Soja-Konflikt in Argentinien

Prensa de Frente 02.04.2008 14:46 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe Weltweit Ökologie
Hunderttausende blockierten während der vergangenen Woche die Strassen Argentiniens um gegen die Erhöhung der Exportsteuern auf Soja und Getreide zu protestieren. Präsidentin Christina Kirchner will indessen unter keinen Umständen auf die zerstörerische Massnahme verzichten. Die Proteste halten daher weiter an...
Die argentinische Präsidentin Christina Kirchner beharrt auf der Erhöhung der Exportsteuern auf Soja und Getreide und verweigert den Dialog mit der betroffenen Landbevölkerung, unbeeindruckt von den Protesten und Cacerolleras (Schlagen auf Kochtöpfe um wirtschaftlichen Mangel und drohende Not zu artikulieren) von Hundertausenden von Bauern/Campesin@s, die während der vergangenen Woche überall im Land Strassen blockiert haben. Am Freitag hat es auch in der Hauptstadt Buenos Aires massive Demonstrationen gegeben. Den Bauernverbänden angeschlossen sind andere Teile der sozialen Bewegungen und StudentInnen, die gemeinsam und lautstark anprangerten - und dies laut Ankündigung noch bis mindestens heute weiterhin tun werden -, dass sie diese Politik für ungerecht und als eine Bedrohung für die Existenz der Kleinbauern,-und Bäuerinnen sowie für die Nahrunsmittelsouveränität ansehen.

In dem Disput zwischen der Landbevölkerung und der Regierung über diese Steuererhöhung treten jedoch auch andere Akteure als die üblichen der öffentliche Bühne in Erscheinung. Es sind die Verwaltzer der Bezirke und die Gouverneure, die darüber debattieren ob sie die ländlichen Massnahmen oder die Regierung unterstützen sollen. Sie stehen dabei vor einer für sie nicht unbedingt einfachen Wahl, denn so oder so werden sie selbst die Unterstützung eines der beiden Bereiche verlieren, auf dem sich ihre Führung gründet. Ungeachtet der Tatsache, dass den ProduzentInnen auf dem Land ein gewichtiger Teil der wirtschaftlichen Entwicklung Argentiniens während der letzten Jahre zu verdanken ist, haben sich daher bereits manche Gouverneure unmissverständlich auf die Seite von Präsidentin Kirchner gestellt. So etwa der Gouverneur von Entre Ríos, Urribarri, der deshalb zum Ziel von Protesten und harter Kritik geworden ist. "Anstatt sich bewusst zu werden, dass von der Provinz Gelder an die nationale Regierung gehen, von denen nichts zurückkehrt und dass dies zur Verarmung im eigenen Land führt, lässt er sich an der Seite von Cristina Kirchner ablichten”, so einer der, bezeichnenden, Vorwürfe. (In spanischer Sprache steht dazu Näheres auf dem "blog de Convergencia Socialista":
 http://www.noticiastroskas.blogspot.com)

ES IST DIE NAHRUNGSMITTELUNABHÄNGIGKEITT, DIE AUF DEM SPIELSTEHT

Worum es konkret in dem Soja-Konflikt geht, ist wohl am prägnantesten von der Nationalen Bauern,- und Indigena Bewegung/Movimiento Nacional Campesino Indígena (MNCI) zusammengefasst. In ihr sind Organisationen aus sieben Provinzen vereint. Die 15.000 (15 mil) nahrungsmittelproduzierenden Familien der MNCI bilden und unterhalten seit Jahren solidarische Handelsnetze. Trotzdem waren die bislang häufigsten Antworten von Regierungsseite Bulldozer und Repressivkräfte, um Vertreibungen durchzusetzen, und sind es auch unter Kirchner.

Der Sprecher der Bauernbewegung von Santiago del Estero (MOCASE Vía Campesina), Ángel Strapazzón äusserte ausserdem die Befürchtung, dass die aktuellen Diskurse andere Probleme, die ohnehin von niemanden hinterfragt würden, wie etwa der Tagbau im Minensektor und die Gewinnspannen der Agroexporteure, verdecken könnten.

