200 Menschen solidarisch mit Gerberstraße

Rongkong Coma 19.03.2008 00:58 Themen: Antifa Freiräume
200 Menschen solidarisierten sich am vergangenen Sonntag durch eine lautstarke und entschlossene Demonstration mit dem soziokulturellen Zentrum Gerberstraße, welches am Wochenende zuvor Opfer eines Nazi-Angriffes geworden war.
Die Demonstration verlief von der Carl-August-Allee, vorbei an der Gerberstraße, durch die Innestadt und endete am Theaterplatz. Trotz Zwischen-Sprints und Rauch-Werk hielt sich die Polizei ausgesprochen zurück. Sie begleitete die Demonstration mit 6 Streifenpolizisten und die Kollegen vom BFE blieben in den Seitenstraßen versteckt.

Schon im Vorfeld der Demonstration hatte die Gerberstraße kritisiert, dass der Nazi-Angriff in der Weimarer Lokalpresse als Zuspitzung der Auseinandersetzung zwischen rechts und links verharmlost werde. So hieß es in einem Redebeitrag: „[...] Dabei ist das Motto „Rechte Gewalt benennen“ nicht zufällig gewählt. Es ist symptomatisch für die deutsche Presse, dass das Problem nach rechten Übergriffen nicht beim Namen genannt wird. In der Öffentlichkeit erscheint Nazigewalt als Randale, als Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Jugendbanden oder als Ergebnis einer Zuspitzung der Auseinandersetzung zwischen rechts und links. Dem wollen wir etwas eindeutiges entgegensetzen: Der Angriff auf die Gerberstraße ging von Neonazis aus und hatte einen ideologischen Hintergrund. Die Gerberstraße, die sich für Flüchtlinge und Migrant_innen einsetzt, die kontinuierlich antifaschistische Arbeit leistet und Raum für eine alternative Kultur bietet, ist nicht nur Nazis aus Weimar seit Langem ein Dorn im Auge. Des weiteren war der Angriff auf die Gerberstraße kein Einzelfall, sondern eingereiht in eine kontinuierliche Zuspitzung rechter Gewalt in Weimar. In Weimar schaffen Nazis Angsträume und das weit über angebliche Problembezirke hinaus. Natürlich darf es nun nicht dabei bleiben rechte Gewalt zu benennen. Wir müssen ihre Strukturen zerschlagen, ihre Aufmärsche verhindern und überall da eingreifen, wo Nazis auf sich aufmerksam machen. [...]“

Ein weiterer Redner gab einen Rückblick in die Antifa-Bewegung der neunziger, da die aktuellen Geschehnisse in Weimar und Thüringen fatal an den Beginn der neunziger Jahre erinnerten. In dem Redebeitrag hieß es: „[...] Mitte/ Ende der 90er Jahre war es gelungen in den größeren Städten die Nazis zurückzuschlagen. Das Konzept Antifa erlebte mit der Demonstration von 3000 Menschen in Saalfeld seinen Höhepunkt. Auf die sich anschließenden Fragen hatten wir keine Antworten mehr. Heute stehen wir vor einer neuen Situation in der nur ein Teil der alten Antworten richtig ist. Mit dem klassischen Antifa Konzept hatten wir an vermeintlicher Stärke gewonnen aber wir hatten auch verloren. Menschen denen mehr an Kreativität und Phantasie als an Kampf gelegen war, gingen weg. Viele Frauen die zurecht genervt waren vom mackerhaften Kriegergehabe verließen die Szene. Antifa Gruppen waren zu 90% von Männern dominiert. Sportlichkeit wurde wichtiger als politischer Durchblick. [...] Im Rückblick, der immer alles einfacher macht, stellten wir fest: Das Eingraben in unsere inhaltlichen Stellungen, das einmauern in Positionen die scheinbar keiner Erklärung mehr bedürfen, der Rückzug auf die eigene Gruppe, der Verlust der Kreativität, die fehlende Bereitschaft neue Wege zu suchen haben uns mehr geschadet als unsere individuelle kriegerische Entschlossenheit. Das ist kein Plädoyer gegen Entschiedenheit, im Gegenteil. Aber zu der notwendigen Härte unserer Entschiedenheit gehört auch immer wieder die Bereitschaft das wir uns erklären, das unsere Aktionen vermittelbar sind und als wichtigstes das wir niemals, niemals unsere Zärtlichkeit untereinander verlieren.“

In weiteren Redebeiträgen wurde sich mit anderen Betroffenen von Rechter Gewalt solidarisiert,, so wie dem Punk der in Berga ins Koma geprügelt wurde, mit den Antifas die in Pößneck und in Stuttgart von Nazis angegriffen wurden, mit dem Sama-Café in Berlin und dem Café „Move Ya“ welche von Nazis angegriffen worden waren.

