Freiraum-Fahrrad-Ralley in Münster

Grevener_bleibt! 13.04.2008 19:48 Themen: Antirassismus Freiräume Gender Soziale Kämpfe
Freiraumtag in Münster

Am Samstag den 12.04. gab es anlässlich der internationalen Freiraumtage in Münster eine recht gut besuchte, sehr kreative Fahrradralley. Ziel war es politische Arbeit mit Spaß zu verbinden und mal wieder andere Aktionsformen zu wählen, als die alt bekannten (Demos, Kundgebungen etc.). Spaß gab es eine Menge, wobei aber der Inhalt und die Vermittlung nach außen nicht zu kurz kamen.
Abends fand noch die Preisverleihung statt, denn zu gewinnen gab es immerhin ein Strike Bike.
In Kleingruppen ging es Mittags los zu verschiedenen Stationen. Die erste Aufgabe bestand darin, möglichst lange in den Arkaden (Münsters Nobeleinkaufszentrum, in dem Menschen mit wenig Geld nicht erwünscht sind) zu Picknicken. Die Arkaden sind ein Nobeleinkaufszentrum, welches vor wenigen Jahren erst in Münsters Innenstadt gebaut wurde. Sie werden von Securitys bewacht, deren Aufgabe es unter anderem ist, Menschen, die so aussehen als hätten sie wenig Geld und/oder wären obdachlos (also nicht brauchbar, da sie kein Geld in die Läden schaffen), aus den Arkaden zu entfernen. Und sie sollen natürlich aufpassen, dass kein Blödsinn betrieben wird, was die Gruppen zum Anlass nahmen nacheinander mit Picknickdecken, Besteck und Essen sich in dem Gebäude zu platzieren und es zum freien Frühstücksort zu erklären. Einer Gruppe gelang es sogar knappe 10 Minuten mehr oder weniger ungestört zu frühstücken, bevor sie des Hauses verwiesen wurden.

Gestärkt nahmen sie sich der nächsten Aufgabe namens „Kameras und Zäune“ an. Aufgabe war es mit einigen Hilfsmitteln auf die Kameraüberwachung von öffentlichen Plätzen aufmerksam zu machen. So wurde die überwachte Fläche und die Kameras selber mit Strassenmalkreide, Absperrband, Flyern und Plastiktüten verschönert und die vorbei laufende Bevölkerung über ihre Überwachung und deren Auswirkung informiert. Zäune und“Grenzen“ wurden aus den verschiedensten Ecken vom Münster besorgt.

Anschließend an das Thema Zäune und Grenzen gab es eine antirassistische Aktion in der Innenstadt, die Bewegungsfreiheit zum Thema hatte. Eingesperrt in einen Abschiebeknast mussten die Teilnehmer_innen Passant_innen dazu animieren ihnen mit Feilen und Sägen beim Ausbruch zu helfen. Die Reaktionen der Passant_innen spiegelten die gesellschaftlichen Verhältnisse wider: Von total rassistisch a la „man sollte noch 'ne Kette drum machen“ bis super hilfsbereit. Letztlich haben es doch alle geschafft sich zu befreien.

Die nächste Aufgabe lies den Teilnehmer_innen wieder alle Chance sich kreativ
zu entfalten. Ihre Aufgabe war es einfach ein Transpi zu malen und an einem Ort ihrer Wahl auf zu hängen. Es sollte lediglich etwas mit dem Thema Freiräume zu tun haben. Den Hindenburgplatz vor Münsters Schloss zierte dann zum Beispiel ein Transpi mit der Aufschrift „Freiraum statt Kommerzialisierung – Baracke statt Musikhalle“. (Zur Erklärung: In Münster läuft derzeit ein Bürgerentscheid darüber, ob auf dem Hindenburgplatz eine millionenschwere „Musik-und Kongresshalle“ für die oberen 1000 Münsters gebaut werden soll. Gleichzeitig soll Ende April, Anfang Mai die Baracke abgerissen werden, in der jahrelang selbstverwaltet bezahlbare Kultur stattfand.

