Rassismus? Ich hab nix gehört!

machnow, aka 23.04.2008 11:34 Themen: Antifa Antirassismus
Am vergangenen Sonntag kam es bei einem Auswärtsspiel des Berliner Vereins TuS Makkabi bei BFC Viktoria 89 wieder zu diskriminierenden Pöbeleien gegen dessen Spieler. Der Schiedsrichter ahndete diese jedoch nicht. Vielmehr wurden die solidarischen Mannschaftskameraden des Beschimpften bestraft. Des Weiteren brach nach lautstarken Protesten von Zuschauern der Unparteiische die erste Halbzeit vorzeitig ab. Außerdem weigerte er sich die diskriminierenden Beschimpfungen in den Spielbericht aufzunehmen.
Dies ist nicht der erste Vorfall dieser Art, der den Fussballverein TuS Makkabi trifft. Schon am 29. April wurden Mitglieder der Mannschaft nach dem Auswärtsspiel beim Adlershofer BC Ziel antisemitischer Beschimpfungen (siehe Tagesspiegel). Zwei bürgerliche Nazis grölten Naziparolen, attackierten eine Betreuerin mit den Worten Scheiß Jüdin und zeigten den Hitlergruß. Die zwei Antisemiten erhielten Platzverbot und der Staatsschutz ermittelt gegen sie. Der Adlershofer BC dagegen bleibt unbehelligt.

Auf Grund dieser ekelhaften Vorkommnisse hatten sich einige Fans des Oberligisten Tennis Borussia entschieden das Auswärtsspiel von Makkabi beim BFC Viktoria 89 solidarisch zu begleiten. Das diese Unterstützung weiter gehen würde, konnte keiner ahnen. Dieser erneute Vorfall bestätigt allerdings die Unsensibilität der Unparteiischen, der (gastgebenden) Vereine und Verbandsfunktionäre im Berliner Fußball Verband (BFV).

Doch was war passiert? Kurz vor Ende der ersten Halbzeit foulte der Viktoria-Spieler mit der Nummer zwei einen farbigen Makkabi-Spieler. Als letzterer ein wenig nachhakelte, grunzte ihm die Nummer Zwei ein überzeugtes Scheiß Neger entgegen. Der Gefoulte wollte den Rassisten zur Rede stellen. Ihm zur Hilfe eilten seine Mannschaftskameraden. Der Gefoulte und drei weitere TuS-Spieler wurden nun wegen Meckerns vom Schiedsrichter mit Gelb verwarnt. Ein weiterer Makkabi-Spieler bekam Rot.

Einige TeBe-Fans echaufierten sich lautstark, ob dieser Ungerechtigeit beim Umparteiischen-Gespann. Zwei der aufgebrachten Zuschauer überwanden die Barriere zum Spielfeld und betraten die Tartanbahn. Von dort protestierten sie weiter lautstark ohne jedoch das Spielfeld zu betreten. Der Schiedsrichter forderte diese auf sich hinter die Barriere zu begeben. Jedoch wartete er die Reaktion der wütenden Fans nicht ab, sondern brach die Partie ab und pfiff zur Halbzeit ohne den fälligen Strafstoß für Makkabi ausführen zu lassen.

Die zweite Halbzeit begann ohne die zwei Störer und dem gefoulten, farbigen Makkabi-Spieler. Der Rassist aus den Reihen des BFC Viktoria 89 spielte bis zum Ende der Partie. Die Verantwortlichen des gastgebenden Vereins entschuldigten sich nicht bei den Gästen von TuS Makkabi für die widerliche Pöbelei eines ihrer Spieler. Der Schiedsrichter weigerte sich die rassistische Beschimpfung in den Spielbericht aufzunehmen, weil er sie nicht gehört haben will, obwohl Spieler, Zuschauer diese bestätigten und die Offizielle des gastgebenden Vereins diese nicht abstritten.

