke e.V.“ sieht in Homosexualität einen krankhaften, perversen Auswuchs menschlichen Begehrens, welcher linear auf vorangegangene traumatische Erfahrungen wie sexuellen Missbrauch in der Kindheit zurückzuführen sei: „Was Volker Beck (und pro familia & Co.) an uns so sehr hasst, ist schlicht die Tatsache, dass wir uns erfolgreich zwischen die unschuldigen Opfer und die gnadenlosen Täter stellen: Hier die Rettung vor der Abtreibung, dort die Rettung eines ehemals missbrauchten Kindes, das sich ungewollt als Homosexueller wiederfindet.“ Diese „ungewollte Homosexualität“ gelte es zu heilen.

Im Wesentlichen steht „Die Birke e.V.“ allerdings für die Positionen der christlichen Abtreibungsgegner_innen. Jener Verein gehört zu den sog. “Lebensschützer_innen”, die Schwangerschaftsabbrüche massiv bekämpfen und gegen abtreibende Frauen hetzten. Damit vertreten sie bei weitem keine Einzelposition, was allein schon an dem breiten Kreis finanzieller Unterstützer_innen deutlich wird.
In der von ihnen praktizierten „Schwangerschaftskonfliktberatung“ wird angeblich eng mit den schwangeren Frauen zusammengearbeitet und nach gemeinsamen Lösungswegen gesucht. Dabei kommt als „konstruktive Lösung“ der vermeintlichen Krise allerdings nur die Geburt des evtl. ungewollten Kindes in Frage, auch nach vorangegangener Vergewaltigung. Das dieser „Problemlösung“ zugrunde liegende vereinfachende Frauenbild mutet recht abenteuerlich an. So teilt „Die Birke e.V.“ Rat suchende Schwangere in vier „Frauenprofile“ ein: „Die Harte, scheinbar Skrupellose“, „Die Gesprächsoffene, scheinbar Freundliche“, „Die Zerrissene, schwankend zwischen Zuversicht und Zweifeln“, „Die neue Frau – beziehungsschwach, bindungsunfähig“. Diese antifeministischen Frauenbilder stellen neben Menschentypisierungen, eine verkürzte Gleichmacherei völlig differenter Lebenssituationen dar. Insbesondere in der Beschreibung des letzten „Frauentypus“, der „neuen Frau“, wird ein ganzes Paket christlicher Werte vorgestellt, durch dessen Fehlen die beschriebene, defizitäre Frau dem christlichen, weiblichen Idealtypus widerspricht. Ihr „Profil“ sei das einer nach der sexuellen Revolution in den 1968ern geborenen, nach Materiellem strebenden, durch Reizüberflutung in den Medien („Pornographie, Gewalt, Horror, Perversion“) geschädigten Person, deren Mutter „meist berufstätig war“ und sie somit „fremdbetreut“ aufgewachsen sei. „Oft kommen Trennungen, Scheidungen, Ein-Eltern-Familie, neue Partnerschaften, Patchwork-Konstellationen hinzu. Solche Bindungsdefizite schwächen das Urvertrauen und führen zu Bindungsängsten und Bindungsunfähigkeit.“ Ein Opfer äußerer Umstände sei sie also, welches die Liebe suche, aber diese in ihren „als normal angesehenen“ ständig wechselnden Partnerschaften noch nicht gefunden habe. Sie sei egoistisch, habe „kein Schuld- oder Verantwortungsbewusstsein“ und sei daher ein harter Fall für die Lebensschützer_innen. Hieraus wird deutlich, dass Frauen weder berufstätig noch unabhängig sein oder wechselnde Partner haben sollen. Sie werden ausschließlich auf ihre reproduktive Rolle als Mutter festgelegt – das Recht auf Selbstbestimmung hat hier keinen Platz. Dies wird daran deutlich, dass es den Evangelikalen in erster Linie um die Ablehnung der so genannten „sozialen Indikation“ geht, die einen Schwangerschaftsabbruch wegen einer zu erwartenden sozialen Notlage der Mutter erlaubt und der häufigste Abtreibungsgrund ist. Die Evangelikalen prangern nun den „maßlos gesteigerten Egoismus“ der Betroffenen an, welcher sich in der hohen Bewertung des Selbstbestimmungsrechts („mein Bauch gehört mir“) ausdrücke. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass – dem biblischen Sündenfall gleich, welcher die menschliche Natur verdorben habe – alleinig die Frau zur Verantwortung gezogen wird und sich des Mordes schuldig mache. Begründet wird diese Haltung mit dem biblischen Gebot „Du sollst nicht töten“ und mit einem kreationistischen Verständnis der Entstehung von Leben.
Dies wird z.B. an der Position der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) deutlich, die als eine Dachorganisation von zahlreichen evangelikalen Vereinen an der Austragung des Christivals 2008 maßgeblich beteiligt ist. Sie lehnt naturwissenschaftliche Erklärungen zur Entstehung von Leben ab: Die Befruchtung einer Eizelle bedeutet in dieser Logik göttliche Schicksalhaftigkeit. Der Mensch sei zwar durch moderne Technologien mit der Herrschaft über die Schöpfung Gottes betraut worden, aber dies schließe „die Verfügung über den Mitmenschen, also über menschliches Leben und menschlichen Tod, nicht ein“ . Die Eizelle wird bereits direkt nach der Befruchtung als „vollständiger, ... kleiner Mensch“ begriffen, dessen Recht auf Leben es noch vor dem Recht auf Selbstbestimmung der Schwangeren zu schützen gelte. Gerade innerhalb deutscher evangelikaler Veröffentlichungen findet an dieser Stelle oftmals ein den Holocaust relativierender Bezug statt, wodurch die Nähe der Evangelikalen zu Nationalismus, Revisionismus und rechtem Gedankengut explizit zum Ausdruck kommt: „Unser Volk und unsere evangelische Kirche aber müsste aus Erfahrungen des Dritten Reiches wissen, was es bedeutet, durch Massenliquidation wehrloser Unschuldiger Gottes Gericht herauszufordern.“
Auch bezüglich der Vorstellungen über die Rolle von Frauen in der Gesellschaft gehen Evangelikale mit rechten (aber durchaus auch Mainstream-) Ansichten konform. Die Idealisierung des Mutterbildes wird verbunden mit der Inszenierung einer „demographischen Katastrophe“. So auch von Robert Spaemann, einem wesentlichen Unterstützer der „Birke e.V.“ , der sich dazu in einem Interview in der rechtsextremen Zeitung „Junge Freiheit“ geäußert hat. Darin bezeichnet er die Kampagne „Mein Bauch gehört mir“ als „widerlich“ und fordert ein Verbot von Abtreibungen, damit Deutschland nicht aussterbe.

