Walfangkrieg auf hoher See

Öko-Anarchist 29.03.2008 20:15 Themen: Weltweit Ökologie
Die Sea Shepherd Conservation Society ist eine militante Umweltschutzorganisation. Zur Zeit versucht Sea Shepherd im Südmeer in der Nähe der Antarktis den Walfang zu verhindern. Im Januar wurden Aktivisten von einem japanischen Schiff gefangengenommen und nach längeren Verhandlungen wieder freigelassen. Vor zwei Wochen gab es einen erneuten Zwischenfall bei dem die japanischen Küstenwache nach den Berichten der Organisation Blendgranaten warf und dabei auch scharf schoss.
Bereits zehn Schiffe versenkt

Die Sea Shepherd Conservation Society ist eine militante gemeinnützige nichtstaatliche Umweltschutzorganisation mit Sitz in Friday Harbor im US-Bundesstaat Washington, die sich besonders dem Schutz der Meere und dem Kampf gegen den Walfang, die Robbenjagd sowie gegen unverhältnismäßige Fischerei verschrieben hat. Die Organisation hat nach eigenen Angaben seit 1979 zehn Walfangschiffe versenkt. Wohl um die Publicity für die Organisation gering zu halten, gab es bis jetzt keinerlei Verurteilungen für diese Aktionen. Die Sea Shepherd Conservation Society legt Wert auf die Feststellung, dass bei keiner ihrer Aktionen Gewalt gegen Menschen eingesetzt wurde oder wird. 1978 kaufte die Sea Shepherd Conservation Society ihr erstes eigenes Schiff, einen Atlantiktrawler, der nach einem Umbau auf den Namen „Sea Shepherd“ getauft wurde. Damit wurde im Juli 1979 der illegal operierende Walfänger „Sierra“ gejagt und im Hafen von Leixões in Portugal gestellt und gerammt. Nach der Reparatur der „Sierra“ versenkten daraufhin am 6. Februar 1980 Sea-Shepherd-Aktivisten das Schiff im Hafen von Lissabon, welches daraufhin endgültig abgewrackt wurde.


Sicherheit zu See gefährdet

Die Internationale Walfangkommission (IWC) hatte zum Abschluss ihres dreitägigen Treffens in London die Aktionen von Walfanggegnern allgemein, gegen japanische Schiffe im Antarktischen Ozean gerügt. Diese gefährdeten die Sicherheit zu See, erklärte die Kommission am Samstag und nannte dabei vor Sea Shepherd. Diese und andere Tierschutzorganisationen hatten wiederholt Schiffe der japanischen Fangflotte attackiert. Mit einer spektakulären Aktion hatte Sea Shepherd auch in London gegen den Walfang protestiert. Ein Aktivist der Organisation kletterte am Donnerstag anlässlich des informellen Treffens der IWC auf die japanische Botschaft in der britischen Hauptstadt. Dort enthüllte er ein Plakat gegen Japans illegale Jagd auf Wale. Japan tötet jährlich bis zu 1.000 Wale in der Antarktis, vorgeblich zu wissenschaftlichen Zwecken. Kritiker werfen der Regierung in Tokio vor, kommerzielle Interessen unter dem Deckmantel der Forschung zu verfolgen. Denn das Fleisch der erlegten Tiere, das in Japan als Delikatesse gilt, wird verkauft. 1986 erließ die IWC, die Internationale Walfangkommission der UNO, ein generelles Walfangverbot, um die vom Aussterben bedrohten Wale zu schützen. Das Abkommen währte zehn Jahre, dann schuf Japan, die Walfang-Nation Nummer eins, neue Mehrheitsverhältnisse in der IWC - durch großzügige finanzielle "Zuwendungen" an Mitgliedsstaaten der IWC. Regelmäßig gehen Berichte von friedlichen Greenpeace-Protestaktionen durch die Medien. Aktivisten von Sea Shepherd versuchen, den Walfang aktiv zu stören.



Ehemaliges Greenpeace Mitglied als Gründer

Paul Watson, Jahrgang 1951, ist nicht nur der Kapitän des Schiffes, sondern war 1972 Mit-Begründer von Greenpeace und bis 1977 deren Vorsitzender. 1977 verließ Watson zusammen mit einigen anderen Gründungsmitgliedern Greenpeace, weil ihm die Organisation nach eigenen Aussagen zu passiv und ineffizient geworden war und gründete im selben Jahr die Sea Shepherd-Organisation, zu deren Vorsitzenden er seit der Gründung gehört. Die Schiffe von Sea Shepherd wenden Gewalt an, wenn die Walfänger illegal in internationalen Walfang-Schutzzonen jagen. In der Regel befinden sich viele Freiwillige an Bord, die auf eigene Kosten mitfahren. Sea Shepherd hatte im Januar in einer aufsehenerregenden Aktion ein anderes japanisches Schiff geentert, um den umstrittenen Walfang zu behindern. Zwei Aktivisten war es gelungen, auf eines der Walfangschiffe zu gelangen und dem Kapitän ein Protestschreiben gegen den Walfang zu übergeben. Die Aktivisten wurden gefangengenommen und zunächst nicht wieder freigelassen, sondern laut japanischer Info eingesperrt da ein betreten eines Schiffes einer anderen Nation in internationalen Gewässern nicht erlaubt sei. Laut Sea Shepherd wurden die 2 Crewmitglieder am Radarmast festgebunden, die japanische Fischereibehörde dementiert dieses. Die Lage spitzte sich gefährlich zu, bevor sie durch australische Vermittlung entschärft werden konnte und die beiden Aktivisten von der „Oceanic Viking“, ein von der Fischerei- und Zollverwaltung gechartertes Schiff, welches zur Überwachung in das Südpolarmeer entsandt wurde und sich in der Gegend befand, aufgenommen werden. Bereits einen Monat später hatten die Besatzungsmitglieder des Fabrikschiffes „Nisshin Maru“ die Umweltschützer mit Wasserschläuchen niedergespritzt.