Ein solcher Diskurs erfolgte seitens Präsidentin Kirchner, die sagte "dass nicht im gesamten ländlichen Raum Soja ausgesät werden dürfe". Dies wurde übersetzt in ein prinzipielles Zugeständnis an den Anbau und dass es deshalb notwendig ist, eine Variante zu vereinbaren. Dass Kirchner sich nicht dialogbereit zeigt, bestätigt den Vorwurf an ihre Regierung, "bis jetzt im Bereich der Nahrungsmittelproduktion ein Agrargeschäft zu betreiben". Denn ganz entgegen der Behauptung, dass der Sojaanbau den ländlichen Raum nicht überschwemmen würde, wurde der Lebensmittelsektor praktisch zur Gänze in die Hände von Spekulanten gelegt, die im Verlauf der letzen 50 Jahre damit Big Buisness betrieben haben. "Die Nahrungssicherung des Volkes aber darf nicht den grossen Handels,-und Produktionsketten ausgeliefert werden", so die Führung der Bauernverbände.

DAS ANDERE MODELL - FORDERUNGEN DER CAMPESIN@S

Angesichts dieser bedrohlichen Lage fordert die Nationale Bauern,- und Indigena Bewegung, MNCI, die Diskussion über ein anderes Agrarmodell eben nicht seitens der Grossgrundbesitzer und Unternehmen, sondern von einem Zusammenschluss aller Agrarsektoren, die eine Alternative gegen die Bevorteiligung der Monokulturen und des "freien" Marktes entwickeln sollen. Es geht der Bewegung darum zu verhindern, dass das Land gelähmt und ein Modell der Ausplünderung der Erde fortgesetzt wird. Dazu will die MNCI "eine Neudefinierung der Entwicklungsstrategien in Funktion der Landwirtschaft der indigenen Bauern/Bäuerinnen und KleinlandwirtInnen, die auf ihrem Grund leben, der LandarbeiterInnen".

Bei dieser Strategie müssen nach Ansicht der Betroffenen die Hauptakteure die Bauern,-und Indigenagemeinden sein, welche Mittel per Kredite und Subventionen erhalten sollen, um tiefgreifende Verbesserungen ihrer Infrastrukturen im Bereich der Produktion und der sozialen Dienste auf dem Land vornehmen zu können. Diese Mittel sollen auch dazu dienen, die Verteibung von bäuerlichen Familien zu stoppen und die Neuverteilung von Grund und Boden sowie die Wiederbesiedelung des ländlichen Raums zu planen. Auf diese Weise soll die Produktion gesunder Nahrungsmittel für die Bevölkerung garantiert werden und eine Zentralisierung der Exportsteuern in der Regierung stattfinden, um die Preisentwicklung innerhalb Argentiniens zu regulieren und die Einnahmen gerecht an die Bevölkerung zu verteilen.

SCHUTZ DER WÄLDER

Die korrekte Umsetzung des Gesetzes zum Schutz und der Nutzung der Wälder, ist ein weiterer fundamentaler Schritt, den die genannten Organisationen erreichen wollen.

Das Gedeihen des Sojaanbaus geschieht indem andere Kulturen zurückgedrängt werden, was das Basisangebot (an Nahrungsmitteln) verringert und die Preise beeinflusst.
Während die Soja eine Existenzgrundlage erst ab 500 ha garantiert, werden durch die Landwirtschaft der Campesin@s 35 reelle Arbeitsplätze pro 100 ha geschaffen. Darüberhinaus wird durch sie die Vielfalt der Produkte garantiert, die Versorgung der lokalen Märkte, die Entwicklung und der Schutz der kulturellen Idendität sowie eine inovative Nutzung der natürlichen Ressourcen.

SCHWERE VORWÜRFE

Die MNCI bringt ausser fundierten Forderungen ihr Unverständnis darüber zum Ausdruck, wie es möglich sein kann, dass Nahrungsmittel, Milch, Getreide etc. weggeworfen werden, während Tausende Hunger leiden.

Die Grossgrundbesitzer, die behaupten, das Land zu verteidigen, verteidigen in Wahrheit das Sojaanbaumodell und Monsanto. Deshalb wird Transparenz gefordert im Hinblick auf die Verwendung der Steuererhöhungen; darauf, ob diese den KleinlandwirtInnen und Indigenas zugute kommen.

Angeprangert werden die Agrarunternehmen SRA, CRA, FAA und CONINAGRO, die sich dem Sojaanbau verschrieben haben und dafür Wälder zerstört, Bauern,-und Indigenagemeinden zwangsgeräumt sowie Böden und Wasser verschmutzt haben und einen Preisanstieg der Nahrungsmittel auf dem Binnenmarkt verursachten. Währendessen sind die Gemeinden ständig weiter von Killern und Bulldozern bedroht, die dieser "Politik auf dem Land" entsprechen.

