Wahldebakel der radikalen Linken in Italien

Flavia D'Angeli / ROSSO 14.04.2008 22:23 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen in Italien, aus denen Silvio Berlusconis rechtes Wahlbündnis mit gegenwärtig 46,6% gegen 37,8% erwartungsgemäß als Sieger hervorgehen wird (die Berlusconi nahe stehende rechtschristdemokratische UDC und die neofaschistische La Destra kommen darüber hinaus auf 5,6% und 2,4%), hat die neue neo-sozialdemokratische Regenbogen-Linke (La Sinistra-L’Arcobaleno), bestehend aus Rifondazione Comunista, der Partei der Italienischen Kommunisten (PdCI), den Grünen und der Demokratischen Linken, ein verheerendes Ergebnis eingefahren, das die negativsten Prognosen bei weitem übertrifft.
Der Website der linksliberalen Tageszeitung „la Repubblica“ vom 14.4.2008 um 23:02 Uhr zufolge kommt sie bei den Wahlen zur Abgeordnetenkammer nach Auszählung von 54.216 der insgesamt 61.062 Wahllokale (bei einer Wahlbeteiligung von 80,4% gegenüber 83,6% 2006) auf nur noch 3,1%. Bei der Wahl zum Senat erhält sie (nach Auszählung von 56.601 der 60.048 Stimmbezirke) auf 3,2%.

Das ist nur rund die Hälfte des Ergebnisses, das Rifondazione Comunista vor zwei Jahren allein erreichte. Zusammen mit dem PdCI und den Grünen lag die „radikale Linke“ damals bei gut 10%. Da sie mit dem aktuellen Resultat nicht einmal die 4%-Hürde bei der Wahl zur Abgeordnetenkammer überspringt, wird es voraussichtlich zum ersten Mal seit dem 2.Weltkrieg keine linke Partei mehr im italienischen Parlament geben, da sich Veltronis Demokratische Partei zu Recht als „Neue Mitte“ versteht. Die Sinistra-Arcobaleno und ihr Spitzenkandidat und Chefideologe Fausto Bertinotti sind damit die Hauptverlierer dieser Wahlen. Grund dafür ist nicht nur die berechtigte Enttäuschung der Wähler über die jämmerliche Vorstellung der „Regierungslinken“ in der gescheiterten Mitte-Links-Regierung Prodi, in der sie jeden Sozialabbau und jede Militärmission im Ausland brav mit trug, sondern auch die Konturenlosigkeit und Zeitgeistigkeit sowie die absolut undemokratischen Entscheidungsprozesse der Regenbogen-Linken, in der Marxismus und Kommunismus nur noch „eine kulturelle Strömung“ unter vielen sein sollen, wie Bertinotti wenige Tage vor der Wahl verkündete. Die italienische Sektion der Europäischen Linkspartei folgt damit dem Beispiel der spanischen Izquierda Unida (Vereinigten Linken), die aufgrund ihres opportunistischen Kurses von Regierungschef Zapatero bereits marginalisiert wurde (trotzdem ist Zapatero Rifondaziones großer Held !!). Und sie erlaubt einen Blick in die Zukunft der deutschen Linkspartei (LINKE) nach der heiß ersehnten Regierungsbeteiligung.

Links von der Sinistra-Arcobaleno traten drei Gruppen an, die sich seit April 2006 von Rifondazione Comunista (PRC) abgespalten haben. Das relativ gesehen beste Ergebnis hat nach dem gegenwärtigen Stand bei den Abgeordnetenwahlen mit 0,6% der Partito Comunista dei Lavoratori (Kommunistische Arbeiterpartei – PCL) von Marco Ferrando erzielt. Die der „offiziellen“ IV.Internationale nahe stehende Sinistra Critica (Kritische Linke) um den ehemaligen PRC-Senator Turigliatto und den ehemaligen PRC-Abgeordneten Cannavò kommt auf 0,5% und der linkstrotzkistische Partito della Alternativa Comunista (PdAC) erhält weniger als 0,1%.

In einem Interview für die unabhängige linke Tageszeitung „il manifesto“ vom 6.4.2008 erläuterte die Spitzenkandidatin der Sinistra Critica, Flavia D’Angeli, die Position ihrer Gruppierung, die sich – mit allen positiven wie negativen Konsequenzen – als parteipolitischer Arm der außerparlamentarischen Bewegungen versteht und dem Beispiel ihrer französischen Schwesterorganisation LCR nachzueifern versucht. Was allerdings auch durch erhebliche politische Unterschiede zwischen beiden Ländern erschwert wird.