Unterdessen mobilisieren die Weimarer Neonazis weiter für ihre Demonstration am 05. April. Nachdem sie ihr Kooperationsgespräch am 11. März überraschenderweise verschoben hatten, holten sie dies am vergangenen Montag nach. Es sieht nun so aus, als würden sich das Ordnungsamt und die Neonazis um den Verlauf der Demo-Route streiten. Das Ordnungsamt wird am Osterwochenende den Auflagenbescheid für die NPD-Demo herausgeben.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Volksfrontmedien in der Nähe der Demo

Coma 19.03.2008 - 01:17
Bevor die Demonstration sich in Richtung Innenstadt bewegte kreuzten einige Neonazis mit Kameras in der Nähe der Auftaktkundgebung auf. Dabei handelte es sich um die Kameraden der Volksfront-Medien, unter ihnen Kevin Schnipkoweit. Als sich einige Antifaschist_innen den Nazis näherten, namen die Nazis schmell reiß aus. Dass sich Volksfront-Medien für die Ereignisse in Weimar interessieren, spricht dafür dass die Nazi-Demo am 05.04. eine bundesweite Bedeutung für die Nazis hat. Es ist daher um so wichtiger diesen Aufmarsch zu verhindern.

Zusätzlich hatten versucht sich einige "Problemkinder"-Nazis der Kundgebung zu nähern. Sie wurden jedoch von der Polizei festgesetzt.

Bitte Namen zu den Fotos ergänzen!

Presse

Kong 19.03.2008 - 01:25
Gegen rechte Gewalt

Weimar. (tlz/kar) 16.03.2008 Die Menschen der Gerberstraße fühlen sich nicht verstanden. Nach dem Überfall auf das soziokulturelle Zentrum in der Nacht zum 8. März (TLZ berichtete) hält man das linke und rechte Lager für "rivalisierende Jugendbanden", sagte Mitorganisator Lukas (20). Dabei handelt es sich schlichtweg um rechte Gewalt, so Lukas weiter. An die 200 Teilnehmer zählte die Demo gestern nach Angaben der Veranstalter.

Ein anderer Demonstrant bezeichnet die Gerber einen Ort, der "Freiheit, sich zu entfalten". Er möchte aus Vorsicht seinen Namen nicht nennen. Erst einen Tag zuvor warfen drei Unbekannte einen Punk in die Ilm, als er sich von seinen Freunden entfernte, um sich im Gebüsch zu erleichtern. Wegen Unterkühlung sei er in die Klinik gekommen und am Abend dann wieder entlassen worden, berichtete er der TLZ.

Beim Weg vom Bahnhof zum Theaterplatz über die Gerberstraße kam es zu keinen Zwischenfällen. Der Bus der Gerberstraße versorgte die Aktivisten mit Rockmusik. und gegen rechte Gewalt.



Rechte Demo: NPD beharrt auf Kundgebung am Theaterplatz

Weimar. (tlz) 17.03.2008 Die NPD hat für ihre Demonstration eine Route akzeptiert, die zwar nicht durch die Innenstadt führt. Allerdings beharrt sie auf dem Theaterplatz als Kundgebungsort. Das erklärte jetzt das Rathaus nach einem ersten Kooperationsgespräch am Freitag. Ein Verbot der Demonstration - so wie es die Bündnisgrünen gefordert hatten - wird offenbar nicht erwogen. Die Route der NPD soll durch das Geviert zwischen Hermann-Brill-Platz, Schwanseestraße und Erfurter Straße führen. Ursprünglich war ein Marsch quer durch die gesamte Weimarer Innenstadt und damit auch durch die Schillerstraße vorgesehen. Die Stadtverwaltung wird nun unter der Leitung von Bürgermeister Christoph Schwind (CDU) bis zum Dienstag nach Ostern beschließen, welche Route auch unter sicherheitsrelevanten Erwägungen akzeptiert werden könne.

Zugtreffpunkte

Bahnfreund 19.03.2008 - 12:14
Zugtreffpunkte:

Berlin: Hbf 5:13 Uhr Gleis 14 -> 6:53 Uhr Magdeburg Gleis 8 -> 7:07 Uhr Gleis 4 -> Haale (Saale) 8:15 Uhr Gleis 8 -> 8:22 Uhr Gleis 9 -> Weimar 9:36 Uhr Gleis 3


Leipzig: Hbf 7:51 Uhr Gleis 13 -> Halle (Saale) 8:18 Uhr Gleis 10 -> 8:22 Uhr Gleis 9 -> Weimar 9:36 Uhr Gleis 3


Göttingen: Hbf 7:07 Uhr Gleis 8 -> Weimar 9:05 Uhr Gleis 2 (Erfurt Hbf 8:47 Uhr Gleis 2)


Dresden: Hbf 5:21 Uhr Gleis 10 -> Leipzig 7:03 Uhr Gleis 20 -> 7:51 Uhr Gleis 13 -> Haale (Saale) 8:18 Uhr Gleis 10 -> 8:22 Uhr Gleis 9 -> Weimar 9:36 Uhr Gleis 3


seit viele und entschlossen, den Nazis entgegenzutreten.

