Thüringen: Nazigewalt spitzt sich zu

Antifaschistische Gruppe Südthüringen [AGST] 21.03.2008 20:27 Themen: Antifa
Die rechtsextreme NPD versucht sich hierzulande, wie auch bundesweit, als eine soziale und bürgernahe Partei zu etablieren. Immer wieder beteuern die Protagonist_innen von Gewalt keinen Gebrauch machen zu wollen. Die Anhänger und Sympathisanten der NPD prügeln sich derweil durch Thüringens Straßen. Die Nazi-Angriffe im ländlichen Bundesland häufen sich. Ein Jahr vor den Landtags- und Kommunalwahlen wollen die Neonazis wohl mit ihren politischen Gegner_innen aufräumen.
Faschistischer Mordversuch in Berga

In der Nacht vom 9. zum 10. Februar wurde im ostthüringischen Berga ein 19-jähriger Punk von einer Gruppe Neonazis attackiert und so schwer verletzt, dass er in ein künstliches Koma versetzt werden musste. Er verdankt sein Leben nach Koma und zweimaliger Reanimation einem Zufall und viel Glück. Die Polizei verschweigt den politischen Hintergrund des Angriffes, was laut Anna Schneider, Pressesprecherin, der Antifaschistischen Aktion Gera (AAG) kein Einzelfall ist. „Mit Verweis auf laufende Ermittlungen oder scheinbar unklare Tatmotive entpolitisiert die Polizeidirektion Gera seit Jahren Angriffe von Neonazis und betreibt Imagepflege für die Region.“, so die Antifaschistin.

Weitere Informationen zum Angriff auf das Leben eines Menschen in Berga, könnt ihr der Presseerklärung der Antifaschistischen Aktion Gera (AAG) entnehmen: KLICK

Neonazis jagen Linke durch Zella-Mehlis

Mit Schlagstöcken, Messer, Steinen und einer Schreckschusspistole bewaffnet, jagten mehrere Neonazis einige Linke am Freitag, dem 15. Februar durch die Südthüringer Kleinstadt Zella-Mehlis. Die Opfer trafen in einem Linienbus, der von Suhl nach Zella-Mehlis fuhr, auf die Neonazis. Um einem Angriff zu entgehen, stiegen die Punks eine Station eher aus, als geplant und beschlossen den Restweg zu laufen. In der Zwischenzeit riefen die Neonazis im Bus Verstärkung und attackierten ihre Opfer, wenige Minuten später auf Höhe des Rathauses. Die Punks ergriffen sofort die Flucht und glücklicherweise wurde niemand verletzt.

Mehr Infos zum Angriff gibt’s bei der Antifaschistischen Gruppe Südthüringen (AGST): KLICK

Weimar: Feindbild Gerberstraße

Immer wieder kam es in der vergangenen Monaten zu organisierten Angriffen auf Linke in Weimar. In der Nacht zum 9. März erreichte die Gewaltwelle der Faschist_innen in Weimar ihren vorläufigen Höhepunkt. 20 mit Knüppeln, Teleskopschlagstöcken und Zaunslatten bewaffnete Neonazis attackierten das autonome, soziokulturelle Zentrum, die Gerberstraße und verübten somit einen der schwersten Angriffe auf das Haus seit den 90er Jahren.
Die Neonazis bewarfen das Haus, seine Bewohner_innen und Besucher_innen mit Flaschen und Steinen und versuchten ins Haus einzudringen. Dabei wurden mehrere Menschen leicht und zwei Menschen so schwer verletzt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten.
Nur durch gemeinsame Gegenwehr konnten die Angreifer letztlich vertrieben werden.

Mehr Infos zum Angriff auf das autonome Zentrum in Weimar gibt’s bei der Autonomen Antifa Weimar (AAW): KLICK

Nazigewalt in Erfurt

Wer glaubt die Thüringer Landeshauptstadt, bliebe vom Naziterror verschont, der irrt. Hier sorgen rechte Hooligans immer wieder für brutale Angriffe auf Linke. Jene Hooligans sind es übrigens von denen sich die NPD ihre zahlreich gewordenen Kundgebungen, Infostände und Mahnwachen in Erfurt beschützen lässt.In der Nacht vom 14. auf den 15. März attackierten etwa zehn Neonazis eine Gruppe von fünf Personen. Laut einer Presseerklärung der Antifaschistischen Koordination Erfurt (AKE) erlitt ein Mensch einen schweren Kieferbruch und war mehrere Minuten bewusstlos. Dass er nicht an seiner eigenen Blutlache erstickte, ist einer couragierten Passantin zu verdanken. Eine weitere Person wurde verletzt.
Die Polizei weiß mal wieder nichts von einem politischen Hintergrund.
Einen Abend später wurde eine 16-jährige mit den Worten „Sieg heil, du Zeckenschlampe“ von mehreren Neonazis zusammengeschlagen. Erst als ein PKW hupend vorbei fuhr, ließen die Rechten ab. Schon eine Woche zuvor wurde eine Gruppe Punks von Neonazis bewaffnet mit Schlagringen attackiert.