Interview:

Niemals (wieder) für Militärmissionen stimmen. Flavias Kampf gegen den Strom

„Mindestlohn von 1.300 Euro. Mitte-Linke und Mitte-Rechte sind beide gegen die Arbeiter.“ Es spricht Flavia D’Angeli von Sinistra Critica und erklärt wie es die Männer anstellen, Feministen zu sein.

Daniela Preziosi – Rom

Es bedarf einiger Anstrengung, um nicht mit den Anderen verwechselt zu werden, die links vom Arcobaleno (Regenbogen) stehen (wo ((vor allem)) einer die Anderen verkörpert: Ferrandos PCL). Ihr Wahlkampf – erzählt sie also – „ist ein Wahlkampf an den Orten der sozialen Wunden“. Die stärkste emotionale Wirkung erlebte sie vor einigen Wochen als sie eine Kundgebung am Tor 2 des FIAT-Hauptwerkes Turin-Mirafiori abhielt. Das war ihr erster Auftritt bei FIAT, weil Flavia D’Angeli, die Spitzenkandidatin von Sinistra Critica, d.h. der Bewegung, die nach dem Ausschluss von Franco Turigliatto ((aus Rifondazione Comunista)) gegründet wurde, mit ihren 34 Jahren die jüngste Kandidatin ist. Sie hat zwei Kinder und arbeitet als prekär beschäftigte Lehrerin. „Das andere Wichtige bei uns ist, dass wir versucht haben, Initiativen in Bezug auf das Migrantenproblem zu starten, das im Wahlkampf vernachlässigt wurde, weil die Migranten nicht viele Stimmen bringen. Für uns hingegen sind sie ein bedeutender Teil der Bevölkerung. Deshalb sind wir zu den Sammellagern (CPT) in Gradisca und Isonzo gegangen.“

Nennen Sie mir zwei wichtige Punkte Ihres Programms!

„Die Abschaffung aller Gesetze, die in den letzten 15 Jahren die Arbeit prekarisiert haben. Das Treu-Paket ((von 1997)), das Gesetz Nr. 30 ((von 2003)) und das Wohlfahrtspaket ((von Juni 2007)), die die grundsätzliche Kontinuität der neoliberalen Politik und des Angriffs auf die Rechte der Arbeitenden zeigen, die abwechselnd von der Mitte-Rechten und der Mitte-Linken betrieben wird, leider auch mit Zustimmung der Kräfte, die die Regenbogen-Linke anführen. Nach den Wahlen werden wir Unterschriften für einen Volksentscheid sammeln, mit dem per Gesetz ein Mindestlohn von 1.300 Euro eingeführt wird. Der zweite Punkt ist die drastische Kürzung der Militärausgaben, der Abzug aller Truppen von allen Kriegsfronten (den Libanon inbegriffen) und eine radikale Änderung der Außenpolitik. Auch wenn der Kandidat Bertinotti sie als die beste Seite der Regierung Prodi betrachtet. Ich hatte diesen Eindruck nie und darüber ist es vor einem Jahr zum Bruch gekommen.“

Im Juli 2006 habt Ihr für die Weiterfinanzierung des Afghanistan-Einsatzes gestimmt. Habt Ihr Eure Meinung geändert?

„Gut ein Jahr lang haben wir einen politischen und auch parlamentarischen Kampf gegen die Beteiligung des PRC, der unsere Partei war, an der Regierung Prodi geführt. Wir wollten nicht drei Monate nach ihrem Amtsantritt mit der Regierung brechen. Und auch später nicht. Deshalb haben wir dafür gestimmt und später auch für den ersten Haushalt.“

Und Ihr habt auch noch vor gar nicht so langer Zeit der ((am 24.Januar 2008 gestürzten)) Regierung Prodi das Vertrauen ausgesprochen.

„Wir waren dagegen in die Regierung Prodi zu gehen. Wir glaubten, dass es für den PRC zu einem Anrennen gegen eine Mauer würde und dabei grundlegende Punkte der eigenen Geschichte sowie die sozialen Subjekte, auf die man sich bezog, verraten würden. Wir haben unseren Kampf geführt und dann haben wir begriffen, dass die Situation nicht zu retten war. So haben wir gegen die Kriegsmissionen gestimmt und ab diesem Zeitpunkt gegen alles, was wir nicht teilten. Es war eine Niederlage.“

Setzt Ihr Euch ein Ziel?

