Berlin: Mediaspree-Versenken-Demo

guggel 19.04.2008 19:50 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Heute fand in Berlin eine Demo gegen das Mediaspree-Projekt statt, also gegen die "Aufwertung" des Gebiets in Friedrichshain und Kreuzberg entlang der Spree zugunsten von hippen Medienunternehmen. Die Demo war bunt und groß, ca. 1000 Leute. Gegen Ende, zwischen Lausitzer Platz und Köpi, gab es einen Polizeiübergriff, bei dem eine Person von der Polizei verletzt und festgenommen wurde.
Die Demo heute war viel größer als die vorigen Demos zum gleichen Thema: der Frühling kommt, langsam ist wieder Demo-Zeit. Ab 14 Uhr sammelte sich auf dem Boxhagener Platz eine eher dunkelbunte Menge: Zwar wurde vom Lauti aus ein paar Mal betont, dass die Demo offen sein sollte auch für normale Anwohner, Leute mit Kindern usw., und es waren auch einige KInderwagen zu sehen. Trotzdem war der Außeneindruck wohl eher durch schwarze Kapuzis geprägt, und durch eine übertriebene Polizeibegleitung im vorderen Teil der Demo.

Nach Verlesung der Auflagen und Redebeiträgen u.a. vom Mediaspree-Bündnis und vom Mayday-Bündnis ging es dann los, durch die Grünberger Str., die Touristen-Kneipenmeile Simon-Dach-Str., die Revaler Str. mit dem bedrohten RAW-Tempel zur Warschauer Brücke. Dabei schloss sich der Demo auch ein Mini-Soundsystem im Rollstuhl an. Viele fanden das nett, andere waren vom Minimal-Techno-Sound eher genervt. Vorbei an der o2-Arena ging es dann weiter nach Kreuzberg, wo die Demo auch direkt von der Polizei gestoppt wurde, wohl das übliche Spiel mit der Länge von Seitentranspis. Dann ging es durch die Falckensteinstraße, in der auch immer mehr hippe In-Bars entstehen, in die Wrangelstr., vorbei an dem neuen Macdonalds, und dann zum Lausitzer Platz.

Am Lausitzer Platz gab es eine Zwischenkundgebung mit einer Performance, und einem spontanen Redebeitrag von einem Anwohner, der gerade heute die Mitteilung bekommen hatte, dass seine Wohnung als Eigentumswohnung verkauft werden soll. Der Besichtigungstermin ist wohl nächsten Samstag (?), er wünschte sich viel Unterstützung, um den Potenziellen Investoren zu zeigen, dass sie nicht erwünscht sind. Hoffentlich hat sich jemand den genauen Termin gemerkt und kann den noch ergänzen.

Als sich die Demo dann wieder in Bewegung gesetzt hat war nach 100 Metern oder so erstmal Pause, weil die Polizei jemanden aus der Demo gegriffen, festgenommen und zusammengeschlagen hat, ohne dass man einen Grund erkennen konnte. Nach einigem hin und her ging es dann weiter, nochmal durch die Manteuffelstr. und Oranienstr., und dann zur Köpi, wo jetzt noch ein Hoffest ist, um den neuen Mietvertrag zu feiern.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Termine und Beobachtungen

Spaziergänger 19.04.2008 - 20:59
Vom Lauti wurde durchgegeben, dass die Investoren am Samstag, den 26.04.2008, zwischen 15 und 17 Uhr und am Sonntag, 27.04.2008, zwischen 10:30 und 12:30 ihre Besichtungstermine haben.

Außerdem wurde noch mindestens ein Demonstrant bei der Auseinandersetzung am Lausitzer Platz verletzt, der aber nicht festgenommen wurde. Auf dem Bürgersteig mit Faustschlag direkt ins Gesicht. Wär toll, wenn da jemand Fotos vom Vorfall hat.