Das wichtigste Instrument Gottes ist nach evangelikaler Auffassung die Familie. Sie gehe aus seiner Schöpfung hervor und sei demnach verpflichtet nach „Gottes Willen“ zu leben. Dies soll anhand klar festgelegter Rollen („die Frau sei dem Manne Untertan“) und in den engen Grenzen der Zweigeschlechtlichkeit und Mononormativität geschehen.
Das oberste Anliegen von „Mann“ und „Frau“ habe die Zeugung möglichst vieler Kinder zu sein. In diesem Zusammenhang wird Feminismus und die Emanzipation von Frauen als ein „zersetzendes Element“ für Familie, Ehe/Partnerschaft und Gesellschaft angesehen.

Die hier thematisierten zentralen Prinzipien der Evangelikalen wie Homophobie, Sexismus, Antifeminismus, Heteronormativität und Aufrechterhaltung der Zwangszweigeschlechtlichkeit sind keinesfalls Privilegien christlicher Fundermentalist_innen, sondern fest in den Strukturen dieser Gesellschaft verankert. Deutlich wird das beispielsweise auch an der großzügigen finanziellen Unterstützung, die dem Christival nicht nur von verschiedenen Firmen, sondern auch von der Familienministerin Ursula von der Leyen zur Verfügung gestellt wird .
Daran wird deutlich, dass die Evangelikalen nicht einfach als religiöse Spinner_innen abzutun sind.