„Es ist ein sehr schwieriger Kampf, total gegen den Strom. Was die mobilisierbaren Kräfte anbelangt: Wir verfügen nicht über bezahlte Funktionäre und machen einen Wahlkampf mit 20.000 Euro. Und schwierig ist er auch deshalb, weil auch wir deutliche Schwierigkeiten mit der Glaubwürdigkeit haben. Rifondaziones dramatische Niederlage, die sich mit der Beteiligung an einer schlechten Regierung manifestiert hat, hinterlässt Trümmer, mit denen auch wir fertig werden müssen. Und doch überzeugt die Klarheit unserer Positionen Viele (auch von Rifondazione) davon, dass es besser ist, sich nicht an der Regenbogen-Linken zu beteiligen, sondern Sinistra Critica aufzubauen. So wie es in der Provinz Turin und in der Stadt Viterbo geschehen ist. Wenn wir durch eine glückliche Fügung (per sorte) ins Parlament kämen, wäre das eine politische Erschütterung für dieses Land.“

Schließt Ihr einen Oppositionspakt mit der Regenbogen-Linken (Sinistra-Arcobaleno)?

„Übereinkünfte sollten in Bezug auf die einzelnen Punkte getroffen werden. Das ist unsere Haltung innerhalb und außerhalb des Parlamentes. Das Problem liegt eher beim Regenbogen. Er wird zum Bespiel einige Schwierigkeiten haben, eine Bewegung für den Truppenabzug auf die Beine zu stellen, nachdem er die Ansicht vertreten hat, dass es richtig war, sie zu entsenden.“

Warum seid Ihr nicht zusammen mit dem Partito Comunista dei Lavoratori (PCL) angetreten? Ihr habt sehr ähnliche Programme?

„Wir haben einen öffentlichen Appell lanciert, zusammen eine Liste aufzustellen. Das war möglich. Der PCL hat sich geweigert und das zeigt die Differenzen. Wir denken nicht, dass wir allein ausreichen, um eine antikapitalistische und Klassenlinke in diesem Land wieder zu rekonstruieren. Wir werden unseren Teil erledigen, werden unsere Organisation aufbauen, denken aber, dass man die Rekonstruktion nicht per Selbstproklamation oder durch eine nostalgische Berufung auf die Kommunistische Partei erreicht.“

Ihre Bewegung bezeichnet sich als feministisch. Was bedeutet das? Würden Sie einen Mann als feministisch bezeichnen?

„Es bedeutet zu behaupten, dass über einen Klassenwiderspruch hinaus auch ein Geschlechterwiderspruch existiert, dass das Patriarchat existiert, das heißt die Unterdrückung der Frau durch den Mann und dass eine Linke, die für eine radikale Veränderung der Gesellschaft kämpft, auch frontal gegen das Patriarchat vorgehen muss. Wir haben uns gefragt, ob es richtig ist zu behaupten, dass eine gemischte politische Kraft ‚feministisch’ ist. Dem ist nicht so. Die Männer können fortschrittlich und solidarisch, aber nicht feministisch sein. Innerhalb von Sinistra Critica existiert jedoch eine politische Subjektivität der Frauen – eine feministische – die erkennbar sein will. Das ist unser Teil der Identität, eine grundsätzliche Eingabe. Und wenn es Feministinnen gibt, müssen die immer dann verschwinden, wenn die kollektive Subjektivität reklamiert wird?“


((Vorbemerkung, Übersetzung und Einfügungen in doppelten Klammern: * Rosso))

Der Name * Rosso steht für ein Mitglied des Gewerkschaftsforums Hannover und der ehemaligen Antifa-AG der Uni Hannover, die sich nach mehr als 17jähriger Arbeit Ende Oktober 2006 aufgelöst hat (siehe:  http://www.freewebtown.com/antifauni/ Rubrik „Aktuelles“ bzw. die regelmäßig erneuerten Artikel, Übersetzungen und Interviews dort).
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Ergänzungen

Wortwahl verwirrend

tutte_nere 15.04.2008 - 05:15
Irgendwie scheint der Autor über das Desaster der parlamentarischen Linken so erschüttert zu sein, dass ihm die Kategorien durcheinandergeraten. Während der in der Überschrift von einem "Wahldebakel der radikalen Linken" spricht, bezeichnet er diese Parteien im Text korrekter Weise als das, was sie tatsächlich sind: "die neue neo-sozialdemokratische Regenbogen-Linke". Also nichts da mit radikaler Linke. Das wäre in der Tat auch ungefähr so, als würde man die Links-Sozialdemokraten der Partei "die Linke" als linksradikal bezeichnen. Viel interessanter und viel entscheidender als das Desaster der Wahlvereine wäre vermutlich die Frage nach der Krise der sozialen Bewegungen und der außerparlamentarischen Linken in Italien.