Doch diese Vorkommnisse sind nur Spitzen in einer langen Reihe von Pöbeleien, Beschimpfungen und Drohungen. In der Wochenzeitung äußerte Tuvia Schlesinger, der Präsident von TuS Makkabi:

Es vergeht kein Wochenende, an dem wir nicht angegriffen werden, keine Woche ohne ein antisemitisches Vorkommnis ... Derzeit herrscht eine Stimmung gegen uns, die ist nahezu unerträglich.

Im Herbst 2006 kam der Verein ebenfalls zu weltweiter, trauriger Berühmheit. Beim Auswärtsspiel beim VSG Altglienicke II pöbelten Zuschauer auf übelste Weise und begleiteten das Spiel mit antisemitischen Beschimpfungen, wie Jude, verrecke und Synagogen müssen brennen. In der 78. Minute verließ die Mannschaft von Makkabi geschlossen den Rasen und beendete so die unerträgliche Situation. Damals reagierte weder der Schiedsrichter, trotz mehrfacher Aufforderung, noch der Berliner Fussball Verband (BFV) angemessen. Erst nach internationalem Druck konnte sich der BFV zu empfindlichen Sanktionen durchringen.

Eineinhalb Jahre später hat sich aber immer noch nichts geändert. Schiedrichter, Vereinsverantwortliche und der Verband schauen weg. Sanktionen gibt es selten oder sind inkonsequent. Das im Jahr 2006 angekündigte verstärkte Vorgehen gegen Rassismus durch den BFV stellt sich als reines Lippenbekenntnis heraus. Verunglimpfende Äußerungen – insbesondere solche mit Bezug auf Hautfarbe, Geschlecht, Herkunft, Sprache und Religion werden überhört, nicht geahndet, verschwiegen und so geduldet. Deshalb heißt es verstärkt aufmerksam zu machen und solidarisch zu unterstützen!

Augenzeugenberichte gibt es im Lila Kanal.

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Ergänzungen

rapid wien ultras entfern nazi-plakat

antira 23.04.2008 - 14:06
bei spiel altach - rapid wurd ein plakat mit der aufschrift "alles gute 18" durch die ultras des fußballclubs rapid heruntergerissen, dass es in der 2. halbzeit nicht mehr zu sehen war

dafür gab es auch von der antirassismus-initiative "fairplay" lob für die ultras

ich persönlich mag rapid ja nicht so, aber finds gut, dass sich die ultras gegen rassismus wenden

im anschluss an diese aktion ist eine diskussion im internet darüber entstanden, warum nichts gegen die fanschals mit der aufschrift "reichsmeister 1941" unternommen wird
ach dem spiel rapid - schalke04 wurde rapid zum meister des großdeutschen reiches ernannt
auch gegen so was gehört was unternommen

großes lob an ultras rapid!!!

Kampagne gegen Schiedsrichter

Kreuzberger Türkiyemspor Fan 26.04.2008 - 18:07
Schon seltsam die zeitliche Übereinstimmung. Gerade macht der Franziskaner (ein Freizeitverein aus Berlin:kreuzberg) eine Kampagne gegen den Schiedsrichter Brüning, der das letzte Spiel Makkabis pfiff, bei dem es zu antisemitischen Äußerungen kam. Hintergrund der Schirie hörte nichts von alledem und wurde darauf vom Sportericht seines Amtes enthoben, in der Berufung wurde das Urteil jedoch kassiert, nun darf der Typ wieder pfeifen, wenn auch nur im Freizeitbereich.

Hier die Presseerklärung des Franziskaner:

Presseerklärung

Am 26. September 2006 wurde das Kreisliga-Spiel VSG Altglienicke II
gegen TUS Makkabi II vorzeitig abgebrochen, nachdem es von den
Rängen zu antisemitischen Parolen und Schmähgesängen gekommen
war (u.a. „Wir sind keine Judenrepublik“, „Jude verrecke“, „Hier regiert
nicht der DFB, hier regiert die NPD“). Der Schiedsrichter der Partie,
Klaus Brüning, der vor und während des Spiels mehrmals auf die
rassistischen Rufe aus dem Publikum aufmerksam gemacht wurde,
meinte im und nach dem Spiel, er habe nichts gehört. Die Ereignisse des
Spiels erregten bundesweit Aufsehen und veranlassten den BFV am 2.
Oktober 2006 zu einer Anti-Rassismus-Initiative. Klaus Brüning wurde in
der Sportgerichtsverhandlung vom 13. Oktober 2006 lebenslang
gesperrt. Der BFV-Präsident Bernd Schultz begrüßte das Urteil mit den
Worten: "Wer auf dem Platz absolut nichts hört und darüber hinaus die
Hinweise der Spieler ignoriert, rassistische Rufe zu unterbinden, der ist
als Schiedsrichter nicht tolerabel."

