Genfeld GI: Aktionen, Termine, Forderungen

feldbesetzi aus GI 11.04.2008 13:49 Themen: Biopolitik Ökologie
Nach 10 Tagen Besetzung des Gießener Gengerstenfeldes hoffen die BesetzerInnen, dass die Gießener Universität endlich eine klare Ansage macht, auf solche Versuche künftig zu verzichten. Dabei macht ihnen der Erfolg einer ähnliche Aktion in der Nähe von Stuttgart Mut: "Mit riesiger Freude haben wir die Nachricht erhalten, dass bereits nach einer Woche Besetzungsdauer der Genmaisversuchsfelder in Oberboihingen die FH Nürtingen einen mehrjährigen Verzicht auf Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen erklärt hat." Die bisherigen Aussagen von Uni-Chef Hormuth und seinem Vize Kogel sind demgegenüber vage und widersprüchlich. "Wir fordern endlich eine klare und verläßliche Aussage - vorher bekommt uns hier niemand vom Acker", ist aus dem Kreis der BesetzerInnen auf der Fläche am Alten Steinbacher Weg in Gießen zu hören.

Unklare Aussagen der Uni- und Versuchsleitung

In der Nacht vom 30. auf den 31. März hatten GentechnikgegnerInnen das bereits sei zwei Jahren betriebene Versuchsfeld in Gießen besetzt. Am Folgetag war der Versuchsleiter Prof. Kogel, der gleichzeitig Uni-Vizepräsident ist, zunächst für die Presse nicht zu sprechen. Am Nachmittag dann verkündete er, dass ohnehin kein Versuch mehr geplant sei. Eine Begründung dafür lieferte er nicht. Wiederum einen Tag später tauchte eine neue Variante auf: Der Versuch würde in den USA fortgesetzt. Zweifel daran aber kamen auf, denn ob deutsche Fördergelder überhaupt in den USA eingesetzt werden können, ist mehr als fraglich. Widersprüchlich waren zudem spätere Äußerungen des Uni-Präsidenten Hormuth, der behauptete, der Versuch werden generell abgeblasen. "Das ist alles unklar. Wir können nicht ausschließen, dass hier nur getrickst wurde, um uns zum Verlassen der Fläche zu verleiten", heißt es von den FeldbesetzerInnen. Sie wollen mit ihrer Aktion weitermachen, bis sicher sei, dass der Versuch nicht mehr stattfinden kann. Mit ihrem Turm und einem Betonblock plus Erdanker, an denen sich AktivistInnen anketten können, wollen sie auch einer Räumung widerstehen.

Die plötzlichen Aussagen der Unileitung zur Aufgabe des Versuchs erscheinen noch aus einem anderen Grund unglaubwürdig. Genehmigt und mit Mitteln der Bundesregierung mit viel Geld gefördert wurde nämlich ein dreijähriger Versuch. Für 2008 stehen 122.000 Euro im Förderplan des Forschungsministeriums, die bei einer Aufgabe des Versuchs sicherlich verfallen würden, wenn nicht sogar der gesamte Versuch in Frage stellt wäre. Prof. Kogel hatte 2007 zudem angekündigt, 2008 auf jeden Fall weitermachen zu wollen mit dem umstrittenen Versuch. In mehreren Verlautbarungen und Interviews hatte er erklärt, dass ein drittes Jahr für viele der Forschungen nötig sei. Wieso das nun nicht mehr gelten soll, sei unklar. Daher fordern die FeldbesetzerInnen: "Die Uni-Leitung soll den Versuch durch entsprechende Mitteilung an die Genehmigungsbehörde offiziell und ganz beenden, das nachweisen und zudem verbindlich und öffentlich erklären, den Versuch nicht fortzuführen!" Nur damit könnten sicher weitere Tricksereien verhindert werden - etwa die, den Versuch nur für ein Jahr auszusetzen und dann 2009 durchzuführen.

