HH:antimilitaristische aktion an schule

bundeswehr wegtreten 12.04.2008 22:33
am samstag, den 12. april 2008 begab sich ein kleiner haufen antimilitaristischer aktivistinnen zum gymnasium buckhorn in hamburg-volksdorf, um vor der schule gegen die beteiligung der bundeswehr an der "infobörse beruf und ausland" zu protestieren.
die infobörse ist eine pflichtveranstaltung zur berufsorientierung für schüler_innen ab der 8. klasse. in der pausenhalle gab es infostände potentieller "arbeitgeber", darunter polizei und bundeswehr. weiterhin fanden in mehreren räumen infoveranstaltungen zu verschiedenen berufsfeldern statt.
vor dem haupteingang stellten wir uns mit transparenten auf und verteilten flugblätter. die aktion wurde von vielen schüler_innen positiv kommentiert, mit einigen kam es zu kleinen diskussionen über sinn bzw. unsinn der bundeswehr - selbst die, die die bundeswehr nicht grundsätzlich ablehnten, fanden, dass sie an schulen nichts zu suchen hat. die den infotag koordinierende lehrerin äußerte, die bundeswehr und deren hochschulen hätten ihres erachtens jungen menschen/männern doch gute perspektiven zu bieten - unseren protest akzeptiere sie jedoch - so ließ sie sich auch nicht von den beiden beamten des polizei-infostandes dazu bewegen, uns ganz des schulgeländes zu verweisen. diese befürchteten "weiterungen", wobei sie z.b. auf ein bundeswehrfahrzeug auf dem schulparkplatz verwiesen, das ja schaden nehmen könne...

der flugi-text:
"---Bundeswehr raus aus den Schulen---
WERBEN FÜRS STERBEN
Mit bunten Bildern und scheinbar attraktiven Ausbildungs- und Studienangeboten wagt sich die Bundeswehr immer weiter in die Öffentlichkeit. In Schulen, auf Arbeitsämtern, auf öffentlichen Plätzen und im Internet versuchen sie sich selbst als supercoole Truppe oder technisch interessanten Arbeitgeber darzustellen. Fast könnte der Eindruck entstehen, es ginge nicht um blutiges Kriegshandwerk, sprich: um das Erlernen, Vorbereiten und Führen von Krieg.

Die Bundeswehr ist kein "normaler" Arbeitgeber. Technik, Taktik, Führung und das Prinzip von "Brechen und Aufbauen" wird erlernt, um besser besetzen, erobern, töten und zerstören zu können.

Sie sprechen nicht über den Preis einer Ausbildung in ihrem Apparat. Oder hat je eine_r von einer Verstümmelung deiner Freiheit bei der Bundeswehr gesprochen? Z.B. weil du nicht entscheiden kannst wo und wie du lebst (Kasernierung), weil du das Prinzip von "Befehl und Gehorsam" befolgen musst (ganz undemokratisch), weil dir Bürgerliche Rechte entzogen werden, weil von dir die Anpassung an ihre hierarchische Ordnung verlangt wird, weil du dir bestimmte "männlich" definierte, kriegstaugliche Eigenschaften aneignen musst, weil sie bestimmen was du zu lernen hast, wann und wie oft du in den Krieg sollst, weil deine Ausbildung tödlich enden kann, weil die Unterdrückung deines eigenen Gewissens und deiner Entscheidungsfreiheit erforderlich ist, weil du gehorchen sollst... und das vielleicht 12 Jahre lang, weil du gerne ein Studium machen wolltest. Ausstieg während der Verpflichtungszeit geht, wenn du x-tausend Euros zurückzahlen kannst und von vorne anfängst in einem "normalen" Beruf. Nicht einfach, in Zeiten des Ausbildungs- und Arbeitsplatzmangels und Geldknappheit vieler.
Die Arbeit in dem "zivilen" Bereich der Bundeswehr ist kein Stück besser. Denn der Krieg und das Töten beginnt nicht erst mit dem Griff zur Waffe. Es wird auch in Köpfen, an Schreibtischen, im Sanitätsbereich wie bei den Fernmelder_innen vorbereitet und möglich gemacht.

Sie benutzen ganz bewusst eine Sprache, in der alles ganz o.k. klingt. Wer hat schon was gegen "friedenserhaltende Maßnahmen", "Freiheit" und "Demokratie"? Angriff wird "Verteidigung" genannt, getötete Zivilist_innen werden schnell mal zu "Aufständischen", Krieg nennen sie "humanitäre Intervention" und Besatzung "Befreiung".
Warum sprechen sie nicht über die eigentlichen Interessen, die hinter den weltweiten Kriegseinsätzen stehen? Vor allem die Durchsetzung von Macht- und Wirtschaftsinteressen. Und dass die Weltwirtschaftsordnung und der Krieg der reichen Länder weltweit zu mehr Ungerechtigkeit, Armut und Flucht führen. Vermutlich weil genau dies die ablehnende Haltung gegenüber der Bundeswehr in der Bevölkerung weiter verstärkt. Zudem geht das Ansehen der Bundeswehr schon durch das Bekanntwerden ihrer strukturellen Probleme und Skandale immer weiter zurück (z.B. Rechtsbrüche, verbreiteter Rechtsextremismus, Homophobie, der Totenkopfskandal und andere Fälle, die den Sexismus, die Überlegenheits- und Besatzermentalität in der Bundeswehr zeigen).

Krieg und Militär bringt keine Lösungen für globale Probleme. Im Gegenteil. Krieg verschärft Konflikte, provoziert Racheakte und fördert Verrohung und Gewalt. Statt Schutz für Frauen zu bieten werden bei allen Militäreinsätzen Mädchen und Frauen von Soldaten gequält und vergewaltigt und in klassische Frauenrollen zurückgedrängt (z.B. Prostitution und Versorgung der Angehörigen statt Möglichkeiten eigene Interessen zu verfolgen).
Was ist mit den Verstümmelten, den traumatisierten oder toten Soldaten? Keine Helden. Dafür gibt es immer mehr Deserteure, die das tun, was wir alle täglich aufs neue tun können: sich gegen Krieg zu entscheiden.

Um für eine gerechtere Welt zu kämpfen, braucht niemand eine Ausbildung bei der Bundeswehr. Vielmehr ist es wichtig, den eigenen Verstand zu benutzen, sich unterschiedliche Informationen zu beschaffen, kritisch zu sein und nicht alles zu glauben, sondern zu fragen welche Interessen hinter etwas stecken, menschliche Lebensformen suchen uvm.
Denn es geht darum alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes und ein verächtliches Wesen ist. Dem steht die Bundeswehr mit ihrer gesamten Struktur entgegen. Sie kann keine Perspektive jenseits von Gewalt und Herrschaft, Unterdrückung und Ausbeutung herstellen.
Deshalb: Bundeswehr wegtreten!!

weitere inhaltliche Infos: www.imi-online.de www.bundeswehr-wegtreten.org www.kampagne.de
Infos zum Aktionscamp 18.-22- Juli 2008 unter: www.g8andwar.de www.clownsFREIHEIDe.de.tl"
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Ergänzungen

bilder zur aktion

bundeswehr wegtreten 12.04.2008 - 23:26
hier noch ein paar fotos...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Internationale Solidarität statt — ‚Volksgemeinschaft"