Walfangkrieg auf hoher See

Die Situation eskaliert Anfang März im Südmeer in der Nähe der Antarktis erneut. Am Freitag, dem 7. März 2008, wurde Paul Watson während eines Zwischenfalls mit der japanischen Küstenwache von einer Kugel in die Brust getroffen. Die Kugel wurde von seiner Kevlar-Weste aufgehalten. Auch begann die japanische Küstenwache Blitzgranaten auf die Crew zu schießen. Sie wurden zunächst von den japanischen Behörden als „Warnkugeln“ bezeichneten, die laute Töne aussenden würden. Andere Crewmitglieder, die Australier Ashley Dunn und Ralph Lowe, erlitten Verletzungen. Dunn verletzte sich an der Hüfte, als er versuchte, einer explodierenden Granate auszuweichen. Lowe bekam Prellungen am Rücken ab, als eine der Blitzgranaten direkt hinter ihm explodierte. Die japanischen Behörden stritten ab, dass überhaupt gefeuert wurde und sagte erneut es seien „Warnutensilien“ auf ihr Schiff geworfen. Der Bericht von Sea Shepherd von einem Angriff wurde von japanischer Seite nicht bestätigt. Zuerst sagten die japanischen Behörden, es habe keine Schüsse gegeben. Von den Besatzungsmitgliedern des japanischen Schiffes sei ebenso niemand verletzt worden, diese Aussage änderte sich im Laufe der Tage. Nach Aussagen des japanischen Außenministeriums hatte die Küstenwache an Bord des Walfangschiffs einen "Baseball großen Gegenstand über Bord geworfen, der neben dem Schiff der Aktivisten explodierte und ein lautes Geräusch erzeugte".


Video lässt anderes vermuten

Die Sea Shepherd Umweltschutz Gesellschaft hatte jedoch ein Video auf ihrer Internetseite veröffentlicht, in dem ganz klar zu sehen war, dass Dinge vom Walfangschiff geworfen wurden und explodiert waren und aus Paul Watsons Weste eine Kugel sicher gestellt wurde. Australiens Außenminister Stephen Smith sagte, Japan habe ihm mitgeteilt, dass bei dem Zusammenstoss lediglich Signalmunition abgefeuert worden sei. Der Sinn dieser Notfallmittel bestehe darin, einen lauten Knall zu erzeugen, aber nicht zu verletzen. Die 33-köpfige Besatzung von Sea Shepherd habe eine Stunde lang die „Nisshin Maru“ mit Flaschen und Behältern beworfen, die an Bord zerplatzt seien, dabei sollen Buttersäure und Schmiermittel verwendet worden sein. Japanischen Angaben zufolge wurden dabei drei Menschen (zwei Männer der Küstenwache und ein Walfänger) verletzt, sie hätten Augenreizungen erlitten. Tokio bestellte die Botschafter Australiens und der Niederlande ein. Japan beabsichtigte offenbar, bei Australien (von wo das Schiff von Sea Shepherd ausgelaufen war) und den Niederlanden (wo es registriert ist) offiziell zu protestieren. Australien verurteile Aktionen, die zu Verletzungen führen könnten, erklärte Außenminister Stephen Smith. Paul Watson sagte, es habe sich um eine gewaltfreie Aktion mit biologischen „chemischen“ Waffen gehandelt. "Wir benutzen ausschließlich organische, ungiftige Materialien." Australien, das in der Walfang-Frage gegenüber Japan auf diplomatischen Kollisionskurs gegangen ist, forderte beide Seiten zur Zurückhaltung auf.


