der Funke im Pulverfass

IKG 24.04.2008 19:40
Fuoco alle polveri - Guerra e guerriglia sociale in Irak
der Funke im Pulverfass - Krieg und Sozialeguerilla in Irak
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Fuoco alle polveri - Guerra e guerriglia sociale in Irak
der Funke im Pulverfass - Krieg und Sozialeguerilla in Irak

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Wir veröffentlichen hier drei Auszüge eines auf italienich erschienenen Buchs unter dem Titel: Fuoco alle polveri - Guerra e guerriglia sociale in Irak… der Funke im Pulverfass - Krieg und Sozialeguerilla in Irak.
Dieses Buch beinhaltet eine Folge von Artikeln, die den heutigen Kampf mit dem proletarischen Aufstand von 1991 betrachten. Neben Informationsartikel n aus verschiedenen Büchern und Zeitschriften, die die Aspekte des Klassenkampfs in Irak erzählen, findet man eine in italienischer Wiederausarbeitung unseres in „Communisme“ Nr.55 herausgegebenen Artikels „Über einige Betrachtungen hinsichtlich der in Irak heutigen Ereignisse“. Das Interesse für dieses durch einige Kameraden realisierte Werk findet sich in der Tatsache, dass sie den Klassenkampf im Mittelpunkt der in Irak heutigen Ereignisse wieder stellen. So stellen sie ihre Initiative vor: „Irak 1991. Nach der Bombardierung der westlichen Koalition, explodiert ein verkannter gebliebener Riesenaufstand gegen den Krieg und das Regime von Saddam Hussein. Durch die ganze Welt bewaffnet und unterstützt, werden der Diktator und seine Peiniger den Aufstand blutig niederschlagen. Irak 2003…Nach zwölf Embargojahren und einer Reihe von Bombardierungen, nimmt die gefährliche Klasse den Weg des Aufstands wieder und unternimmt ein sozialer Guerilla, um mit den Truppen des Kapitals abzurechnen. Zwischen der Pest der demokratischen Blutbäder und der Cholera der islamistischen Erpressung, sucht der irakische Aufstand die schläfrigen Gemüter ihrer westlichen Brüder wachzurufen. In diesen Zeiten von widerlichem Patriotismus und erniedrigendem Pazifismus, trägt dieses kleine Buch anspruchslos bei, um den Funken ins Pulverfass zu schleudern.“
Um Fuoco alle polveri zu bekommen, kann der Leser, der die italienische Sprache versteht, sich an Centro di documentazione Porfido, Via Tarino 12/c-10124 Torino-Italia direkt wenden, oder dieses Buch an den Verlag NN (C.P. 1264-10100 Torino) oder (C.P. 482- 95100 Catania) bestellen. Dieser Verlag hat auch ein übersetztes Heft unseres in „Communisme“ Nr. 52 erschienenen Artikels Proletarier aller Länder, der Klassenkampf in Algerien ist der unsere!, unter dem Titel: Ulach Smach! Nessum perdono- notizie dall’insubordinazion e algerina herausgegeben.


