Brühl: Antifademo erfolgreich!

Wat bin ich? 31.03.2008 16:04 Themen: Antifa
200 AntifaschistInnen beginnen Kampagne gegen „Autonome Nationalisten“ im Rheinland.
Am Freitagabend war es soweit, oder wie ein Markthändler es ausdrückte: „jetzt sin se da“. Ungefähr 200 AntifaschistInnen hatten sich auf dem Brühler Marktplatz versammelt um den Beginn der Kampagne "Faschismus ist nicht trendy! – 'Autonome Nationalisten' stoppen!" mitzuerleben.

„Antifa lässt sich nicht verbieten!“

Im Vorfeld des Kampagnenstarts wurden von Seiten der Stadt Brühl und der Polizei versucht antifaschistisches Engagement zu verbieten bzw. die Versammlungsleitung einzuschüchtern.So hatte der Brühler Bürgermeister Michael Kreuzberg (CDU) den eigentlich geplanten Infovortrag zweimal verbieten lassen und auch die Polizei versuchte mit diversen absurden Auflagen die Demonstration einzuschränken. So sollte der Gebrauch der Tonverstärkeranlage eingeschränkt werden, Flugblätter, die auf den Boden fallen, kostenpflichtig durch die Stadtreinigung entfernt werden, keine größeren Straßen gekreuzt werden, usw.Jedoch konnte die Versammlungsleitung mit Androhung eines Eilverfahren beim zuständigen Amtsgericht dahin wirken, dass alle Auflagen von der Polizei zurück genommen wurden.

Berichte zu den Verboten im Vorfeld:
Kampagneauftakt gegen Autonome Neonazis von CDU-Bürgermeister verboten
Rheinland: Kampagne gegen "autonome" Nazis

„Ob du auf der richtigen Seite steht’s, siehst du wenn das Licht ausgeht.“

Vor Beginn der Demonstration konnte die Polizei leider einen jungen Demonstrationsteilnehmer in Gewahrsam genommen. Insgesamt konnte aber auch dank des Ermittlungsausschusses weitere Repressionen von Seiten der Polizei verhindert werden.

Zudem hatten sich mehrer Nazigrüppchen in die Stadt verirrt, um wohl zu versuchen die Antifa-Demo anzugreifen. Hierzu kam es aber nicht, vielleicht hat auch die kleine Auseinandersetzung vor Beginn der Demonstration den Nazis schon gereicht. Schließlich sah man trotz zwei zu eins Überlegenheit, Bewaffnung mit Quarzhandschuhen und Flaschenwürfen nicht gut aus und mussten das Weite suchen.

Auf der Auftaktkundgebung hielt zunächst eine Genossin von der Veranstaltungscrew U500 einen Redebeitrag, der die Verbote durch den Bürgermeister thematisierte und dazu aufrief die „bürgerlichen Freiheitsrechte“ sich nicht so einfach nehmen zu lassen.

Danach folgte der gekürzte Vortrag „Neonazis in neuem Gewand“, welcher über die örtlichen Nazistrukturen sowie allgemein über „Autonome Nationalisten“ aufklärte. Viele PassantInnen des Marktplatzes blieben stehen um sich den Vortrag ebenfalls anzuhören.

Dann begann auch endlich die Demonstration, welche hauptsächlich durch den Innenstadt-Bereich und einige Wohngebiete von Brühl zog. Viele AnwohnerInnen schauten interessiert aus ihren Fenstern oder kamen sogar teilweise im Schlafanzug vor die Haustür um sich das Spektakel hautnah anzusehen. Einige Gespräche konnten geführt werden und über eintausend Broschüren der Kampagne wurden verteilt. Zudem wurden über ein dutzend Naziaufkleber die in der Nähe der Demoroute verklebt waren, erfolgreich entfernt.

Broschüre: „Neonazis in neuem Gewand“

Auf der Zwischenkundgebung wurde ein Redebeitrag der „Soli-Gruppe 10. April“ verlesen, der die Repression gegen AntifschistInnen kritisierte und dazu aufrief trotz alledem weiter gegen Nazis zu kämpfen.

Dann ging es nochmals durch ein Wohngebiet um dann nach einer doch recht langen Wegstrecke den Abschlusskundgebungsort zu erreichen. Ein letzter Redebeitrag bedankte sich nochmals bei allen TeilnehmerInnen und machte klar, dass weder Angriffe von Nazis noch irgendwelche Verbote die Kampagne davon abhalten werden, den Widerstand gegen die neofaschistischen Tendenzen voranzutreiben.

Insgesamt ist der Kampagnen-Auftakt gut gelungen und die Kampagne macht nächsten Mittwoch, den 1. April, in Köln halt, wo der Infovortrag in der Alten Feuerwache ab 20 Uhr zu hören sein wird.