Mehr Infos zur Zunahme rechter Gewalt in Erfurt gibt’s bei der Antifa-Gruppe AG17 aus Erfurt: KLICK

Nazihochburg Apolda

Am Abend des 14. März fand in Apolda eine Versammlung der Grünen Jugend statt. Eine Gruppe von Teilnehmenden wurde anschließend von Neonazis, die „Scheiß Antifa“ riefen, attackiert. Eine am Boden liegende und verletzte Person konnte sich erst losreißen, als neben dem Tatort ein Auto hielt, dessen Insassen, einen der Täter kannten. Der Mensch floh und ein couragierter Anwohner gewährte ihm Zuflucht, so, dass die Angreifer ihr Opfer vergeblich suchten.

Weitere Infos zum Angriff gibt’s bei der Antifa Gruppe Apolda (AGAP): KLICK

Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt!

Am vergangenen Samstag, dem 15. März fand auf dem Anger in Erfurt eine Soli-Kundgebung für das Opfer faschistischer Gewalt vom Vorabend statt. Anschließend demonstrierten ca. 50 Antifaschist_innen spontan vom Anger über den Wenigemarkt bis zum Domplatz. Mehr Infos und Bilder gibt’s bei Indymedia (KLICK) und AG17 Erfurt (KLICK).

In Weimar solidarisierten sich am Tag darauf ca. 200 Menschen mit dem autonomen Zentrum Gerberstraße und den Betroffenen faschistischer Gewalt. Einen Bericht und Bilder gibt’s bei Indy (KLICK).

Es ist und bleibt notwendig rechte Gewalt öffentlich zu machen, um den sich bieder gebenden Neonazis ihre Maske vom Gesicht zu reißen und ein gesellschaftliches Bewusstsein zu schaffen für die Gefahren, die von alten und neuen Nazis, ob in NPD, Kameradschaften oder unorganisiert ausgehen. Lassen wir die Angriffe der Faschist_innen auf unsere Strukturen und unser Leben nicht unbeantwortet. Wehrt euch gegen Nazi-Angriffe, unterstützt und verteidigt linksradikale Politik und Strukturen.

Kommt am 23. März nach Ohrdruf zum linksradikalen, antifaschistischen Block auf dem Ostermarsch:



Und am 05. April nach Weimar, den Aufmarsch der NPD stören, blockieren, sabotieren und bestenfalls verhindern:



Organisiert die antifaschistische Selbsthilfe!
Solidarität mit den Opfern rechter Gewalt!


Kontakt zu Antifa-Gruppen aus den betroffenen Städten/Regionen:

Berga/Gera: www.aag.antifa.net
Zella-Mehlis/Südthüringen: www.agst.antifa.net
Weimar: www.aaw.blogsport.de
Erfurt: www.ag17.antifa.net
Apolda: www.agap.antifa.net
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

"Faschistischer Mordversuch in Berga"

Elsterpiraten 22.03.2008 - 10:44
Ich finde es doch etwas zweifelhaft eine solche Zwischenüberschrift wie „Faschistischer Mordversuch in Berga“ zu wählen.
Dies klingt sehr nach Springer Presse, schon vor geraumer Zeit gab es die Mitteilung der Antifa Jena das der junge Mann aus Berga verstorben wäre. Unter der Überschrift „Nazi Mord in Berga“ konnte man auf der Seite der Antifa Jena eine kurze Mitteilung lesen.
Es hat den Antifaschisten aus dem Vogtland einige Mühen gekostet dies richtig zustellen.Der junge Mann war zu diesem Zeitpunkt noch am Leben und ist es zum Glück noch immer! Solche Populistischen Äußerungen helfen niemanden weiter, es schadet eher unserer Glaubwürdigkeit.

Nicht zu bestreiten ist, dass dies eine extrem brutale und schlimme Tat war und ist.


Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 14 Kommentare an

egal — ???

problem bei der antifa — hilfloser zuschauer

Boykottiert — ???

@Boykottiert — antifaschoist action

Ein Mordversuch ist ein Mordversuch — kein Kompromiss mit Indymedia

kritik an der kritik — elsterpiraten