Erster Auszug: Die „braven italienischen Soldaten“ in Nasiriya

Die Fabel der „braven italienischen Soldaten“ („i nostri ragazzi“), die auf die Ufer des Tigris gekommen sind, um den Frieden, die Demokratie und den Kindern Karamellbonbons zu schenken, wird bald zunichte.
Die Ziffern sprachen schon für sich: von den durch die Regierung zur Verfügung gestellten 220 Millionen Euro, um den Auftrag „Antica Babilonia“ zu finanzieren, waren 209 Millionen für die Militärangehörigen bestimmt und 11 Millionen für die so genannten humanitären Interventionen.
An Ort und Stelle, um der Tradition nicht nachzukommen, war eine der ersten Aktionen „unserer braven Soldaten“ in den Sitz des Kommunistischen Arbeiterpartei Iraks hineinzuplatzen und einige ihrer Militanten zu inhaftieren. Danach folgten die Konfrontationen mit der örtlichen Bevölkerung, die Haussuchungen, die Razzien, die Beschlagnahmen von Waffen aufeinander, ohne die Ausbildung der so viel gehassten kollaborierenden irakischen Polizei zu vergessen. Kurz trägt alles dazu bei, die Atmosphäre für das „Geschenk“ des 12. Novembers 2003 zu gründen. Nasiriya bereitete tatsächlich an diesem Tag „unseren braven Soldaten“ einen warmen Empfang, indem ihre Kaserne sprang und 19 Soldaten ums Leben gebracht wurden.
Seitdem wird der Zustand immer heißer. Nach der Schlacht am Tigris, im Laufe deren italienische Soldaten auf die auf der Brücke sich findende Menge geschossen und Frauen und Kinder niedergemäht haben, haben sich die Carabinieri im Mai aus der Stadt zurückgezogen, denn sie wurden durch die Guerilla angegriffen, die nach mehreren Kampftagen ihre Stellungen in ihre Gewalt gebracht haben.
Aber wie ist es doch möglich, dass die italienischen Soldaten sich genau in Nasiriya befunden haben? Kein Zufall. Der Grund dafür ist sehr einfach zu verstehen. Dort befinden sich die Erdöllagerstätten, die die ENI als Konzession von der vorigen Regierung (1) bekommen hat, und worauf es schon mit den neuen Bossen eine Abkommenshypothese besteht.
In den Umgebungen befinden sich auch die Erdöllagerstätten von Halfaya, wo die AGIP in den siebziger Jahren Bohrungen gemacht hatte, und diese von Rumayla, wo es scheint, dass die ENI sich ausdehnen will. Kurz wurde alles schon eingeplant…vom Empfang der irakischen Proletarier abgesehen!


Zweiter Auszug

Die alte internationalistische Parole‚ den Krieg im Herzen der Metropolen führen’ ist nicht von den revolutionären Kämpfern gegen alle Feinde der Ausgebeuteten bis heute in die Praxis umgesetzt worden, sondern nur von den Feinden jedes durch die Ausgebeuteten zusammengeführten Angriffs mit der undifferenzierten Gewalt: z. B. mit den Bomben in Madrid. Die Gleichung ‚westlich = imperialistisch’ ist bei in ihrem Widerstand hoffnungslos einsamen Verdammten auf der Erde furchtbar verbreitet (…). Bestimmt nicht mit dem Appellieren an die Toleranz oder mit staatsbürgerlichem Erziehungsunterricht wird diese Gleichung zerbrechen, sondern mit dem Entwickeln des sozialen Kriegs hier. (Fuoco alle polveri, Kapitel „An die Irregulären des Zivilkriegs“)


