Antifa-Demo in Frankfurt/Main

solidarisch-kritischer Beobachter 13.04.2008 17:58
„Keine Freunde, keine Helfer – gegen Polizeigewalt und Repression“ - so das Motto unter welchem die Jugendantifa Frankfurt in die Main-Metropole mobilisierte. Etwa 250-300 Personen waren dem Aufruf gefolgt. Statt auf breitere Masse zu setzen, wurde auf die eigene Stärke gebaut. Von einer erfolgreichen Aktion kann leider keine Rede sein.
Ein kleiner subjektiver Erlebnisbericht von der gestrigen Demo in Frankfurt/Main:

Nach den Teils schmerzhaften Erfahrungen mit der Staatsgewalt bei den Studiprotesten , den völlig überzogenen Polizeieinsätzen vor und während des G8-Gipfels, sowie die Belagerungszustände während der letzten Naziaufmärsche in Frankfurt, war es längst überflüssig dagegen mobil zu machen. Von staatlicher Seite werden schon lange temporäre Ausnahmezustände bei linken Mobilisierungen in Franfurt verhängt.
Ein Thema das somit nicht nur die Berechtigung fand entschlossen kritisiert zu werden, sondern eigentlich viel Zuspruch hätte finden können (oder müssen?).

Zum Ablauf:

Bei gutem Wetter versammelten sich ca. 250-300 Personen in Bornheim Mitte. Schon auf den ersten Blick war zu erkennen was sich hier zusammen fand: viele junge Antifas in typischem Szene-Outfit. Von anderen gesellschaftlichen Akteuren wie Gewerkschaften, StudenInnen, soziale- oder gemäßigt linke Gruppen keine Spur. Nein, was hier und heute Anwesend war, war das typische Sammelsurium postautonomer Antifas mit revolutionärem Habitus. Zusätzlich zu vermissen war, und das ist für Frankfurt eher eine Ausnahmeerscheinung: es waren fast keine Bullen vor Ort. Dies sollte sich auch im Verlauf der Demo nicht ändern. Lediglich an einigen markanten Stellen (Bullenwache, Banken) waren sie präsent.

Nach einer kurzen Begrüßung ging es auch schon los. Der musikalische Auftakt mit dem Song „Antifa Hooligans“ entsprach dem Klientel und den von der Demo ausgehenden Parolen. So schlängelte sich der Zug Richtung Innenstadt. Vorbei an Teils belebten Straßen und Wohngebieten entwickelte sich leider keine gute Stimmung. Lediglich an der mit Seitentranspis verschanzten Demospitze waren ab und an Parolen zu hören welche sich fast durchgehend mit „ACAB“ und „Bullenstaat“ beschäftigten. Auch die aller Orts bekannten Countdown-Sprinteinlagen konnten nichts am Charakter der Demo ändern. Die Außenwirkung auf PassantInnen und AnwohnerInnen dürfte insgesamt gegen Null tendieren. Flyer waren ebenso wenig vorhanden wie Ansagen über die Tonanlage, die über den Anlass der Demo informierten. Auch die Informationen während der Zwischenkundgebung oder der Redebeitrag der Antifa f waren nur an die eigenen Demo-Teilnehmer gerichtet.
Irgendwann erreichte der Zug dann auch den Platz der alten Oper auf dem die Abschlusskundgebung (die eigentlich keine war) statt fand.
Nach der offiziellen Auflösung der Versammlung war kurz planloses herumstehen angesagt. Alles wartete darauf das etwas passierte – schließlich kam der erlebnisorientierte Teil der Demo noch nicht auf seine Kosten.

Um aber die Lust auf Action zu befriedigen wurde noch einmal von Zehn auf Null runter gezählt und los gerannt. Der Großteil setze zum Sprint an, lief auf die Straße und der Versuch einer Spontandemo nahm seinen Lauf.
Auch wenn der spontan organisierte Protest eine attraktive und sinnvolle Ergänzung zur Demo sein kann, wirkte er hier eher als ein eingespieltes Ritual (das noch während der Studiproteste für Aufsehen sorgen konnte, doch hier wegen fehlender Masse schlicht und ergreifend Fehl am Platz war). Und diesmal brachte es nicht mal die Bullen zum rotieren.
Nach ein paar wenigen hundert Metern war dann auch schon Schluss und ein kleiner Teil der Spontandemo wurde gekesselt. Was im Anschluss noch geschah kann ich leider nicht beurteilen da ich es vor zog mich mit meiner Gruppe auf den Weg nach Hause zu machen.
Einzufahren hatte wirklich keiner von uns Bock. Und vor allem nicht wegen so einer Sache deren Erfolgsaussicht und Sinn alles andere als hoch war.