Dieser auf vielfältigen Ebenen operierenden neuen evangelikalen Religiosität gilt es, sich auf vielfältige Weisen entgegen zu stellen. Wir wollen nicht hinnehmen, dass von dem Mainstream abweichende Sexualitäten und Geschlechtlichkeiten, alternative Lebens- und Beziehungskonzepte weiterhin stigmatisiert und diskriminiert werden.
Wir wenden uns dabei nicht ausschließlich gegen die Ansichten religiöser Fundamentalist_innen, und auch nicht bloß gegen äußerst fragwürdige christlich-konservative Werte. Grundlegend kritisieren wir die auf breiter Akzeptanz und stillschweigendem Einvernehmen basierenden (Re-) Produktion der vergeschlechtlichen Herrschaftsmechanismen durch die gesellschaftliche Mitte.

Am Eröffnungsabend des Christivals, am 30.04.08, wird es eine antisexistische Demo unter dem Motto: „Gegen den sexistischen Normalzustand - beim Christival und überall! Take back the night!” geben.
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Ergänzungen

Bündniskundgebung

FdK! 25.04.2008 - 20:39
Gegen christlichen Fundamentalismus und Homophobie!
Mittwoch, 23. April 2008
Vom 30. April bis zum 4. Mai 2008 findet in Bremen das „Christival“ statt. Zu diesem christlichen Event werden 20. bis 30.000 hauptsächlich junge Menschen erwartet. In der Messehalle, auf der Bürgerweide, dem Bahnhofsvorplatz, dem Marktplatz und an etlichen anderen Veranstaltungsorten sollen in Seminaren, Kultur- und Sportveranstaltungen Menschen für den christlichen Fundamentalismus gewonnen werden – unter der Schirmherrschaft der Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen.

Ihr Ministerium beteiligt sich auch mit 250.000 Euro an den Veranstaltungskosten. Schlagzeilen machte das Christival bereits mit dem geplanten Seminar unter dem Titel „Homosexualität verstehen – Chancen zur Veränderung“. Die Message: Wer homosexuell ist, kann und soll das ändern. Das Seminar wurde unterdessen wegen des großen öffentlichen Drucks aus dem Programm gestrichen. Die homosexualitätsfeindliche Einstellung der VeranstalterInnen bleibt. AnhängerInnen des „Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft“, welches den Workshop ursprünglich anbot, sind weiterhin OrganisatorInnen
des Christival und auch andere VeranstalterInnen stellten sich hinter das Seminar.

Sex ist Gottes Idee – Abtreibung auch?“ wird in der Überschrift eines Seminars des Vereins „Die Birke“ gefragt. Bei genauerem Hinsehen wird klar, dass der Veranstalter die Frage längst beantwortet hat. „Die Birke e. V.“ gehört zu den sog. „LebensschützerInnen“, die sich radikal gegen Abtreibung aussprechen und damit Frauen ihr Recht auf Selbstbestimmung über ihren Körper verwehren. Sie wendet sich gegen die von der Frauenbewegung erkämpfte Einschränkung der Strafbarkeit von Abtreibung. Diese erlaubt es Frauen, innerhalb der ersten drei Monate nach einer Beratung die Schwangerschaft abzubrechen.

Das Christival wird als modernes, jugendliches Event inszeniert. Die Inhalte sind jedoch alles andere als neu. Es wird gegen Homosexualität gehetzt und versucht, die Errungenschaften der Frauenbewegung rückgängig zu machen. Die Ehe wird als einzig „richtige“ Lebensform propagiert und alternative Lebensentwürfe werden somit diskreditiert.

Diese Zurschaustellung reaktionärer Ideologie machen wir nicht mit! Wir wenden uns gegen eine Idealvorstellung von Ehe, Heterosexualität und Sex nur zum Zwecke der Fortpflanzung. Die Menschen können selbst über ihr Leben bestimmen – wir brauchen keinen christlich-fundamentalistischen Verhaltenskodex!