Ansonsten fand ich die Demo gar nicht so dunkel und ich persönlich hatte bis zum Lausitzer Platz schon das Gefühl von einem Kiez-Spaziergang.

mehr Fotos von der Demo

auf 20.04.2008 - 00:07
www.flickr.com/photos/iGuerilla

Polizei Repression

Teddy 20.04.2008 - 00:59
Also kurz nach der ersten Festnahme hat ich und einige aus meine Grupper versucht vorne aus den demo raus zu gehen, als aber die "liebe Polizei" das mitt bekommen hatte und anfangen wollte einen Kessel zu bilden, kamm einer dieser Freund und Helfer auf mich zu gerannt und schlug mir mit seinem Quatzhandschuh mit voller Wucht in mein Gesicht ..... also ich hatte glück das bei mir nicht die Nase getroffen wurde ! ...ich hab nur Geblutet wie sau und hab jetzt ne angeschwollene Lippe .....

Eindrücke

Stew Pit 20.04.2008 - 09:09
Also zunächst ist die Teilnehmerzahl wesentlich zu hoch eingeschätzt. Zu Beginn am Boxi waren es vielleicht sogar wirklich 1000 Leute. Spätestens an der Köpi waren es, wenn überhaupt gerade mal 150. Frage mich, warum und wohin soviele gegangen sind. Das Polizeiaufgebot war völlig übertrieben. Wenn man vorne mitgelaufen ist und auch nur nen Meter neben der Demo lief, wurde man spontan von Helfern in grün wieder in die Demo reingedrückt.

Ansonsten hatte ich teilweise traurige Begegnungen mit selstsamen Personen:
Ich trug auf der Demo ein Pali-Tuch und wurde von einer Person als "AntiSemit" beschimpft und musste danach irgendwelches Gelaber über mich ergehen lassen von wegen ich wäre Anhänger einer reaktionären Bewegung und son Blödsinn. Als ich vor knapp 8 Jahren anfing auf Antifa-Demos zu gehen, da haben die Leute noch Palästina-Flaggen geschwungen. Das ist sicher keine Ergänzung zum Artikel, aber ich musste das mal loswerden, weil ich einfach nur extrem überrascht/schockiert war.

Weitere Verzögerung

LucaPinoRelli 20.04.2008 - 09:30
Eine weitere Verzögerung des Kiesspaziergangs gabs an der Ecke Wrangel-/ Eisenbahnstrasse. Ein Journalist soll drei (bekannte) Zivis fotografiert haben. Team Green verlangte die Begutachtung und Überlassung der Fotos. Es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine Veröffentlichung auf einschlägigen Seiten zu befürchten sei. Die Praxis Bilder schon vor ihrer Veröffentlichung zu beschlagnahmen ist zwar nicht neu, konnte wohl diesmal aber unterbunden werden. Auf jeden Fall gings nach circa 10 min weiter (nachdem ein aufgebrachter Anwalt sich darum kümmerte).

Anti-Yuppie-Day am 1. Juni im P-Berg

. 20.04.2008 - 11:17
am 1. Juni ab in den Mauerpark.
ab 12 Uhr gibts Elektro, gegen Abend HipHop.
Ab nach P-Berg: "Ordnungsschellen" an die P-Berger Yuppie-Szene verteilen.

Treffen

Treffen 20.04.2008 - 11:48
Also die Besichtigung durch Investoren findet zu den genannten Zeitpunkten:
Samstag 26.04.2008, zwischen 15 und 17 Uhr und am Sonntag, 27.04.2008, zwischen 10:30 und 12:30 statt.
Es geht um das Haus am Lausitzer Platz, wo sich im Erdgeschoss eine Eisdiele befindet. Treffpunkt kann daher z.B. die Eisdiele sein (Lausitzer Str. Ecke Reichenberger Str.)