Persönliches Fazit:

Es war schön zu sehen wie viele junge Antifas gekommen waren und vor allem eine eigene Kampagne ins Leben riefen. Die antifaschistische Jugendarbeit scheint in Frankfurt zu fruchten was positives hoffen lässt.

Doch Ausdrucksformen und Vorgehensweise werden scheinbar kritiklos von den „Älteren“ übernommen. So dominierte auch bei den recht jungen OrganisatorInnen das Bild von mit Lederhandschuhen bestückten Carhartthosen, „stylische“ Vermummung, harte Parolen und schwarzer Block Gehabe.

Wenn es sich um Polizeigewalt und Repression dreht wäre ein anderes Auftreten sicher besser angebracht. Die Möglichkeit der Öffnung für breitere gesellschaftliche Teile war definitiv vorhanden wie auch die Chance viele Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Doch von Außen betrachtet wurde dies weder genutzt, noch gewollt.
Schon die Mobilsierung zeigte, das es sich hier um eine Demo von der Szene für die Szene handelt.

Gerade die radikale Linke, welche zunehmend mehr von Repressalien gebeutelt wird, sollte sich auf diesem Feld um Bündnispartner bemühen. Die bereits vorhandene gesellschaftliche Isolation kann mit solchen Aktionen nicht überwunden werden. Die Szene wird so weiterhin schutzlos den Angriffen von staatlicher Seite ausgesetzt sein. Statt sich um Sympathien zu bemühen wird hier auf die eigene Stärke gesetzt. Ob diese bei Bedarf jedoch ausreicht, sollten sich OrganisatorInnen und TeilnehmerInnen der gestrigen Demo fragen. Ebenso ob die Demo als Erfolg gewertet werden kann und wenn ja, wie dieser Erfolg ausgesehen haben soll.


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Ergänzungen

hr-online Artikel

idse 13.04.2008 - 18:26

Schade

Schade Schade 14.04.2008 - 12:37
..eine verdammt wichtige Thematik die da von der Jugendantifa Frankfurt versucht wurde in die Öffentlichkeit zu tragen!Die Umsetzung war leider mehr als katastrophal, wie bereits im Artikel erwähnt hatte die Demonstration keinerlei Außenwirkung!Oftmals fragten mich Passanten nach dem Grund der Demonstration da dieser absolut nicht zu erkennen war!
Ich hab die Schnauze voll von Carhartt tragenden "rich-kids" die nichts wollen außer rumprollen, aber an alternativen Lebensentwürfen, linken Freiräumen und Antikapitalismus kein echtes Interesse haben!
Nichts gegen das zeigen von Stärke, wenn es nötig ist!Aber schon im Vorfeld zu drohen man würde die Polizei offensiv angreifen, mit dem Wissen das dies sowieso nicht klappt, ist einfach nur peinlich!
Aber das scheint sich ja in Frankfurt leider zu etablieren, den Mund im Vorfeld ganz schön voll zu nehmen!Vor dem 7.7.08 wurde genauso gedroht doch die versprechungen der brennenden Frankfurter Innenstadt konnten leider nicht erfüllt werden.
Schluss mit dem rumgepose!
Demonstrationen mit Inhalt füllen!
Es (SINNVOLL) krachen lassen!!!