In den letzten Jahren hat Religiösität scheinbar eine Renaissance. Zugleich orientieren sich gerade Jugendliche wieder mehr an „alten“ Werten wie Ehe und Familie. Das ist in Zeiten zunehmender sozialer Unsicherheit auch kein Wunder! Wenn die Zukunft immer ungewisser und die Schere zwischen arm und reich immer größer wird, kann gerade Religion Trost in der miesen Lebenslage sein. Auch auf dem Christival wird das deutlich: „Arbeitslos - was nun?“ fragt zum Beispiel eine Seminarankündigung. „Auch wenn es nicht so läuft, wie wir uns das wünschen, so ist Gott doch da und gibt uns Kraft und Halt. Sei gewiss, Gott hat für jeden einen Plan.“ heißt es in der Veranstaltungsbeschreibung.

Das Bedürfnis nach Kraft und Halt ist nachvollziehbar – aber dabei einfach auf einen Gott zu vertrauen, hilft nicht gegen die Ursachen sozialer Unsicherheit, sondern stabilisiert sie noch. Wir wollen uns nicht mit dem Zustand der Welt und unserer eigenen Lage abfinden! Die Verhältnisse sind weder Schicksal noch gottgegeben. Die Welt ist wie sie ist, weil die Menschen sie so eingerichtet haben. Wenn wir sie verändern wollen, können und müssen wir das selbst tun.

Gegen christlichen Fundamentalismus und Homophobie! Für ein selbstbestimmtes Leben und eine Gesellschaft, in der es um die Menschen und ihre Bedürfnisse geht.

Kundgebung am Samstag, 3. Mai, 14 Uhr, Domshof


unterstützt u.a. von: Antifa Bremerhaven, Antifaschistische Jugendaktion Bremen (ajab), Antikapitalistische Linke Bremen, Archiv der sozialen Bewegungen Bremen, AStA der Uni Bremen, Avanti – Projekt undogmatische Linke, Betty Beatz, Bremer Atheisten- und Freidenker – Union, Cafe "Bi it!" im Cafe Kweer, DGB Jugend Bremen/Bremerhaven, DGB Jugend Oldenburg/Wilhelmshaven, feliz Plenum, GesamtschülerInnenvertretung Bremen, GEW Bremen, Gruppe „Kritik im Handgemenge“ Bremen, Internationale sozialistische Linke Bremen, Linksjugend.['solid] Bremen, solid.org – Organisierung linker Basisgruppen, ver.di Jugend Bremen/Nordniedersachsen


Weitere Termine:

Hintergründe zum Christival: Globale und lokale Aspekte der evangelikalen Bewegung // Montag, 28. April, 20 Uhr, Paradox (Bernhardstr. 12)

Auf Teufel komm raus – Tanz in den Mai // Mittwoch, 30. April 2008, ab 21 Uhr, JH Buchtstraße

Große Frauen/Lesben Walpurgisnacht-Party //Mittwoch, 30. April, 22 Uhr, Friedensgemeinde
(Humboldtstr. 175) - natürlich barrierefrei

Bitte etwas differenzierter!

Daniel 25.04.2008 - 23:04
Evangelikale einfach ausnahmslos als Fundamentalisten zu betiteln ist einfach falsch. Auch wenn Teile der Beschreibungen vielleicht auf einige Evangelikale zutreffen, sind die Evangelikalen in Deutschland sicherlich keine homogene Gruppe, die in allen Punkten gemeinsame Ansichten vertritt.
Mich würde auch sehr interessieren, wo es Rassismus und Nationalismus in den Reihen der Christival-Veranstalter gibt.

mehr Infos !

Robert 26.04.2008 - 11:27
Mehr Infos gibt es immer aktuell auf www.bremen.antifa.net

Dumm?

ab 26.04.2008 - 14:54
Ich glaube ihr Leutchen verwechselt Evangelikale mit ProtestantInnen. Evangelikale zeichenen sich durch einen 100%ige Befolgung der Bibel und
einem patrarchales Frauenbild aus. Aber sind wahrscheinlich eh alles Fakes.