Kausalitätskette der Auseinandersetzung

Stewie 20.04.2008 - 13:22
ich konnte unmittelbar beobachten,wie es zu den auseinandersetzungen in der nähe der mannteufelstr. kam.
die bullen versuchten passantInnen vom gehweg zu entfernen. die vertreibungsversuche waren völlig unverhältnismäßig (aggresiv und handgreiflich).
dabei wurde eine schwangere frau attackiert. als sich demoteilnehmerInnen darüber beklagten und die dienstnummer des handgreiflichen bullen erfahren wollten, wurden sie zunächst damit abgefertigt am ende der demo zum oberullen zu gehen und sich zu beschweren. die engargierten demoteilnehmerInnen beharrten darauf, die personalien des rabiarten bullen zu bekommen. den bullen viel daraufhin nichts besseres ein und sie schubsten die demonstrantInnen vom gehweg auf die straße. dies geschah nicht gerade zimperlich, worauf hin sich die demonstrantinnen verbal wehrten. dann tickte der bulle welcher auch die schwangere passantin schlug aus und schlug immer wieder auf einen demonstranten (welcher auch auf die herausgabe der personalien des bullen beharrte) ein.
als andere demonstrantInnen ihm zur hilfe eilten, kamen die restlichen bullen hinzu und prügelten mit.
eine person wurde im gesicht verletzt,ein anderer leicht an der nase und die schwangere frau erlitt nach subjektiver beobachtung einen leichten schock (sie weinte).
bei der rangelei wurde zudem ein motorrad beschädigt.
es muss betont werden, dass die demonstrantInnen keinerlei gewalt ausübten.
die gewalt(physisch) ging einseitig von den bullen aus.
dieser erlebnisbericht ist subjektiv. wenn jemensch noch etwas gesehen haben sollte bitte posten!

li(e)bertäre grüße

Festnahme

MixMax 20.04.2008 - 13:48
Es war eine lebhafte Diskussion, ob nun die Dienstnummer rausgerückt werden muss oder nicht.
Bambule war aber erst, als der recht "engagierte" Demonstrant auf den Bullen eingetreten hat.

das mal der fairness halber....


Bla Bla Teilnehmerzahl

teilnehmer 20.04.2008 - 13:48
Also ich hatte am Anfang auch auf knapp 1.000 Leute geschätzt. Am Ende natürlich weniger, aber das ist ja immer so. War ja auch ein Spaziergang zum Kommen und Gehen.

Auf dem Foto kann man das vielleicht mal selber schätzen..

termin für nächsten samstag(26.04.08)

Terence Hillbain 20.04.2008 - 13:58
Bei dem Haus, welches versteigert werden soll, handelt es sich um das Eckhaus Lausitzerplatz/Eisenbahnstraße(mit Eiscafe im Erdgeschoss). Die Besichtigung der Kaufinterressenten wird Samstag den 26.04.08 15.00-17.00h und Sonntag den 27.04.08 10.30-12.30h stattfinden. Es wurde spontan dazu aufgerufen, an diesen beiden Terminen einfach vor und im Haus präsent zu sein. Also kommt bitte alle und und zeigt den Yuppies den Weg zurück in ihre Viertel!

Wortmeldung

Mike / Umbruch 20.04.2008 - 14:15
Hallo!

Ich habe Kontakt zu der schwangeren Frau. Sie wurde von hinten mehr oder weniger unsanft vom Bürgersteig gedrängt/geschubst. Vorher wurde sie, am Lausitzer Platz, schon einmal angegangen und ihre Begleitung ebenso. Von einem Einzelfall kann also keine Rede sein.

Für die Solidarität und das Engagement einiger Demonstranten möchte sie sich auf diesem Wege ganz, ganz herzlich bedanken. Sie bedauert es sehr, dass andere Personen zu Schaden gekommen sind.

Sofern der EA oder die verletzten Personen Kontakt zu ihr aufnehmen wollen/müssen können sie dies über das Umbruch-Bildarchiv tun.

Ganz lieben Dank noch mal und „Gute Besserung“ an die Verletzten!!!

