Ein lauer Samstag in Brandenburg

Inforiot 13.04.2008 19:11 Themen: Antifa
Bericht und Bilder zum Naziaufmarsch und Gegenprotest in Lübben (Südbrandenburg)
INFORIOT - In der menschenverlassenen Stadt Lübben kam es am gestrigen sonnigen Samstag zu einem Jahrhundertevent für die Kleinstadt: Das örtliche Bürgerbündnis hatte dazu aufgerufen, den in ihrer Stadt marschierenden Nazist_innen keine Beachtung zu schenken. Entsprechend das Bild: Nahezu alle Geschäfte hatten geschlossen und die die sich dennoch auf die Strasse trauten, kamen pünktlich um 13 Uhr zum Hauptbahnhof.

Dort versammelten sich etwa 380, wie sie sich selbst bezeichneten, "autonome Nationalist_innen". Neugierig wurde sich gegenseitig beäugt. Als die Neofaschist_innen ihre ersten Lautsprecherdurchsagen starteten, begann das Bündnis die 139 Namen der Menschen zu verlesen, die durch die Folgen rechter Gewalt in der Bundesrepublik ihr Leben verloren. Die Nazist_innen ließen sich davon allerdings nicht beirren und begannen ihren Spaziergang, um 14:50 Uhr durch die Innenstadt.

Neben dem Hauptmotto: "Recht auf Selbstbestimmung - Pflicht zum Widerstand" waren die zentrale Forderungen Freiheit für alle politischen Gefangenen und der Erhalt des "Bunker 88". Weiterhin wurde ausgeführt, dass 2006 "235 Deutsche durch nichteuropäische Ausländer_innen ermordet" worden seien. Währenddessen wurde zwar die in mehreren Hunderschaften anwesenden Polizist_innen durch Stasivergleiche provoziert, blieben aber ruhig. Teilweise war die Demo recht kraftvoll, auch wenn Sprüche oft gegeneinander liefen: Wo "Frei - Sozial und National" kommen sollte, kam "Frei - Sozial - Jetzt - Jetzt - Jetzt". Das war allerdings das einzig Selbstbewusste. Die Demo, die sich kleineren Störversuchen von antifaschistischer Seite ausgesetzt sah, trottelte vor sich hin und kam nach einem langen Marsch durchs Zentrum Lübbens und einigen Transpi-Trageproblemen - der Frontwisch fiel mehrfach runter - um etwa 17 Uhr wieder am Bahnhof an. Es wurde sich ohne großartige weitere Aktionen in den Zug gesetzt und nach Haus zu Partner und Kind gefahren.

Neben den unvermeidlichen Dorfnazis, die die Demonstration besuchten, waren die gut 380 Faschist_innen aus ganz Brandenburg und Berlin, sowie aus Teilen Sachsens angereist. Aus der Forderung den "Bunker 88" wieder zu beleben wird allerdings nichts werden; am Freitag hatte die Stadt Lübben beschlossen das Gebäude zu kaufen und abzureißen.

Zeitgleich fand eine, von der Autonome Antifa Lübben organisierte, Demonstration statt. Unter dem Slogan "Bunte Häuser statt braune Bunker", lief jene entgegengesetzt dem Naziaufmarsch. An die 100 Antifaschisten_innen aus den verschiedensten Spektren der links-alternativen Szene nahmen teil. Probleme mit dem Staatsrepressionsorgan gab es auch hier nicht.

Die verschiedenen politischen Gruppen zu trennen gelang der Polizei in Summe erfolgreich. Aber immerhin schien die Sonne.
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Ergänzungen

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mensch 13.04.2008 - 21:58

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