erst mal abwarten....

del pueblo in esilio... 15.04.2008 - 08:36
Um zu versuchen, das letzte kommentar zu beantworten, in den letzten jahren hat sich einiges getan, von der no tav in der val di susa, zu den no al da molin in vicenza, die frauenbewegung nach den angriffen auf die abtreibungsgesetze, klar ist die apo von genova zertruemmert rausgekommen, viele sind mit gerichtsverfahren kriminalisiert und zum schweigen gebracht worden, fantomatische bewaffnete gruppen sind ins leben gerufen worden, wo man nicht versteht, ob sie alle oder nur ein teil in den gerichtssaelen ihr geburtsort hatten, antifademo sind aufs haerteste unterdrueckt worden, siehe 11.maerz 2006 in milano, aber nichtsdestotrotz tut sich was...dem teil der linken, die zu sehr an den parlamentariersesseln sich gewoenht hatten, tut es sicherlich nur gut, aus dem palast rausgekickt worden zu sein, entweder suchen sie die naehe der basisbewegungen wieder oder wir koennen morgen ihre beerdigung feiern...die utopie, von innen koenne man noch was veraendern, ist mit prodi untergegangen....
jetzt kommt der 25.april, der 1.mai...und andere wichtige sachen, ich denke, von dort aus startet der neue versuch, die kleinsten gemeinsamen nennern zu suchen und auf denen aufzubauen.


tanti saluti!

Gegen das linke Wahlfieber!

Hannes G 15.04.2008 - 09:58

Rifondazione & Co.

Entdinglichung 15.04.2008 - 12:32
vor einigen Jahren galten Rifondazione und ihr Jugendverband Giovani Comunisti/e in Teilen der europäischen radikalen Linken noch als Vorbild, was Verbindung von verschiedenen inner- und ausserinstitutionellen Kampfterrains anging, zumal es der Partei nach Genua 2001 teilweise gelungen war, viele AktivistInnen aus dem Bereich der Disobbedienti/Tute Bianche, aus manchen Centri Sociali und aus anderen Gruppen der radikalen Linken anzuziehen ... gerade viele aus diesem Bereich haben sich resigniert zurckgezogen, manche auch in Rifondazione/La Sinistra - L’Arcobaleno angepasst und integriert, nur eine minderheit von diesen Menschen macht derzeit in den Rifondazione-Linksabspaltungen PCL und Sinistra Critica mit

Gute Übersetzung, verwirrter Autor

italiano 15.04.2008 - 15:26
"Grund dafür ist nicht nur die berechtigte Enttäuschung der Wähler über die jämmerliche Vorstellung der „Regierungslinken“ in der gescheiterten Mitte-Links-Regierung Prodi, in der sie jeden Sozialabbau und jede Militärmission im Ausland brav mit trug"

Eine Partei, die Kriege unterstützt, kann nicht links sein.


"Wir wollten nicht drei Monate nach ihrem Amtsantritt mit der Regierung brechen. Und auch später nicht. Deshalb haben wir dafür gestimmt und später auch für den ersten Haushalt.“"

Aha. In Worten gegen den Krieg, aber im Zweifelsfall stimmen wir dafür. Flavia D’Angeli wie Berlusconi!


Wenn Parteien gegen den Krieg stimmen und dann auch noch die Frechheit besitzen, sich links oder linksradikal zu nennen, dann ist eine Wahlniederlage positiv zu bewerten. Ist aber wieder ein Beweis, dass man Kriege nicht durch Wahlkreuze verhindern kann, sondern nur durch den politischen Druck durch Demonstrationen etc.
Besorgniserregend sind die Stimmenzuwächse faschistischer Parteien (von 485.000 auf 994.000) sowie für die Rassisten und Separatisten der Lega Nord. Positiv dagegen die gesunkene Wahlbeteiligung, die in Großstädten weit niedriger liegt als im Landesdurchschnitt, in Neapel sogar unter 50%!

Berlusconi pezzo di m....!

Radikale Linke?