Mike
Umbruch

Großartig - ein weiterer subjektiver Bericht

reporta 20.04.2008 - 14:40
die gestrige Veranstaltung war, wie einige ganz richtig bemerkt haben, ein Kiez-"Spaziergang" und keine Demonstration (vielleicht sind hier Mißverständnisse aufgekommen weil das Ganze auf antifa.de als Demo beworben wurde). Das keine Parolen gerufen wurden ist nicht negativ zu bewerten weil es sich bei dem spaziergang ja um eine aufklärungs/informationsveranstaltung handelte. Fast durchgehend wurden Reden gehalten, immer wieder wurden die Anwohner kurz auf das Anliegen des Spaziergangs hingewiesen. Sehr sinnvoll und durchaus ausbaufähig war und ist meiner meinung nach das "offene mikrofon".

Zur Teilnehmer_Innenzahl bleibt zu sagen, dass ca. 1000 Menschen in etwa hinkommt (auf jeden Fall zwischen Boxi und Lausitzer Platz). Das am Ende sich die Menge spürbar ausdünnte und vor der Köpi wirklich nur noch etwa 200 Leute ankamen, mag an der Länge der Demo gelegen haben...

Die Stimmung war bis zu dem Bullenübergriff tatsächlich sehr freundlich und offen. Dies wurde vor allem durch die großartige Moderation, die locker-flockig mit original berliner schnauze durch die demo führte und mit die beste Moderation war, die ich in meiner bisherigen Demokarriere hören durfte("...hier spricht der liebe Gott: lasst meine schwarzen Schäfchen durch...", [bei einem stop der demo wegen seitentransparenten] "ja und wenn ich mich richtig erinnere hat die 23. Einheit ja auch grade wieder einen prozess verloren..." "ja meine lieben anwohner, lassen sie sich hier nicht durch diese grüne begleitung irritieren ...die brauchen nur mal wieder auslauf...). Einfach großartig - mehr davon bitte.
Obwohl die meisten Spaziergänger aus dem linksradikalen Spektrum stammten sorgte vor allem die lockere moderation für einen offenen charakter des spaziergangs, so dass sich wirklich immer wieder leute spontan anschlossen. auch gab es immer wieder applaus nicht nur von betrunkenen BVB/Bayernfans sondern besonders von migrantischen anwohner_Innen im Wrangelkiez. Hier wurden sogar ein paar schüchtern-aufmunternde fäuste zur unterstützung des Spaziergangs aus dem fenster geschüttelt. auch wurde die demo an einer stelle von einer antifa fahne gegrüßt und in der manteufelstraße und in der oranienstraße hingen transparente über der straße.

abschließend bleibt zu sagen, dass der feststellung, das so ein Spaziergang dringend wiederholt werden müsse vor allem im Hinblick auf die anstehende größere Mobilisierung zum vielleicht/wahrscheinlich stattfindenden Bürger_Innenentscheid umbedingt zuzustimmen ist.
In Kopenhagen wurde schließlich auch jeden Donnerstag demonstriert. Wenn das Bürger_Innenbegehren ein Erfolg werden soll und wenn man sich darüber hinaus bewusst ist, dass der Kampf gegen Mediaspree im speziellen und Gentrifizierung im Allgemeinen auch weitergehender Aktionsformen bedarf, muss deutlich mehr Druck aufgebaut werden. Das mit 16.000 Unterschriften weit mehr als die erforderlichen 3 % der Einwohner des Bezirks die Initiative unterstützen, zeigt welches Potenzial und Relevanz der Kampf gegen MediaSpree und die Umstrukturierung hat.

hier noch einige (z.T. auf der demo vorgelesen Zeitungsartikel):

"Sei dagegen" - Zitty vom 14. 04. 2008
 http://magazin.zitty.de/4826/spreeufer.html

"Bürgerbegehren gegen Bebauung des Spreeufers erfolgreich"
Welt-Online vom 02. 04. 2008
 http://www.welt.de/welt_print/article1861668/Brgerbegehren_gegen_Bebauung_des_Spreeufers_erfolgreich.html

