Nazi-Übergriff in Freiberg

recherche team fg 31.03.2008 18:30 Themen: Antifa
Naziübergriff am 30.3.08 im sächsischen Freiberg
Am 30.03. wurden kurz nach 0 Uhr fünf Jugendliche in der Silberhofstraße von einem gerichtsbekannten Neonazi angegriffen. Der bereits vorbestrafte beschimpfte einen der Jugendlichen mit den Worten „scheiß Zecke“ und schlug ihm mehrfach ins Gesicht. Die jungen Menschen konnten sich jedoch in die nahe gelegene Wohnung eines Bekannten flüchten und riefen die Polizei. Eine halbe Stunde später erschien der Angreifer und vier bis fünf mit Baseballschlägern bewaffneten Nazis vor der Wohnung, in welche die Jugendlichen geflüchtet waren. Die Betroffenen riefen ein weiteres Mal voller Panik die Polizei, während die Nazis begannen die Wohnungstür zu zertrümmern. Die Jugendlichen und der Wohnungsinhaber mussten durch einen Sprung aus dem Fenster flüchten (die Wohnung lag im Erdgeschoss). Die Nazis verfolgten anschließend die Flüchtenden durch die umliegenden Gartenanlagen, wobei zwei der Betroffenen sich verletzen. Einer der Jugendlichen wurde brutal mit einem Baseballschläger in den Rücken geschlagen. Die Polizei erschien als alles vorbei war und konnte die Täter nicht mehr stellen.
Die Zahl rechter Übergriffe hat in der Region Freiberg in den letzten Monaten stark zugenommen. Bereits am 8.12.07 wurde im Freiberger Stadtclub eine Schülerin von einem stadtbekannten Nazi gewürgt und geschlagen. Am 03.01. wurden am Abend mehrere Jugendliche in der Nähe des Schlossplatzes von Neonazis angegriffen. Wenige Tage später, am 09.01., versuchten ca. 8 bis 10 Nazis, darunter Mitglieder der örtlichen NPD, eine Veranstaltung mit dem Aussteigerprogramm „Exit“ zu stören. Der Polizei gelang es sie daran zu hindern. Am 11.01. schlugen ca. 8 Neonazis in einer Bar in der Nähe des Schlossplatzes drei alternativ aussehende Jugendliche zusammen. Die von ihnen gerufene Polizei, erschien nicht am Tatort. Am 07.03. hielten im Brand-Erbisdorfer Ortsteil Langenau 2 mit Nazis voll besetzte Autos neben einem Jugendlichen. Ihm wurde eine Bierflasche im Gesicht zerschlagen, die Täter konnten flüchten.
Dies ist sicher nur die Spitze des Eisbergs, denn die meisten Übergriffe werden erst gar nicht bekannt, da die Opfer kein Anzeige machen oder darüber schweigen. Sei es weil sie die Rache der Täter und Täterinnen fürchten oder weil sie Angst haben selber als Täter hingestellt zu werden
Viele der Geschädigten denken, dass ein Gang zur Polizei nicht viel bringt, weil sie fürchten nicht ernst genommen zu werden oder weil sie einen laschen Umgang mit den Tätern und Täterinnen durch die Behörden befürchten. Das diese Annahme begründet ist,zeigt sich zum Beispiel beim Umgang der Polizei und Staatsanwaltschaft mit den Strafverfahren gegen die Führungsmitglieder der Kameradschaft Sturm 34 aus Mittweida und die leichtfertigen Reaktionen der Freiberger Polizei auf telefonische Hilferufe. Auch der Umgang der Stadt mit Neonazis ist skandalös.
An der städtischen Ehrung zum Volkstrauertag im Jahr 2007 nahmen 16 Nazis teil. Sie waren äußerlich leicht erkennbar und legten schwarz-weiß-rot beflaggte Kränze nieder.
In einer Bürgerfragestunde während der Stadtratssitzung im Januar diesen Jahres befragte ein Bürger die Oberbürgermeisterin von Freiberg, Frau Dr. Uta Rentsch: „Bei einer Ehrung anlässlich des Volkstrauertags letzten Jahres nahmen 16 Neonazis teil. Ist das für sie Problematisch? Wollen sie auch in Zukunft weiter zusammen mit Nazis die Toten ehren? ... Erst gestern versuchten 5 bis 7 Nazis eine demokratische Veranstaltung zu stören, einer der Täter war auch bei der Ehrung dabei. Was plant die Stadt in Zukunft gegen Nazis zu unternehmen?“
Die Antwort war merkwürdig kurz. Sie lautete sinngemäß, „dass ja jeder an der Veranstaltung teilnehmen kann... Und die NPD säße ja auch im Stadtrat... Die Teilnehmer gaben keinen Anlass, dass man sie von der Veranstaltung hätte fernhalten müssen.“ Kein Wort der Distanzierung. Während am Volkstrauertag die Vertreter der Stadt und die Bürgermeisterin zusammen mit Nazis gedachten, suchte mensch erstere am 27. Januar, dem Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus vergeblich auf einer offiziellen Gedenkfeier.
Neonazistische Aktivitäten und Gewalt wird bisher in Freiberg nicht wirklich thematisiert, geschweige denn wahrgenommen. Das sich in letzter Zeit rechte Übergriffe häufen, Nazis versuchen demokratische Veranstaltungen zu stören, die Innenstadt mit ihren menschenverachtenden Plakaten und Aufklebern verunstaltet wird und sich in Gränitz, in einem Haus des ehemaligen NPD Vorsitzenden Günther Deckert, ein regionales Nazizentrum entwickelt, scheint die Mehrheit, der in Freiberg lebenden Menschen, nicht zu interessieren. Wann werden diese Probleme in Freiberg endlich ernst genommen und etwas dagegen unternommen?
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