Juan Sorroche 15.04.2008 - 18:23
Wer diesen Artikel geschrieben hat, kennt Italien nur aus dem Fernsehen. Die Prodi-Regierung war ebensowenig links wie Berlusconi in der Mitte steht. Klar, die Rechten sind geeint, und sie haben ihr Potential kraft Silvios Medienimperium bis zum letzten Wähler ausgeschöpft. Die Linken überhaupt nicht. Nicht nur, dass schon traditionell viele italienische Linke staatsverdrossen sind. Die Regierung Prodi hat alles getan, um noch mehr Linke davon abzuhalten, die eigenen Schlächter zu wählen. Es gab während der Regierungszeit von "Mitte-Links" ein gutes Dutzend Grossdemos mit mehr als einer Million Teilnehmenden! Sie alle stehen nicht nur links von den Parlamentariern, sondern sie sind auch viel Entschlossener als die BefürworterInnen Berlusconis. Der Mafioso hat nur gewonnen, weil die Linke bei den positiven Sachfragen gespalten ist. In einem sind sich jedoch alle einig: Gegen Berlusconi! Und diese Gegnerschaft wird jetzt noch viel stärker werden, als sie es je vorher war. Es wird Streiks und Demos geben wie nie zuvor. Es wird zu Strassenschlachten mit den Faschisten kommen. Italien ist multikulturell, im Gegensatz zu Deutschland. Die Rechten werden dorthin zurückkehren müssen, wo sie herkommen: Ins Pfefferland.

Italien wird in der Anarchie versinken, nicht im Faschismus. Ist doch o.k., nicht? Oder hat von Euch Demokratiegläubigen jemand was dagegen?

Links ist wo der Daumen rechts ist

falce e martello 15.04.2008 - 19:25
Ich finde überhaupt nicht, dass der Autor verwirrt ist. Er betitelt lediglich den politischen Standort der jeweiligen Parteien. Und Berlusconi, das hat die absolute Mehrheit der wählenden Italiener entschieden, steht jetzt wieder in der Mitte. Und zwar in der rechten Hälfte der Mitte, während Veltronis PD in der linken Hälfte der Mitte steht, obwohl die neoliberal ist.

Wie das geht? Ganz einfach, auf die Koordinaten kommt es an. Links und Rechts sind nämlich keine politischen Kategorien, für die bestimmte inhaltliche Dogmen erfüllt werden müssen, sondern Richtungen, die von einem bestimmten Punkt aus beschrieben werden. Und dieser bestimmte Punkt liegt eben nicht an der selben Stelle, an der er in Deutschland liegt und auch nicht an der Stelle, an der ihn bestimmte Komentarspaltenschreiber gerne sehen möchten.

In der politischen Landschaft Italiens sind eben "neo-sozialdemokraten" wie die Rifondazione links, für die Medien sogar linksradikal. Genauso, wie in der politischen Landschaft des Iran laizistische Liberale links sind, sogar revolutionär, obwohl sie vielleicht das gleiche Programm wie die FDP haben.

Übrigens: Immernoch in der Mitte, aber rechts von Berlusconi stehen auch noch die rassistische Lega Nord und die post-faschistische Alleanza Nazionale, rechts aussen La Destra und noch weiter rechts die Fiamma Tricolore und Forza Nuova.



@Juan Soundso, der schrieb: "Es gab während der Regierungszeit von "Mitte-Links" ein gutes Dutzend Grossdemos mit mehr als einer Million Teilnehmenden!"

Kannst du mir auch nur ein halbes Dutzend dieser Grossdemos aufzählen? Mir fällt nämlich keine einzige zwischen 2006 und 2008 ein, die mehr als eine Millionen Teilnehmer hatte. Im letzten Jahr gab es zwei Massenmobilisierungen in Rom. Eine von der rechten Alleanza Nazionale mit 300.000 Teilnehmern und eine von Rifondazione Communista mit 500.000 Teilnehmern.

Deine Hoffnung auf Widerstand, Streiks, Krawall etc. kann ich gut verstehen, wenn du aber wirklich daran glaubst, hast du leider keine Ahnung davon, wie desolat der Zustand der ausserparlamentarischen Linken hier ist.

Einige Dinge stören mich hier ...

wahlstimme 15.04.2008 - 20:44
Einige Leute sollten sich die Wahlergebnisse genauer anschauen und erst dann erst versuchen irgendwelche Aussagen zu treffen.
Die Wahlergebnisse 2006:  http://it.wikipedia.org/wiki/Elezioni_politiche_italiane_del_2006#Risultati_elettorali
Die Wahlergebnisse 2008:  http://www.repubblica.it/speciale/2008/elezioni/camera/riepilogo_nazionale.html

Wenn man die absoluten Zahlen vergleicht, dann sieht man, dass Berlusconi und Finis AN insgesamt 127.000 Stimmen verloren haben!

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