"Attacken gegen Investoren" -Berliner Zeitung vom 13. 04. 2008
 http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/98254/index.php

"Diskussionsveranstaltung aus Angst vor Tumulten abgesagt" - Berliner Zeitung vom 10. 04. 2008  http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/98079/index.php

Keine Diskussion von Vorfällen

auf Indymedia!!! 20.04.2008 - 19:23
Liebe Alle,

bitte diskutiert keine Details über Auseinandersetzungen mit der Polizei auf dem Kiezspaziergang (oder auf irgendeiner anderer unserer Veranstaltungen) auf Indymedia. Dies ist definitiv nicht der richtige Ort dafür.

Wenn ihr was beobachtet habt zu den Körperverletzungen durch die Bullen auf dem Kiezspaziergang und der Festnahme in der Waldemarstrasse oder sogar Foto- oder Filmaufnahmen gemacht habt, schreibt Gedächnisprotokolle und wendet Euch an den Ermittlungsausschuss im Mehringhof. Sollte es zu Strafverfahren kommen, kann solches Material für die Angeklagten sehr wichtig sein!

MediaSpreeDemo

xx 20.04.2008 - 19:26
Hallo,
wenn jemand Fotos von dem Vorfall mit dem verletzten Demonstranten hat, also die Szene, in der einem Demonstranten von einem Polizisten ins Gesicht geschlagen wurde, hat, wäre es nett wenn er mich kontaktieren bzw. diese mir zukommen lassen würde.
Vielen Dank.
meine Email-ad :  fiber-band@web.de

Attacken gegen Investoren

http://www.berlinonline.de 20.04.2008 - 20:30
Die Botschaft war deutlich: „Keine Vertreibung durch Mediaspree!“ hieß die Parole, die in hellgrüner Farbe auf die Eingangstür des Deutschen Architektur Zentrums (DAZ) gesprüht wurde. Fensterscheiben wurden eingeworfen, Türen beschädigt. Den Ort hatten die Täter nicht zufällig gewählt: Im DAZ an der Köpenicker Straße in Kreuzberg sollte am 23. April ein Diskussionsforum über die Zukunft des Spreeraums zwischen Elsen- und Jannowitzbrücke stattfinden. Architekten, Stadtplaner und Künstler wollten ihre Visionen für das 180 Hektar große Areal skizzieren. Nach der Attacke sagte das DAZ die Veranstaltung ab. Aus Angst vor weiterer Zerstörung und Krawallen, wie der Sprecher Lutz Knospe sagt: „Wir können das Sicherheitsrisiko nicht einschätzen.“

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Widerstand gegen Pläne für den Spreeraum in Gewalt und Vandalismus entlädt. Mehrfach warfen Vermummte von der Oberbaumbrücke Farbbeutel auf Schiffe, auf denen sie Investoren auf Besichtigungstour vermuteten. Mehrfach wurde die LED-Werbetafel gegenüber der Baustelle für die Arena O2 World an der Mühlenstraße mit Paintball-Waffen beschossen. Im Osthafen wurden Bauschilder beschädigt. Die Polizei warnte Bauherren vor der autonomen linken Szene Berlins: Diese sehe ihre „Lebensräume“ bedroht und mache dafür die Investoren verantwortlich, heißt es in einem Brief an die Initiative Mediaspree.

Mediaspree, ein Zusammenschluss von Investoren, die am Spreeufer zwischen Friedrichshain und Kreuzberg Milliarden verbauen wollen, ist für viele ein Feind. Denn wo künftig Büros, Hotels und Lofts entstehen, haben sich diverse Clubs und Strandbars etabliert. Auch der Schwarze Kanal, die Wagenburg an der Schillingbrücke, zählt zu diesen „Zwischennutzern“. Die Wagenburg versteht sich als Kulturprojekt. Sie musste schon einmal umziehen, weil an ihrem Standort die Verdi-Zentrale gebaut wurde. Seit fünf Jahren stehen die Bau- und Zirkuswagen in unmittelbarer Nachbarschaft zum DAZ, auch dort soll demnächst gebaut werden.