Das unter dem Menemismus begonnene Sojaanbaumodell bedeutet eine "grüne Wüste" und die Vertreibung von zahllosen Familien aus dem ländlichen Raum. Es gibt so gut wie keine auf die bäuerlichen und indigenen Gemeinden ausgerichtete Politik... Sojaanbau ist nur rentabel bei einer Fläche von 500 ha. Die grosse Mehrzahl der KleinproduzentInnen, die über weniger als diese verfügen, verkaufen ihr Land zu Schleuderpreisen an irgendeinen Grosspruduzenten. Im Gegensatz zu den kleinen Pächtern können die Grossproduzenten die Exportsteuern problemlos leisten. Die KleinlandwirtInnen werden in dieser Situation auch von der Argentinischen Agrarföderation (FAA) im Stich gelassen, die sich bereits in den 90ger Jahren in Schweigen gehüllt hatte, als 300.000 (300 mil) KleinproduzentInnen aus dem ländlichen Raum vertrieben worden waren.
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Diese Darstellung der Lage ist zusammengefasst aus dem Statement des Operativen Sekretariats der Bauern,- und Indigenabewegung/Secretaría operativa - Movimiento Nacional Campesino Indígena, die betont, "dass es unabdingbar ist, den Weg der Nahrungsmittelunabhängigkeit zu gehen und dass dieser niemals kompatibel ist, mit transgenetischen Monokulturen und dem "freien" Markt". (Buenos Aires, 26.03.2008)

Mit der MNCI kann Kontakt aufgenommen werden über Telefon: 0261-15-5615062 / 03843-15-456493 / 0351-15-6853946

Quelleartikel:  http://www.prensadefrente.org/pdfb2/index.php/a/2008/03/28/p3575

Zusammenfassende Übersetzung:tierr@
www.tierra.bloggospace
(work-irgendwann-in progress)

Ein paar Links zur Erinnerung an den Widerstand in Argentinien:

Argentinien: Staat im Koma - Gesellschaft in Bewegung
Selbstorganisierung und alternative Ökonomien gegen die Krise
 http://arranca.nadir.org/artikel.php3?nr=26&id=213

QUE SE VAYAN TODOS 1 & 2/ Auszüge
 http://de.indymedia.org/2003/12/70426.shtml
 http://de.indymedia.org//2003/11/68313.shtml

QUE SE VAYAN TODOS (Sie sollen alle verschwinden) - ist ein Buch, dass von Menschen geschrieben wurde, die an den Aufständen 2001 in Argentinien direkt Teil genommen haben und in beeindruckender Weise schildern, wie das Empfinden damals war und was alles passierte:
"QUE SE VAYAN TODOS"
Krise und Widerstand in Argentinien
Colectivo Situaciones
Assoziation A
 assoziation-a@tr-online.de
ISBN 3-935936-19-2

Dokumentarfilm über die im Dezember 2001 besetzte Textilfabrik Brukman in Buenos Aires,  http://www.ila-web.de/kulturszene/307besetzt.htm

Bildband er Compañeros der besetzten Drudckerei Chilavert:
 http://www.ila-web.de/artikel/ila308/argentinien.htm
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Ergänzungen

?

ä 02.04.2008 - 18:44
Wenn die Protestierenden gegen die "Überschwemmung" des ländlichen Raums durch Sojaanbau sind, wieso protestieren sie dann gegen die Erhöhung von Exportzöllen auf Soja?

irgendwas stimmt da nicht...

anton 02.04.2008 - 21:00
Gerade Soya wird massiv von der agroindustrie angebaut, tatsächlich sind es auch die Großgrundbesitzer, die gerade diesen Streik anführen. Das wurde auch dadurch sichtbar, dass die Solikundgebungen mit dem "Streik" in Buenos Aires in den Oberschichtsvierteln stattfanden. Wie ist also zu erklären, dass angeblich die Kleinbauern gegen die Maßnahme sind und streiken? und warum sind sie gegen die Steuer, wenn sie gegen den Anbau von Soya sind?

Das stimmt so nicht...

