Oberboihingen - Neues vom Acker.

kilian 07.04.2008 15:48 Themen: Biopolitik Ökologie
Nach mehreren Tagen und Nächten auf dem Gen-Acker im schwäbischen Oberboihingen haben sich die FeldbesetzerInnen schon fast an das raue Wetter gewöhnt. Die Stimmung: entschlossen und optimistisch.
Durch die starke Unterstützung aus der Bevölkerung können die Schwierigkeiten des Lebens auf dem Acker immer weiter ausgeglichen werden. Ansässige Landwirte bringen warmes Essen, Menschen versorgen das Camp mit Feuerholz, Getränken und vielen Worten der Solidarität.

Auch weiterhin freuen sich die AktivistInnen über Unterstützung (personell und materiell).

Das Wetter ist momentan recht windig mit sporadischen Schneefällen.


Die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen pachtet den Acker um darauf Freilandversuche mit genetisch modifizierten Organismen (GMO) durchzuführen. Bereits in den letzten Jahren wurde genmanipuliertes Saatgut ausgebracht (und die Pflanzen von anonymen AktivistInnen anschließend zerstört). Dieses Jahr soll bereits die Aussaat behindert werden.

Die AktivistInnen sind entschlossen, solange zu bleiben, bis die Hochschule von ihrem Plan abrückt und statt Genpflanzen zum Beispiel Biomöhren pflanzt. Auch auf eine Räumung ist man vorbereitet. Der 10 Meter hohe Tripod wird von Aktivisten besetzt, die sich im Falle polizeilichen Einschreitens anketten. Der Acker ist durch die sehr rutschigen Verhältnisse momentan für Hebebühnen ungeeignet.

Bei der heutigen Übergabe eines Offenen Briefs an die Beteiligten der Gen-Versuche trafen die Gentech-GegnerInnen auf ein entspanntes Diskussionsklima. Nach wie vor scheint Prof. Schier von seinen Versuchen überzeugt zu sein, doch die Führung der Hochschule gibt sich Gentechnik-kritisch wenn auch machtlos. Man habe nichts gegen die Versuche in der Hand.

Eine Anzeige wegen Landfriedensbruch ziehe man momentan nicht in Erwägung.

Die BewohnerInnen der "Genfeldsiedlung" wollen mit ihrer Aktion auf die Risiken der Gentechnik aufmerksam machen. Trotz umfassender Dokumentation über die Gefahren der Labor-Pflanzen wählen die Ag(g)rokonzerne weiterhin den Weg der Ignoranz.
Unkontrollierte Verbreitung, artübergreifende Gen-Kreuzungen und die Gefahr für die Artenvielfalt - alles egal, solang die Aktionäre zufrieden sind.

Sie wählen den Weg der Feldbesetzung, da die vielen Fälle der genetischen Kontaminierung, der Existenzzerstörung und der Demonstrationen offenbar nicht ausreichten.

Pikant: der Versuchsleiter Professor Schier schwört vor der Presse auf die "Freiheit der Forschung", hat jedoch offenbar kein Problem damit, diese "frei-wissenschaftlichen" Forschungen durch Monsanto unterstützen zu lassen.


Wer die AktivistInnen vor Ort unterstützen möchte, ist herzlich eingeladen.

Informationen erhält man unter den Telefonnummern 0163/92 33 61 8, 0175/8 33 59 58, 0162/30 68 922 oder per Email unter genfeldsiedlung-bawue (AT) riseup.net

Solidarische Grüße nach Gießen.
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Ergänzungen

Videoclip von Cine Rebelde zu der Besetzung

Link 07.04.2008 - 19:20
Einen Videoclip von der Besetzung zum Anschauen und Herunterladen gibt es hier:
 http://www.cinerebelde.org/product_info.php?products_id=69

Solidarität ist was uns eint

Besucher 07.04.2008 - 19:43
Ich war am Wochenende auch einige Zeit beim Camp. Hab wirklich den größten Respekt davor, dass ihr das bei dem Wetter so durchzieht! Ich komme auf jeden Fall wieder, war auch beeindruckt von dem Rückhalt der Bevölkerung!
Weiter so, bis bald!

con solidaridad

auch erwähnenswert

muhh 07.04.2008 - 23:47
ist, dass gerade mal einen km weiter, in Windrichtung noch ein Biohof liegt.

Super und Grüße zurück!

Feldhasen, Betonmäuse und Turmfalken 08.04.2008 - 20:48
In Gießen ist heute die Lage auch stabilisiert, der Schnee weggetrocknet, die Zahl der Leute weiterhin sehr niedrig (muss sich unbedingt ändern) ... von daher: Es lebe der Turmbau! Für eine gentechnikfreie Welt - so oder so! Beste Grüße zurück aus Gießen nach Oberboihingen und an alle, die sich weitere Flächen vornehmen!!!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Gute Aktion! — Naturi

Landfriedensbruch... — entspannt