Weitere Berichte zur Demo:
Scheppernde Musik und wütender Protest
Dokumentation: Demon in Brühl verlief friedlich
Demo in Brühl

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Ergänzungen

bilder!

fff 31.03.2008 - 16:29
scheint irgendwie oben nit geklappt zu haben

Die Festnahme

Black_Pullover 31.03.2008 - 20:05
Jah, eine festnahme gab es, wegen (angeblichem) verstoß gegen das Versammlungsgesetz (Der Antifaschist hatte eine Fahne dabei, die von der sich im Einsatz befindlichen Polizei aber wehement für einen Schlagstock gehalten wurde), daraufhin wurde dann bei der Durchsuchung jedoch auch noch eine Sturmhaube gefunden, wesshalb er warscheinlich dann auch "abgeführt" wurde (auf jede art von fixierungen wurde aber verzichtet).
Gegen 23:00 Uhr könnte der Antifaschist dann die Polizeiwache wieder verlassen.

Mit irgendwelchen gerrichtlichen Masnamen wird aber wohl nicht gerechnet.



MFG,
Black_Pullover

Scheppernde Musik und wütender Protest

ULI KREIKEBAUM, 30.03.08, 20:10h 01.04.2008 - 15:21
Brühl - Im Nachhinein, sagte ein Demonstrant, könne man Brühls Bürgermeister Michael Kreuzberg dankbar sein, den Organisatoren der „Kampagne gegen autonome Nationalisten“ städtische Räume verweigert zu haben. „So sind viel mehr Menschen auf uns aufmerksam geworden.“ Womit der junge Mann, der nicht genannt werden wollte („Wegen der Nazis. Nennen Sie mich Peter“), Recht hat: Der Tross samt Klein-Lkw und Musikanlage, der am Freitagabend, begleitet von einem beachtlichen Polizeiaufgebot, durch die Innenstadt zog, erinnerte in seiner ohrenbetäubenden Wirkung an eine Technoparade. Scheppernde Musik und wütende Protestrufe zogen viele Anwohner an Fenster und Haustüren. Die Fragezeichen in den Mienen verschwanden, sobald die Aktivisten Flugblätter und Hefte verteilten, in denen vor den Umtrieben der „autonomen Nationalisten“ und der „Aktionsgruppe Rheinland“ gewarnt wird.

Zu der Demonstration aufgerufen hatten linke Gruppen, darunter die Antifa. Wie üblich, wenn sehr links gegen extrem rechts protestiert (und umgekehrt), war das gegnerische Lager vor Ort - und die Polizei, die mit Teilen einer Hundertschaft und Kräften aus dem Kreis angerückt war - in Alarmbereitschaft. Im Vorfeld und während der Veranstaltung wurden gegen 26 potenzielle Störer Platzverweise ausgesprochen. Drei Personen, mutmaßlich aus dem rechten Spektrum, wurden in Gewahrsam genommen. Sie waren den Platzverweisen nicht nachgekommen. Eine Person wurde vorübergehend festgenommen, weil sie einen Schlagstock bei sich hatte.

Zu gravierenden Zusammenstößen, wie vom Einheizer auf dem Lkw immer wieder heraufbeschworen („Sammelt euch nach der Demo in Gruppen, um den Nazis eine passende Antwort geben zu können.“ „Wenn es zu Zusammenstößen mit der Polizei kommt, könnt ihr eine Hotline wählen, wir helfen euch.“), kam es nicht. Mit wütenden („Für die Freiheit, für das Leben, Nazis von der Straße fegen“), mitunter merkwürdigen („Nie wieder Deutschland“) und linksradikalen („Nieder mit Faschismus, für den Kommunismus“) Parolen zogen die jungen Menschen durch Brühl.

Als der Einheizer verkündete, dass „ein einsamer Nazi“ dem Zug folgt, wurde der Mann von einer Traube umringt und mit einer Schimpftirade belegt, bis er sich trollte. An Gedenkstätten wie jener für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus zogen die Demonstranten vorbei. Für den 8. Mai planen die Veranstalter eine Protestveranstaltung in Pulheim.

Polizeibericht

POL-REK 01.04.2008 - 21:46
28.03.2008 | 22:28 Uhr
POL-REK: Demonstration/Kundgebung in Brühl verlief friedlich

Brühl (ots) - Die Polizei des Rhein-Erft-Kreises war gut vorbereitet. Am Freitag (28. März) fand in der Brühler Innenstadt eine ordnungsgemäß angemeldete Demonstration und Kundgebung statt. Eine "Kampagne gegen autonome Nationalisten" wollte über neofaschistische Tendenzen aufklären. Das Konzept der Polizei ging auf. Mit gut ausgebildeten Kräften wurde die Veranstaltung geschützt. Gefährdungen wurden konsequent verhindert. Im Vorfeld der Veranstaltung und während der Veranstaltung mussten gegen 26 potenzielle Störer Platzverweise ausgesprochen werden. Drei Personen wurden in Gewahrsam genommen. Sie waren den Platzverweisen der Beamten nicht nachgekommen. Eine Person wurde vorübergehend festgenommen, weil sie einen Schlagstock bei sich hatte. Diese erwartet ein Strafverfahren wegen unerlaubten Waffenbesitzes.

Rückfragen bitte an:
Landrat Rhein-Erft-Kreis
Abteilung Gefahrenabwehr/Strafverfolgung
Abteilungsstab, Dezernat 3
Polizeipressestelle
Telefon: 02233- 52 - 3305
Fax: 02233- 52 - 3309
Mail:  dez3.bm@polizei.nrw.de

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