Dritter Auszug

Solch ein Ausbruch (der Aufstand in Irak 1991 – Vorbemerkung der Redaktion) wurde äußerst schwer zu kontrollieren, denn er zwang die Koalition, die Peiniger von Saddam Hussein wieder zu bewaffnen, und bracht die USA und ihre Ausgeburt oder Mitbewerber davon ab, die Region direkt zu besetzen. Dass Irak das Pulverfass des ganzen Mittleren Osten würde, war ein größeres Risiko als die Sicherheit seine Reichtümer ausbeuten können. Nur nach mehr als zehn Jahre von Embargo, welches den Tod mindestens einer Million von Irakern verursachte, und der Gehirnwäsche im Namen des ‚Kriegs gegen den Terrorismus’, haben die Weltmeister beschlossen, das Unterfangen wieder zu wagen.
Aber wie wir es schon sagten, sind die Reorganisationsentwü rfe für Irak nicht so einfach wie es theoretisch scheint. An Ort und Stelle gibt es immer eine oder andere Variable, die der gefühllosen Berechnung der Militärstrategen und Multinationalstä be entkommt. Es gibt Menschen zum Beispiel. Und was lernt uns in diesem Sinne das Verhalten der ausgebeuteten Iraker?
Zuerst haben Letztere auf die nationalistische Propagandarufe zum Widerstand nicht geantwortet. Sie haben geweigert, sich für die Verteidigung des schändlichen Vaterlandes gegen den Angreifer massakrieren lassen. Sie haben die angloamerikanischen Truppen das Land von der verhassten Baasregierung befreien gelassen. Aufeinanderfolgend haben sie ihre verfügbare Energie genutzt, um der Koalitionsarmee, der vorläufigen neuen Regierung und ihren neuen Ordnungskräften zu beweisen, wie viel sie mit dieser so aufgezeigte ‚Befreiung’ zufrieden waren.
Diese Dankbarkeit den „Befreiern“ gegenüber konkretisiert sich durch wiederholte, tägliche und verschiedenen Angriffe, die die wesentlich soziale Natur der laufenden Konfrontation beweisen, im Gegensatz zu was die Massenmedien uns sagen. In der Tat, wenn man den Zustand schätzen will, muss man die ‚Natur’ der Medienmechanismen oder die feste Propagandawille bedenken. Die einzigen Informationen über die glänzendesten und spektakulärsten Anschläge, welche von den Organisationen militärisch und ideologisch am strukturiertesten gemacht werden, sind durch die Zeitungen und das Fernsehen übermittelt. Aber praktisch sickert keine Information betreffs der spontansten Aktionen durch. Durch eine Art von diffusem kaum organisiertem Guerilla werden diese Aktionen gemacht, und die Verwaltung der ‚neuen irakischen Demokratie wird so täglich angegriffen und gestört.
Im Gegensatz zu was die herrschende Propaganda behauptet, wenn die Besatzung von 2003 so schnell war, so vor allem, weil die Tausende von irakischen Soldaten die Armee massiv desertiert haben, weil sie durchaus nicht bereit waren, sich töten lassen, für Interessen, die die Ihrigen nicht waren. Aber noch einmal, wie 1991, behalten sie ihre Waffen.
Was keine andere Armee machen könnte, d. h. die größte Militärmacht auf der Welt Schwierigkeiten machen, so kann ein sozialer Guerilla das tun. Nach den Anschlägen gegen die Militärtransporte und die Botschaften oder die Stabsquartiere, nach den Anschlägen gegen die neue irakische Polizei und nach den Sabotagen von Ölleitungen und Raffinerien, nach dem Lynchen von Marineinfanteristen und nach den Massenstreiken, kann niemand von nun an die Lügen über eine Bevölkerung abkaufen, die die ‚Befreier und Friedenträger’ gern mögen. Wer auch die geringste Klarheit zeigt, kann daran nicht glauben, dass solch ein Aufstand nur das Werk von islamistischen Gruppen sein kann. So z. B. während der Plünderungen nach dem Zusammenbruch des baathisten Regimes, die auf alles zielten, was an die verabscheute Macht und seine Partei erinnert, forderte der Oberste Rat der islamistischen Revolution ohne Erfolg auf, der neuen Regierung zurückzugeben, alles was gestohlen worden war. Der Sitz dieses Rats war danach auf dieselbe Weise angegriffen wie die anderen Herrschaftsstruktur en: Panzer von den Besatzungstruppen, Kasernen der neuen Polizei. Noch kürzlich explodierte ein Leiter dieses Rats, eine Schlüsselfigur dieser vorläufigen Regierung mit all seiner Bewachungsmannschaf t.