 

Schmutzige Tricks: Die Lügenstory der toten Bienenvölker

Vertrauen verloren hat die Unileitung auch durch einen skurilen Vorgang in den vergangenen Tagen. In der Gießener Allgemeine veröffentlichte ein schon in der Vergangenheit gegen die FeldbesetzerInnen sogar gewalttätig gewordener Journalist von Aktionen aus dem Kreis der FeldbesetzterInnen, bei denen Bienenstöcke zerstört und alle Bienen getötet worden seien. "Das ist ungeheuerlich - eine miese Lüge, bei der der Verdacht besteht, dass sie durch die Unileitung gestreut worden ist", zeigen FeldbesetzerInnen ihr Unverständnis über den Ablauf. Wahr ist, dass eine Person rund um die Uni-Bibliothek randaliert und dabei auch einige Bienenkästen zerstört. Während der Wachschutz der Uni tatenlos zusah und auch die kurz danach eintreffenden Funktionäre der Uni sich um die Bienen nicht nicht kümmerten, organisierten die FeldbesetzerInnen sofort eine Rettungsaktion. Sie suchten und fanden eine Imkerin, die an das Feld kam und zusammen mit den BesetzerInnen die zwei aus ihren Kästen geworfenen Völker wieder in ihre Kästen brachten. "Inzwischen fliegen die Bienen von dort wieder - wir haben Beweisfotos gemacht und ins Internet gestellt, dass in beiden Kästen die Bienen leben", heißt es von den BesetzerInnen. "Die Behauptung, wir hätten Bienenstöcke zerstört, ist eine infame Lüge. Auch dass die Bienen nun tot seien, ist zum Glück gelogen. Tatsächlich haben wir die Rettung der Bienen organisiert, während es der Unileitung egal war, was mit den Tieren geschah!" Dass der Redakteur der Gießener Allgemeine ohne jegliche Recherche die Lügen veröffentlicht habe, sei in den Augen der BesetzerInnen nicht nur parteiischer, sondern auch schlechter Journalismus.

 

Mehr Aktionen geplant

In den nächsten Tagen hoffen die BesetzerInnen auf besseres Wetter: "Nach Tagen des Kampfes mit Schlamm und Schnee möchten wir mehr öffentliche Aktionen, Veranstaltungen, kulturelle Angebote usw. auf dem Feld machen." Die Ideen reichen von inhaltlichen Workshops zu Fragen der Gentechnik über Klettertrainings bis zu Sonntagsspaziergängen, Konzerten, Filmabenden und der Einrichtung eines Bürgerpark, in dem möglichst viele Menschen Blumen pflanzen oder Kunstwerke schaffen als Gegenentwurf zur Gentechnik der vergangenen zwei Jahre. Solche Aktionen können und sollen auch von Menschen und Gruppen verwirklicht werden können, die nicht an der Besetzung teilnehmen, aber auf diese Weise ihre Kritik an der Gentechnik zum Ausdruck bringen. "Dies ist nicht unser Feld, sondern nun eine gentechnikfreie Zone, auf der viele Ideen Platz haben", laden die BesetzerInnen zu vielfältigen Aktivitäten ein. Zudem riefen sie zum Ideenschmieden auf, was dieses Jahr mit der nun gentechnikfreien Fläche geschehen könne: "Wir räumen das Feld, wenn keine Gentechnik auf den Acker kommt. Wir freuen uns aber noch mehr, wenn den zwei Jahren Hochsicherheitsfeld ein buntes Jahr des Lebens folgt, bei der ForscherInnen, Studierende und BürgerInnen auf dem zumindest dieses Jahr nicht mehr von der Uni genutzten Feld eigene Idee verwirklichen könnten. Vorschläge sind herzlich willkommen - dann können wir im Gefühl vom Feld gehen, dass ein phantastisches Jahr für dieses Feld folgt."

 

Veranstaltungen ab Sonntag am und um das Feld

Die ersten Veranstaltungen sind bereits für diesen Sonntag geplant: Ein Unterstützer der Genfeldbesetzer hat zu einem Spaziergang am Feld für 15 Uhr eingeladen - ohne Zwang, das Feld auch zu betreten. Um 16 Uhr besteht die Gelegenheit, sich am Rand des Feldes (Parkplatz an der Rathenaustraße) über die Genversuche der Universität zu informieren. Ein Feldbesetzer will dort im Freien und mit Blick auf das besetzte Feld einen 30minütigen Vortrag zu Mais- und Gersteversuchen halten. Anschließend ist Zeit für Fragen und Diskussion. Wer selbst einmal das Klettern mit Seil und Gurt erlernen will, kann um 17 Uhr auf das Feld kommen. Erfahrene Kletterer zeigen am hölzernen Turm, wie ein sicheres Klettern in luftiger Höhe möglich ist. Der Kurs ist für AnfängerInnen gedacht.