Gegen diese „Vertreibung“ opponiert nicht nur die autonome Szene, sondern auch die Initiative „Mediaspree versenken!“. Die Gruppe mit dem martialisch klingenden Namen hat ihr Büro im besetzten Bethanien-Südflügel. Ihr Sympathisanten-Kreis ist groß: 16 000 Unterschriften gegen die „zu dichte Bebauung, gegen Profitmaximierung und Privatisierung des öffentlichen Raums“ am Spreeufer wurden für ein erfolgreiches Bürgerbegehren gesammelt. Die Hauptforderungen: Neubauten am Ufer dürfen nicht höher als 22 Meter sein, ein Streifen von 50 Metern darf nicht bebaut werden. Der zehn Meter breite, durchgängige Uferweg, den alle Investoren im Gebiet bauen müssen, reicht nicht. „Es muss mehr Freiraum für Menschen bleiben, wir wollen ein Spreeufer für alle“ sagt Initiator Carsten Joost. Strandbars, Wagenburgen oder Märkte sollen dauerhaft etabliert werden.

Doch die Initiative kommt um Jahre zu spät: Die meisten Planungen sind längst Gesetz. Eine Abfindung für Investoren würde den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg rund 160 Millionen Euro kosten. Dass sich gegen solche Vergeblichkeit auch Zerstörungswut entlädt, ist für den 42-jährigen Stadtplaner Joost durchaus verständlich: „Beschädigungen wie beim DAZ sind zwar nicht unser Stil. Aber wer an Mediaspree festhält, muss sich nicht wundern, wenn manche Leute dagegen vielfältig protestieren“, sagt er.

Weitere Fotos der Demonstration

fotograf 20.04.2008 - 21:19

Widerstand

ist nicht umsonst 20.04.2008 - 23:14
Gerade innerhalb von stattteilpolitischem Aktivismus ist es oft so, dass die Verhältnisse, die uns so sehr ankotzen, von Kräften bestimmt werden, die auf sehr anderen Ebenen agieren. Desehalb soll hier die Gelegenheit sein, auch mal was Positives zu berichten - aus der Presseerklärung des DAZ, auf die der obige BerlinerZeitung-Artikel im wesentlichen beruht.

"In der Nacht vom 08. zum 09. April sind in der Köpenicker Straße 48 /49, im Eingangsbereich des Deutschen Architektur Zentrums mehrere Fensterscheiben zerstört worden. Die gesprühten Parolen „Keine Vertreibung durch Mediaspree!“ lassen die Urheber dieses Vandalismus vermuten.
Aktionen wie diese sind nicht neu. Im Gegenteil, seit Jahren begleiten sie die stadtplanerischen Entscheidungsprozesse in Berlin, die für den Spreeraum gelten sollen. Sie beeinflussen auf ihre Weise die Stadtentwicklung an den Spreeufern zwischen Mitte, Kreuzberg und Friedrichshain, behindern und erschweren diese zugleich."

"Beeinflussen, behindern und erschweren" - klingt gut, oder? Vielleicht ist die viele Arbeit, die wir machen, doch manchmal zu etwas nutze...

Pressereaktionen zur Demo

pressebeobachterin 21.04.2008 - 00:07
Taz;
21.04.2008
Von der Köpi lernen
Beim Kiezspaziergang von "Mediaspree versenken" protestieren über 1.000 Menschen gegen Stadtumbau
Der Kampf gegen Stadtumstrukturierung scheint in Kreuzberg und Friedrichshain wieder in Mode zu kommen: Über 1.000 Menschen beteiligten sich am Samstag an einem Kiezspaziergang der Bürgerinitiative "Mediaspree versenken". Der laut Aufruf "informative und demonstrative Kiezspaziergang" begann am Boxhagener Platz in Friedrichshain und endete an der Köpenickerstraße 137 bei der "Köpi".