Zur äußersten Isolation wo die irakischen Ausgebeuteten sich finden, weil sie zwischen den demokratischen Blutbädern und der integralistischen Erpressung eingeklemmt sind, haben die islamistischen Kräften, Werkzeuge der Besitzerklasse, selbstverständlich leichtes Spiel, ihre Macht zu vermehren, als einzige organisierte Kraft, die zu dem westlichen Imperialismus eine ‚Alternative’ sein kann. Diese Fraktion der arabischen Bourgeoisie wird so betrachtet, als wäre sie die einzige, die sich der american way of life und der aufeinander folgenden Plünderung der menschlichen und energetischen Ressourcen von der Region widersetzen könnte. Diese Tatsache hängt auch und vor allem davon ab, dass es keine andere konkrete Perspektive, keine echt und konkret internationale Klassenaussicht besteht.
Das hängt von uns ab. Die irakischen Proletarier geben uns ein Beispiel von ungebeugtem Kampfgeist, wie die argentinischen, bolivischen, algerischen, palästinensischen, koreanischen usw. in letzter Zeit schon getan haben. Der Horizont all dieser edelmütigen Schlachten ist unauflöslich verbunden mit diesem der Kämpfe, die es den Ausgebeuteten in Europa und vor allem in den USA zu entwickeln gelingen wird. Solange diese Schlachten isoliert bleiben werden, werden sie nur in die nationalistischen, religiösen oder demokratischen Sackgassen zurückweichen, oder man wird über ihre Niederschlagung eine kurze Pressemeldung im Westen lesen können. Wir sind hier im Herzen der Wirtschaft und ihres kriegerischen Apparats, der die Ausbeutung der Ressourcen und die Unterdrückung der zur „Befriedung“ nicht bereiten Regionen erlaubt. Heute mehr denn je wird die soziale Revolution entweder weltweit oder nichts, und nicht durch abstrakten Humanitarismus, sondern durch die weltweite Ausdehnung der kapitalistischen Anhäufung, also durch den sozialen Krieg, Vorbote ihrer Zerstörung.
Die Kriegslogik, mit ihrer undifferenzierten und also terroristischen Gewalt, bringt die Bevölkerungen der kriegstreiberischen Regierungen in schreckliche Repressalien (wie es die Bomben in Madrid uns zeigen). Also geht es nicht mehr um eine Fernsehshow.
Es gibt nur eine Weise, um aus dieser Todspirale herauszukommen: in der Praxis beweisen, dass die westlichen Ausgebeuteten keine Verbündeter ihrer eigenen Herrschaft sind, sondern Teilnehmer ihrer eigenen irakischen Brüder, die weder durch die Bombardierungen noch durch die Unterdrückung haben bezwungen werden können. Der irakische Zustand beweist, dass der Kapitalismus das Blut vergießen kann, aber nicht unbesiegbar ist. Daraus ist eine Lehre gegen die Feinde aus „unserer“ Gegend zu ziehen. Lassen wir den Nationalisten die dem Anlass entsprechenden vergossenen Tränen für das Leben der italienischen Söldner im Dienst der Kapitalisten, die Tränen, die für all die irakischen Toten niemals vergossen worden sind. Lassen wir den Heuchlern den äußeren Pazifismus, der von der UNO, einem der Hauptverantwortlich en des irakischen Blutbads, angeführt wurde. Lassen wir den verspäteten Stalinisten den Ruf zu den Kämpfen für die nationale Befreiung, von jeher Lüge neuer potenzieller Herrschaft und Instrument einer neuen Unterdrückung. Was jetzt in Bagdad, Bassora oder Nasiriya passiert, scheint sich formell zu differenzieren und stößt auf große Hindernisse, aber das alles hat einen alten Name: Klassenkampf. Wie groß die Selbstständigkeit der Ausgebeuteten gegenüber den verschiedenen Kräften der herrschenden Klasse ist, kennen wir nicht, ebenso ignorieren wir ihre Widerstandsorganisa tion. Die wiederholten Streike der Ölarbeiter, die durch das Propaganda zur rechten Zeit verschwiegen werden, regen als Hintergrund der Guerilla selbst eine Offensivfähigkeit unserer Klasse an. (Fuoco alle polveri, Kapitel “ Einleitung“).


Fußnote

1. Vorbemerkung der Redaktion. Die ENI und AGIP sind zwei große in Italien Ölgesellschaften. Das hier gemeldete Abkommen wurde mitten in den 90er Jahren zwischen ENI und Saddam Hussein unterzeichnet. Es sah die Ausbeutung einer Erdöllagerstätte für 2,5 oder 3 Milliarden Barrels in der Zone von Nasiriya vor. Vor kurzem wurde dazu das Bestehen eines Dokuments ans Licht gebracht Erfordert durch den italienischen Minister der produktiven Tätigkeiten für Giuseppe Cassano, Wirtschaftstatistik professor an der Universität von Teramo, war es in diesem Dokument ausdrücklich empfohlen, die Gelegenheit sich nicht entgehen zu lassen, im Falle eines Kriegs, sich in Nasiriya niederzulassen, “wenn wir ein Geschäft von 300 Milliarden Dollars nicht verlieren wollen“, schreibt Cassano.

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