Bitte besser recherchieren! 02.04.2008 - 21:23
Ich finde es ersteinmal sehr begruessenswert, dass Du den Artikel geschrieben hast und so auf die sozial- und wirtschaftspolitischen Spannungen hier aufmerksam gemacht hast, von denen in Deutschland sonst sicher wenn ueberhaupt nur in Randnotizen oder verkuerzt berichtet wird.
Allerdings ist da mindesten einiges in den Falschen Hals gekommen oder beim Uebersetzen schiefgegangen, deswegen muss ich hier ein paar Dinge anmerken, ohne von meiner Seite aus Vollstaendigkeit proklamieren zu wollen.
Der Konflikt ist sehr unueberschaulich...

Die in den letzten 21 Tagen stattgefundenen Strassensperren sin massgeblich von SRA, CRA, FAA und CONINAGRO organisiert, unterstuetzt und durchgefuehrt worden. Das sind keine Agrarunternehmen, sondern die vier grossen Unternehmerverbaende in der arbentinischen Agrarindustrie. Daran beteiligt haben sich auch kleinere Produzenten, jedoch zumindest nach Ansicht der zitierten MNCI nur die, die sich mit der FAA asoziiert haben und eh nicht von den Regierungsmassnahmen betroffen sind.

Ursache der Blockaden ist das am 11.3. verabschiedete Gesetz zur Erhoehung der "retenciones" auf die genannten Exportprodukte. Das sind keine direkten Steuern, sondern Einbehaltungen, kommen aber quasi einer Steuer gleich.
Die beschlossen Erhoehung ist preisabhaengig, das heisst, dass bei sinkenden Marktpreisen auch die Einbehaltungen reduziert werden.
Argentinien ist einer der weltgroessten Sojaexporteure. In der Landwirtschaft gibt es etwa 80.000 Produzierende Betriebe, wobei 20% davon 80% der Gewinne erwirtschaften. Die groessten 2,5% immer noch 46%. Die laendlichen Strukturen sind in weiten Teilen immer noch von Grossgrundbesitz aus der Agraroligarchie gepraegt.
Diese sollen nun mit den umstrittenen Massnahmen der Regierung auf einen Teil ihrer Geinne verzichten - Was nicht heisst, dasss sie weniger verdienen, als bis vor kurzen, da die Preise enorm gestiegen sind.
In der Tat haben in den letzten Tagen auch in Buenos Aires einige Demonstrationen stattgefunden. Die weitaus groesste allerdings gestern zur Unterstuetzung der Regierungspolitik. Da waren auf der zentralen Kundgebung auf der Plaza de Mayo nach Presseangaben 100-200.000 Menschen und haben die Redee der Praesidentin angehoert. Die hat die Unternehmerverbaende u.a. dazu aufgefordert, sich als Teil dieses Landes und nicht als seine Besitzer zu fuehlen. Teilgenommen haben so unterschiedliche Gruppierungen wie die Gewerkschaft CTA, Túpac Amarus, Asociación Madres de Plaza de Mayo, um nur einige zu nennen. Auch die in dem Artikel genannte MNCI nennt die "reenciones" und progressive Steuern eben dort ein "notwendiges, jedoch ungenuegendes Mittel."
An den Blockaden wurden teilweise Lebensmittel wie Milch direkt von den Blockierenden ausgeschuettet. Darauf bezieht sich auch "Prensa de Frente" in dem zitierten Artikel. Dafuer das in Teilen des Landes eine Nahrungsmittelunterversorgung eingetreten ist, hat sich der Vorsitzende der FAA heute entschuldigt. Desgleichen ist die Aufhebung der Blockaden fuer 30 Tage zu Verhandlungen vorgenommen worden, mit der Versicherung, die Organisationen werden wachsam und in alarmbereitschaft bleiben.
Notwendig und wuenschenswert ist natuerlich eine umfassende Landreform, die zu einer Umverteilung und Gerechtigkeit beitragen wuerde. Die Massnahme der Regierung ist allerdings zumindest ein Schritt in diese Richtung. Bei dem Ausmass der Proteste dagegen von Seiten der Argaroligarchie sollte sich allerdings mal der zumindest buergerkriegsaehnliche Zustand bei deren Durchsetzungsversuch vorgestellt werden. Da gibt es durchaus auf dem Land bewaffnete Unterstuetzung und auch leider noch immer gute Kontakte zu den Sicherheitsorganen. Ich will garnicht ueber einen moeglichen Militaerputsch spekulieren, aber das Wort ist hier in der Diskussion durchaus auch schon mal gefallen.
Ich haeng noch ein paar Fotos dran:
Das eine Gewerkschaft mit der Forderung Verteilung des Reichtums an einer Regierungsveranstaltung teilnimmt koennte zumindest in Deutschland nur schwer vorstellbar sein.