Ab Montag sind weitere Veranstaltungen geplant. Fest steht bisher ein Workshop zu "Emanzipatorischer Gentechnikkritik und rechter Ökologie", der sich auch mit problematischen Positionen in Teilen der gentechnikkritischen Bewegung auseinandersetzen soll. Beginn ist um 18 Uhr am Feld (Parkplatz Rathenaustraße).

 

Kontakt und Lage

Die Besetzung zu erreichen ist einfach: Per Telefon 0152-29990199 oder im direkten Besuch. Das Feld liegt in der Stadt Gießen direkt neben der Universitätsbibliothek (Phil I, Otto-Behaghel-Straße). Der Alte Steinbacher Weg und die Rathenaustraße führen direkt am Feld vorbei. Turm und Boden-Lockon sind von dort gut zu sehen. „Wir sind leicht zu finden und sichtbar. Das ist Ausdruck unseres Protestes - wir wollen nicht zusehen, sondern dieses Zeichen setzen. Wir wünschen uns viele Menschen hier - und wir hoffen, dass viele weitere Aktionen stattfinden dieses Jahr, damit es überall endlich wieder gentechnikfrei wird - so oder so.“

 

Mehr Informationen

 

 

Termine der nächsten Tage

Sonntag, 13. April am oder auf dem Feld

  • 15 Uhr: BürgerInnen-Spaziergang am Feld (eingeladen von Unterstützern, siehe hier)
  • 16 Uhr: Kurzvortrag (30 min plus Fragen/Diskussion) "Genversuchsfelder der Uni Gießen: Wer? Was? Wo? Warum?", Treffpunkt am Parkplatz vor dem Feld (Rathenaustraße)
  • 17 Uhr: Kletterworkshop für AnfängerInnen (auf dem Feld am BesetzerInnenturm!)

Montag, 14. April am oder auf dem Feld

  • 18 Uhr: Workshop zu "Emanzipatorischer Gentechnikkritik und rechter Ökologie" (u.a. Auseinandersetzung mit problematischen Positionen in Teilen der gentechnikkritischen Bewegung). Treffpunkt am Parkplatz vor dem Feld (Rathenaustraße)

 

Dokumentiert: Pressemitteilung zum erfolgreichen Ende der Genfeldbesetzung in Oberboihingen

Pressemitteilung vom 10. April 2008 um 11:00

Widerstand lohnt sich – FH Nürtingen setzt auf absehbare Zeit keine transgene Pflanzen frei

Am Mittwoch Nachmittag versicherte die Leitung der Hochschule für Umwelt und Wirtschaft Nürtingen-Geißlingen den Aktivisten und der Öffentlichkeit, dass in den nächsten 5 Jahren von ihr keineb Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO) durchgeführt werden. Der verantwortliche Versuchsleiter Prof. Schier stellt seine Versuche zur Freisetzung GVO ein. Die Feldbesetzer/-innen betrachten dies als Erfolg ihrer Aktion des zivilen Ungehorsams und wollen sich nun den weiteren 4000 Hektar mit transgenen Pflanzen bebauter Fläche zuwenden. „Einige von uns werden die Aktivisten in Gießen unterstützen, die schon zwei Tage vor uns ein Feld der Uni zu besetzen begannen. Auf diesem Geld soll transgene Gerste angebaut werden. Andere werden sich in neuen Bündnissen um andere Aufgaben kümmern. Speziell im Osten Deutschlands ist viel Raum für Aktion.“ so Susanne Karstens, eine Aktivistinnen vom Genacker.

Die Feldbesetzer haben beschlossen, die besetzte Fläche am Montag, den 14. April an die Hochschule zurückzugeben. “Hier kann dann Kleegras angebaut werden um den Boden zu regenerieren“ so Agragingenieur Jochen Fritz, der sonst Landwirte bei der Umstellung auf Biologische Produktion berät. Die Ankündigung der Hochschule wird indes nur ein Teilerfolg betrachtet. Zum einen ist die Einstellung zeitlich begrenzt, zum anderen hat die Gentechnikfirma Monsanto mindestens bis 2011 das Nutzungsrecht für die Versuchsflächen. Theoretisch können sie dort weiterhin gentechnisch verändertes Saatgut ausbringen. Eine endgültige Entscheidung ist nur über eine Änderung des Pachtvertrages möglich. "Deswegen fordern wir die Stadt Nürtingen und die Menschen der Region zum Handeln auf," erklärt Tobias Kloiber, "Durch Direkte Aktionen des zivilen Ungehorsams hat jeder Einzelne unmittelbar die Möglichkeit Forderungen gegenüber Institutionen durchzusetzen."