Der Erfolg dieses Kulturzentrums, das erst vor kurzem langfristige Mietverträge bekommen hat, motiviere die Menschen in ihrem Kampf gegen Stadtumbau und Gentrifizierung, sagte Carsten Joost von "Mediaspree versenken". "Zu unserem ersten Kiezspaziergang im letzten Jahr kamen nur knapp 100 Menschen". Auch der Erfolg der ersten Stufe des Bürgerbegehrens mit mehr als 11.000 Unterschriften gegen das Projekt Mediaspree habe Mut gemacht.

Und es gibt viel zu tun, wie in den Redebeiträgen beim Kiezspaziergang deutlich wurde. So berichtete ein Betroffener, den MieterInnen des Hinterhauses der Reichenbergerstraße 63a seien von ihrem Vermieter Mieterhöhungen bis zu 100 Prozent angekündigt worden. Spontan meldete sich auf einer Zwischenkundgebung am Lausitzer Platz auch die Bewohnerin eines umliegenden Hauses zu Wort. Sie habe gerade erst erfahren, dass ihre Mietwohnung in eine Eigentumswohnung umgewandelt werden soll, und erbat sich Unterstützung, wenn in den nächsten Tagen potenzielle InvestorInnen das Haus besichtigen wollen.

Die nur wenige Meter entfernte Markthalle ist von ihrem Besitzer, der Berliner Großmarkt GmbH, ebenfalls kürzlich zum Verkauf ausgeschrieben worden. Auch dagegen beginnt sich Widerstand zu regen. Der nächste Kiezspaziergang gegen Umstrukturierung könnte also noch mehr Zulauf bekommen.

PETER NOWAK

 http://www.taz.de/nc/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ba&dig=2008%2F04%2F21%2Fa0163&src=GI&cHash=675ac59e67&type=98



junge Welt:

 http://www.jungewelt.de/2008/04-21/040.php

Proteste gegen Investorenpläne am Berliner SpreeuferBerlin. Mehrere hundert Menschen haben am Sonnabend in Berlin gegen die Bebauung des Spreeufers im ehemaligen Grenzgebiet zwischen Berlin-Mitte, Friedrichshain, Kreuzberg und Alt-Treptow protestiert. Nach einer Zwischenkundgebung am Lausitzer Platz in Kreuzberg kam es zu einer Auseinandersetzung mit der Polizei, bei der ein Teilnehmer festgenommen und ein weiterer verletzt wurde.

Die Investorengruppe »Mediaspree« bemüht sich seit Jahren, Unternehmen vor allem aus der Kommunikationsbranche am Spreeufer anzusiedeln. Zu den bereits realisierten Projekten zählen der Bau der Zentralen von Allianz und ver.di, der vom Senat mit zehn Millionen Euro subventionierte Umbau des Eierspeichers am Osthafen als BRD-Zentrale von Universal Music sowie die Ansiedling von MTV in einer ehemaligen Lagerhalle. In angrenzenden Wohnlagen steigen spürbar die Mieten. Die Initiative »Mediaspree versenken« will die weitere Bebauung mit einem Bürgerentscheid stoppen.



Suche nach Zeugen

xx 25.04.2008 - 13:27
Ich bin auf der Suche nach Personen, welche bei der Media-Spree-Demo den Faustschlag ins Gesicht (Bild unten) gesehen haben und dadurch als Zeugen in einem möglichen Prozess gegen den Polizisten fungieren können.
Also wenn ihr dabei wart und bezeugen könnt dass auf Seiten der Demonstranten friedlich und ohne physische Gewalt agiert wurde, meldet euch doch bitte bei mir.
meine mail:  fiber-band@web.de
danke!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 8 Kommentare an

Rätselhaft — Autofahrerin

Frage — Horst

ergänzend: — qualle

An das Politbüro — mensch meier

Mehr auf türkisch! — unbekannt