innensicht

alex 30.04.2008 - 00:32
ich halte den artikel persönlich als sehr treffend formuliert. trotzdem bleibt mir aus der innensicht eines christival-mitarbeitenden nichts anderes übrig, als einmal klar zu stellen, dass dies nicht eine reine veranstaltung "evangelikaler" christinnen und christen ist. wer sich ehrlich eingesteht, dass weltanschaulich geprägte gruppen grundsätzlich niemals homogen sind, dass deren mitglieder zwar im kern gemeinsame überzeugungen teilen, sich aber über viele fragen streiten und trotzdem an gemeinsamen projekten festhalten, der und die wird bei einer differenzierteren betrachtung der durchführenden und verantwortlichen des christivals ganz schnell zu denselben feststellungen kommen. nun bilde ich mir ein, im gesamtfeld der mitarbeitenden tatsächlich eine extrem linke position einzunehmen, trotzdem habe ich mich entschieden, an diesem projekt mitzuarbeiten. und zwar aus folgenden gründen: ich bin der überzeugung, dass der kern des christlichen glaubens allen religionskritischen anfragen insofern standhält, dass er sich nämlich tatsächlich bis in seine axiome hinterfragen lässt. damit steht er aus theologischer sicht auf derselben grundlage wie andere wissenschaften, die notwendigerweise auch auf axiomen beruhen, die nicht weiter hinterfragbar sind. aber völlig abgesehen von der religionsphilosophischen fragestellung (und der tatsache, dass die theologie selbst die religionskritik schon längst links überholt hat, was nur denen nicht bewusst ist, die sich mit theologischen fragen weniger beschäftigen - bis hin zur theologischen selbtszerfleischung) geht es um weit mehr. nämlich um die tatsache, dass überall in unserer welt deutlich wird, dass menschen die volle macht dazu haben, sich selbst, andere und sogar die ganze menschheit zugrunde zu richten. und die frage ist: welcher weg kann aus diesem zustand gefunden werden. eine(!) antwort darauf gibt die bibel, die im kern besagt, dass das sein des menschen kein sein für sich selbst sein kann, sondern immer ein sein auch und zu allererst für den anderen und die andere. punkt, und dass damit verbunden ist, den anderen und die andere zuerst einmal so anzunehmen, wie er und sie ist. auch punkt. und das ganze aus dem grund, weil gott keine unterschiede zwischen den menschen macht. aus meiner sicht bleibt dabei kein platz für rassismus, homophobie, sexismus ... für überhaupt kein verhalten, das einem anderen menschen abspricht, so sein zu dürfen, wie er ist. das bedeutet nicht, dass jedes verhalten geduldet bzw. akzeptiert werden kann. denn ausgeschlossen ist damit, dass ein mensch einen anderen zum zweck seiner interessen und ziele macht (der gute alte kant). hier geht es um grundsäzlich ethische fragen. und nun ein paar worte zu dem, worum auch auf dem christival gerungen wird: mir geht es nicht gut dabei, wenn menschen das christival mit seinen ganz unterschiedlichen veranstaltungen zur flucht aus der welt benutzen in eine scheinbar heile welt gottes, es hat mit der botschaft jesu christi nichts zu tun. aber ich freue mich, wenn menschen durch diese botschaft erleben: ich hab eine chance neu anzufangen und es gibt auch hoffnung für diese welt und alle menschen, die darin leben ... und ich bin aufgefordert, mich mit allem was ich kann, an der verbesserung dieser welt zu beteiligen. es geht mir nicht gut dabei, wenn menschen auf dem christival & überall absolute positionen vertreten, die anscheinend für alle gleichermaßen gültigkeit haben sollen. ich lehne es ab, dass sozio-kulturell geprägte moralvorstellungen von vor annähernd 2000 jahren eins zu eins ins heute übertragen werden (in fragen der homosexualität z.b.) und damit an der heutigen lebenswirklichkeit vorbei gehen. so könnte ich gerade weitermachen ... aber vor allem schmerzt es mich zutiefst, dass in dieser diskussion die grundfragen, die sich uns heute stellen völlig ausgeklammert werden: wie beenden wir endlich den krieg zwischen den menschen? wie finden wir zu einem dauerhaften frieden? wie bekämpfen wir die ungerechtigkeit zwischen arm und reich - in unserer gesellschaft hier und auf der ganzen welt? wie finden wir endlich wege, im einklang mit der natur (ich nene es mal schöpfung - das tun gelegentlich sogar überzeugte atheist/innen)? wie finden wir einen weg, aus den ideologischen diskussionen zu entkommen und endlich als menschen die wirklichen probleme gemeinsam anzupacken? ganze ehrlich: wie wichtig kann ich dann noch ein oder sogar zehn kritische seminare auf dem christival nehmen ,,, ob ich diese einstellung teile oder nicht: (mal nur hypothetisch angenommen es gäbe ihn ...) wenn ich mit gottes augen auf diese welt blicken würde, was würde es mich schmerzen, dass die menschen sich selbst bekriegen (wegen ihrer sexuellen orientierung, wegen moralischer differenzen, wegen ihrer machtansprüche, wegen ihrer gier ...) und dabei sich selbst zugrunde richten ... ich weiß, ich spreche mich damit - im vollbesitz meiner geistigen kräfte - gegen eine ganze reihe von inhalten und formen auf dem christival aus. aber ich hoffe, ich konnte deutlich machen, warum ich trotzdem dort mitarbeite ...