Die FeldbesetzerInnen bedanken sich für die überragende Unterstützung aus breiten Kreisen der örtlichen Bevölkerung und der Bauern. Sehr schnell verwandelte sich anfängliche Skepsis in positives Interesse und Neugier gegenüber dieser Art der politischen Beteiligung. Schließlich Kämpfen viele Bürger und Landwirte schon lange gegen die Freilandversuche der Hochschule mit transgenen Pflanzen. Die Entscheidung der FH, auf Gentechnikanbau zu verzichten, wird als Wendepunkt in der öffentlichen Auseinandersetzung um die Frage der Verantwortbarkeit von Risikoforschung betrachtet.

(Mehr Infos über www.gentech-weg.de.vu)

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Ergänzungen

Leserbrief im Gießener Anzeiger am 11.4.2008

leserIn 11.04.2008 - 15:55
Leserbrief zum Thema: Linker solidarisiert sich mit Gentechnik-Gegnern



„Ich bin kein Linker und nicht der Linkspartei zugehörig. Trotzdem möchte
ich mich ebenfalls mit den Besetzern des Versuchsfeldes solidarisch erklären
und hoffe, dass das noch viele andere Bürger tun werden. Schließlich hatten
sich die Stadtverordneten einstimmig gegen diese Freilandversuche auf dem
Gebiet der Universitätsstadt Gießen ausgesprochen und 90 % der denkenden
Bevölkerung lehnt Gen-Technik ohnehin ab.

Die Feldbesetzer erhalten nur wenig Unterstützung, weshalb ich diesen Brief
schreibe. Ich bin humoristischer Buchautor und verfasse normalerweise
lustige Texte über die verrückten Golfer. Aber als ich im Vorjahr zufällig
den Film „Leben außer Kontrolle“ sah, ist mir das Lachen vergangen. Ich
gründete die Aktion „Golfer gegen Gendreck“ und sammle Geld für die
Prozesskostenhilfe der „Feldbefreier“.
Ich hatte das Stadtparlament im Vorjahr schon einmal in einem Leserbrief
aufgefordert, „Leben außer Kontrolle“ in einer öffentlichen Sitzung auch
der Bevölkerung vorzuführen, damit endlich verstanden wird, wer mit dem
Feuer spielt und wer es zu löschen versucht. Solange Mitarbeiter der Uni
Gießen unsere Brunnen vergiften dürfen, unterstütze ich ausdrücklich die
Aktionen der „Feldbefreier“ als Akt bürgerlichen Ungehorsams, der dann nötig
wird, wenn staatliche und politische Kontrollen versagen.

Sind wir nicht krank genug? Die „modernen Errungenschaften“ haben uns allen
Stress, Allergien, Krankheiten und Burnout gebracht. Ärzte können kaum
helfen, denen geht es meist noch schlechter. Was soll also dieser künstliche
Gen-Dreck, von dem niemand weiß, was er für Folgen haben wird? 80 % der
Bienen in den Gentechnik-Ländern USA und Kanada sind bereit eingegangen. Was
das für die Natur und damit für den Menschen bedeutet, weiß jeder Gärtner
oder Imker. Niemand will diese angeblich „fortschrittlichen“ Produkte essen,
die nur Konzernen nutzen, die mit ihren Saatgutpatenten weltweit Landwirte
erpressen. Die internatonalen Räuberbanden, die aus nackter Gier irreparable
Schäden anrichten, kontaminieren viele Länder mit gentechnisch verändertem
Saatgut. Hierzulande geht man den eleganteren Weg über „Versuchsanordnungen
und Sicherheitsprüfungen“.