Fotos

wie angekuendigt 02.04.2008 - 21:40
funktioniert schlecht grad mit dem hochladen...

Artikel aus der "Socialismo o Barbarie" dazu:

Entdinglichung 07.04.2008 - 13:09
aus der "Socialismo o Barbarie" der MAS (einigermassen undogmatische "TrotzkistInnen") vom April 2008: * José Luis Rojo: Sociedad Rural vs. gobierno K/Una pelea por la renta extraordinaria * Juan José Funes: Las consecuencias de la sojización * MAS: Después del paro del campo ansonsten ein Artikel der Grupo de Reflexión Rural zum Thema, gefunden auf ANRed (generell gute Nachrichtenseite zu sozialen Bewegungen in Argentinien)

ähm

alfundo 07.04.2008 - 17:56
ich hab nur den anfang gelesen, bin aber der meinung dass die erhöhten steuern für den sojaexport den kleinbauern zugute kommen und sich gegen korrupte großgrundbesitzer richten soll!!

Falscher Name

Gonzalo Oroz 07.04.2008 - 21:07
Die Präsidentin von Argentinien heisst Cristina Fernández, nicht Cristina Kirchner. Die Frauen behalten in Lateinamerika ihren Mädchennamen.

@?

Ralf 08.04.2008 - 11:00
Das ist ein etwas absurder Streik. Schließlich versucht ausgerechnet Kirchner die Preise für Grundnahrungsmittel mit den Steuern im Land niedrig zu halten. Das gefällt natürlich der Agrarlobby nicht, weil die derzeit auf dem Weltmarkt wegen der "Biosprit"-Nachfrage viel mehr Geld bekommt.

Tausende Argentinier protestieren

Ariba 08.04.2008 - 18:45
Zehntausende Argentinier sind gegen die Regierung von Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner auf die Straße gegangen. In zahlreichen Städten schlossen sich die Demonstranten den Forderungen argentinischer Landwirte nach Rücknahme der jüngst erhöhten Exportsteuern auf Agrarprodukte an.

Die Präsidentin hatte in einer Fernsehansprache ein Einlenken gegenüber den seit mehr als zwei Wochen protestierenden Bauern ausgeschlossen. "Ich werde mich nicht erpressen lassen", sagte Kirchner.
Die Demonstrationen waren die größten in Argentinien seit Ende der Wirtschaftskrise 2001. Die Popularität von Cristina Kirchner, die vor rund 100 Tagen ihrem Ehemann Nestor Kirchner im Präsidentenamt nachgefolgt war, erhält durch die Proteste und die Engpässe bei der Lebensmittelversorgung erste Dämpfer.

Auslöser des Streits war die Einführung neuer progressiver Exportsteuern unter anderem auf Soja, das wichtigste landwirtschaftliche Produkt des Landes. Die Belastung der Sojaexporteure, die bisher bei 35 Prozent lag, stieg damit schlagartig auf 73 Prozent und könnte, sollte sich der Sojapreis weiter erhöhen, bis auf 95 Prozent klettern. Laut Kirchner soll so die gesamte Gesellschaft von den ständig steigenden Weltmarktpreisen für Agrarrohstoffe profitieren und nicht nur die kleine Schicht landwirtschaftlicher Unternehmer. Die Bauern sprechen hingegen von "Raub". Erst vor vier Monaten waren die Exportzölle zuletzt erhöht worden.


Vor allem die Inflation beunruhigt die Präsidentin

Zudem sollen die Exportsteuern die Landwirte zwingen, trotz attraktiver Exportpreise vorrangig den heimischen Markt zu beliefern. So will die Regierung das Nahrungsangebot in Argentinien erhöhen und die Preise senken. Die Inflation, die nach Einschätzung unabhängiger Analysten allein im März mehr als drei Prozent betrug, und vor allem die steigenden Lebensmittelpreise sind die derzeit dringendsten Sorgen der neuen Präsidentin.

Wegen der wütenden Bauernproteste haben die Maßnahmen jedoch bisher das Gegenteil bewirkt. Der Export und die Lebensmittelproduktion für die argentinische Bevölkerung sind fast völlig zum Erliegen gekommen. In den Supermärkten in Buenos Aires werden bereits Fleisch und Milchprodukte knapp. Bald könnten auch die Gemüseregale leer sein. Die Knappheit wiederum lässt derzeit die Preise weiter steigen.