Für Meinungsfreiheit

Freidenker 05.05.2008 - 09:26
Ja, das Christival ist vorbei. Mit vielen Eindrücken.
Eine Demo während der Eröffnungsveranstaltung. In der Predigt geht es um Liebe, und darum, dass ein Christ sich durch Nächstenliebe auszeichnet, dadurch dass er jedem Menschen Respekt und Würde entgegenbringt. Das konnte man gleich trainieren, als einige Demonstrnten den Zaun durchbrachen, Böller warfen und mit Tränengas hantierten, das auch Polizisten traf, die nur ihren Job machen.
Ich war auf der Anti-Christival Kundgebung am Freitag auf dem Marktplatz kurz dabei, aus Interesse. Komisch, dass die Anliegen vom Christival und den dort versammelten Leuten eigentlich gar nicht so unterschiedlich sind. Kein Christivaller will einen Homosexuellen heilen. Kein Christivaller will im Patriarchat leben. Die wenigsten Christivaller sehen die Bibel tatsächlich als ein Buch das von Gott vom Himmel gefallen ist und nun wortwörtlich auf das Leben angewendet werden muss, obwohl die Bibel ernst genommen wird. Eine Sache fiel mir auf: Egal auf welcher Seite man steht, es gibt immer einigen wenige die die Denkarbeit machen, das ganze dann in Worte fassen und Parolen für die Masse fabrizieren. Auf der einen Seite hat man dann schwarz angeogene Jugendliche mit anti-Christival- Buttons, die stolze VErkündigung, dass man fürs Christival einige Übernachtungsräume "hergerichtet" hätte (Einbruch und Verwüstung der Sanitären Anlagen) auf der anderen Seite Christival-Teens die "Free Hugs" auf der Straße verteilen.
Ich frage mich, rein von dem Bild, das man nach außen wahrnehmen konnte, wer hier wirklich eine freie Meinungsbildung ermöglicht.
Ich habe beschlossen ein wirklicher Freidenker zu bleiben. Ich will mich bemühen, auch einen "Anti-Christivaller" zu verstehen, deshalb mein Statement hier. Ich will mich nicht nur einseitig informieren und auch gegen meine eigene "Gruppe" konstruktiv-kritisch bleiben.
Wenn das alle machen würden wären wir alle eines: wahre Freidenker.
Denn Frei ist nur der der die Freiheit überall suchen darf.

jesus vs. pressefreiheit

jonas 06.05.2008 - 21:58
möchte euch einladen, hier ein paar fotos anzusehen und zu lesen, wie man als journalist auf dem christival behandelt wurde. von demokratischen tugenden wie pressefreiheit wurde offensichtlich nicht viel gehalten

 http://www.youtube.com/watch?v=yunpuWSObvQ

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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christival — christian

@christian — fx

? — ?

@fx — (muss ausgefüllt werden)

Wie schön... — Tüüp

@ (muss ausgefüllt werden) — meine name ist mensch

@meine name ist mensch — meiner auch

Negativschlagzeilen? — Pater Rolf Hermann Lingen

@pater pipapo — fx

Redet euch nicht raus — >><<

@ mein name ist mensch — whats our way?

Warum so Misstrauisch — Michael

Grausame Bibelzitate — Nikolai Thoma

Termini — Hermann