Bericht aus Leipzig

medienguerilla 15.03.2008 16:42
Alles ruhig, ey ;-)
Die NPD hat alles richtig gemacht. So viel ist einzugestehen. Wir erinnern uns: In Leipzig tobt ein "Bandenkrieg": Kriminelle Ausländer terrorisieren friedliche Security-Unternehmen. Die Ausländer wollen unseren Kindern in den Discos Drogen verkaufen. Die Security-Unternehmen wollen dies verhindern. Heldenhaft gefährden sie das leibliche Wohl ihrer Mitarbeiter beim Versuch, die Ausländer - Südländer, für ihr Temperament bekannt! - abzuwehren.

Die NPD hatte für den 15. März eine Soli-Demo angemeldet: Marschieren gegen kriminelle Ausländer in Deutschland, für unser aller Wohl. Das ist doch okay, oder? Die Stadt hat die Demo dennoch verboten, wegen Baustellen und Buchmesse und so. Das war auch okay, sogar die NPD verstand es und sah von Einspruch ab. Das bringt ihr Pluspunkte, in der Presse wie in den Köpfen der anständigen Deutschen, die schon immer wussten: "Nichts gegen Ausländer, aber die sind doch irgendwie ..."

Blieb nur noch die Linke als Unsicherfaktor. Die Rechten wussten, auf die Linke wird Verlass sein, und blieben Daheeme. Auch die Polizei wusste es und zeigte mit 1500 Beamten (laut Presseberichten) Präsenz. Doch wo waren sie nun, die Linken, an denen es blieb, Leipzig in Schutt und Asche zu legen? (Wir wissen alle, die Stadt, dieses Sodom und Gomorrha, hätte es verdient!)

Für 9.30 Uhr war die erste Gegendemo angesetzt. Ich war spät dran, bewegte mich erst nach 13 Uhr vom Connewitzer Kreuz aus Richtung Innenstadt. Den Weg bis zum Leuschner Platz begleitete mich ein gutes Dutzend grünweißer Mannschaftswagen. Ich fühlte mich deswegen nicht sicher, im Gegenteil. Glücklicherweise schalteten sie auf dem Peterssteinweg die Martinshörner an und brausten über Rot davon.

Auch vor dem Redaktionsgebäude der Leipziger Volkszeitung waren schwarzgerüstete Polizisten aufmarschiert. Das erschien mir logisch, nahm doch die LVZ einmal mehr eine Hauptrolle in der Aufstachelung der Bevölkerung gegen Ausländer ein. Auch im Kriminalisieren des alternativen Stadtteils Connewitz glänzen die Kleingeister der LVZ-Lokalredaktion stets, ebenso wie sie sich für Videoüberwachung und härteres Eingreifen der Ordnungshüter gegen Linke stark machen. Daher wäre das Redaktionsgebäude ein denkbar angemessenes Ziel gewesen. Doch nicht das kleinste Rauchwölkchen stieg auf. Schade fast.

In der Innenstadt herrschte ausgelassene Einkaufstimmung - viel Polizeipräsenz, doch nur sehr wenige verdächtige Grüppchen. Einige Punks wurden kontrolliert. Ich trug Schwarz, Sonnenbrille und Handschuhe, doch die Grünen missachteten mich. Alles blieb ruhig. Auch die Linken ließen sich also nicht zum Sündenbock stempeln. Gut so.

Weniger schön wird sein, dass die Lokalpresse weiter hetzen wird. Sie wird weiterhin weitgehend verschweigen, dass die größten Kriminellen in diesem "Bandenkrieg" die von rechtsextremen Straftätern durchsetzten Security-Unternehmen Black Rainbow und LE Security sind. Auch die Rechten werden weiterhin versuchen, in Leipzig aufzumarschieren. Die Polizei wird weiterhin dort versagen, wo die wahren Schläger und Kriminellen sind, und weiter Schaueinsätze gegen Linke inszenieren.

Es ist und bleibt ein politisches und mediales Trauerspiel.
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Ergänzungen

@ johnny

AAS 15.03.2008 - 21:03
der 19-jährige punk, der in gerda zusammengeshclagen worden ist, kam aus einem club wo die türsteher von ner nazisecurity sind(sind sogar welche von den genannten glaub ich)

hat der was unternommen, als ein 19-jähriger anders-denkender so zusammengeschlagen wurde, dass er 2 mal reanimiert und in den künstlichen tiefschlaf versetzt werden musste???

da kann die lvz schreiben, was sie will
tatsache ist tatsache, zeitungsbericht bei lvz belibt zeitungsbericht bei lvz(also bullshit)

solidarität mi dem verletzten antifaschist

lg AAS

LVZ beurteilen

medienguerilla 15.03.2008 - 21:52
@ Johnny:

Glaub mir, ich kenne Blatt und Mitarbeiter seit über 20 Jahren. Unter Bernd Hilder und durch den Austausch der Leitung der Lokalredaktion ist noch einmal Vieles schlimmer geworden.

Die Demonstranten heute haben sich ausdrücklich gegen die Berichterstattung in der LVZ gewandt. Die LVZ berichtet nun:

"Zwei junge Frauen von der Grünen Jugend, die sich dem Ladenschlussbündnis angeschlossen hat, erklärten, warum sie an diesem sonnigen Samstagvormittag dabei sind. 'Wir wollen gegen rechte Gewalt demonstrieren.' Außerdem seien sie mit der öffentlichen Diskussion nach den Diskokrawallen vom vergangenen Wochenende unzufrieden. 'Das Gewaltpotenzial wird nicht in der Szene gesucht, sondern in der Herkunft der Menschen.'"

 http://www.lvz-online.de/aktuell/content/57380.html

Muss das noch kommentiert werden?

Es geht nicht einfach um Unzufriedenheit mit der "öffentlichen Diskussion". Es geht um die tonangebende Lokalpresse, die Ausländerhetze fördert.

Die friedliche Demo

Rike 16.03.2008 - 14:07
Ich kam gerade rechtzeitig zur Kleindemo. Die Antifa , und auch eineige Passanten mit Fahrrädern) liefen eingekesselt von der grün/blauen Schutzstaffel los. Über Lautsprecher wurde gute Musik z.B. von den Ärzten abgespielt, so konnte man den Demozug schon von weitem hören und sich nach Möglichkeit mit beteiligen. Ich hätte mir aber gewünscht, dass noch mehrere Titel von Rio Reiser und den Ton Steine Scherben abgespielt würden, da diese auch tolle politische Meinungen ausdrücken. Wir liefen mit den "Beschützern" vor und hinter uns, die sogar mit Motorrädern voranfuhren, die Straße entlang, wobei viele unnütz an der Seite standen. Später wurde sich dann friedlich hingesetzt, erzählt und gelacht. Eine freundliche Dame verkündete das ofizielle Ende der Demo, da schon immer mehr Grüppchen sich entfernten. Aber man fühlte sich immer noch beobachtet, da überall die grünen Polizen standen und aufpassten. Ich musste drei Straßen weiter laufen, weil mir immer gesagt wurde: "du kommst hier nicht durch" .
Die NPD und ihre Anhänger hielten sich aufällig dezent im Hintergrund zurück. Ab und zu sah ich welche, aber nur in der Ferne.
Um noch zu erwähnen wie besorgt die Polizei war: Sie machten an jeder Ecke Taschenkontrolle, nicht das ja jemand sein Taschenmesser mithatte. Ich wurde auch durchgecheckt, aber bei mir wurden keine Mänge gefunden - Zum Glück!

Ich hoffe bei der nächsten angekündigten Gegendemo werden mehrere Teilnehmer dabeisein!

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