Auch auf dem Weltmarkt macht sich die Krise in Argentinien, dem drittgrößten Sojaexporteur der Welt, bemerkbar. Der Streik der Bauern trifft das Land zu Beginn der Erntesaison. Händler in Rosario, dem größten argentinischen Verladehafen für Getreide und Soja, berichten, dass dort derzeit nur etwa 20 Lkw pro Tag ankämen statt der normalerweise mehr als 5000 täglichen Transporte. Mehrere Sojaexporteure erklärten am Mittwoch, ihre Lieferverträge mit China und Europa nicht einhalten zu können.

Die Landwirte, die seit zwei Wochen zahlreiche Straßen und Häfen blockieren, wollen jedoch nicht nachgeben. Die Proteste würden weitergehen "so lange wie nötig", sagte der Präsident der argentinischen Landwirtschaftsföderation, Eduardo Buzzi. Der Justizminister hatte bereits gedroht, die Blockaden der Bauern mit Gewalt aufzulösen.

Argentinien ohne Steaks

McDonald 09.04.2008 - 13:01
Nach dem Farmerstreik bleibt die Situation im Land weiter angespannt. Präsidentin Fernández de Kirchner versucht, international zu punkten ... Farmer bei einer Straßenblockade am 31. März nahe Tandil: Wir bleiben standhaft
Weiter leere Fleischregale in Buenos Aires. Auch eine Woche nach dem vorläufigen Ende des Farmerstreiks, muß man in den Supermärkten von Argentiniens Hauptstadt immer noch nach Rindersteaks suchen. Wird man doch fündig, müssen saftige Preise gezahlt werden –bis zu 100 Prozent mehr im Vergleich zum Vorstreikstand.

Nachdem die argentinischen Farmer vergangenen Mittwoch ihren Lieferstopp und die Blockaden von Hauptstraßen und Häfen vorerst für die Dauer von 30 Tagen ausgesetzt haben, sind die Gespräche zwischen Regierung und Agrarverbänden auch zu Wochenanfang noch nicht angelaufen. Am Montag warteten die Bauern vergeblich auf ein Signal des argentinischen Kabinettschefs Alberto Fernández für eine Wiederaufnahme des Dialogs. Die Bauern verlangen von der Regierung, daß diese eine kürzlich verfügte Erhöhung der Exportsteuer auf landwirtschaftliche Rohstoffe um bis zu 44 Prozent zurücknimmt.

Bereits am Sonntag zitierte die Zeitung Crítica de la Argentina Gerónimo Venegas, einen Sprecher der Bauern: »Wir müssen anfangen zu verhandeln, denn 30 Tage sind nicht viel, sie vergehen sehr schnell, und die Gespräche werden viel Zeit benötigen. Wir haben viele Differenzen.«

Doch Argentiniens Staatspräsidentin Cristina Fernández de Kirchner, die sich während des Streiks viermal mit bewegenden Ansprachen an die Öffentlichkeit gewandt hatte, spielt weiter auf Zeit. Statt den verfahrenen lokalen Konflikt anzugehen, versuchte sie, auf der internationalen Bühne zu glänzen: Zusammen mit Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy führte sie am Sonntag in Paris einen Demonstrationszug für die Befreiung der von FARC-Rebellen festgehaltenen ehemaligen kolumbianischen Präsidenschaftskandidatin und französischen Staatsbürgerin Ingrid Betancourt an. Bei Gesprächen mit Sarkozy am Montag ging es vorrangig um die argentinische Mittlerrolle beim Gefangenaustausch zwischen FARC und dem kolumbianischen Staat, sowie die Menschenrechtspolitik in Argentinien. Ausgespart wurde laut Angaben von argentinischer Seite das wichtigste Thema der bilateralen Agenda: Die sechs Milliarden US-Dollar Auslandsschulden, die Argentinien gegenüber westlichen Staaten und Banken hat. Die Begleichung dieser Schuld gilt als Schlüssel dafür, daß Firmen aus den betroffenen Staaten wieder in Argentinien investieren.