Wegen eines Formfehlers wurde das Urteil revidiert. Anfang Februar
2007 entschied das Sportgericht in einer neuen Verhandlung, dass Klaus
Brüning bis zum 1. Oktober 2007 gesperrt wird und danach nur Spiele
auf dem Kleinfeld oder Spiele der Freizeitliga leiten darf. Wir verstehen
nicht, wie es zu dieser Ausnahmeregelung kommen konnte. Gerade in
der Freizeitliga, in der viele Menschen unterschiedlicher Herkunft
spielen, die keine Vereinserfahrung haben, ist es wichtig, dass der
Schiedsrichter nicht weghört, wenn es zu rassistischen Ausfällen
kommen sollte. Klaus Brüning hat sich bis heute nicht bei den Beteiligten
für sein Verhalten entschuldigt oder öffentlich Einsicht gezeigt. In der
ersten Sportgerichtsverhandlung meinte er, „er habe das Spiel vom
Mittelkreis aus geleitet, sei immerhin schon über 40 und habe von dort
die Sprüche von den Rängen nicht hören können“ (zitiert nach Kurt
Gollub, Schiedsrichter vom SV Blau-Gelb, siehe unten). Qualifiziert er
sich mit dieser Aussage und Einstellung für die Spielleitung im
Freizeitliga-Bereich, die den Schiedsrichter(inne)n aufgrund der
Zusammensetzung und häufig fehlenden Punktspielererfahrung der
Spieler einiges abverlangt? Kurt Gollub empfahl seinem Schiedsrichter-
Kollegen Klaus Brüning in einem Artikel der „Kreuzberger Trillerpfeife“
vom Februar 2007 (herausgegeben von der Lehrgemeinschaft
Kreuzberg für Fußball-Schiedsrichter in Berlin), „sich in Anbetracht der
Spielleitung vom Mittelkreis und der in anderen Spielen zu Tage
getretenen Unzulänglichkeiten in Ehren aus dem Kreis der
Unparteiischen zu verabschieden.“ Dieser Empfehlung möchten wir uns
anschließen.
Seit Anfang des Jahres 2008 ist Klaus Brüning allerdings wieder als
Schiedsrichter aktiv. Er wird regelmäßig in der 7er Altliga Landesliga, in
der Ü50 Kreisklasse B sowie leider auch in der Freizeitliga eingesetzt.
Hiermit appellieren wir an die für die Schiedsrichter-Ansetzung
Verantwortlichen, zukünftig im Falle Klaus Brünings von dem Recht,
einen Schiedsrichter NICHT anzusetzen, Gebrauch zu machen.

Die Presseerklärung wird von folgenden Vereinen ausdrücklich
unterstützt:

• BSC Comet
• FSV Hansa 07
• FC Internationale
• Förderverein Türkiyemspor
• Kiez 44
• Knallrot Wilmersdorf
• Pulmon Negro
• Rotation Prenzlauer Berg-FZ
• SV Solidarität
• THC Franziskaner FC

taz-Artikel vom 29.4.

Malte 30.04.2008 - 10:47

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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eigentor — livorno

wie jetzt? — schornsteinfeger

... — prisma

begrifflichkeiten — surferww

SUPPORT TuS Makkabi! — Schnauze voll!

verschwoerungfstheorien — ...........

Fakt! — Robbespierre

oh mann... — antifa

arme linke — oh oh

lesen — bibliothek

@mods — klausi