Am nächsten Tag

Gustavo 19.03.2008 - 15:31
Der NPD KV Weimar ließ es sich nicht nehmen, am nächsten Tag eine Flyer-Aktion in der Innenstadt zu machen. Vom Herderplatz über Thetaerplatz, SChillerstraße, Markt zurück zum Herderplatz liefen die Herren und versuchten ihren Müll unter die Leute zu bringen. Neben den KV-Vorsitzenden Jan Morgenroth waren noch Martin Rühlemann, Christian Hoppensack und Patrick Wieschke in ihren "schicken" NPD Jacken unterwegs. Begleitet vom Volksfrontmedien-Kameramann. Im weiteren Abstand folgte noch eine Gruppe von 10 Nazis (den einzigen den ich darunter kannte war "Rotbart") wahrscheinlich als Absicherung.

Solidarische Grüße
"Ohne Gerber wär hier echt nix los"

@hope...rotbart=

aufmerksame bürgerin 20.03.2008 - 01:39
also rotbart ist ein insider, er taucht auf und geht wieder,
wie ein mythos... ;)

Dieser Link führt zu einem Video der NPD, wo Michael Hubeny und ein weiterer Kamerad Flugblätter vor dem Arbeitsamt verteilen. Dort sieht mensch zwischenzeitlich eine komische Person durchs Bild laufen, mit einem roten Bart, diese person heißt "rotbart".

Wer Name oder Adresse zu dem Mythos hat bitte posten !

Danke im vorraus.

TLZ vom 20.03

Zeitungsfreund 20.03.2008 - 18:05
Akte beim Staatsanwalt

Weimar. (tlz/bük) Die Meldungen von Opfern rechtsextremer Gewalt haben in Thüringen in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen. Gestern schlug die Mobile Beratung in Thüringen (Mobit) Alarm und reiht den Überfall auf die Gerberstraße in der Nacht zum 9. März (TLZ berichtete) in die Vorfälle ein. Die Tat scheint aufgeklärt. Eine 200 Seiten starke Ermittlungsakte der Kripo Weimar liegt bei der Staatsanwaltschaft Erfurt.

"Wir ermitteln gegen elf namentlich bekannte Personen wegen Landfriedensbruchs", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Erfurt, Hannes Grünseisen. Die Tatverdächtigen seien der rechten Szene angehörig. Derzeit gehe seine Behörde davon aus, dass weitaus mehr Personen an dem Angriff beteiligt gewesen seien, weshalb Grünseisen weitere Details aussparte. Dass ein Stunden zuvor verprügelter Neonazi Auslöser des Überfalls war, wollte der Sprecher weder dementieren noch bestätigen. Angeblich sei ein dem rechten Spektrum zuzuordnender junger Mann in der Nähe des Atriums geschlagen worden. Obgleich stark betrunken, verfolgte er die Gruppe, die in Richtung Gerberstraße verschwand - und alarmierte dann über das Handy etwa 20 braune Kameraden. Diese trafen nach 2 Uhr in der Gerberstraße ein, brüllten lautstark Drohungen, rissen schließlich Zaunslatten aus dem Gartenzaun und schlugen später mit Teleskopschlagstöcken und Totschlägern zu.


Angesichts der Vorfälle in Weimar, aber auch in Erfurt ist es verwunderlich, warum die Stadt an einen friedlichen Verlauf der NPD-Demo glaubt und diese offenbar nicht verbietet. Zumal es offenbar Streit in der rechten Szene gibt, da gerade die freien Kameradschaften nicht einverstanden sind mit einem strengen Verhaltenskodex, denn die NPD für ihre Demo aufgestellt hat.

Die Stadt will direkt nach Ostern verkünden, welche Route der NPD sie akzeptiert.

19.03.2008

Mobiveranstaltung

BERLIN 21.03.2008 - 20:17
Am Montag dem 24.03 findet im Infoladen "Daneben" eine Mobiveranastaltung zum 5. April um 18 Uhr statt.


Weitere Termine für Mobiveranstaltungen sind:

Jena: 27.03. - 19:00 Uhr - Umweltbibliothek, Schillergässchen 5

Erfurt: 27.03. - 20:00 Uhr - Filler, Schillerstraße 44

Weimar: 28.03. - 19:00 Uhr - Gerberstraße 3

Naumburg: 29.03. - ??? - ????

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 2 Kommentare an

@mods — autor

Egall — Hope