Und was tun wir dagegen? Wer von den großen Maulhelden der vielen
politischen Lager, die sich gegen Gen-Technik aussprechen, wird endlich die
Gummistiefel anziehen, um die Besetzer zu besuchen? Wir stehen im Bio-Laden
Schlange und sind natürlich gegen Gen-Technik. Gleichzeitig werden jene, die
Freiheit und Gesundheit riskieren, als kleine Gruppe von Spinnern
diffamiert.
Ich möchte dazu aufrufen, an den Sonntagen um 15 Uhr (oder anderen Zeiten)
zum Versuchsfeld zu kommen. Das Feld liegt direkt neben der
Universitätsbibliothek (Phil I, Otto-Behaghel-Straße). Spazieren Sie herum.
Sie müssen sich nicht mal die Schuhe dreckig machen, aber geben Sie jenen,
die seit zwei Wochen Schnee und Schlamm ausharren, das Gefühl, dass ihr
Bemühen nicht umsonst ist. Die „Versuchsleiter“ werden dann vielleicht
merken, dass die Giessener Bevölkerung nicht alles mit sich machen lässt und
dieses Häuflein „fanatischer Verrückter“ nicht allein im Regen steht. Vielen
Dank.“

Eugen Pletsch

Genrüben-Acker bei Northeim besetzt

Dein Name 12.04.2008 - 14:44

Presseerklärung der unabhängigen Aktionsgruppe vom 12.4.08

Gentechnikgegner fordern Ende des Versuchs mit giftresistenten Rüben

In den frühen Morgenstunden dieses Samstages besetzte eine Gruppe von 15 Personen einen Acker bei Northeim, auf dem der Anbau von gentechnisch veränderten Zuckerrüben vorgesehen ist. Verantwortlich für diesen Versuchsanbau ist die KWS Saat AG mit Sitz in Einbeck.

"Wir wollen durch unsere Besetzung verhindern, dass hier Gen-Rüben angebaut werden," erkläte Robin Brand, Gemüsegärter und einer der Besetzer. "Schon 1998 konnte durch die Besetzung eines KWS-Versuchsfeldes die Aussaat von Gen-Pflanzen verhindert werden. Und auch der ganz aktuelle Fall in Oberboihingen zeigt, dass Besetzungen Erfolg haben können." Dort hatte am 4.4 eine Feldbesetzung eines Versuchsackers der FH Nürtingen begonnen. Die Hochschule erklärte nach knapp einer Woche, auf die Fortführung des Versuches zu verzichten. "Wir hoffen, dass auch die KWS einsieht, dass ihre Gentec-Experimente ein Ende haben müssen. Es gibt einfach zu viele ungeklärte Risiken", so Christian Pratz, der in Witzenhausen Landwirtschaft studiert. "Wenn Firmen wie die KWS trotz der Ablehnung in der Bevölkerung Gentechnik-Versuche durchführen, müssen sie mit Protest rechnen. Wir glauben den falschen Versprechungen der Gentechnik-Industrie nicht mehr und wir wollen es nicht länger hinnehmen, dass unumkehrbare Tatsachen geschaffen werden."

Am 27.11.2007 gab die KWS Saat AG bekannt, u.a. auf dem jetzt besetzten Feld bei Northeim gentechnisch veränderte Zuckerrüben freisetzen zu wollen. Diese so genannte "Roundup Ready"-Zuckerrübe entwickelte die KWS gemeinsam mit dem US-Saatgutkonzern Monsanto. Beim Einsatz des Monsanto-Giftes "Round up" werden alle Pflanzen abgetötet bis auf jene gentechnisch manipulierten Zuckerrüben.

Mit ihrer Kritik an der Freisetzung dieser Rüben sind die BesetzerInnen nicht allein: Kurz nach der Bekanntgabe des Vorhabens wurde im Stadtrat von Northeim im Dezember 2007 eine Resolution gegen die geplanten Freisetzungsversuche verabschiedet. "Besetzungen sind eine Art gegen Gentechnik zu protestieren", stellte Gärtner Brand fest. "Es gibt aber noch viele andere Möglichkeiten. JedeR, der oder die Saatgut kauft, kann darauf achten, dass es gentechnikfrei ist. Am Besten ist natürlich Bio-Saatgut." Vom Kauf des Bio-Saatgutes der KWS Saatgut AG rät er allerdings ab: "Natürlich garantiert das Bio-Siegel, dass das bezeichnete Saatgut gentechnikfrei ist. Doch eine Firma, die sowohl gentechnisches als auch biologisches Saatgut anbietet, ist für mich nicht glaubwürdig."

Die BesetzerInnen freuen sich über Besuch und über Unterstützung aus der Bevölkerung. Willkommen sind Lebensmittel- und Geldspenden, sowie alles, was den Aufenthalt bequemer macht.