"Ocean-posing" von Greenpeace

Mit dieser Aktion sollte laut Paul Watson die Verarbeitung von Walen auf dem Fabrikschiff erschwert werden. Eine japanische Flottille befindet sich seit mehreren Wochen in antarktischen Gewässern. Sea Shepherd und Greenpeace versuchen, mit sehr unterschiedlichen Mitteln allerdings, den Japanern das so weit als möglich zu erschweren. Watson antwortet auf die Frage ob er es sinnvoll findet Walfangschiffe zu beschädigen im Gegensatz zu Greenpeace, das grundsätzlich gewaltfrei agiert: „Es war unsere Taktik, die die großen Zeitungsartikel in Japan ausgelöst und die Leute zum Nachdenken gebracht hat. Greenpeace kommt im Grunde jedes Jahr nur hier runter und betreibt "Ocean-posing". Sie ließen sich auf dem Meer fotografieren, nehmen 40 Millionen Dollar Spenden ein und mehr nicht. In dem interview mit der Taz im Januar diesen Jahres sagt Watson weiterhin: „Weil sie dieses großes Geschäft nicht gefährden wollen, kooperieren sie nicht mit uns. Denn sobald wir auftauchen, hört die Waljagd auf.“ In dem sagte er weiterhin:„Wenn die Japaner eine gefährdete Art, den Finnwal, in einem Walschutzgebiet jagen, verletzen sie damit das weltweite Walfangmoratorium und das australische Walschutzgebiet. Außerdem betanken sie ihre Schiffe in der australischen Antarktis-Schutzzone und betreiben dort wirtschaftliche Aktivitäten. Die Japaner handeln kriminell. Wir versuchen, gegen diese illegalen Aktivitäten vorzugehen.“


Elektronische Wanzen wiesen den Weg

Die „Nisshin Maru“, das Fabrikschiff der Fangflotte hatte laut Watson im Januar, beim Begleitschiff „Oriental Bluebird“ nachgetankt. Greenpeace habe es nicht verhindert, sondern nur Fotos gemacht. Tatsächlich wurden diese Fotos in Zeitschriften veröffentlicht. „Wir hätten es stoppen können“, sagt Watson in einem Interview, „denn die Japaner sind schon zweimal vor uns geflohen, als wir sie beim Tanken eingeholt haben. Greenpeace aber hat uns nicht verraten, wo das Tanken stattfand.“ In der Vergangenheit sei es wegen den Aktionen von Greenpeace zu Kollisionen von Schiffen gekommen, sagte jedoch Glenn Inwood vom Institut für Walforschung in Tokio. Die Greenpeace-Aktionen seien nach dem Völkerrecht illegal, sagte Inwood weiterhin und es sei an der Zeit, dass die Öffentlichkeit aufhöre, Greenpeace als Helden zu behandeln. Gegenüber den Japanern, die mit Tankschiffen ihre Flottille auf hoher See mit Treibstoff versorgen können, kämpfen Sea Shepherd und Greenpeace mit dem Problem, dass sie wegen beschränkter Treibstoffvorräte nur zeitlich begrenzte Einsätze leisten können, um die Walfänger bei ihrer Arbeit zu behindern. Darauf müssen ihre Schiffe an die Küste zurückkehren. Jedoch fanden beim letzten Mal die Öko-Piraten die Walfänger in den Weiten des antarktischen Ozeans überraschend schnell wieder. Angeblich war es den Aktivisten im Januar gelungen, auf dem Schiff, auf das sie gelangt waren, elektronische Wanzen zu placieren.


Video von Sea Shepherd:
 http://www.politube.org/show/478
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Ergänzungen

quellenangabe?

waffeleisen 29.03.2008 - 20:37
du hättest vielleicht noch quellen angeben können, wie beispielsweise die taz, von der du meines erachtens kopiert hast.

 http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/walschuetzer-tanken-walfaenger-jagen/?src=SE&cHash=d80334abcf

 http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/die-japaner-handeln-kriminell/?src=SE&cHash=c726031ea4

 http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/hitziger-walkampf-in-der-antarktis/?src=SE&cHash=fb6f3b98bc

 http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/japan-jagt-wieder-wale/?src=SE&cHash=c18c902d39

trotzdem vielen dank für den schönen bericht! in der taz sagte watson aus, dass sie mit ihrer militanz die japaner für viele tage hinderten wale zu töten

@ waffeleisen

Öko-Anarchist 29.03.2008 - 20:56
Danke

Trotzdem eine kleine Rechtfertigung meinerseits:

"In dem interview mit der Taz im Januar diesen Jahres sagt Watson weiterhin...(...)"

Da steht eindeutig etwas zu dem Taz Interview. Der Rest ist nicht aus der Taz sondern unmittelbar von den Seiten von Sea Shepherd, ein Teil der Daten ist auch aus Wikipedia

Ahoi!

Ergänzung

Öko-Anarchist 29.03.2008 - 21:01
PS: Die Bilder sind von der DPA, the institute of cetacean research, oder Sea Shepherd selbst. Mehr Infos auf englischsprachige Webseiten, meist Indymedia UK erhaltet ihr unter:

 http://www.indymedia.org/de/2008/03/902383.shtml

bis dann...

Hier noch ein paar Bilder...

Moi 29.03.2008 - 21:39
...auf denen zu sehen ist wie Greenpeace Aktivisten ebenso die Jagd stören, (klettern an einem Harpunenseil etc.) icrwhale.org wirft ihnen ebenso das Rammen von Schiffen vor. Die Fotos stammen von deren Internetseite.

Müll in den Weltmeeren

LORA München 30.03.2008 - 21:04
Ein Bericht über die Vermüllung unserer Meere, insbesondere durch Plastikabfall
 http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=21695

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