...

no comment2 14.04.2008 - 13:27
bei aller kritik möchte ich auch noch einmal daraufhinweisen, dass diese kampange die erste große aktion dieser noch relativ jungen jugendantifa frankfurt war. das da auch nicht alles optimal läuft und fehler passieren ist für mich eigentlich logisch. und von einer "Scheißmobilisierungskampgne" kann sicherlich nicht die rede sein, da bundesweit mobilisiert worden ist und die kampange auch auf vielen relativ bekannten internet seiten stand.abgesehen davon konnte mensch in einigen/vielen teilen frankfurts wohl kaum die sticker übersehen.
"Die Umsetzung war leider mehr als katastrophal" diese aussage halte ich nicht für angebracht, da es besonders in frankfurt schon als erfolg gilt wenn die bullen bei einer demonstration/kampange aus der linksradikalen szene nicht mit einem großaufgebot aufmarschiert und den demonstrationszug von anfang an behindert/repression aussetzt etc.

ich denke die jugendantifa frankfurt wird in den nächsten auf indymedia noch stellung beziehen, da dieser erste artikel absolut nichts mit einer objektiven berichtserstattung der demo zu tun hatte.

wer möchte kann dienstags um 18 uhr im exzess vorbeischauen und helfen das die nächste kampange oder demo anders abläuft.

Schlechtes Timing

Theo Dorn 14.04.2008 - 14:43
Heute hatten 28.000 Studierende der Uni Frankfurt den Aufruf zur Demonstration in der Asta Zeitung im Briefkasten! Zuvor wurde lediglich über die Jugend Antifa mobilisiert.

Worin liegt die Zweckmäßigkeit eines martialisch auftretenden schwarzen Blocks, der in sehr geringer Größe öffentlich gegen Repression auftritt? Und da auch keine Inhalte verbreitet wurden, konnte sich die Presse formidable des linksextremistischen Feindbildes bedienen.

Das muss und wird hoffentlich besser werden!

einschätzung

??? 14.04.2008 - 16:14
zur kampagne - ich fand es gut und mutig, dass eine eher unerfahrene jugendantifa gruppe so ein thema für eine kampagne wählte, anlass dazu gab es ja genung in frankfurt. die kritik, die hier geschrieben wird, kann ich nachvollziehen, aber mensch sollte berücksichtigen, dass es wie schon erwähnt wurde, die erste aktion der jugendantifa ffm war. die haben keine jahrelange erfahrung, wie manche andere hier vielleicht. es wird sicher in zukunft noch mehr kommen und jede erfahrung, die mensch nur so sammelen kann, wird weiter helfen, um es beim nächsten mal besser zu machen.

zur demo und mobi- trotz freiraumtage und stolberg fast 500 leute auf die straße zu bringen, halte ich für ne gute mobi. sicher hätte bei dem thema auch mehr außerhalb der radikalen linken mobilisiert werden müssen. is halt leider nicht geschehen. aber trotzdem fürs erste mal nicht schlecht.
also ich fand die demo phasenweise sehr lautstark, es war ne gute stimmung. leider gab es auch immer mal wieder ein paar minuten ruhe, aber ich hab noch keine demo erlebt, wo es nicht so war. was ich schade fand, war der eher leise lauti. ich war ziemlich weit vorne und hab nichts gehört und die vielen passantInnen auf der zeil wahrscheinlich auch nicht. trotzdem hab ich auch positive erfahrungen mit passantInnen gemacht. am treffpunkt und kurz bevor die demo losging wurde ich von älteren leuten gefragt um was es ginge. als ich den grund nannte, erhielte ich zuspruch und unterstützende worte wie:"richtig so. zeigt denen mal, dass sie sich nich alles erlauben können."

das verhalten der bullen als die sponti losging, war typisch. mensch hätte eigentlich damit rechnen müssen, dass es wenig erfolgsaussicht hat. genauso wie am 19.01.08 und am 26.01.08 war es wieder sinnloses rumgerenne ohne wirklichen plan. vielleicht sollte mensch sich mal was anderes ausdenken um sinnvolle (militante) aktionen bringen zu können.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Ein Schwarzer — Okay

Selbst verschuldet — Brunhilde

@blaubär — .....

toll und was bringts? — nouseforaname

Der FR Artikel... — von Stefan Behr...

? — Anti Anti Antifa

muss nicht sein — ...

Zum Thema Studis ... — CarharttFreak mit Lederhandschuhen

Mein Senf — Würstchen

No Pics? — saul

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