Das Feld befindet sich an der neuen B3 in Richtung Göttingen, nahe des Ortsausgangs Northeim.

* Rückfragen: vor Ort: Mirjam Anschütz, 0174 / 85 86 25 6
* im Büro: Jutta Sundermann, 0175 / 86 66 76 9

gefunden auf :  http://www.gendreck-weg.de/?id=192&lg=de

Wochenende: Vom besetzen Feld zum Bürgerpark

feldbesetzi 15.04.2008 - 11:10
Freitag, 15 Uhr soll der Start für ein buntes Wochenende auf dem Genfeld in Gießen sein - gedacht als Übergang von der Feldbesetzung hin zu einem Park, in dem alle Menschen machen können was sie wollen. Mit einer Eröffnung, ein paar Ansprachen, Seilakrobatik und Musik geht es am Freitag los. Dann kann gepflanzt, gespielt, gefeiert, gecampt, gegrillt ... werden - open End. Wenn das Gelände voll ist mit neuen Ideen, wollen die BesetzerInnen das Feld verlassen und damit symbolisch an die Menschen übergeben für ein Jahr offener Gärten und Treffpunkte (die Fläche wird ja offenbar sonst nicht benötigt, nach dem der Gengersteversuch abgesagt wurde). Flohmärkte und mehr sollen das Wochenende anreichern - und gern noch weitere Ideen.
Die BesetzerInnen wollen ihren Abzug mit der Ankündigung verbinden, das Genfeld zu attackieren, sollte es trotz der bislang unbelegten Ansagen der Uni, nicht mehr auszusäen, doch wieder zu einem Versuchsfeld kommen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Vergangenheit oder Gegenwart?

Nachtschattenreich 11.04.2008 - 15:02
"...Ablauf. Wahr ist, dass eine Person rund um die Uni-Bibliothek randaliert und dabei auch einige Bienenkästen zerstört. Während..."

Ich hoffe da wurde ein "hat" am Ende des Satzes vergessen.

brief an universität

feldbesetzerInnen 13.04.2008 - 10:32
Aus dem Kreis der
FeldbesetzerInnen
Alter Steinbacher Weg 44a
35394 Gießen
Tel. 015229990199


Gießen, den 13.4.2008



An die Universität Gießen
- Präsidium
- Institut für Phytopathologie
- AStA



Sehr geehrte Damen und Herren,

seit 2 Wochen besetzen wir die von der Universität zu riskanten gentechnischen Versuchen verwendete landwirtschaftliche Fläche am Alten Steinbacher Weg. Unser Ziel dabei ist, dass aus dem jetzt zweijährigen Genversuchsfeld neu und dauerhaft eine gentechnikfreie Zone entsteht.


Wir fordern daher eine klare, öffentliche Aus- und Zusage der Universität mit entsprechenden Belegen, dass gentechnische Freisetzungsversuche seitens der Universität Giessen in Zukunft unterbleiben werden.


Die Nutzung der bis dahin von uns besetzten Fläche kann dann wieder in Form universitärer Forschung geschehen, allerdings ohne dabei die Produkte einer menschen- und naturverachtenden/- gefährdenden Risikotechnologie in die Umwelt freizusetzen. Transparenz, d.h. Forschung ohne Ausgrenzung der Öffentlichkeit durch Zäune und Zugangsberechtigungen sollte dabei selbstverständlich sein!
Aber auch in anderen Formen könnte die Fläche genutzt werden. Symbolkraft könnte zum Beispiel der an uns herangetragene Vorschlag entwickeln, im laufenden Jahr 2008 als einmalige Aktion die Fläche zu einer öffentlichen Gestaltungs-/ und Experimentierfläche werden zu lassen, auf der neben-und miteinander ForscherInnen, KünstlerInne, Studierende und andere BürgerInnen ihre Idee von Gärten, Anlagen, Forschen und Leben verwirklichen.


In diesem Sinne erwarten wir Ihre Rückäußerung und die Kontaktaufnahme um einen Gesprächstermin zu vereinbaren - gern auch mit externen Beteiligten, die in einer konstruktiven Diskussion ebenfalls kreative Ideen einbringen und an Streitpunkten vermitteln können.

Mit freundlichen Grüßen


Menschen aus der Runde der FeldbesetzerInnen