Die letzte Einzelaktion fand im Karstadt statt, in dem sich die Teilnehmer_innen queeren sollten. Ziel war es unter anderem auch in der eigenen Szene Rollenklischees und Heteronormativität zu thematisieren. Erstaunlicherweise brachte diese Aktion die Verkäufer_innen der Schminkabteilung beinahe zum Weinen, als sie sahen, wie Männer Lippenstift benutzten. Aber auch die Crossdresser sorgten für einiges an Verwirrung bei allen umstehenden Personen.



Den Abschluss bildete eine gemeinsame Blumenpflanzaktion. In der Nähe des Aasees stand bereits in großen Blumenbuchstaben geschrieben „Münster bekennt Farbe“. Verantwortlich dafür ist die Wohn-&Stadtbau, welche vor ziemlich genau einem Jahr das besetzte Haus an der Grevener Str. 59 räumen und abreißen ließ. Wir fanden den Schriftzug gar nicht so schlecht und ergänzten ihn durch „Grevener bleibt !“, denn der Kampf um die Häuserzeile ist noch lange nicht beendet!

Den Abend ließen wir mit den Bildern des Tages und der Preisverleihung im „Versetzt“ ausklingen.

Wir bedanken uns noch einmal für alle Teilnehmer_innen für ihre Kreativität und den gelungenen Tag!



Die Texte der verteilten Flyer bei den Arkaden, dem Abschiebeknast, den Kameras und der Queeraktion findet ihr in den kommenden Tagen auf grevener.blogsport.de
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Ergänzungen

WN 15.4.08

(muss ausgefüllt werden) 21.04.2008 - 15:28
Für den Erhalt der Baracke und der Grevener Straße 31


Münster - Nicht wenige werden sich am Samstag gefragt haben, was das denn soll – die Erweiterung des Blumenschriftzugs „Münster bekennt Farbe“ um den Zusatz „Grevener bleibt!“ an der Promenade. Oder das Picknick in den Arkaden? Oder der Gitterkäfig auf dem Domplatz? All das war Teil einer Fahrradrallye anlässlich der sogenannten Freiraumtage.

Damit soll international „auf bedrohte selbst verwaltete Freiräume aufmerksam“ gemacht werden, wie es in einer Pressemitteilung der Veranstalter in Münster heißt. Als solche Freiräume werden, bezogen auf die Stadt, beispielsweise das Haus Grevener Straße 31 und die Baracke in der Scharnhorststraße bezeichnet, die beide abgerissen werden sollen. So hängten die Aktivisten der Kampagne, die offenbar eher dem linken politischen Spektrum zuzuordnen sind, auf dem Hindenburgplatz ein Transparent mit der Aufschrift „Freiraum statt Kommerzialisierung – Baracke statt Musikhalle“ auf. „Wenn unsere Freiräume angegriffen werden, werden wir uns wehren! Vielfältig, wütend, kreativ – aber vor allem entschlossen“, wird angekündigt.


Ins Blickfeld der Öffentlichkeit sollten aber nicht nur typische münsterische Themen gerückt werden: Mit der Aktion auf dem Domplatz etwa sollte auf die nach Meinung der Veranstalter „menschenunwürdigen Bedingungen“ in Abschiebegefängnissen aufmerksam gemacht werden. Und an der Mensa am Aasee wurden Wände und Böden vor Überwachungskameras mit Kreide beschriftet. Dort stand dann zum Beispiel geschrieben „Finger aus der Nase, Sie werden beobachtet“.



VON PAUL MEYER Z. BRICKWEDDE

 http://www.mv-online.de/lokales/muenster/nachrichten/Fuer_den_Erhalt_der_Baracke_und_der_Grevener_Strasse_31.html

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Schön nett — Freiburger

blöder klamauk — Es wurde keinE AutorIn angegeben!