Unterdessen schmieden Argenti­niens Bauernverbände neue Allianzen. Besonders die kleineren und mittleren Produzenten sind unverhältnismäßig stark von den neuen Exportzöllen betroffen. Aufgrund der Preissteigerungen bei Transport und Saatguterwerb sind sie mittlerweile kaum mehr in der Lage wettbewerbsfähig zu produzieren. Der Agrarjournalist Fabián Casas wirft der Regierung vor, einen falschen Interessengegensatz zu konstruieren. »Es geht nicht, wie Cristina behauptet, um Oligarchie gegen Regierung« erklärte er am Montag abend (Ortszeit) gegenueber jW. »Die Regierung hat die Zölle erhoben, um die Staatskasse zu füllen.« Auf der Strecke blieben die kleinen Produzenten. »Die waren es auch, die in den vergangenen zwei Wochen über 400 Straßensperren errichtet haben. Das waren nicht die Großbauern, die selbst mit den höheren Zöllen immer noch satte Gewinne einfahren, sondern kleine und mittlerer Agrarunternehmer, die um ihre Existenz fürchten.«

Es wird deshalb erwartet, daß Cristina Fernández de Kirchner bei ihrer Rückkehr nach Argentinien auf die Situa­tion der kleineren Produzenten eingeht. Laut Pressevorabmeldungen will sie eine Maßnahmenpaket verkünden, das Mittel in Höhe von insgesamt 1,5 Milliarden Peso (umgerechnet etwa 300 Millionen Euro) vorsieht. Inbegriffen sind Unterstützungsgelder und Subventionen für die nächste Erntesaison sowie Sonderentlastungen für Züchter und Milchproduzenten kleinerer Größenordnung. Damit hofft die bedrängte Regierung das von einem Großteil der Bauern geforderte erstes Zeichen guten Willens setzen zu können. An der Erhöhung der Exportzöllen freilich will sie festhalten. Von Timo Berger, Buenos Aires -  http://www.jungewelt.de/2008/04-09/059.php

achja:

fred 10.04.2008 - 08:10
Ich wusste gar nicht, dass auf indymedia jetzt Texte veröffentlicht werden, die sich für die Lobby einsetzen!!!
Der Streik ist ein Streik gieriger Großbauern!

Senora Kirchner will mit ihrem Programm den Kleinbauern helfen!

man man man

viele Facetten

Do 13.04.2008 - 21:28
Die Medienaufmerksamkeit geht sicherlich großteils auf die Manifestationen der mittelgrossen Soja-anbauer zurück, dennoch ist es nicht nur die Lobby, die sich widersetzt, sondern eben fast alle Agrarwirtschafter, wobei diese auf sehr unterschiedlich Weise von den neuen gesetzten getroffen sind; aber bei den streiks sind eben auch und zwar nicht gemeinsam sondern getrennt all die mittleren und kleinbauern für die, die neuen steuernsätze nicht nur einen geringeren Ertrag bedeuten sondern oft das Ende ihrer Existensmöglichkeit.
Ausserdem ist der Hintergrund der Streiks in Argentinien nicht nur Erhöhungen der Steuern; diese habe wohl das Fass zum überlaufen gebracht, aber es geht um viel mehr als nur gegen diese zu demonstrieren. Der Einzug der multinationalen Unternehmen seit den 90 Jahren mit ihrem Produktionskapital haben einerseits die Konkurrenzfähigkeit vieler traditioneller Bauern zu nicht gemacht andererseits die Produktionsvielfalt durch Monokulturen (in erster Line Soja) ersetzt. Die Bedürfnisse und Nachfrage auf dem internen Markt mussten weit hinter die Forderungen des Weltmarktes weichen. Auch viele Kleinbauern sind gezwungen genmanipulierten Soja anzubauen um überleben zu können, nur wie lang werden die Böden diese Art der Landwirtschaft mitmachen?! In diesem Sinne richten sich die Proteste eben nicht nur gegen die Exportsteuern sondern bringen den schon lange aufgenommenen Protest gegen ein komplettes Entwicklungssystem endlich ans Licht und in Öffentlichkeit.

?

tierr@ 14.04.2008 - 14:34
Wenn auch etwas spät... aber ich bedanke zunächst mal für
die Korrektur, da ich zugeben muss, dass ich nicht recht
konzentriert gearbeitet habe

Wieso dann ein an sich unkorrekter Artikel in der Mittelspalte
erscheint, verstehe ich nicht so recht,
aber scheint´s hat er inzwischen dazu getaugt, Klarheit
über das "Thema" zu schaffen

Werde in Zukunft nicht mehr "schnell mal" übersetzen
SORRY
tierr@

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